FC Bayern - Finanzen und Co
Ich habe mich in letzter Zeit ausgiebig mit dem FC Bayern beschäftigt.
Ich war vor allem interessiert am wirtschaftlichen Werdegang unter anderem auch dem gerühmten Festgeldkonto.
Nun werde ich in den folgenden Abschnitten, einige Punkte herausarbeiten.
Historie der FC Bayern München AG
Im Jahr 2002 wurde die FC Bayern München Aktiengesellschaft als Teil des Stammvereins FC Bayern München eV ausgegliedert.
Dies geschah aus folgenden Gründen: Zum einen um professionelle Strukturen zu schaffen, denn die AG beherbergt vor allem die Lizenzspielerabteilung, die Profiabteilung des Bereiches Fussballs und ein Verein darf an sich keine Gewinne erwirtschaften – wenn dann nur über Umwege - eine AG dagegen schon.
Zudem bietet eine Aktiengesellschaft die Möglichkeit durch den Verkauf von Aktien, sprich Anteilen, an frisches Kapital zu kommen.
Die FC Bayern München AG gehört zu 90% dem Verein
FC Bayern München eV, die restlichen 10% gehören Adidas.
Hat Bayern einen Investor?
Adidas bezahlte für diesen Anteil an die 80Mio Euro (2002), so gesehen ist Adidas eine Art Investor des FC Bayern München, die AG gehört nun zum Konzern Adidas.
Adidas ist am FC Bayern München beteiligt,Adidas besitzt aber kein Mitspracherecht bei sportlichen &wirtschaftlichen Entscheidungen, allerdings wird Adidas dafür auch am Gewinn der AG beteiligt.
Die Möglichkeit zum Mitspracherecht bestünde, sollte Adidas weitere 15 % kaufen, ab 25%hat man als Anteilseigner die sogenannte Sperrminorität, die ein Mitspracherecht gewährt.
Adidas stellt in Herbert Hainer den stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzender der FC Bayern AG.
Theoretisch könnten Adidas oder andere Investoren ihre Anteile bis auf
49 % erhöhen.
51% müssen weiterhin in Hand des Vereins bleiben, dies besagt die
50plus1 - Regel.
Bayern – solides Wirtschaften auf hohem Niveau
Bis auf einen kleinen Durchhänger 2002/2003 stiegen die Umsätze der AG kontinuierlich an.
2006/2007 wurden 225,8 Mio umgesetzt und 18,9 Mio Gewinn erwirtschaftet.
In der Saison 2007/2008 verzeichnete man einen Umsatz von 286,8 Mio. machte allerdings nur 2,1 Mio. Gewinn.
Grund dafür war der Anstieg der Gehälter, die bereits vor Toni und Ribery 60Mio betrugen, steigende Verbindlichkeiten aus der Allianz Arena und fehlende Einnahmen aus der CL.
Jedoch grandios: Bis auf die Saison 02/03 erwirtschaftete der FCB immer Gewinn, machte nie Verlust. Alles in allem ein solide und sehr gut geführter Verein.
Bedingt Problematisch: Allianz Arena
Fakt ist, die Allianz Arena kostete 340 Mio Euro.
(Baukosten 286 Mio plus Finanzierung -Kredit & Tilgung)
Für die Finanzierung gründete man die sogenannte Stadion GmbH (Kapitalgesellschaft, haftungsbeschränkt) an der ursprünglich 1860 München und der FC zu jeweils 50Prozent beteiligt waren.
Da 1860 in Finanznot geriet, kaufte der FCB deren Anteil für 11MioEuro ab und ist nun Alleineigentümer der Stadion GmbH und damit der Allianz Arena.
Ursprünglich war geplant, die Mieteinnahmen, die von den beiden Vereinen an die GmbH bezahlt werden sollten für die Tilgung der Verbindlichkeiten aus dem Stadionbau zu verwenden.
Diese sind nämlich alles andere als gering, daher auch die Problematik, da Bayern nun Alleineigentümer ist.
Die Allianz sicherte sich das Namensrecht für 30 Jahre gegen Zahlung von Sponsorengeldern.
Die Finanzierung erfolgte als Projektfinanzierung (Kredite) über die Eurohypo AG, die Dresdner Bank AG, einen geschlossenen Fond der KGAL-Gruppe sowie den Verein FC Bayern München.
