Geiles Interview mit Kosovo-Ervin in der Sport-Bild:
Seit knapp einem Monat ist Ervin Skela arbeitslos. In diesem Interview spricht er über seine Situation und Fehler - und sein Aus beim FCK.
Von Ulrika Sickenberger.
Sport Bild: Herr Skela, die Bundesliga bereitet sich auf die neue Saison vor, und Sie müssen zuschauen. Bitter, oder?
Ervin Skela: Nicht nur bitter, das tut weh, sehr weh.
Wie kam es denn dazu?
In der Woche nach dem Abstieg kam der Trainer (Wolfgang Wolf; d. Red.) zu mir und sagte mir, dass es besser ist, wenn ich nicht länger beim FCK bleibe, weil ich hier einen schlechten Ruf und der Name Skela für die Fans ein rotes Tuch ist.
Wie bitte?
Ja, so ähnlich habe ich auch reagiert. Ich weiß, dass ich vergangene Saison nicht gut gespielt habe, dass meine Leistung zu Recht kritisiert wurde. Aber diese Kritik war nie so extrem, als dass ich das Gefühl hatte, die Leute mögen mich nicht.
Wie kommt Wolfgang Wolf auf diese Begründung?
Er sagte, er hätte viele E-Mails und Anrufe in diese Richtung bekommen, deshalb müsse er so reagieren. Es war ein sehr faires, ehrliches Gespräch, er selbst hat sich bei mir bedankt. Aber Fakt ist, man hat mir keinen neuen Vertrag angeboten. Dabei hatte ich damit gerechnet, dass der FCK mit mir auch in der 2- Liga plant. Ich wäre jedenfalls dazu bereit gewesen. Auch um den Fans zu zeigen, dass ich viel besser spielen kann als zuletzt.Tja, aber entweder passt ein Fußballer in eine Region, oder nicht. Und ich habe anscheinend nie in die Pfalz gepasst.
Mussten Sie in der Öffentlichkeit als Sündenbock herhalten?
Das weiß ich nicht. Aber es ist so, dass bis auf Halil (Altintop; d. Red.) und Bouba (Boubacar Sanogo; d. Red.) eigentlich alle weit unter Niveau gespielt haben, sonst wären wir nicht abgestiegen. Obwohl...
Ja?
Ich bin der Meinung, wenn der Trainerwechsel von Michael Henke zu Wolfgang Wolg eher passiert wäre, hätten wir den Abstieg vermieden. Aber das ist Schnee von gestern. Das Kapitel FCK ist zu.
Trotzdem: Was haben Sie gedacht, als Wolf Ihnen sagte, Sie seien ein rotes Tuch für die Fans?
Da fängt man schon an, sich seine Gedanken zu machen, das ist klar. Wenn einer sagt, so etwas lasse ihn kalt, dann lügt er. Und ich gerade erst in die Bundesliga gekommen wäre, hätte mich das noch mehr umgehauen. Aber jetzt ziehe ich eher meine Motivation daraus.
Wie das?
Es gibt mir noch einen extra Schub, ich will zeigen, dass sich viele ein falsches Bild von mir machen. Wissen Sie, als ich vor zehn Jahren nach Deutschland kam, sagten die Experten, der packt es hier eh nicht. Das war für mich Anreiz genug, ihnen zu beweisen, dass ich es sehr wohl schaffe. Und das habe ich. Ich weiß jetzt, dass ich in der Bundesliga bestehen kann. Egal wo ich war, ich war immer Stammspieler. So schlecht kann ich also nicht sein.
Dennoch haben Sie immer noch keinen neuen Verein.
Stimmt, und das kann ich nicht verstehen. Ich bin seit sieben Jahren hier im Profifußball und habe gegen Leute gespielt, die deutlich schlechter sind als ich. Und dann sieht man, dass die einen neuen Vertrag haben, während ich daheim sitze. Das schlägt aufs Gemüt. Wenn ich im vergangenen Jahr fast nicht gespielt hätte, dürfte ich nichts anderes erwarten. Aber nur einmal eine durchwachsene Leistung, und schon wirst du komplett vergessen - das ist schlimm. Plötzlich ist die Arbeit, die man bisher abgeliefert hat, nichts mehr wert.
Was ist das für ein Gefühl, arbeitslos zu sein?
Also ich will jetzt meine Lage nicht dramatisieren, verglichen mit anderen arbeitslosen Menschen geht es mir ja sehr, sehr gut. Aber natürlich macht man sich in jeder freien Minute seine Gedanken, grübelt: Wie kann das sein? Warum bekomme ich keinen neuen Verein? Bin ich ein Aussätziger? Bin ich mit den falschen Leuten zusammen? Habe ich etwas Falsches gesagt? Oder sollte ich mehr Lautsprecher und Showman sein, damit auf mich aufmerksam wird? Man fängt wirklich an, sich und alles andere infrage zu stellen. Dabei habe ich in meiner Karriere nur zwei entscheidende Fehler gemacht.
