In Memoriam Itzehoer SV - ein Traditionsverein runiert sich selbst

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Chapineaú

Guest
Jaja, ich gebe es ja zu - Traditionsverein klingt ziemlich hochgestochen. Und zu wichtig. Vermutlich kennen 90 % der Fanlageruser diesen Verein nicht mal namentlich. Aber hier im Norden, an der westküste Schleswig Holsteins, doch, da ist (oder war...) der ISV schon eine Art Traditionsverein.

Anno 1979 habe ich hier meine ersten Stadionerfahrungen gemacht. Es war in der damaligen Oberliga Nord, in der der ISV über Jahre hinweg eine feste Größe war. Ich war auch ziemlich irritiert, als auf dem Lehmwohl - dem Stadion des ISV - eine Horde brüllender Fans über die Bande sprang, minutenlang auf dem Spielfeld umhertanzte, eine St. Pauli Fahne im Anstosskreis ausbreitete und "Absteiger, Absteiger" gröhlte - wusste ich doch selbst in meinem zarten Alter schon, dass St. Pauli selbst noch zwei Jahre zuvor in der Bundesliga spielte...Naja. Mit der Einführung der eingleisigen zweiten Bundesliga in der Saison 81/82 war dann auch wirklich Schluß mit der Oberliga Nord. Der ISV stieg ab in die Verbandsliga...

...und träumte jahrelang davon, wieder in die Oberliga Nord zurückzukehren. In den Spielzeiten 84/85 und 85/86 war man wirklich dicht davor. Man wurde zwei mal Meister der Verbandsliga Schleswig Holstein, scheiterte aber jeweils knapp in der Aufstiegsrunde. Zumindest für mich bleibt ein Ligaspiel aus der Zeit gegen Kilia Kiel vor 4.000 Zuschauern bei strömendem Regen unvergessen. 4.000 Zuschauer. Das wäre damals durchaus ein respektabler Besuch für ein Zweitligaspiel gewesen.


In den nächsten 20 Jahren passiert wenig bemerkenswertes. Der ISV spielte meistens in der Verbandsliga und auch für einige Jahre in der damaligen Oberliga Hamburg / Schleswig Holstein. Große Perspektiven gab es genausowenig wie große Sorgen. Jedenfalls schien es so. Man war ein Establishment in der Region, für mehr reicht es halt nicht.

Bis vor einem Jahr. Man hatte definitiv die beste Mannschaft der letzten 20 Jahre beisammen. Und erstmals seit eben 1986 wurde man Meister der Verbandsliga. Durchaus verdient, die Truppe zeigte Spielkultur und Spielfreude. Endlich, Itzehoe schafft den Sprung zurück in die Oberliga Nord...es sollte wieder gegen Meppen, Wilhelmshaven und Neumünster gehen - und nicht mehr gegen Todesfelde oder Moisling.....

Denkste :frown:


Der Vorstand des ISV entschied, dass man auf den Aufstieg verzichtet....Die Reisekosten wären zu hoch, die Oberliga sei ein unkalkulierbares Risiko. Zugegeben, die Zuschauerzahlen waren stark rückläufig. In jener Saison kam der ISV gerade mal auf einen Zuschauerschnitt von 261. Aber das Potential der Mannschaft war vorhanden. Die Zuschauer hier vor Ort sind auch gewiss wieder für den ISv zu begeistern - oder nicht? Wir werden es nie erfahren. Es kam wie es kommen musste. Die Mannschaft zerfiel nachdem bekannt wurde, dass man nicht aufsteigen durfte. Und diejenigen, die blieben, hatten auf einmal alles - aber Lust zum Fussballspielen wohl nicht mehr. Man durfte nicht aufsteigen, weil es der eigene Vorstand nicht wollte...Wie holt man ambitionierte Spieler der Region? Mit Aussagen wie : Wir versuchen hier was aufzubauen - und wenn es gelingt, keine Angst, steigen wir nicht auf - ihr braucht dann nicht gegen Meppen zu verlieren, ihr schlagt dann weiterhin Todesfelde...? Wohl kaum...


Natürlich holte man somit auch keinerlei gute Neuverpflichtungen. Dem Verein liefen die Spieler weg, die zweite Mannschaft musste vom Spielbetrieb abgemeldet werden.

