Was hättest du denn für Vorschläge um die Situation zu lösen wenn die Verursacher nicht erwischt werden können und sich die Vorfälle häufen? Nur die Ultras ausschließen? Das ist dann auch teilweise ungerecht wenn auch in geringerem Maße weil weniger Leute davon betroffen sind. Das ist alles nicht so einfach.
Natürlich sind wir nicht so weit voneinander entfernt.
Ich finde es zumindest mal vom Ansatz her sinnvoll den Hebel in der "Szene" anzusetzen, statt an der völlig unhomogenen Gesamtmasse "Stadionbesucher". Ich halte von "grundlosem" Aussperren und Sippenschaft erst einmal gar nichts. Weil man dadurch (und das sieht man ja gerade sehr gut in der Ultra-Szene) eher die Solidarisierung mit Straftätern fördert.
Ich verstehe die Ultra-Szene ja auch kaum. Die Denkweise ist eben sehr eindimensional - leider wurde in der Arbeit damit gerade von Vereinsseite und von der Polizei viel zu viel Glas zerbrochen. Wenn Du selber auswärts fährst weißt Du, wie aggressiv teilweise das Verhalten der Polizisten ist. Dazu kommen all die Regularien, die von Verbands- und Vereinsseite gemacht wurden, die eine Jugendkultur, die die der Ultras, natürlich enorme Angriffsfläche bietet. Viel zu lange wollte niemand einsehen, dass das Spiel einfach jedem gehört - nicht nur Verband, Verein, Sponsoren und TV Zuschauern.
Grundsätzlich plädiere ich weiter für deutlich mehr Investitionen in die Fanarbeit und den sofortigen Stopp weiterer Androhungen. Ich glaube man entschärft die Situation nur dann, wenn beide Seiten abrüsten. Oft gibt der Klügere etwas nach. In dem Fall wäre das für mich Verband & Polizei. Fangen wir doch mal damit an, nicht jeden Stehplatz-Zuschauer als potentiell gefährlicher einzustufen. Machen wir weiter, in dem wir die Ultra-Szene als Subkultur wahrnehmen und mal hinter die Fassade schauen. Gerade die Vereine sind ganz schnell dabei 8-jährige Kinder durch Maskottchen und Co. im Stadion abzuholen und an den Verein zu binden - aber was gab es vor 5 oder 10 Jahren denn für ein Angebot für 16-jährige Teenager, die sich dem wachsenden Kommerz entziehen wollten und denen Stimmung wichtiger war, als Markenentwicklung und Co.? Genau diese hat man immer weiter an den Rand gedrängt - Preiserhöhung, scheiss Vergabepolitik,, schlechte Gästeblöcke, höhere Polizeikontrollen...und jetzt entlädt sich da einiges an Problemen und Frust. Auch wenn ich die Gewalt heute einfach für deutlich überzeichneter halte, als sie eigentlich ist. Noch mal: Ich hatte nie Angst im Stadion und ich hätte auch kein Problem morgen in eine U Bahn zu steigen, die mit 80% Schalkern besetzt wäre.
Herr Wendt glaubt ja, dass sich jeder, der ein Stadion betritt, sich in Gefahr begibt. So behandelt er also auch alle Zuschauer als potentielle Gewalttäter. Mit dem Ergebnis, das wir selbst bei Spielen, wie gegen die lieben Freiburger "Schutzzonen" einrichten, damit sich die Fanlager nicht vermischen. Idiotischer geht es ja kaum. Man versucht Leute zu beruhigen, in denen man ihnen visuell darlegt, dass ein Stadion ungefähr so gefährlich ist, wie die Grenze zweier feindlicher Staaten.
Ich glaube wenn man die Denkweise mal wieder sukzessive zurückfährt, entschärfen sich so manche Probleme. Und doch. Ein Fußballspiel mit 80.000 Besuchern wird nie, niemals ohne Polizeieinsatz ablaufen. Genau so wenig, wie ein Oktoberfest, eine Kirmes oder ein Wochenende in einer großen Diskothek.