Welche?
Erstens, dass ich eine Zeit lang mit dem falschen Berater zusammen war (Fali Ramadani; d. Red.), zweitens, dass ich mich von dem verleiten ließ, im Frühjahr 2004 von Eintrach Frankfurt nach Leverkusen wechseln zu wollen. Alles schien bereits perfekt, und...
...dann kam die Absage von Leverkusen.
Ja, und ich stand plötzlich vor einem Scherbenhaufen. Eintracht hatte mir vorher auch ein neues Angebot gemacht, doch ich war zu stolz, zu dickköpfig, es anzunehmen. Viele Menschen haben seitdem von mir das Bild eines Abzockers, dabei stimmt das nicht. Für diese beiden Fehler zahle ich jetzt noch, denn es gibt keinen Tag, an dem ich nicht denke, dass es ein Fehler war, von der Eintracht wegzugehen.
Das klingt nach einem Bewerbungsversuch.
Nein, ist es aber nicht. Natürlich freue ich mich, dass es für die Eintrach so gut gelaufen ist, und ich habe immer noch sehr guten Kontakt zum Verein und den Spielern, aber nicht zu Herrn Funkel (Trainer; d. Red.).
Sie halten sich momentan beim Regionalliga-Aufsteiger FK Pirmasens fit.
Stimmt, Trainer Robert Jung lässt mich mittrainieren und macht mit mir zusätzlich vor oder nach dem Mannschaftstraining Sonderschichten für Kraft und Kondition. Er nimmt sich viel Zeit. Was er für mich tut, ist unbezahlbar, da bin ich ihm auf ewig dankbar.
Sie trainieren bei einem Drittligisten. Könnten Sie sich auch vorstellen, in der Regionalliga zu spielen?
Gegenfrage: Sie arbeiten bei Sport Bild. Würden Sie dann, wenn das Angebot einer albanischen Tageszeitung käme, dorthin wechseln? Um dann statt für 100.000 für 100 Leser zu schreiben?
Wohl eher nicht.
Sehen Sie, ich auch nicht. Aber die zweite Liga wäre immer ein Thema, wenn's vom Verein her passt. Doch ich habe in der Bundesliga schon so viel erreicht und weiß, dass ich noch mehr kann. Genau das will ich jetzt beweisen. Ich habe das Fußballspielen schließlich nicht verlernt.
Ohne die Smilies könnte man das Interview fehlinterpretieren!
Seit knapp einem Monat ist Ervin Skela arbeitslos. In diesem Interview spricht er über seine Situation und Fehler - und sein Aus beim FCK.
Von Ulrika Sickenberger.
Sport Bild: Herr Skela, die Bundesliga bereitet sich auf die neue Saison vor, und Sie müssen zuschauen. Bitter, oder?
Ervin Skela: Nicht nur bitter, das tut weh, sehr weh.
Wie kam es denn dazu?
In der Woche nach dem Abstieg kam der Trainer (Wolfgang Wolf; d. Red.) zu mir und sagte mir, dass es besser ist, wenn ich nicht länger beim FCK bleibe, weil ich hier einen schlechten Ruf und der Name Skela für die Fans ein rotes Tuch ist.
Wie bitte?
Ja, so ähnlich habe ich auch reagiert. Ich weiß, dass ich vergangene Saison nicht gut gespielt habe, dass meine Leistung zu Recht kritisiert wurde. Aber diese Kritik war nie so extrem, als dass ich das Gefühl hatte, die Leute mögen mich nicht.
Wie kommt Wolfgang Wolf auf diese Begründung?
Er sagte, er hätte viele E-Mails und Anrufe in diese Richtung bekommen, deshalb müsse er so reagieren. Es war ein sehr faires, ehrliches Gespräch, er selbst hat sich bei mir bedankt. Aber Fakt ist, man hat mir keinen neuen Vertrag angeboten. Dabei hatte ich damit gerechnet, dass der FCK mit mir auch in der 2- Liga plant. Ich wäre jedenfalls dazu bereit gewesen. Auch um den Fans zu zeigen, dass ich viel besser spielen kann als zuletzt.Tja, aber entweder passt ein Fußballer in eine Region, oder nicht. Und ich habe anscheinend nie in die Pfalz gepasst.
Mussten Sie in der Öffentlichkeit als Sündenbock herhalten?
Das weiß ich nicht. Aber es ist so, dass bis auf Halil (Altintop; d. Red.) und Bouba (Boubacar Sanogo; d. Red.) eigentlich alle weit unter Niveau gespielt haben, sonst wären wir nicht abgestiegen. Obwohl...
Ja?
Ich bin der Meinung, wenn der Trainerwechsel von Michael Henke zu Wolfgang Wolg eher passiert wäre, hätten wir den Abstieg vermieden. Aber das ist Schnee von gestern. Das Kapitel FCK ist zu.