Die erste Mannschaft steht nun, kurz vor Saisonende, so gut wie als Absteiger fest. Der amtierende Meister der Verbandsliga wird direkt durchgereicht in die Bezirksoberliga. Man entkommt Moisling und Todesfelde - und tauscht sie gegen Vaale und Tellingstedt. Der Zuschauerschnitt ist nochmal um etwa 100 auf 165 gesunken.

Nun müsste man meinen, zumindest bei DIESEN treuesten aller treuen Zuschauern vor Ort würde sich der Verein bedanken. Nö. Nicht "mein" ISV....Seit etwa einem Jahr leistet man sich einen extrem schlechten Möchtegerncomedian als Stadionsprecher. OK, über Geschmack lässt sich (nicht) streiten und vielleicht findet jemand Sprüche wie "„Ich habe eben einen Anruf aus Wilster bekommen.
Die beschweren sich dort, weil man das Lehmwohldstadion nicht mehr hören kann.“ " oder "„An dieser Stelle möchte ich noch ein paar Geburtstagsgrüsse nach England schicken. Die Queen feierte ihren 140.Geburtstag. Was für ein Alter. Ach was sag` ich, die Frau hat die Pyramiden mit aufgebaut.“" lustig - ich nicht. Aber darum soll es auch nicht vorrangig gehen. Dieser Stadionsprecher, mit eigener Kolumne auf der HP des Vereins ( www.isv09.de) zetert Woche für Woche über die "Tribünen Trainer" los, weil sich einige zahlende Zuschauer doch tatsächlich noch die Freiheit rausnehmen, das Spiel der Mannschaft zu kritisieren...Na ja, so wird man denn wohl auch die letzten der treuen Zuschauer los.

Übrigens, 200 Meter vom Lehmwohlstadion entfernt, steht die Lehmwohldhalle. Dort spielt der MTV Itzehoe (mittlerweile als "Eagles Itzehoe") Basketball. Vergangene Saison in der 2. Regionalliga, nächste Saison in der 1. Regionalliga. die Basketballer hatten um die 500 Zuschauer im Schnitt. Im entscheidenden Spiel um den Aufstieg musste trotz Behelfstribünen 100 Leuten der Zutritt verwehrt werden, um die 1.000 Leute waren in der Halle. Es gibt sie also noch, die Sportbegeisterung in Itzehoe. Nur hat sie sich verlagert. Mich wundert es nicht. Ein besonderes Armutszeugnis gab es am Wochenende im Gästebuch des Vereins. Dort kritisiert jemand die Mannschaft (die gerade mal wieder 0:5 untergegangen war), und wird dafür vom Admin der HP mit REALEN bürgerlichen Namen angemahnt...Nee, also mein ISV ist das nicht mehr. Bin ich ein Erfolgsfan, weil ich mir gewünscht hätte, dass man die sportliche Chance nutzt und das Wagnis Oberliga eingeht? Vielleicht. Aber muss man sich als Fan auch noch das Recht auf Meinungsäusserung absprechen lassen und sich von einem, wie ich finde, wirklich extrem unkomischen "Comedian" sein Wort verbieten lassen? Ich denke nicht. In den letzten Jahren war ich nur noch selten im Stadion, aber in meiner Kindheit und Jugend immer - über viele Jahre hinweg. Und auch in den 90ern noch, als es alles ziemlich grau und durchschnittlich war. Warum? Weil es "mein" lokaler Verein war.

Er ist es nicht mehr.
 
wenn man überlegt, welch große nummer der isv lange zeit im norddeutschen fußball war, wirklich eine traurige entwicklung
 
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Chapineaú

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Yokozesekoma schrieb:
wenn man überlegt, welch große nummer der isv lange zeit im norddeutschen fußball war, wirklich eine traurige entwicklung

Große Nummer ist vielleicht etwas übertrieben, aber OK, immerhin musste in einer Saison auch der große HSV (damals mit Uwe Seeler) mal zu einem Punktspiel nach Itzehoe, lang, lang ists her...Nächste Saison könnte das Nachbardörfchen mit 1.700 Einwohnern den Sprung in die Verbandsliga schaffen - und der "große" ISV darf dann über die Dörfer Steinburgs und Dithmarschens tingeln. Na ja, jedem so, wie er es verdient :frown:
 

gary

Bekanntes Mitglied
Chapineaú schrieb:
Große Nummer ist vielleicht etwas übertrieben, aber OK, immerhin musste in einer Saison auch der große HSV (damals mit Uwe Seeler) mal zu einem Punktspiel nach Itzehoe, lang, lang ists her...Nächste Saison könnte das Nachbardörfchen mit 1.700 Einwohnern den Sprung in die Verbandsliga schaffen - und der "große" ISV darf dann über die Dörfer Steinburgs und Dithmarschens tingeln. Na ja, jedem so, wie er es verdient :frown:


Tja, dieses traurige Schicksal teilen ja einige Traditionsclubs der Region.

