Auch sonst reagierte Silvia Neid nach dem Ausscheiden wenig souverän. Sie müsse das Spiel zwar noch einmal in Ruhe analysieren, könne sich aber keinen Vorwurf machen. Den machte sie dafür Stürmerin Alexandra Popp, die habe sie enttäuscht: "Sie hat meine Erwartungen nicht erfüllt. Ich hätte mir von ihr schon mehr Leben da vorne erwartet." Zur Erinnerung: Alexandra Popp ist 20 Jahre alt, absolvierte gegen Japan ihr 16. Länderspiel – und kam nach 102 Minuten in eine Partie, von der die Kollegin Bresonik hinterher sagte: "Wir hätten noch fünf Stunden spielen können und kein Tor erzielt." Wenn Silvia Neid nichts Besseres einfällt, als vor versammelter Journaille eine Nachwuchsspielerin, die sie viel zu spät eingewechselt hat, bloßzustellen, ist das ein Armutszeugnis. Und sagt viel über den Zustand einer Bundestrainerin aus, die mit allem gerechnet hatte – nur nicht damit.
Was bleibt ist eine ratlose Trainerin, die ihren Frust mit Arroganz zu überspielen versucht, und eine Mannschaft, die sich alleine gelassen fühlt. Wieder war es Linda Bresonik, die Klartext sprach: "Niemand hat uns auf diese Niederlage vorbereitet." Und von der Freundschaft zwischen Birgit Prinz und Silvia Neid scheint nicht mehr viel übrig zu sein. Wer die degradierte Kapitänin nach der Begegnung in der Wolfsburger Mixed-Zone sah, dem hätte sie gar nicht mehr sagen müssen, was sie dann doch sagte: "Ich bin total frustriert." Sie, betonte Birgit Prinz, hätte spielen wollen. "Aber die Trainerin hat anders entschieden. Das muss ich akzeptieren." Harmonie hört sich anders an.