Toppmöller der neue starke Mann beim FCK
FUSSBALL: Klaus Toppmöller ab sofort im FCK-Aufsichtsrat - Direkter Vorgesetzter von Trainer und Sportdirektor
KAISERSLAUTERN (zkk). Geburtstagsgeschenk für Kjetil Rekdal: Der Trainer des 1. FC Kaiserslautern feierte gestern seinen 39. Geburtstag und bekommt einen neuen Chef: Klaus Toppmöller (56), der ehemalige Nationalspieler und Torjäger, kehrt als Aufsichtsratsmitglied zum FCK zurück und wird direkter Vorgesetzter von Trainer und Sportdirektor.
„Klaus Toppmöller hat das alleinige Sagen im sportlichen Bereich", bestätigte FCK-Aufsichtsratschef Dieter Buchholz die Berufung Toppmöllers. Die Jahreshauptversammlung muss die Entscheidung am 14. Dezember bestätigen. Vereinschef Erwin Göbel rechnet mit großer Zustimmung für das „Retter-Modell". Die Zusammenarbeit läuft zunächst bis 30. Juni 2008. „Ehrenamtlich, ohne Bezahlung", versicherte Toppmöller, der sich als „FCK"ler durch und durch" sieht.
„Ich bin stolz, dass ich dem FCK helfen kann", sagte Toppmöller am Ende des gestrigen Krisengipfels. Als Stürmer hatte Toppmöller zwischen 1972 und 1980 in 204 Bundesligaspielen 108 Tore geschossen, nun soll und will der ehemalige Nationalspieler helfen, den FCK vor dem Untergang zu bewahren. Toppmöller war um 16.13 Uhr ins Fritz-Walter-Stadion gerollt, um 18.41 Uhr war seine Berufung als Berater des Aufsichsrates mit voller Kompetenz klar. Toppmöller hat seine Bedingungen für eine Mitarbeit voll und ganz durchgesetzt. Er sitzt im Kontrollgremium, ist aber kraft Amtes Sportchef des abstiegsgefährdeten Zweit-Bundesligisten.
„Aufsichtsrat und Vorstand arbeiten sehr eng zusammen", erläuterte Erwin Göbel den fließenden Übergang der Gremien, das Miteinander von operativem Geschäft und Kontrollgremium.
Darin solle Toppmöller mit seiner Erfahrung und seinen internationalen Kontakten eine entscheidende Rolle zur Rettung des FCK spielen. Der erfahrene Bundesliga-Trainer soll sein Wissen einbringen, um den Abstieg in die Dritte Liga zu vermeiden.
„Es geht nicht um Personen, es geht nur um den FCK", sagte Toppmöller, der im Vorfeld der Gespräche immer wieder erzählt hatte, dass er schon von Kindesbeinen an FCK-Fan gewesen sei. „Der FCK, das ist mein Verein, das war er schon immer und das wird er immer bleiben. Hier bin ich mit Herzblut dabei. Ich helfe ehrenamtlich, ohne Bezahlung, weil dieser Verein nicht absteigen, nicht sterben darf", hatte Toppmöller im Vorfeld gegenüber der RHEINPFALZ erklärt.
„Es geht darum, in Zusammenarbeit mit dem Aufsichtsrat und dem Vorstand den Abstieg zu vermeiden", propagierte Toppmöller den Schulterschluss. „Ich hoffe, dass die Fans der Mannschaft und dem Verein den Rücken stärken", erwartet Toppmöller von seinem Ja zur Zusammenarbeit auch ein Signal zum Aufbruch in eine bessere Zukunft: „Wir müssen eine Einheit bilden. Nur gemeinsam sind wir stark!"