In Hamburg steht z.b. der Eimsbüttler TV (der zu seinen Glanzzeiten vor bis zu 28.000 Zuschauern spielte und mehrmals Nordmeister wurde) vor dem Abstieg in die Bezirksliga.

http://www.fanlager.de/amateurfussball/glueckwunsch-etv-16129.html
 
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Chapineaú

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garylineker schrieb:
Tja, dieses traurige Schicksal teilen ja einige Traditionsclubs der Region.

In Hamburg steht z.b. der Eimsbüttler TV (der zu seinen Glanzzeiten vor bis zu 28.000 Zuschauern spielte und mehrmals Nordmeister wurde) vor dem Abstieg in die Bezirksliga.

http://www.fanlager.de/amateurfussball/glueckwunsch-etv-16129.html

Hamburg hat ja - wenn man das als "Trost" anführen darf, immer noch genug Vereine, die die Stadt auf höherem Niveau im Fussball repräsentieren. Aber klar, schön ist das auch für die Anhänger Eimsbüttels nicht.
 

gary

Bekanntes Mitglied
Chapineaú schrieb:
Hamburg hat ja - wenn man das als "Trost" anführen darf, immer noch genug Vereine, die die Stadt auf höherem Niveau im Fussball repräsentieren.

Ja, ist natürlich schon was anderes, ob es den einzigen repräsentativen Club einer Stadt oder einen Verein von vielen betrifft.

Aber abgesehen von HSV und St. Pauli bietet die Hamburger Fußballszene ein trauriges Bild.
"Traditionsclubs" gibt es ja mit Altona 93, Concordia, Victoria, ETV, BU etc. etliche, aber die vegitieren allesamt mehr oder weniger vor sich hin ohne dass es mehr als maximal ein paar hundert Leute in der gesamten Stadt interessiert.
 
C

Chapineaú

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garylineker schrieb:
Ja, ist natürlich schon was anderes, ob es den einzigen repräsentativen Club einer Stadt oder einen Verein von vielen betrifft.

Aber abgesehen von HSV und St. Pauli bietet die Hamburger Fußballszene ein trauriges Bild.
"Traditionsclubs" gibt es ja mit Altona 93, Concordia, Victoria, ETV, BU etc. etliche, aber die vegitieren allesamt mehr oder weniger vor sich hin ohne dass es mehr als maximal ein paar hundert Leute in der gesamten Stadt interessiert.


Klar, eine Stadt wie Hamburg sollte eigentlich auch mehr als zwei halbwegs prominente Vereine verkraften :frown:
Was mich beim ISV halt besonders irritierte, war das Tempo des Abstiegs. Vor einem Jahr noch Verbandsligameister, auf den Aufstieg in die Oberliga verzichtet - und dann in 3 Monaten Gast in Vaale etc....

Gibt es eigentlich aktuell sowas wie eine klare Nummer 3 in Hamburg? Bergedorf evtl?
 

gary

Bekanntes Mitglied
Chapineaú schrieb:
Gibt es eigentlich aktuell sowas wie eine klare Nummer 3 in Hamburg? Bergedorf evtl?

Vom Zuschauerinteresse her (auch vom Zuschauerpotential, wenn tatsächlich mal was gehen würde) sicherlich Altona 93.

Sportlich und finanziell gibt es derzeit aber wohl keinen ambitionierten Club.
 
