TuS feiert ihren ersten Saisonsieg
Regionalliga: Koblenz gewinnt bei Aufsteiger Karlsruher SC II mit 2:0 - Milan Sasic: "Es kann noch nicht alles funktionieren"
Der erste Saisonsieg für Fußball-Regionalligist TuS Koblenz ist unter Dach und Fach. 2:0 gewann die TuS bei Aufsteiger Karlsruher SC II. Der Elf von Trainer Milan Sasic genügte dabei eine durchwachsene Leistung, um mit drei Punkten die Heimreise anzutreten.
KARLSRUHE. Die wirklich sehenswerten Szenen waren rar gesät, aber diese eine entschädigte für vieles. Es war die 31. Minute im Karlsruher Wildparkstadion, als sich die Akteure des Fußball-Regionalligisten TuS Koblenz dann doch entschlossen, auch einmal einen Angriff in die Wege zu leiten. Und was für einen. Ein feiner Pass von Philipp Langen fand Dimitrijus Guscinas, der mit einer Direktabnahme seinen Sturmkollegen Salif Keita auf die Reise schickte. Und der 29-Jährige lieferte ein weiteres Argument dafür, warum es die richtige Entscheidung der TuS-Verantwortlichen war, wochenlang um seine Dienste zu buhlen. Keita nahm den Ball kurz an, ehe er ihn fast schon frech an KSC-Torwart Jean-Francois Kornetzky vorbei ins Netz schob. Es war das 1:0 für die TuS, die in der 76. Minute das zweite Tor durch Nihad Mujakic folgen ließ und damit mit vier Punkten aus den ersten beiden Spielen einen soliden Start in die neue Saison verbuchen kann.
Der Bilderbuchangriff nach einer guten halben Stunde war aber auch so ziemlich das Einzige, an dem sich die zahlreich mitgereisten TuS-Fans berauschen konnten. "Es hat nicht so geklappt, wir wir uns das eigentlich vorgestellt hatten", umriss TuS-Flügelspieler Evangelos Nessos die 90 Minuten, die durchaus Parallelen zum Spiel der Vorwoche gegen den VfB Stuttgart II aufzuweisen hatten.
Mit einer auf zwei Positionen veränderten Startelf versuchten die Koblenzer, das Geschehen zu kontrollieren, ohne allerdings in der Offensive Impulse zu setzen. Keitas Treffer kam dabei eigentlich wie gerufen, wenn nicht wieder die zweiten 45 Minuten gewesen wären, in denen die zuvor gezeigte Souveränität plötzlich dahin war. "Es war so etwas wie eine vorübergehende Passivität", umschrieb Nessos den unverständlichen Rückzug der TuS in die eigene Hälfte. Im Spiel nach vorn suchten die Gäste zu früh den langen Ball, das Leder kam prompt wieder zurück. Daher bedurfte es letztlich einer Standardsituation, um mit Mujakics 2:0 für klare Verhältnisse zu sorgen.
Die nachlassenden Koblenzer hatten dabei allerdings das Glück, dass sie auf einen Gegner trafen, der mit dem Toreschießen seine liebe Mühe hatte. "Wir brauchen einfach einen Knipser", drückte KSC-Trainer Rainer Krieg seine Unzufriedenheit mit der Offensivabteilung aus, der die Entschlossenheit fehlte. Zwei halbwegs gefährliche Situationen brachte der Aufsteiger in 90 Minuten zu Stande - zu wenig, um einen anderes Ergebnis zu erzwingen.
Die offenkundige Harmlosigkeit der Badener wollte TuS-Trainer Milan Sasic allerdings nur bedingt gelten lassen, als es darum ging, den ersten Saisonsieg seiner Mannschaft einzuordnen: "Man sieht wie im vergangenen Jahr, dass die Regionalliga voller Überraschungen steckt." Gleichwohl war aber auch dem Kroaten nicht entgangen, dass seine neu formierte Elf mehr zu leisten vermag. "Es kann noch nicht alles funktionieren, wir werden noch ein paar Wochen brauchen", so Sasic, der vor allem im Mittelfeld noch nach der optimalen Konstellation sucht. Mit einem Auswärtssieg und nunmehr vier Zählern dürfte ihm das fraglos etwas leichter fallen. Sasics entscheidendem Argument konnte man daher nur schwer widersprechen: "Wir haben zwei Tore geschossen und zu Null gespielt, was will man mehr?" Sven Sabock
Wortwechsel
"Zur Not gehe ich auch ins Tor"
Rüdiger Ziehl, Abwehrspieler beim Regionalligisten TuS Koblenz
So schnell kann"s gehen: Aufgrund der hochkarätigen Konkurrenz in der Defensive musste Rüdiger Ziehl den Saisonauftakt der TuS von der Ersatzbank aus verfolgen, am Samstag nun stand der 27-Jährige im Auswärtsspiel beim Karlsruher SC II für den Betrachter unerwartet in der Startelf - auch wenn er sich mit einem ungewohnten Platz im defensiven Mittelfeld begnügen musste. Kein Problem für Ziehl, der noch die Nachwirkungen seiner langwierigen Verletzung aus dem Frühjahr spürt.