Vorstand und Aufsichtsrat wollen nach der Einigung mit „Retter" Toppmöller nun die Rollenverteilung mit Cheftrainer und Sportdirektor abklären. Gespräche mit Toppmöller, Rekdal und Schjönberg sollen folgen. Da „Toppi" Trainer der Nationalelf Georgiens bleibt, sieht Göbel ausreichend Arbeit auch für Schjönberg. „Es geht nicht um persönliche Eitelkeiten, es geht um den FCK", unterstrich der Vorstandsvorsitzende.
Die Irritationen und Dissonanzen, die sich zwischen Toppmöller und den Mandatsträgern im Vorfeld des Krisengipfels abspielten, sieht Erwin Göbel nach einem „fruchtbaren Gespräch" ausgeräumt. Man hätte bessergleich miteinander als übereinander reden sollen.
Klaus Toppmöller solle mit seiner Erfahrung helfen, die „Qualitätsspieler" nach Kaiserslautern zu holen, die die Mannschaft verstärken und retten könnten. „Ich bin froh, dass wir eine gemeinsame Lösung finden konnten", bekannte Göbel.
Aufsichtsratschef Dieter Buchholz setzt auf das Miteinander. Toppmöller habe im sportlichen Bereich das alleinige Sagen. Das könne und solle trotzdem eine erfolgreiche Teamarbeit werden - im Sinne und Dienste des FCK. „Kjetil Rekdal bleibt aber Trainer. Er macht ja ein gutes Training, vielleicht helfen ihm auch die Tipps eines so erfahrenen Mannes wie Klaus Toppmöller", sagte Buchholz. „Toppi" versicherte wiederholt, keinesfalls Trainer des FCK werden zu wollen.
KONZOKH
Quelle:
Verlag: DIE RHEINPFALZ
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KOMMENTAR
Strohhalm Toppmöller
Von Horst Konzok
Die FCK-Ikone Klaus Toppmöller ist seit gestern Abend der neue starke Mann des abstiegsgefährdeten Fußball-Zweit-Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern.
Die schon grotesken verbalen Scharmützel im Vorfeld des Krisengipfels hätten dieses Ergebnis kaum vermuten lassen: Doch FCK-Vorstand und Aufsichtsrat haben sich mit Klaus Toppmöller geeinigt, das „Retter"-Modell mit „Toppi" als Sportchef im Aufsichtsrat abgesegnet. Toppmöller ist nun faktisch der Chef von Trainer und Sportdirektor. Er ist der neue starke Mann des Vereins. Ein Macher im Kontrollgremium, in der Satzung so nicht vorgesehen. Aber aus der Not soll eine Tugend werden.
Der FCK greift mit Toppmöller nach dem vorletzten Strohhalm. Vorstand und Aufsichtsrat, längst im Brennpunkt der Kritik, haben kurz vor der Jahreshauptversammlung einen populären Befreiungsschlag gelandet. Die Opposition wird sich nun schwerer tun - es sei denn, es wird auch mit Toppmöller weiter verloren.
Klaus Toppmöller ist der Gewinner des gestrigen Abends. Die Kompetenzen von Michael Schjönberg sind damit beschnitten, zumal sein Vertrag als Sportdirektor nur auf Probe läuft.
Toppmöller kann dem FCK helfen - mit Rat und Tat. Er wird aber auch auf die Mannschaft zugehen müssen. Er hat ihr die Zweitliga-Qualität abgesprochen, das aber mit Blick auf die Mannschaftsteile relativiert. Gelingt es ihm, schnell einen Regisseur und einen Torjäger zu gewinnen, dann hat das Engagement des Lauterer Bundesliga-Rekordtorschützen schon genutzt.
Es geht um den Verein, es geht um den Mythos 1. FC Kaiserslautern. Es geht nicht um den Job von Erwin Göbel oder Michael Schjönberg, den der Aufsichtsrat berufen hat, es geht auch nicht um die Herren um Dieter Buchholz. Es geht auch nicht um Toppmöller und den in der Zweiten Liga unerfahrenen Rekdal. Es geht nur um den FCK!
KONZOKH
Quelle:
Verlag: DIE RHEINPFALZ