Erst mal, weil du hier halt schon oft zum Ausdruck gebracht hast, dass du Götze für absolut überschätzt hältst. Das dann kombiniert mit einer Argumentation, die oberflächlich sogar betrachtet ja tatsächlich sogar nachvollziehbar ist, aber einer genaueren Überprüfung absolut nicht standhält, ging ich einfach davon aus, da ich bei dir eben damit rechne, dass du etwas weiter denkst und sowas dann eher eine kalkulierte Provokation ist...
Aber gut, war dann vielleicht auch eine Fehleinschätzung, dann antworte ich gerne ernsthaft.
Die Situation ist doch folgende: Man hat einen homogenen Kader, bestehend aus fast ausschließlich jüngeren Spielern, ohne einen einzigen wirklich teuer eingekauften "Star", was deshalb ein - für eine Bundesliga-Spitzenmannschaft - sehr gutes Gehalts/Leistungsverhältnis samt Steigerungspotential mit sich bringt. Und das auf fast jeder Postion. Dein Vorschlag zielt darauf, den Kader durch die ca. 30 Millionen dann in der Breite verstärken. Wie gesagt, klingt oberflächlich betrachtet nach einer Idee, die man in Betracht ziehen kann. Aber stimmt das wirklich?
Der Kader ist schon recht breit aufgestellt, Neueinkäufe wie Perisic oder Gündogan - die beide auch nicht ganz billig waren - spielen weniger, als ihnen lieb ist, auch ein Kuba beschwert sich immer wieder, jetzt auch Barrios. Und für Santana wird es auch bitter, wieder ins zweite Glied zu rücken, wenn Subotic wieder fit ist. Wo fehlt es denn in der Tiefe? Vielleicht im defensiven Mittelfeld, die Sahin-Nachfolge ist bisher nur suboptimal gelöst, das ist klar. Aber da zeigt Leitner mittlerweile auch sehr gute Ansätze. Wäre es da sinnvoll, ihm einen etablierten älteren "Star" vor die Nase zu setzen?
Wenn man den Vorschlag umsetzen würde, müsste man sich im Gegenzug von etlichen Spielern trennen, die bisher eine gute Entwicklung genommen haben, da ihnen dann die Perspektive fehlte. Und genau das wüsste der Markt dann natürlich, so dass man kaum gute Preise erzielen könnte. Das wäre dann also schon fast ein Umbruch, und das ohne Not bei einer funktionierenden Mannschaft. Wie könnte sowas sinnvoll sein?
Außerdem würde man sich mit etablierten Stars das Gehaltsgefüge eher ruinieren, was wohl auch der Grund ist, warum man Spieler wie Podolski nicht ernsthaft in Betracht zieht. Klar, bei Vertragsverlängerungen verdienen die Spieler, die schon länger dabei sind, dann natürlich auch ordentlich, aber bei denen weiß man zumindest auch, was man hat, bei neuen Spielern ist das immer so eine Sache. Wenn es sich wie der FC Bayern leisten kann, einen Spieler wie Gustavo für 17 Mios zu holen, der dann nur leidlich überzeugt und oft auch auf der Bank sitzt, ist das eine Sache. Das gilt für den BVB aber nicht, und das wäre mit den 30 Millionen auch nicht anders.
Dazu kommt noch, dass das alles erst recht gilt, wenn man Götze in der Winterpause verkaufen würde. Jeder weiß, dass der Markt dann kaum überfüllt ist mit guten Spielern, so dass bei Bedarf oft überzogene Preise gezahlt werden müssen (wie eben etwa im Gustavo-Beispiel). Deshalb wäre es doppelt sinnlos, ihn ausgerechnet dann zu verkaufen. Das würde am ehesten dazu führen, dass man in der Rückrunde abstürzt und die CL verpasst, so dass ein Großteil des Geldes dann schon wieder weg wäre. Denn dass eine mögliche "interne Lösung" großer Käse ist, weiß jeder, der regelmäßig die BVB-Spiele sieht.
Generell finde ich auch, dass man so einen Spieler nur dann verkaufen darf, wenn er unbedingt weg will und entsprechenden Druck macht und deshalb ansonsten große Unruhe im Kader droht. Er ist 19, wenn er sein Leistungsniveau nur halbwegs hält (ich spreche nicht mal von einer weiteren Steigerung), würde man ihn auch 2013 noch zu einem sehr guten Preis verkaufen können, bei einer Steigerung entsprechend mehr. 2012 würde es höchstens dann passieren, wenn ein sensationelles Angebot kommt, und das wären nicht 30 Millionen, sondern deutlich mehr. Das hat, bevor die üblichen Verdächtigen wieder aufschreien und irgendeinen Stuss von wegen "Hype" schreiben, nichts damit zu tun, dass ich denke, dass er so viel "wert" wäre, sondern dass die "Schmerzensgrenze" deutlich höher liegt, was eben auch so kommuniziert wurde. Die angeblich "fairen Marktwerte" sind ohnehin großer Mist, was sich wegen transfermarkt.de usw. im Kopf vieler Leute festgesetzt hat. Ein Preis hängt, es ist halt so simpel, schlicht von den konkreten Umständen ab, und wenn ein Verein einen Spieler eigentlich auf keinen Fall verkaufen will, ist der entsprechend sehr hoch und höher als das, was der gemeine User als "fair" ansieht. Diese Meinungen sind halt für tatsächliche Verhandlungen völlig belanglos.