Webchiller
Bekanntes Mitglied
Da kein Schwarzgelber bisher auch die Diskussion in unserem Lager anregen wollte, hier mal meine Einschätzung:
Torhüter:
Im Tor ist Roman Weidenfeller gesetzt. Nach einer beständigen und für einen Bundesligakeeper überdurchschnittlichen Saison, setzt Roman Weidenfeller seine ausgezeichneten Leistungen aus den Jahren 2004 – 2006 fort. Er ist gereift und gehört inzwischen zu den wenigen handerlesenen Führungsspielern in Dortmund. Hinter seiner jungen Abwehr war er der Chef im Sechzehner. Schwächen in der Strafraumbeherrschung und im Spiel mit dem Ball kann er bis heute nicht abstellen. Das Handicap, das ihn nicht in die Riege der Klassetorhüter aufsteigen lässt, da fehlt es ihm ganz einfach an den Basics. Dahinter hat man mit Marc Ziegler einen zuverlässigen und exzellenten zweiten Mann, den vor gut einem Jahr selbst der FC Bayern gerne als Ersatzkeeper verpflichtet hätte. Heute würde er womöglich mit Michael Rensing um die Nummer Eins streiten, so aber füllt er seine Rolle als gutes Backup in Dortmund aus.
7 von 10 Punkten
Abwehr:
Die Hintermannschaft ist innerhalb einer Saison von der Rumpelabwehr der Liga zu dem talentiertesten und vielversprechendsten Deckungsverbund aufgestiegen, den die Bundesliga derzeit anzubieten hat. 37 Gegentore bei der ligaweit jüngsten Innenverteidigung ist ein exzellenter Wert, der nur von dem Abwehrbollwerk aus Gelsenkirchen übertroffen wurde. Santana als Brecher und unüberwindbare Säule im Zentrum, Hummels als moderner, spielstarker und intelligenter Führungsspieler mit gerade einmal 19 Jahren. Dazu Subotic, mit ausgezeichneten Anlagen, aber immer häufiger auftretenden Nachlässigkeiten, die ihn rein sportlich gesehen eigentlich aus der ersten Elf bugsieren sollten. Doch noch hat er als persönlicher Ziehsohn von Klopp die beste Ausgangsposition. Dahinter reiht sich mit Hünemeier ein junger, zuverlässiger und ordentlich agierender weiterer Nachwuchsverteidiger ein. Die Innenverteidigung hat einen Altersdurschnitt von gerade einmal 21 Jahren. Drumherum mit Dede und Owomoyela zwei Außenverteidiger, die ihre Bundesligatauglichkeit auf höherem Niveau in der Vergangenheit hinlänglich bewiesen haben. Wenn beide verletzungsfrei bleiben und auf Normalform auflaufen, gehört die Viererkette (noch) zu dem besten, was die Liga zu bieten hat. Hinter den alternden Routiniers tummeln sich mit Marcel Schmelzer und Julian Koch zwei Talente, die aber noch längst kein ernstes Backup zu den Stammkräften darstellen. Hier ging man mit dem Verkauf von Lee ein erhebliches Risiko ein, das bei Verletzungsausfällen bitter nach hinten losgehen könnte.
8 von 10 Punkten
Mittelfeld:
Wie auch in der Abwehr konnten im Mittelfeld alle Leistungsträger gehalten und mit Markus Feulner der Top Spieler der abgelaufenen Zweitligasaison verpflichtet werden. Außerdem kommen mit Sven Bender und Kevin Großkreutz zwei Talente aus der zweiten Liga, die bereits in der Vorbereitung auf sich aufmerksam machen konnten. Abgegeben wurden nur Spieler der zweiten Reihe wie der ausrangierte Federico sowie der nie zu großer Form aufgelaufene und auf Leihbasis verpflichtete Boateng. Sebastian Kehl ist der Leader und Motor im Mittelfeld. Sofern verletzt, führt an ihm kein Weg vorbei. Nuri Sahin ist in der abgelaufenen Rückrunde endlich aus seinem Phlegma erwacht und deutet nun nicht nur mehr an, weshalb ihn Arsene Wenger einst als europaweit größtes Talent unter 18 bezeichnet hatte. Auf der anderen Seite Kuba, der in der Hinrunde das spielentscheidende Offensivelement im Dortmunder Mittelfeld war, gleichzeitig in der Rückrunde aber nach Verletzung formmäßig völlig von der Rolle fiel. Auch er ist nicht über den Talentstatus hinaus und muss nun einmal über eine ganze Saison hinweg beweisen, dass er als spielstarker Flügelflitzer auch mehr als nur eine Halbserie zu gebrauchen ist. Hajnal ist in der Offensive nach 16 Scorerpunkten in der abgelaufenen Saison (zuletzt erreichte in Dortmund Michael Zorc als Mittelfeldspieler derart viele Punkte) aktuell gesetzt. Zu ihm gibt es auf der 10er Position keine Alternative, wenngleich der Ungar erheblich von der Rückendeckung durch den starken Kehl profitierte. Selbst ist er zwar ein begnadeter Fußballer, aber keiner, der das Spiel lenkt und zu Gunsten seiner Mannschaft lenkt. Ansonsten ist man auf jeder Position mindestens doppelt besetzt. Tinga als Ersatz für Kehl oder Alternative auf beiden zentralen Halbpositionen, genauso wie Kringe und Feulner, der bevorzugt in einer Doppelsechs agiert und hier wohl ärgste Bedrohung für Hajnal darstellen könnte. Alleine deshalb, weil Klopp aus seinen Zeiten mit Feulner schwärmt und selbst das System mit der Doppelsechs favorisiert. Bender soll langsam an die Nachfolge von Kehl herangeführt werden und wird in dieser Saison voraussichtlich noch keine große Rolle spielen. Ähnlich wie Großkreutz, der sowohl auf den Flügelpositionen im Mittelfeld wie auch im Angriff alle Voraussetzungen mitbringt, um als Einwechselspieler frischen Schwung hereinbringen zu können. Ob es zu mehr reicht muss sich erst zeigen.
