Nach dem überaus erfolgreichen und so sicherlich nicht erwarteten Saisonstart von Energie Cottbus wird es Zeit für einen eigenen Bundesliga-Thread über den einzigen Club aus den neunen Bundesländern in der ersten Liga.
Was fiel bisher auf?
- Klar, Energie spielt nicht den schönsten Fußball. Aber das war auch nicht zu erwarten. Vor allem Stadion der Freundschaft zeigt man neben der notwendigen Härte, Energie muss über den Einsatz kommen, da die spielerischen Möglichkeiten logischerweise begrenzt sind, allerdings auch gut anzusehenden Kombinationsfußball sowie viel Drang zum Tor. Man macht dort weiter, wo man in der zweiten Liga aufgehört hat und zeigt das, was man kann. Man profitiert demnach nicht von einer schwachen Liga, sondern in erster Linie von dem bedingungslosen Ausreizen der eigenen Stärken.
- Man tritt auswärts nicht kopflos auf. Die Siege in Bochum und Aachen kamen nicht von ungefähr. Vor allem gegen die direkten Konkurrenten im Abstiegskampf gilt es taktisch gut auszusehen. Das war bei Energie bisher der Fall. Man lässt sich von den Gegner nicht deren Spiel aufdrängen, sondern stört frühzeitig und macht die Räume eng. Der Erfolg von Energie baut auf einer sicheren, kompakten Abwehr auf.
- In der Mannschaft stimmt ist. Wenn einer patzt, wird dieser nicht zum Sündenbock erklärt, sondern der Fehler zumindest gegenüber der Öffentlichkeit abgehakt. Man arbeite miteinander. Ein fester Stamm hat sich gebildet. Piplica strahlt ansonsten eine gewisse Ruhe sowie Abgeklärtheit aus und hät trotz einiger grober Patzer auch mal sogenannte Unhaltbare. McKenna und Mitreski werden den Bundesliga-Anforderungen mehr als gerecht, bilden ein wahres Abwehrbollwerk. Ziebig und da Silve bzw. Szelesi stehen sicher und erzeugen auch Druck nach vorne sowie sorgen für Gefahr bei den ruhenden Aktionen. Im Mittelfeld überzeugen Rost und Kukielka mit viel Kampf und harter Arbeit, Gunkel und Shao sowie vor allem Munteanu zeigen darüber hinaus noch gehobene spielerische Elemente und sorgen so für viel Torgefahr. Radu ist ebenfalls stets gefährlich und auch seine Sturmkollegen Küntzel, Kioyo und Baumgart sorgen meist für Unruhe. Die Kompaktheit der ersten Elf ist ein weiterer Grund es Erfolges.
- Der Zuschauerschnitt lässt noch Raum nach oben. Trotz des erfolgreichen Saisonstarts sind die Heimspiele von Energie nur selten ausverkauft. Das ist schade, aber leider wohl nicht zu ändern, bedenkt man die sozialen Probleme (hohe Arbeitslosenquote, sehr geringes durchschnittliches Einkommen etc.) in und um Cottbus.
- Die Energie-Fans leben den Fußball. Sicherlich anders als viele andere Fangruppen. Sie sind mit dem Herz dabei, aggressiv gegenüber Gegner und Schiedsrichter, keineswegs objektiv (was durchaus nachvollziehbar ist), aber alles noch im Rahmen des Erlaubten. Sonderlich negativ sind sie bisher weder daheim noch auswärts aufgefallen, das war vor Jahren mal anders.
Ganz entscheidend für den Erfolg ist auch, dass die Neuzugänge eingeschlagen und schnell den Geist der Aufstiegself verinnerlicht haben. Allen voran ein Rumäbe, der die Bundesliga wie einst sein Namensvetter Dorinel mehr als nur bereichert:
Schnäppchen mit Köpfchen
Gerade einmal 200000 Euro hat er gekostet - und liegt mit fünf Saisontreffern bislang an der Spitze der Torjägerliste: Vlad Munteanu wechselte zu Beginn der Spielzeit von Dinamo Bukarest zu Energie Cottbus. Trotz des verschossenen Elfmeters im Spiel gegen Hertha BSC (2:0) am vergangenen Samstag ist der 25-jährige Rumäne für die Lausitzer eine Investition, die sich bislang mehr als gelohnt hat.