Kerpinho schrieb:
Ich bitte um Aufklärung. :)

MFG!

kommt immer drauf an, was man unter großer nummer versteht; :zwinker3:

gut, große nummer ist übertrieben, aber man war immerhin mitglied der oberliga nord um 1950 herum (wenn auch nicht allzu lange) und verpasste mehrmals den aufstieg in die selbige amateur-oberliga; außerdem spielte man eine zeitlang in der dann zweitklassigen regionalliga nord;

natürlich nicht zu vergleichen mit dem absturz des eimsbüttelers tv (heißen die eigentlich noch so?, denn bei fussball.de steht immer nur eimsbüttel und auf der int.-seite des etv kann ich auch nichts zu den fußballern finden)
 
Interessanter Beitrag (den ich leider erst heute sehe): Habe mich hier extra registriert, um speziell zu diesem Thema meinen Senf dazugeben zu können.
Also: Der ISV ist schon etwas länger mein Hobby, als das bei Chappi der Fall ist, der sich kürzlich auch im ISV-Forum kritisch zu Wort gemeldet hatte und dort bereits wieder gelöscht wurde. Das ISV-Forum ist im übrigen ein Thema für sich.

Chappis Ausführungen kann ich im Kern unterschreiben, sie enthalten allerdings ein paar sachliche Fehler, die mich ein wenig stören, auch wenn das nach Haarspalterei klingt.

Der ISV ist natürlich als Traditionsclub zu bezeichnen. Gegründet 1909 als FC Preußen Itzehoe, spielte er nach dem 2. Weltkrieg als Itzehoer SV im Sinne der DFB-Spielklasseneinführungen in folgenden Klassen: 46-50 = 2. Liga; 50/51 = 1. Liga; 51-63 = 2. Liga; 63-65 = 3. Liga; 65-71 = 2. Liga; 71-81 = 3. Liga; 81-88 = 4. Liga; 88/89 = 5. Liga; 89-2000 = 4. Liga; 2001-2006 = 5. Liga, ab 2006 = 6. Liga.
Namentlich spielte der ISV bisher schon in der Oberliga Nord, Regionalliga Nord, Amateur-Oberliga Nord, 1. Amateurliga SH, Verbandsliga SH, Landesliga Süd SH, Oberliga HH/SH, Bezirks-Oberliga West SH.
Dass laut Chappi Uwe Seeler jemals ein Punktspiel gegen den ISV bestritten haben soll, ist schlicht Phantasie. Einfach zuviel der Ehre! Zwar spielte der ISV 50/51 ein Jahr lang in der damaligen 1. Liga (Oberliga Nord), aber da war Uwe Seeler noch nicht soweit. Immerhin gab anlässlich des damaligen Punktspiels gegen den HSV u.a. der spätere Weltmeister Jupp Posipal in Itzehoe ein Gastspiel. Ist doch auch was.

Im übrigen ging der ISV in den letzten beiden Jahrzehnten als Traditionsclub den Weg vieler Clubs vergleichbarer Größe beispielweise in Schleswig-Holstein (siehe Schleswig 06, Phönix Lübeck, VfL Oldesloe, TSV Büdelsdorf, BW Friedrichstadt, Rendsburger TSV, Flensburg 08 usw.). Über die Ursachen kann man unendlich philosophieren. Demographische und wirtschaftliche Entwicklungen, DFB-Spielklassenpolitik usw. spielen dabei wesentliche Rollen.
Während nach dem Krieg z.B. die kleinen und mittleren Städte im Amateurfußball mit ihren Clubs die erste Geige spielten, haben mittlerweile die Dorfclubs längst nachgezogen. Das hat auch mit wirtschaftlichen Dingen und vor allem mit Mobilität zu tun. Die Geschichte lässt sich nun mal nicht aufhalten. "Was ist nur aus meinem Club geworden?" - das hört man viel und oft. Aber so ist das nun mal. Alles ist vergänglich. Auch die Position sogenannter Traditionsclubs im Amateurfußball.

Natürlich wurden beim ISV viele Fehler gemacht. Immerhin konnte der Verein sich in den letzten 20 Jahren aber mehrfach vor der Insolvenz retten. Sonst wäre ein gewisser Niedergang schon viel eher gekommen.