Trotzdem: Was haben Sie gedacht, als Wolf Ihnen sagte, Sie seien ein rotes Tuch für die Fans?
Da fängt man schon an, sich seine Gedanken zu machen, das ist klar. Wenn einer sagt, so etwas lasse ihn kalt, dann lügt er. Und ich gerade erst in die Bundesliga gekommen wäre, hätte mich das noch mehr umgehauen. Aber jetzt ziehe ich eher meine Motivation daraus.
Wie das?
Es gibt mir noch einen extra Schub, ich will zeigen, dass sich viele ein falsches Bild von mir machen. Wissen Sie, als ich vor zehn Jahren nach Deutschland kam, sagten die Experten, der packt es hier eh nicht. Das war für mich Anreiz genug, ihnen zu beweisen, dass ich es sehr wohl schaffe. Und das habe ich. Ich weiß jetzt, dass ich in der Bundesliga bestehen kann. Egal wo ich war, ich war immer Stammspieler. So schlecht kann ich also nicht sein.
Dennoch haben Sie immer noch keinen neuen Verein.
Stimmt, und das kann ich nicht verstehen. Ich bin seit sieben Jahren hier im Profifußball und habe gegen Leute gespielt, die deutlich schlechter sind als ich. Und dann sieht man, dass die einen neuen Vertrag haben, während ich daheim sitze. Das schlägt aufs Gemüt. Wenn ich im vergangenen Jahr fast nicht gespielt hätte, dürfte ich nichts anderes erwarten. Aber nur einmal eine durchwachsene Leistung, und schon wirst du komplett vergessen - das ist schlimm. Plötzlich ist die Arbeit, die man bisher abgeliefert hat, nichts mehr wert.
Was ist das für ein Gefühl, arbeitslos zu sein?
Also ich will jetzt meine Lage nicht dramatisieren, verglichen mit anderen arbeitslosen Menschen geht es mir ja sehr, sehr gut. Aber natürlich macht man sich in jeder freien Minute seine Gedanken, grübelt: Wie kann das sein? Warum bekomme ich keinen neuen Verein? Bin ich ein Aussätziger? Bin ich mit den falschen Leuten zusammen? Habe ich etwas Falsches gesagt? Oder sollte ich mehr Lautsprecher und Showman sein, damit auf mich aufmerksam wird? Man fängt wirklich an, sich und alles andere infrage zu stellen. Dabei habe ich in meiner Karriere nur zwei entscheidende Fehler gemacht.
Welche?
Erstens, dass ich eine Zeit lang mit dem falschen Berater zusammen war (Fali Ramadani; d. Red.), zweitens, dass ich mich von dem verleiten ließ, im Frühjahr 2004 von Eintrach Frankfurt nach Leverkusen wechseln zu wollen. Alles schien bereits perfekt, und...
...dann kam die Absage von Leverkusen.
Ja, und ich stand plötzlich vor einem Scherbenhaufen. Eintracht hatte mir vorher auch ein neues Angebot gemacht, doch ich war zu stolz, zu dickköpfig, es anzunehmen. Viele Menschen haben seitdem von mir das Bild eines Abzockers, dabei stimmt das nicht. Für diese beiden Fehler zahle ich jetzt noch, denn es gibt keinen Tag, an dem ich nicht denke, dass es ein Fehler war, von der Eintracht wegzugehen.
Das klingt nach einem Bewerbungsversuch.
Nein, ist es aber nicht. Natürlich freue ich mich, dass es für die Eintrach so gut gelaufen ist, und ich habe immer noch sehr guten Kontakt zum Verein und den Spielern, aber nicht zu Herrn Funkel (Trainer; d. Red.).
Sie halten sich momentan beim Regionalliga-Aufsteiger FK Pirmasens fit.
Stimmt, Trainer Robert Jung lässt mich mittrainieren und macht mit mir zusätzlich vor oder nach dem Mannschaftstraining Sonderschichten für Kraft und Kondition. Er nimmt sich viel Zeit. Was er für mich tut, ist unbezahlbar, da bin ich ihm auf ewig dankbar.
Sie trainieren bei einem Drittligisten. Könnten Sie sich auch vorstellen, in der Regionalliga zu spielen?
Gegenfrage: Sie arbeiten bei Sport Bild. Würden Sie dann, wenn das Angebot einer albanischen Tageszeitung käme, dorthin wechseln? Um dann statt für 100.000 für 100 Leser zu schreiben?
Wohl eher nicht.
Sehen Sie, ich auch nicht. Aber die zweite Liga wäre immer ein Thema, wenn's vom Verein her passt. Doch ich habe in der Bundesliga schon so viel erreicht und weiß, dass ich noch mehr kann. Genau das will ich jetzt beweisen. Ich habe das Fußballspielen schließlich nicht verlernt.
Ohne die Smilies könnte man das Interview fehlinterpretieren!