7 von 10 Punkten.
Angriff:
Im Angriff hat man mit Alexander Frei auf der einen Seite den Sturmführer und auf der anderen Seite den besten Torschützen der letzten zehn Jahre abgegeben, um mit Lucas Barrios eine weitere Wundertüte zu den anderen weniger erfolgreichen Stürmern zu gesellen. Barrios bringt von den Voraussetzungen her alles mit, um in die Fußstapfen von Alex Frei zu treten – zumindest sportlich gesehen. Mit 37 Toren in 38 Spielen wurde er 2008 zum Welttorjäger des Jahres ausgezeichnet. Er ist robust, groß, laufstark und technisch exzellent veranlagt und besitzt einen ausgeprägten Torriecher. Wenn er sich in Deutschland schnell einlebt, sollten 10 Tore oder mehr realistisch zu erwarten sein. Valdez ist aktuell aufgrund seines unvergleichbaren Laufpensums an Barrios‘ Seite gesetzt. In der abgelaufenen Saison war er mit 13 Scorerpunkten noch dazu so effektiv wie nie zuvor und hat sich sowohl bei Trainer wie auch Fans großen Kredit erspielt. Zidan hat sich als Einwechselspieler und Unberechenbarkeitsfaktor bewährt, ohne echten Anspruch auf einen Platz in der ersten Elf stellen zu können. Ebenso Rangelov, der in Cottbus zwar bewiesen hat, auch unter schwierigen Bedingungen eine Rolle als Torjäger ausfüllen zu können. In seiner Karriere ist er bisher aber auch nicht als ausgewiesener Torschütze in die Geschichtsbücher eingegangen und so eher ein Lückenfüller auf der vierten Stürmerposition, als eine echte Alternative für die Startelf. Vor allem im Angriff steht aktuell ein ganz dickes Fragezeichen.
5,5 von 10 Punkten
Trainer:
Klopp hat es geschafft trotz heikler sportlicher Ausgangssituation eine Euphorie in Dortmund zu entfachen und in seinem ersten Jahr fast alles zu verändern. Ein zuvor unprofessionell zusammengestellter Kader wurde von ihm bestmöglich umgestaltet und mit hoffnungsvollen Talenten bestückt. Aus hoffnungsvollen Talenten wie Sahin hat er Leistungsträger geformt, über Jahre verletzungsanfällige Spieler wie Owomoyela zu alter Beständigkeit zurückgeführt. Auch in der Außendarstellung hat der BVB dank seines neuen Mediensprechers erheblich an Ansehen gewonnen. Ganz Dortmund, nein fast schon Deutschland, ist einer Kloppo-Mania verfallen, wohlwissen, dass Platz 6 mit diesem Kader dem oberen Limit entspricht. Erstmals in den letzten 15 Jahren wurde ein solcher Platz in Dortmund als sportlicher Erfolg gefeiert. Klopp sei Dank!
4,5 von 5 Punkten
Umfeld:Auch in der bevorstehenden Saison wird man einen Dauerkartenrekord brechen. Die Vorfreude in der Fanszene ist wieder mal groß, ebenso die Erwartungen. Das kann, trotz Klopp, bei schlechtem Saisonstart auch ganz schnell wieder kippen. Klopp hat zwar Kredit für sich und seine Mannschaft erarbeitet, doch die Erwartungshaltung ist gewohnt groß, auch bei Sponsoren, die für eine sportliche Weiterentwicklung als Investoren auch unabdingbar sind. Man ist zum Erfolg verdammt und dank eines eingespielten Teams Zorc und Klopp auf dem Weg sich zu stabilisieren, doch auf welch dünnem Eis solche Ausgangssituationen in und um Dortmund herum gebettet sind, mussten sportliche wie kaufmännische Verantwortliche im letzten Jahrzehnt mehrfach erleben.
3,5 von 5 Punkten
Fazit:
35,5 von 50 Punkten
Platz 5 -9