Wenn Steffen Heidrich an sein erstes Gespräch mit Vlad Munteanu denkt, huscht ihm ein Lächeln über die Lippen. "Vlad", so der Manager von Energie Cottbus, "ist ein intelligentes Bürschchen." Denn bei den Verhandlungen im Sommer ging es nicht nur um Details seines Vertrages, sondern auch um die Zeit nach der Spielerkarriere Munteanus. Der Rumäne, gerade einmal 25 Jahre alt, weiß genau, wie seine Zukunft einmal ausschauen soll. Er wird dem Fußball treu bleiben und in seiner Heimat als Manager arbeiten. "Ich hoffe, ich kann mir von Steffen einiges abschauen", sagt Munteanu - und vielleicht ist es diese Zielstrebigkeit, die ihn auszeichnet.
Mit fünf Toren in den ersten acht Bundesligaspielen katapultierte sich der Mittelfeldspieler in den überregionalen Fokus. Trotzdem behauptet Heidrich "ist er gerade einmal bei 70 bis 80 Prozent seines Leistungsvermögens angekommen". Das verspricht noch einiges für die 200000 Euro, die Munteanu im Juni gekostet hat. Wenig Geld für einen Spieler solcher Qualität, könnte man meinen. Ein Schnäppchen? War er nicht, betont zumindest Trainer Petrik Sander. "Wir mussten lange überlegen, das ist sehr viel Geld für uns."
Dass Munteanu überhaupt den Weg in die Lausitz fand, ist Vasile Miriuta zu verdanken. Der frühere Cottbuser Regisseur ist mittlerweile als Spielerberater und Energie-Scout tätig. Von ihm kam der Tipp. Munteanu zögerte keine Sekunde: "Ich hatte sechs Jahre bei Dinamo Bukarest gespielt. Mir war bewusst, da kommt nicht mehr viel." Zwei Meisterschaften und drei Pokalsiege holte er mit dem rumänischen Hauptstadtklub, der Lockruf aus Cottbus kam gerade recht. Und als ihm Sergiu Radu von Energie vorschwärmte, war die Entscheidung schnell getroffen.
Mit Radu, im vergangenen Jahr gleichfalls von Miriuta vermittelt, spielte Munteanu im Frühjahr 2005 gemeinsam bei National Bukarest, beide sind nun auch in Cottbus Nachbarn. Radu: "Als der Klub Vlad geholt hat, war ich mir sicher, dass er uns zu einhundert Prozent verstärken wird."
"Sergiu hilft mir sehr, wegen ihm habe ich mich schnell integrieren können", sagt Munteanu. Privat wie sportlich. Erstaunlich ist, dass ihm so schnell fünf Tore gelungen sind. Denn seine bisherige Bestmarke datiert aus der Saison 2001/02, in der er für Dinamo ebenfalls fünf Tore erzielte.
So richtig hat Munteanu, der als Hobbys Tennis und Reisen angibt, keine Erklärung für diesen Lauf. "Es gibt kein Geheimnis. Mittelfeldspieler sind eben auch dafür da, Tore zu erzielen." Standards sind seine Spezialität, Flanken gehören zu seinen Stärken. Und das mit links. Hinzu gesellt sich eine gute Technik. Fertig ist das Erfolgsrezept.
Sein Vater Ioan, Spitzname Gogu, war im Übrigen auch Fußballer, der es immerhin zu ein paar Einsätzen in der Olympiaauswahl brachte. Vlad kann bislang einen Einsatz im A-Team vorweisen. Im August 2002 spielte er für zwölf Minuten in Constanta gegen Griechenland (0:1). Das wars. Das Thema Nationalmannschaft behandelt er relaxed. Natürlich sind seine Tore in Rumänien registriert worden, sagt er, "doch zunächst war der Start in die Bundesliga wichtig für mich".
Und parallel kann er an seiner beruflichen Zukunft arbeiten. Im Januar will Munteanu sein Sportmanager-Studium (Fernstudium in Rumänien) beendet haben. Alles das, was er momentan mitbekommt, soll dem rumänischen Fußball irgendwann einmal zugutekommen. Italienisch, Französisch und Englisch sind die Fremdsprachen, die er beherrscht. Stück für Stück kommt Deutsch hinzu. Manager Heidrich: "Obwohl er keinen Sprachlehrer bekommen hat, spricht er schon recht gut deutsch. Er weiß eben, was er zu machen hat."
Quelle: kicker.de
Energie wird (hoffentlich) bis zum Ende der Saison gegen den Abstieg kämpfen. Mehr und nichts anderes lässt der Kader, der neben Aachen und Mainz sicherlich am schwächsten besetzt ist, zu. Und auch wenn der Kampf letztlich verloren würde, wäre das zwar schade, vor allem wenn man die Voraussetzungen bei dem Club aus der Lausitz bedenkt, aber kein Weltuntergang. Vlad Muntenau wird man allerdings so oder so in der nächsten Saison weiterhin in der ersten Liga spielen sehen. Denn die Klasse, um sich auch bei anderen Bundesligisten durchzusetzen, hat er allemal.