Heute scheint der Verein dank eines engagierten Gönners zumindest finanziell wieder auf gesunden Füßen zu stehen. Und das ist heutzutage schon viel wert. Das Weiterleben des Clubs hat absoluten Vorrang vor dem sportlichen Erfolg. Stimmt, es klingt schon etwas merkwürdig, wenn der ISV freiwillig auf den Aufstieg in die Oberliga verzichtet und im Jahr darauf sogar in die 6. Liga absteigen muss. Aber: Auf die Mitwirkung in der Oberliga, der Pleiteliga schlechthin, haben schon ganz andere Vereine verzichtet. Finanziell ist diese Liga für jeden Club ein Abenteuer. Wirtschaftlich war diese ISV-Entscheidung absolut vernünftig, sportlich war sie natürlich eine Katastrophe. Trotzdem: Unter den gegebenen Umständen sollte die Verbandsliga für den ISV eine vernünftige Klasse darstellen. Der baldige Wiederaufstieg sollte sich bewerkstelligen lassen.

Schade finde ich natürlich wie Chappi, dass der ISV zuletzt durch einige Selbstdarsteller dumm auffiel. Natürlich steht und fällt das Geschehen mit dem Umfeld im Club. Und da sieht es derzeit offenbar nicht so günstig aus. Die Chefetage wirkt zZ ein wenig schlecht beraten. In diese Kritik beziehe ich ausdrücklich auch die HP des Clubs mit ein, die zwar ganz gut gemacht ist, aber inhaltlich sehr zu wünschen übrig lässt. Vor allem mangelt es natürlich an der Fähigkeit zur Selbstkritik. Es kann also nur besser werden.

Ich jedenfalls stehe nach wie vor zu meinen Farben, und die sind und bleiben schwarz/weiss.
 
C

Chapineaú

Guest
Hm, der Punkt mit Uwe Seeler und dem Punktspiel muss stimmen, ja. Es war natürlich vor meiner Zeit, meine ersten "eigenen" Erfahrungen vom Lehmwohld stammen halt aus dem Jahr 1979. In Erinnerung hatte ich ein Photo von Uwe Seeler auf dem Lehmwohld - éntweder lässt mich meine Erinnerung radikal im Stich oder es war dann ein Freundschaftsspiel. Die Saison in der Oberliga war 50/51, das stimmt. Uwe war da - hm - 14 oder 15. :floet:

Etwas Schwierigkeiten habe ich aber damit, Schleswig 06, Phönix Lübeck, VfL Oldesloe, TSV Büdelsdorf, BW Friedrichstadt, Rendsburger TSV, Flensburg 08 als Vereine vergleichbarer Grösse und Bedeutung zu sehen. Da mag jetzt meine eigene Verbindung zum ISV mit zur idealistischen Verklärung beitragen, aber zumindest in den 70 er und 80er Jahren, also wieder zu meiner "aktiven Zeit" wäre eher der VFR Neumünster der Massstab. Und für kurze Zeit natürlich der VFB Lübeck :zwinker3:

Dank des Freundschaftsspiels gegen den HSV am Donnerstag sind die Kassen sicherlich wieder ein gutes Stück voller. Kein Wunder, dass das Gästebuch mal wieder komplett gelöscht wurde, standen da doch die vollmundigen Versprechen, der HSV komme mit einem Kader, der eine halbe Millarde wert sei, würde das Spiel voll ernst nehmen etc...

So las sich dann der beeindruckende HSV Kader am Donnerstag. Nun ja. Dass sich ein Bundesligist vor dem echten Traingsauftakt bei der Tingelei über die Dörfer nicht sonderlich anstrengt war klar.

Wächter - Benjamin (46. Karl), Kompany, Klingbeil (46. Reinhardt), Hennings - Feilhaber, Hampel (46. Fillinger), Laas (46. Sam), Trochowski (46. Ben-Hatira) - Lauth (46. Kucukovic), Berisha

Aber das war halt wirklich nur ein besserer Regionalligst. Und dafür sollte man dann 10, bzw. 20 Euro Eintritt zahlen.


Wie auch immer, das ist ein anderes und eigenes Thema. Zum derzeitigen Zeitpunkt ist bei mir nichts mehr von der Sympathie und Zuneigung zu "meinem ISV" übrig geblieben. Ob sich das noch mal ändern wird - muss die Zukunft zeigen.
 
Uwe hatte '72 oder '73 mal mit dem NDR-Promiteam in einem Benefizspiel zugunsten von Jürgen Bischoff einen Auftritt im Stadion am Sandberg gegen ein Itzehoer Promiteam. Ich bezweifle, dass Uwe davor jemals in Itzehoe gespielt hat, auch nicht in einem Freundschaftsspiel, schon gar nicht in einem Punktspiel.