(Zudem zahlte die Stadt München 210 Mio Euro für das Baugebiet und Infrastruktur).
"Wir müssen pro Jahr etwa 30 MioEuro für Zins und Tilgung erwirtschaften. Dann wäre das Stadion nach 22 Jahren schuldenfrei",
sagte Hoeness dem Spiegel.
Das "Festgeldkonto"
Was ist eigentlich ein Festgeldkonto? Ein Konto, auf dass der FCB Geld einzahlt, das verzinst wird, sich somit mehrt und auf dass der FCB jederzeit zugreifen kann.
Hier im Forum war oft die Rede von hunderten Millionen Euro auf dem Festgeldkonto.
Das ist definitiv falsch.
Die Stadion GmbH gehört zu 100% der FC Bayern AG. Die AG lagerte 75 MioEuro um auf die Stadion GmbH. Dieses Geld stammt aus dem Festgeldkonto.
"Der Verein, der FC Bayern, bekommt jetzt jene 75 Mio Euro zurück, die er der Stadion GmbH geliehen hatte. Plus Zinsen", sagte Uli Hoeness dem Handelsblatt.
Das ist aber im Prinzip nur Augenwischerei – das erkennt jeder der die Eigentumsverhältnisse kennt.
Im Prinzip ist es so: Der FCB wendete den Großteil des Festgeldkontos auf um das Stadion zu finanzieren. Eine bessere Anlage, auf jeden Fall.
Denn das Stadion gehört auch zur Aktivaseite, dem Sachvermögen und verspricht mehr Rendite als ein handelsübliches Bankkonto.
Der FCB hat also nichts anderes gemacht als Arsenal mit dem Emirates.
Dem FCB war es wichtig Alleineigentümer ihres Stadions zu sein, wie etwa ManUtd mit dem Old Trafford oder Real mit dem Bernabeu. Da ist nämlich in der Bundesliga nur selten der Fall.
Aus der diesjährigen Bilanz, zu finden auf der Bayern-Homepage geht hervor, dass Bayern über liquide Mittel in Höhe von 27 Mio Euro verfügt.
Diese liquiden = flüssigen Mittel entsprechen dem Festgeldkonto.
Das sind zwar keine 100 Mio, aber dennoch können nur wenige Vereine von sich behaupten 27Mio Euro zur direkten und freien Verfügung zu haben.
Die meisten Vereine sind etwa beim Kauf von Spielern auf kurzfristige Kredite angewiesen, da sie nur einen Teil direkt bezahlen können.
Das Festgeldkonto ist also gewaltig geschrumpft, ebenso der Gewinn,der 07/08 "nur" 2,1 Mio Euro betrug.
Schuld daran waren Spielereinkäufe in mehrstelliger Millionenhöhe, steigende Verbindlichkeiten aus dem Stadionbau und ein stark ansteigendes Gehaltsvolumen
(nicht nur für Spieler auch für zusätzl. Angestellte (153Mio Euro!))
Fazit:
Der FC Bayern München schaut in eine gesicherte Zukunft.
Die Verbindlichkeiten aus dem Stadionbau sind zwar nicht gerade klein, aber steigende Umsätze, zusätzliche Einnahmen aus Sponsoring & CL sollten aber ausreichen, um die Schulden Jahr für Jahr korrekt zu tilgen.
Zudem wirft das Stadion wie bei allen anderen großen Vereinen gleichzeitig viel Rendite ab.
Der FCB gehört zu den reichsten Vereinen der Welt, mit Sicherheit.
Allerdings: Aufgrund geringer TV Einnahmen und zahlungsbereiter Kundschaft im Ausland wird der FCB nur bedingt Topstars verpflichten können.
Würde der FCB in der PL spielen sähe das sicher anders aus.
Aber dann hätte der FCB evtll. eine Heuschrecke a la Glazer.
Und an dieser Stelle ist es gut zu sagen: "Wir sind hier nicht bei wünsch dir was, sondern so ist es!"
So ist der FCB eben in der Position die anderen Großen gewaltig ärgern zu können, aber zumindest personell nicht mit den ganz Großen mitzuhalten.
Aber manchmal sind das Spielerische und die mannschaftliche Geschlossenheit wichtiger -siehe 2001.