Herr Ziehl, wie bewerten Sie das 2:0 der TuS in Karlsruhe?
Das war ziemlich hart erkämpft. Ich denke, wir haben gut angefangen und hatten das Spiel ganz gut im Griff. Nach dem 1:0 haben wir dann versucht, über Konter noch einen Treffer nachzulegen. Komischerweise haben wir wie schon in der letzten Woche nach der Pause eine Schwächephase gehabt, aber unter dem Strich geht der Sieg wohl in Ordnung und ist auch verdient.
Trainer Milan Sasic hat vor der Partie angedeutet, dass er die Mannschaft eigentlich nicht umbauen wollte. Nun hat er es doch getan. Waren Sie überrascht, dass sie von Beginn an dabei waren?
Sagen wir es mal so: Es hat sich während der Woche im Training abgezeichnet.
Im Vorjahr waren Sie einer der Leistungsträger der Mannschaft, in der vergangenen Woche mussten Sie auf die Bank. Wie groß war der Frust?
Der Trainer hatte vorher mit mir gesprochen und gesagt, dass ich nach der Verletzung noch nicht soweit bin. In der zweiten Halbzeit habe ich das auch gemerkt, ich war ziemlich K.o. Im Grunde ist es mir auch egal, ob ich nun im Mittelfeld oder in der Abwehr spiele. Wenn es sein muss, gehe ich zur Not auch ins Tor.
In der nächsten Woche kann das schon wieder ganz anders aussehen. Die aktuelle taktische Konstellation dürfte zumindest nicht von Dauer sein. Sehen Sie das ähnlich?
Man muss abwarten. Der Trainer wird sich sicher seine Gedanken machen, ob man mit zwei defensiven Leuten vor der Abwehr spielt oder eine offensivere Variante wählt. Vielleicht ist ja auch eine Möglichkeit, dass Anel Dzaka im Pokalspiel für ein paar Impulse sorgen kann, aber wir müssen uns insgesamt noch einspielen.
Das Gespräch führte Sven Sabock
TuS-Personalien
Cozza krank, Meirelles verletzt
Zwei Akteure der TuS tauchten am Samstag erst gar nicht auf dem Spielberichtsbogen auf: Domenico Cozza und Bruno Meirelles. Während Cozza aufgrund einer starken Bronchitis passen musste und mit Medikamenten behandelt wird, wurde bei Meirelles im Laufe der vergangenen Tage ein Leistenbruch diagnostiziert. "Das Ganze wird mit einer Operation geregelt", sagte TuS-Trainer Milan Sasic, der vor der Partie in Karlsruhe damit geliebäugelt hatte, den Portugiesen als kreatives Element im Mittelfeld zu platzieren. Meirelles wird zumindest zwei Wochen pausieren müssen, ehe er wieder ins Training einsteigen kann. Ähnlich liegen die Dinge rund um die Knieverletzung von Alassane Ouedraogo. Der Neuzugang von Rot-Weiß Oberhausen soll in dieser Woche in Koblenz seine Reha fortsetzen, um in zehn bis 14 Tagen bei der TuS das Training aufzunehmen. (sab)
Auf anderen Plätzen
Förster steigt in Hoffenheim ein
Fußball-Regionalligist TSG Hoffenheim hat den ehemaligen Nationalspieler Karlheinz Förster (47) als Berater für den sportlichen Bereich vorgestellt. Förster soll eng mit Trainer Hansi Flick zusammenarbeiten. Als Neuzugang für die Offensive präsentierte die TSG darüber hinaus den 20 Jahre alten Sahr Senesie von Borussia Dortmund. Der aktuelle U20-Nationalspieler, der beim BVB noch bis 2008 unter Vertrag steht, wurde zunächst für ein Jahr ausgeliehen. Zum Einstand bei der TSG erzielte Senesie gleich den Treffer zum 3:0-Endstand bei Eintracht Trier.