In den siebziger und Anfang der achtziger Jahren war der VfR Neumünster mehr oder weniger von der "großen" Fußballbühne verschwunden und spielte meistens eine Klasse tiefer als der ISV. Die damaligen Konkurrenten zu Regional- und Amateuroberligazeiten in SH hießen im wesentlichen Heider SV, Holstein Kiel, Phönix Lübeck und VfB Lübeck. In den fünfziger und bis Mitte der sechziger Jahre (bis zum Aufstieg in die Regionalliga Nord 1965) zählten neben Heide mit zu den stärksten Konkurrenten Flensburg 08, Schleswig 06, VfL Oldesloe oder auch der TSV Büdelsdorf. Damals spielten Holstein Kiel, VfB Lübeck und VfR Neumünster durchweg Oberliga Nord, der ISV 1. Amateurliga, also eine Klasse tiefer. In den achtziger Jahren (also nach dem Abstieg aus der Amateuroberliga Nord in die Verbandsliga SH) waren Friedrichstadt und Rendsburg in der Verbandsliga absolut dominant und plazierten sich über Jahre hinweg vor dem ISV.
Eine imaginäre Bestenliste für SH müsste nach dem heutigen Stand, also gepunktet entsprechend der Entwicklung nach dem 2. Weltkrieg etwa so aussehen: 1. Holstein Kiel, 2. VfB Lübeck, 3. VfR Neumünster, 4. Heider SV, 5. Itzehoer SV, 6. Flensburg 08. Danach kommen in unbestimmter Reihenfolge je nachdem Phönix Lübeck, Schleswig, Friedrichstadt, TSV Büdelsdorf usw. Nicht zu unterschätzen sind auch die Positionen diverser Kieler Traditionsclubs wie VfB oder Kilia Kiel, die viele Jahre lang im SH-Amateurfußball eine gute Rolle gespielt haben. Dagegen waren Clubs wie Altenholz, Felde, Sereetz, Kropp usw., die allesamt schon bis in die Oberliga vorgestoßen sind bis dato nur Zeiterscheinungen. Im Falle Kropp kann sich das in den nächsten Jahren freilich ändern. Die sind stark am Drücker, wie auch andere hungrige "Dorfvereine". Die Kunst ist, als Traditionsverein gegen all diese aufstrebenden Clubs dauerhaft zu bestehen.
Der ISV durchläuft zZ allerdings eine Talsohle, hausgemacht durch den vorjährigen Verzicht auf den Aufstieg in der Oberliga. Das muss man schnellstmöglich korrigieren, sonst kann die Durststrecke sehr lang werden.
Ich habe jedenfalls nichts dagegen, im nächsten Jahr zur Abwechslung mal im Bezirk West über die Dörfer zu fahren, wo auf den ISV garantiert jeweils so 200-400 Zuschauer warten. Das wird kein Zuckerschlecken. Jeder will gegen den "großen" Namen mal gewinnen. Da kann man ganz schnell ins Stolpern kommen. Aber man spielt ja praktisch mit dem Verbandsliga-Kader weiter und muss sich vor Blamagen hüten.
Im Übrigen gibt es auch auf den Dörfern mittlerweile Catering in Form von Bratwurst, Bier, Kaffee und Kuchen zu zivilen Preisen. Grämen tu ich mich jedenfalls nicht über diese Perspektiven. Muss man alles mal erlebt haben.
 

Quincy

Ice-Fisher
Sehr interessanter Thread.

Was mich jetzt aber mal interessieren wuerde, vielleicht bin ich da zu naiv, aber irgendwie kann ich es nicht nachvollziehen: Warum ist die Oberliga ein so grosses Abenteuer? Es geht wohl vordergruendig um das finanzielle. Reisekosten? Wie teuer ist denn ein Fahrt von Itzehoe nach Meppen oder Wilhemshaven? Das kann doch nicht mehr kosten, als die zu erwartenden Zusatzeinnahmen aus einem groesseren Zuschauerinteresse.
 

Aimar

Frauensportbeauftragter
Quincy schrieb:
Sehr interessanter Thread.