Was fiel bisher auf?
- Klar, Energie spielt nicht den schönsten Fußball. Aber das war auch nicht zu erwarten. Vor allem Stadion der Freundschaft zeigt man neben der notwendigen Härte, Energie muss über den Einsatz kommen, da die spielerischen Möglichkeiten logischerweise begrenzt sind, allerdings auch gut anzusehenden Kombinationsfußball sowie viel Drang zum Tor. Man macht dort weiter, wo man in der zweiten Liga aufgehört hat und zeigt das, was man kann. Man profitiert demnach nicht von einer schwachen Liga, sondern in erster Linie von dem bedingungslosen Ausreizen der eigenen Stärken.
- Man tritt auswärts nicht kopflos auf. Die Siege in Bochum und Aachen kamen nicht von ungefähr. Vor allem gegen die direkten Konkurrenten im Abstiegskampf gilt es taktisch gut auszusehen. Das war bei Energie bisher der Fall. Man lässt sich von den Gegner nicht deren Spiel aufdrängen, sondern stört frühzeitig und macht die Räume eng. Der Erfolg von Energie baut auf einer sicheren, kompakten Abwehr auf.
- In der Mannschaft stimmt ist. Wenn einer patzt, wird dieser nicht zum Sündenbock erklärt, sondern der Fehler zumindest gegenüber der Öffentlichkeit abgehakt. Man arbeite miteinander. Ein fester Stamm hat sich gebildet. Piplica strahlt ansonsten eine gewisse Ruhe sowie Abgeklärtheit aus und hät trotz einiger grober Patzer auch mal sogenannte Unhaltbare. McKenna und Mitreski werden den Bundesliga-Anforderungen mehr als gerecht, bilden ein wahres Abwehrbollwerk. Ziebig und da Silve bzw. Szelesi stehen sicher und erzeugen auch Druck nach vorne sowie sorgen für Gefahr bei den ruhenden Aktionen. Im Mittelfeld überzeugen Rost und Kukielka mit viel Kampf und harter Arbeit, Gunkel und Shao sowie vor allem Munteanu zeigen darüber hinaus noch gehobene spielerische Elemente und sorgen so für viel Torgefahr. Radu ist ebenfalls stets gefährlich und auch seine Sturmkollegen Küntzel, Kioyo und Baumgart sorgen meist für Unruhe. Die Kompaktheit der ersten Elf ist ein weiterer Grund es Erfolges.
- Der Zuschauerschnitt lässt noch Raum nach oben. Trotz des erfolgreichen Saisonstarts sind die Heimspiele von Energie nur selten ausverkauft. Das ist schade, aber leider wohl nicht zu ändern, bedenkt man die sozialen Probleme (hohe Arbeitslosenquote, sehr geringes durchschnittliches Einkommen etc.) in und um Cottbus.
- Die Energie-Fans leben den Fußball. Sicherlich anders als viele andere Fangruppen. Sie sind mit dem Herz dabei, aggressiv gegenüber Gegner und Schiedsrichter, keineswegs objektiv (was durchaus nachvollziehbar ist), aber alles noch im Rahmen des Erlaubten. Sonderlich negativ sind sie bisher weder daheim noch auswärts aufgefallen, das war vor Jahren mal anders.
Ganz entscheidend für den Erfolg ist auch, dass die Neuzugänge eingeschlagen und schnell den Geist der Aufstiegself verinnerlicht haben. Allen voran ein Rumäbe, der die Bundesliga wie einst sein Namensvetter Dorinel mehr als nur bereichert:
Schnäppchen mit Köpfchen
Gerade einmal 200000 Euro hat er gekostet - und liegt mit fünf Saisontreffern bislang an der Spitze der Torjägerliste: Vlad Munteanu wechselte zu Beginn der Spielzeit von Dinamo Bukarest zu Energie Cottbus. Trotz des verschossenen Elfmeters im Spiel gegen Hertha BSC (2:0) am vergangenen Samstag ist der 25-jährige Rumäne für die Lausitzer eine Investition, die sich bislang mehr als gelohnt hat.
Wenn Steffen Heidrich an sein erstes Gespräch mit Vlad Munteanu denkt, huscht ihm ein Lächeln über die Lippen. "Vlad", so der Manager von Energie Cottbus, "ist ein intelligentes Bürschchen." Denn bei den Verhandlungen im Sommer ging es nicht nur um Details seines Vertrages, sondern auch um die Zeit nach der Spielerkarriere Munteanus. Der Rumäne, gerade einmal 25 Jahre alt, weiß genau, wie seine Zukunft einmal ausschauen soll. Er wird dem Fußball treu bleiben und in seiner Heimat als Manager arbeiten. "Ich hoffe, ich kann mir von Steffen einiges abschauen", sagt Munteanu - und vielleicht ist es diese Zielstrebigkeit, die ihn auszeichnet.
