Zdebel: "Wir werden wieder besser spielen" (von Michael Eckardt)
Als der Münchener Kollege Reiner Maurer das Schicksal des Verlierers beklagte und Schiedsrichter Michael Weiner einen Großteil der Verantwortung dafür zuschob, da konterte Marcel Koller kühl: "Es war nicht das einzige Mal, dass der Schiedsrichter so gepfiffen hat. Man muss nicht immer pfeifen, wenn ein Spieler hinfällt." Das war noch eine sehr zurückhaltende Kritik an Weiner, dessen Selbstdarstellung schlichtweg unerträglich ist, und der nahezu jeden Zweikampf-Versuch der Bochumer als regelwidrig betrachtete und entsprechend ahndete. Von einem Vorteil für die Gastgeber konnte bei diesem Schiedsrichter nicht die Rede sein.
Ein falscher Freistoßpfiff, eine gut getimte Hereingabe von Filip Trojan und die Abgeklärtheit von Marcel Maltritz entschieden am Montagabend im Ruhrstadion ein Spiel, über dessen Qualitäten die Meinungen anschließend auseinander gingen. Die "Löwen", ballsicher und gut organisiert, aber ohne jede Effektivität im gegnerischen Strafraum, reklamierten den moralischen Sieg für sich, konnten aber letztlich die harten Fakten nicht leugnen.
"Wir haben die Nerven behalten", entgegnete Thomas Zdebel, der zwar einräumte, dass man nicht gut gespielt habe, aber nun einmal nicht mit leeren Händen, wie die greinenden Münchener, nach Hause gehen musste. Und um die Zukunft ist dem Kapitän, dessen Einsatz wegen Kniebeschwerden lange fraglich war, nicht bange: "Wir werden auch wieder bessere Spiele abliefern."
So sieht es auch Marcel Koller. "In der zweiten Halbzeit haben wir nicht mehr Fußball gespielt", kritisierte der VfL-Trainer rückblickend, zog jedoch nach acht Spieltagen insgesamt ein eher positives Fazit. Bei inzwischen fünf Spielen ohne Gegentor kein Wunder. Mit mehr als sechzig Punkten, so Kollers Hochrechnung, steige man im Normalfall auf. Dass seine Mannschaft momentan sogar deutlich auf 70er Kurs liegt, entlockte ihm ein entspanntes Lächeln: "Wir gucken, dass wir uns etwas Speck für den Winter zulegen."
Ein kleines, aber unübersehbares Polster kann in der Tat nicht schaden. Denn auf ihren Lorbeeren ausruhen darf sich die Mannschaft trotz der Spielpause am kommenden Wochenende nur kurz. Am 16. Oktober steht für den VfL das erste Sonntagspiel der Saison an - beim hervorragend gestarteten Aufsteiger Eintracht Braunschweig. Im Stadion an der Hamburger Straße, weiß Marcel Koller, herrscht eine besondere Stimmung. "Die Braunschweiger Fans treiben ihre Spieler nach vorne, und die rennen um ihr Leben", sagte der VfL-Trainer, der ein "schwieriges Spiel" erwartet.
Ob Tommy Bechmann dabei eine bedeutende Rolle spielen wird, ist noch fraglich. Der dänische Stürmer, zu Beginn der Saison hoch erfreut über die Umstellung auf das 4-4-2-System, ist längst unzufrieden mit seiner Reservistenrolle und hat das gegenüber dem heimischen "Ekstra Bladet" auch deutlich geäußert. Bechmann, der vertraglich bis 2008 an den VfL gebunden ist, sagte dem dänischen Blatt sinngemäß, dass er noch die Entwicklung bis Weihnachten in Bochum abwarten und dann über seine nächsten Schritte entscheiden will. Eine Ankündigung, die nicht lange unbeantwortet blieb. "Tommy hat hier Vertrag und sollte besser den Ball flach halten, bevor er sich äußert", sagte VfL-Vorstand Dieter Meinhold, der hinzufügte: "Bechmann soll im Training Leistung bringen, dann wird der Trainer auch nicht an ihm vorbei kommen können.""Wir gucken, dass wir uns etwas Speck für den Winter zulegen"
Anlagen (von Michael Eckardt)
Dass Tommy Bechmann unzufrieden ist, liegt auf der Hand. Es mangelte dem Stürmer des VfL Bochum an Ehrgeiz, würde er sich mit einem Platz auf der Reservebank bescheiden. Allerdings sieht der Sport für Ehrgeiz andere Ausdrucksformen vor, als den verbalen Schlagabtausch und Drohungen. Die Wahrheit liegt aufm Platz - diese Sprachperle hat auch für junge Himmelsstürmer, denen das irdische Dasein sauer geworden ist, Gültigkeit.
Bechmann gehört zu der Sorte Spieler, bei denen der Betrachter immer wieder wunderbare Anlagen zu entdecken glaubt und deshalb die Hoffnung auf den endgültigen Durchbruch ins Zentrum seines Denkens stellt. Was die Enttäuschung, wenn es dann wieder nichts geworden ist, nur potenziert. Woran es liegt, dass es mit dem Dänen nicht vorwärts geht - niemand kann das schlüssig beantworten.
Die Fußball-Geschichte ist reich an Missverständnissen und Fehleinschätzungen. Der Zeitpunkt, in diesem konkreten Fall abschließend darüber zu urteilen, ist jedoch noch nicht gekommen.