Der nächste Gegner
Hertha BSC Berlin
Der Name des kommenden Gegners der TuS Koblenz hat einen guten Klang: Hertha BSC Berlin. Die Partie im DFB-Pokal gegen den Hauptstadt-Klub ist der vorläufige Saison-Höhepunkt für die Elf von Milan Sasic. Nach dem wenig zufrieden stellenden 2:2 bei Hannover 96 zum Saisonauftakt in der Bundesliga erfüllte die Mannschaft von Falko Götz am Samstag gegen Eintracht Frankfurt mit einem 2:0 die Erwartungen. "Der Sieg nimmt eine Menge Druck von uns", sagte der Hertha-Trainer, der vor dem Spiel ein Spektakel angekündigt hatte, aber von seiner Elf einen Arbeitssieg serviert bekam. Dabei feierte Mittelfeld-Regisseur Yildiray Bastürk nach überstandenem Innenbandanriss im Knie ein Comeback, während Götz gestern den nächsten Rückschlag verdauen musste. Der brasilianische Nationalspieler Gilberto zog sich einen Muskelfaserriss zu und wird rund drei Wochen lang nicht zur Verfügung stehen. Mit welchem Team die Berliner in Koblenz auflaufen werden, ist daher offen. Ein Akteur für die Startelf könnte dabei Eigengewächs Kevin Boateng sein, der Torschütze des Monats Juli und U19-Nationalspieler feierte einen ordentlichen Bundesliga-Einstand. Derweil organisiert der Hertha-Fanbeirat eine Bustour nach Koblenz. Um 5 Uhr am Samstagmorgen starten die BSC-Anhänger in Richtung Südwesten, bis zum Anpfiff um 18.45 Uhr im Stadion Oberwerth bleibt somit reichlich Zeit, sich auf die Begegnung einzustimmen.
Einzelkritik
Michael Gurski: Eine fehlerfreie Leistung des TuS-Torwarts. In der 15. Minute vereitelte er mit einer Faustabwehr die größte Chance des KSC.
Brenny Evers: Einer der besten im TuS-Trikot. Überzeugend im Wechselspiel auf der rechten Seite mit Evangelos Nessos, aufmerksam in der Defensive, wo er mehrfach in höchster Not rettete.
Andreas Richter: Ein durchwachsener Auftritt. Vertändelte einige Male den Ball und beschwor damit gefährliche Situationen vor dem TuS-Tor herauf. Der Ex-Erfurter ließ allerdings KSC-Stürmer Sascha Gies nicht zur Entfaltung kommen.
Joshua Grenier: Ähnlich wie bei Richter wechselten sich bei dem US-Amerikaner Licht und Schatten ab. Solide in der Defensive, nach vorn fehlte aber Präzision.
Anthony Tiéku: Lieferte eine unauffällige Vorstellung auf der linken Defensiv-Seite.
Evangelos Nessos: Konnte sich nur selten auf der rechten Offensiv-Seite durchsetzen, hielt aber mehrfach Brenny Evers bei dessen Vorstößen den Rücken frei.
Nihad Mujakic: Sorgte vor der Abwehr für Ordnung, kam aber gegen das Dreier-Mittelfeld des KSC mitunter zu spät in die Zweikämpfe. Stand beim 2:0 in der 76. Minute goldrichtig.
Rüdiger Ziehl: Musste im ungewohnten linken Mittelfeld spielen - seine Stärken kamen dort aber nicht zum Tragen.
Philipp Langen: Eifrig auf der linken Seite, auch wenn er selten bis zur Grundlinie durchkam. Leitete mit einem gefühlvollen Pass das 1:0 ein. Musste in der 56. Minute verletzungsbedingt ausscheiden.
Dimitrijus Guscinas: Blieb ohne Torchance, wurde aber auch selten effektiv in Szene gesetzt.
Salif Keita: Braucht noch Zeit, um die Laufwege mit den Kollegen abzustimmen. Beim 1:0 eiskalt vor dem KSC-Gehäuse: Eine Chance genügte für ein Tor.
Denni Patschinsky: Kam für Philipp Langen ins Spiel, konnte in der mäßigen zweiten Halbzeit keine Akzente setzen.
Johannes Rahn: Der Pechvogel in Karlsruhe. Wurde bei einem Freistoß voll am Kopf getroffen und musste nach seiner Einwechslung wieder verletzt ausscheiden. Glück im Unglück: Der Verdacht auf Nasenbeinbruch bestätigte sich nicht.
Jean-Pierre Rubio-Sanchez: Kam am Ende für Johannes Rahn zu seinem Debüt im TuS-Trikot.
Rhein-Zeitung - Ausgabe Koblenz, Region Nord vom 15.08.2005, Seite 24.
Keita liegt mit an der Spitze
24 Torschützen trafen in den neun Partien der Regionalliga Süd am Wochenende ins Tor, aber jeweils nur einmal. Der Koblenzer Salif Keita zählte wie in der Vorwoche dazu und rangiert in der Torjäger-Liste mit nun zwei Treffern mit zehn weiteren Spielern an der Spitze. Den besten Wert der Liga - zumindest auf den Rängen - erreichte dabei Eintracht Trier. 4700 Zuschauer erlebten die bittere 0:3-Niederlage gegen die TSG Hoffenheim mit, so viele wie sonst nirgends in der Klasse. Insgesamt kamen zu den neun Begegnungen 16 720 Fans in die Stadien.