Was mich jetzt aber mal interessieren wuerde, vielleicht bin ich da zu naiv, aber irgendwie kann ich es nicht nachvollziehen: Warum ist die Oberliga ein so grosses Abenteuer? Es geht wohl vordergruendig um das finanzielle. Reisekosten? Wie teuer ist denn ein Fahrt von Itzehoe nach Meppen oder Wilhemshaven? Das kann doch nicht mehr kosten, als die zu erwartenden Zusatzeinnahmen aus einem groesseren Zuschauerinteresse.

Große Mehreinnahmen an Zuschauern gibt es leider in der Oberliga nicht. Wenn ich mal meinen VFL93 nehme: Die hatten in der VL so um die 200 Zuschauer. Ich denke mal in der Oberliga werden es max.300 sein. Dafür muss man aber dann bis nach Meppen, Osnabrück etc. reisen anstatt max. nach Halstenbek oder Buxtehude
 
C

Chapineaú

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HeinoJ schrieb:
In den achtziger Jahren (also nach dem Abstieg aus der Amateuroberliga Nord in die Verbandsliga SH) waren Friedrichstadt und Rendsburg in der Verbandsliga absolut dominant und plazierten sich über Jahre hinweg vor dem ISV.

Entschuldigung, aber hier muss ich mal energisch widersprechen. Friedrichsstadt war wohl irgendwann mal Meister - aber Rendsburg spielte in der Verbandsliga SH in den 80er Jahren nicht die geringste Rolle.
80/81 waren sie 7, (da spielte der isv noch in der Oberliga), im folgenden jahr stieg der Rendsburger TSV ab und kam erst ungefähr 5 Jahre später wieder - um erneut abzusteigen.

Vielleicht mit Eutin verwechselt .... die waren zwar auch nicht wirklich dominant, aber zumindest für ein paar Jahre stärker als der ISV,,,
 

Quincy

Ice-Fisher
Bis nach Meppen....das klingt wie ne halbe Weltreise. Zugegebenermassen habe ich keine Ahnung wo Meppen liegt, aber allzu weit schaetze ich mal ist es nicht entfernt.

Sie werden ja wohl mit dem Bus fahren und da sollte es doch moeglich sein spezielle Arrangements mit einem lokalen Betreiber anzubieten.

Oder bin ich jetzt wirklich zu naiv?
 
C

Chapineaú

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Aimar schrieb:
Große Mehreinnahmen an Zuschauern gibt es leider in der Oberliga nicht. Wenn ich mal meinen VFL93 nehme: Die hatten in der VL so um die 200 Zuschauer. Ich denke mal in der Oberliga werden es max.300 sein. Dafür muss man aber dann bis nach Meppen, Osnabrück etc. reisen anstatt max. nach Halstenbek oder Buxtehude
Die haben aber halt auch erheblich grössere Konkurrenz vor Ort - an der Westküste wäre ein Oberligist schon etwas aussergewöhnlicher.
 
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Chapineaú

Guest
Quincy schrieb:
Bis nach Meppen....das klingt wie ne halbe Weltreise. Zugegebenermassen habe ich keine Ahnung wo Meppen liegt, aber allzu weit schaetze ich mal ist es nicht entfernt.

Sie werden ja wohl mit dem Bus fahren und da sollte es doch moeglich sein spezielle Arrangements mit einem lokalen Betreiber anzubieten.

Oder bin ich jetzt wirklich zu naiv?

Man würde mit dem Bus wohl knapp 4 Stunden fahren, denke ich. Inwieweit das für den Verein absolut unzumutbar gewesen wäre, vermag ich nicht zu beurteilen. Für die Signalwirkung und Aussendarstellung war es jedenfalls fatal, auf den Aufstieg zu verzichten.
 

Aimar

Frauensportbeauftragter
Chapineaú schrieb:
Die haben aber halt auch erheblich grössere Konkurrenz vor Ort - an der Westküste wäre ein Oberligist schon etwas aussergewöhnlicher.

Trotzdem dürften die Einnahmen nicht so viel ausmachen, da es ja auch ein Unterschied ist ob man oben in der VL spielt oder unten in der Oberliga. Wahrscheinlich kommen da dann sogar weniger :schimpf:

@Quincy: Ja, bist du. Die Personalkosten können in der Oberliga auch erheblich höher sein als in der Verbandsliga. Da brauch man schon nen guten Sponsor und die sind leider in diesem Bereich rar
 
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