Mit fünf Toren in den ersten acht Bundesligaspielen katapultierte sich der Mittelfeldspieler in den überregionalen Fokus. Trotzdem behauptet Heidrich "ist er gerade einmal bei 70 bis 80 Prozent seines Leistungsvermögens angekommen". Das verspricht noch einiges für die 200000 Euro, die Munteanu im Juni gekostet hat. Wenig Geld für einen Spieler solcher Qualität, könnte man meinen. Ein Schnäppchen? War er nicht, betont zumindest Trainer Petrik Sander. "Wir mussten lange überlegen, das ist sehr viel Geld für uns."
Dass Munteanu überhaupt den Weg in die Lausitz fand, ist Vasile Miriuta zu verdanken. Der frühere Cottbuser Regisseur ist mittlerweile als Spielerberater und Energie-Scout tätig. Von ihm kam der Tipp. Munteanu zögerte keine Sekunde: "Ich hatte sechs Jahre bei Dinamo Bukarest gespielt. Mir war bewusst, da kommt nicht mehr viel." Zwei Meisterschaften und drei Pokalsiege holte er mit dem rumänischen Hauptstadtklub, der Lockruf aus Cottbus kam gerade recht. Und als ihm Sergiu Radu von Energie vorschwärmte, war die Entscheidung schnell getroffen.
Mit Radu, im vergangenen Jahr gleichfalls von Miriuta vermittelt, spielte Munteanu im Frühjahr 2005 gemeinsam bei National Bukarest, beide sind nun auch in Cottbus Nachbarn. Radu: "Als der Klub Vlad geholt hat, war ich mir sicher, dass er uns zu einhundert Prozent verstärken wird."
"Sergiu hilft mir sehr, wegen ihm habe ich mich schnell integrieren können", sagt Munteanu. Privat wie sportlich. Erstaunlich ist, dass ihm so schnell fünf Tore gelungen sind. Denn seine bisherige Bestmarke datiert aus der Saison 2001/02, in der er für Dinamo ebenfalls fünf Tore erzielte.
So richtig hat Munteanu, der als Hobbys Tennis und Reisen angibt, keine Erklärung für diesen Lauf. "Es gibt kein Geheimnis. Mittelfeldspieler sind eben auch dafür da, Tore zu erzielen." Standards sind seine Spezialität, Flanken gehören zu seinen Stärken. Und das mit links. Hinzu gesellt sich eine gute Technik. Fertig ist das Erfolgsrezept.
Sein Vater Ioan, Spitzname Gogu, war im Übrigen auch Fußballer, der es immerhin zu ein paar Einsätzen in der Olympiaauswahl brachte. Vlad kann bislang einen Einsatz im A-Team vorweisen. Im August 2002 spielte er für zwölf Minuten in Constanta gegen Griechenland (0:1). Das wars. Das Thema Nationalmannschaft behandelt er relaxed. Natürlich sind seine Tore in Rumänien registriert worden, sagt er, "doch zunächst war der Start in die Bundesliga wichtig für mich".
Und parallel kann er an seiner beruflichen Zukunft arbeiten. Im Januar will Munteanu sein Sportmanager-Studium (Fernstudium in Rumänien) beendet haben. Alles das, was er momentan mitbekommt, soll dem rumänischen Fußball irgendwann einmal zugutekommen. Italienisch, Französisch und Englisch sind die Fremdsprachen, die er beherrscht. Stück für Stück kommt Deutsch hinzu. Manager Heidrich: "Obwohl er keinen Sprachlehrer bekommen hat, spricht er schon recht gut deutsch. Er weiß eben, was er zu machen hat."
Quelle: kicker.de
Energie wird (hoffentlich) bis zum Ende der Saison gegen den Abstieg kämpfen. Mehr und nichts anderes lässt der Kader, der neben Aachen und Mainz sicherlich am schwächsten besetzt ist, zu. Und auch wenn der Kampf letztlich verloren würde, wäre das zwar schade, vor allem wenn man die Voraussetzungen bei dem Club aus der Lausitz bedenkt, aber kein Weltuntergang. Vlad Muntenau wird man allerdings so oder so in der nächsten Saison weiterhin in der ersten Liga spielen sehen. Denn die Klasse, um sich auch bei anderen Bundesligisten durchzusetzen, hat er allemal.