Risse in der Führung werden immer größer
München - Franz Beckenbauer kontra Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß - die Krise bei Fußball-Rekordmeister Bayern München weitet sich aus. Nach dem sportlichen Niedergang in dieser Saison werden nun auch die Risse in der Führung immer größer. Nachdem Vorstandschef Rummenigge am Wochenende das Verhalten Beckenbauers kritisiert und auch Manager Hoeneß gegen den "Kaiser" gestichelt hatte, schlug nun Beckenbauer am Montag zurück.
"Wer ein Problem mit mir hat, soll mit mir persönlich reden. Dafür hat uns der liebe Gott ja die Sprache gegeben", sagte der Präsident und Aufsichtsratschef des deutschen Fußball-Rekordmeisters in der Bild-Zeitung und machte damit deutlich, dass zwischen den einstigen Mannschaftskollegen interne Funkstille herrscht. Es wird nicht mehr miteinander, sondern mit Hilfe der Medien nur noch übereinander geredet.
Zuerst hatte Beckenbauer die Arbeit des Vorstandes in den vergangenen Jahren bemängelt und eine offensivere Transferpoltik gefordert, jetzt nahmen sich Rummenigge und Hoeneß den Kaiser vor. Dessen Verhalten würde "nicht nur uns im Vorstand irritieren", äußerte AG-Chef Rummenigge, "sondern auch die Mitglieder der anderen Gremien wie Verwaltungsrat und Aufsichtsrat".
Zugleich hatte Hoeneß in Bezug auf die Transferpolitik und die Aussagen Beckenbauers gegiftet, dass "beim FC Bayern nur drei Leute Bescheid wissen. Karl Hopfner, Karl-Heinz Rummenigge und ich". Und Beckenbauer? "Der Franz weiß nichts."
Dies bestätigte Beckenbauer nun auch. "Ich weiß nichts von den Transfergesprächen." Es sei auch nicht seine Aufgabe, sich "ins operative Geschäft einzumischen. Der Aufsichtsrat unterstützt voll den Neuaufbau - auch wenn es teuer wird."
Während Hoeneß und Rummenigge seit Wochen "austerngleich" verschlossen sind, sorgt Beckenbauer mit seinen öffentlichen Äußerungen zum FC Bayern immer wieder für Unruhe und vor allem für reichlich Verärgerung bei seinem Vorstand. Nach Informationen des kicker soll es deshalb im Aufsichtsrat zuletzt heftig "gerappelt" haben. Rummenigge und Hoeneß sollen sogar gefordert haben, dass Beckenbauer künftig seine Zeitungs- und TV-Kommentare zum FC Bayern unterlassen soll.
Dass Misstrauen soll inzwischen so groß sein, dass sich die Vorstände zwar den finanziellen Spielraum für die geplanten Investitionen vom Aufsichtsrat genehmigen ließen. Namen potenzieller Neuzugänge seien dem Gremium aber nicht genannt worden. Neben Rummenigge, Hoeneß und Geschäftsführer Hopfner sind in die Pläne offensichtlich auch Trainer Ottmar Hitzfeld, Chefscout Wolfgang Dremmler und Berater Paul Breitner eingeweiht - zumindest teilweise.
Wie es beim FC Bayern nicht nur sportlich, sondern auch auf der Führungsebene weitergeht, bleibt abzuwarten. Zuletzt hatte Beckenbauer bereits den Versuch unternommen, Rummenigge zum Präsidenten der Deutschen Fußball Liga (DFL) wegzuloben. Rummenigge wiederum erklärte nun, dass er sich den Kaiser als UEFA-Präsident gewünscht hätte. Noch bis 2009 ist Beckenbauer, UEFA-Vertreter in der Exekutive des Weltverbandes FIFA, als Präsident des FC Bayern gewählt. Danach soll Hoeneß das Amt übernehmen.
In Sachen Neuverpflichtungen gibt es nach wie vor wenig Neues. Der Gladbacher Marcell Jansen will bis Mitte oder Ende der Woche ein Gespräch mit der Borussia führen. Sein Berater Gerd vom Bruch meinte, dass es gut sein könne, "dass wir nächste Woche mit den Bayern reden".
Ansonsten hatte Hitzfeld am Samstag erklärt, dass er nicht glauben würde, dass Luca Toni zum FC Bayern kommt. Was wiederum Rummenigge süffisant konterte: "Vielleicht weiß der Ottmar mehr als wir."
Bei den Bayern scheinen derzeit nur wenige Dinge klar zu sein: Zum einen, dass alle froh sind, wenn die verkorkste Saion zu Ende ist. Zum anderen, dass es beim geplanten Neuaufbau laut Rummenigge "um dramatisch viel Geld geht". Und zum dritten, dass die Stimmung in der Führungsriege ähnlich schlecht wie der Tabellenplatz in der Liga ist.
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Quelle: Stuttgarter Zeitung