Die Fußball-Bundesliga, heute.

Kurz-de-Borussia

Dortmunder.
Auch auf die Gefahr mich unbeliebt zu machen: nein hier geht es ausnahmsweise mal nicht um den katastrophalen, geschichtsträchtigen und Meisterschaftsvorentscheidenen Fehlstart der Bayern, nicht um die fast sicheren Absteiger aus dem Loch, das sie Gelsenkirchen nennen und auch nicht um das Barcelona in schwarz und gelb. Ich würde den Spieltag gerne mal Spieltag sein lassen und einfach einen Gedanken zur Bundesliga anstoßen.

Ich war etwas verwundert, dass auch hier im Live-Ticker, die Inszenierung der Saisoneröffnung seitens der DFL so stark kritisiert wurde. Als "amerikanisch" und "übertrieben" wurde das fünf Minuten Event zum Saisonauftakt im Westfalenstadion empfunden, ich würde gerne mal wissen, was da denn sonst erwartet wurde?

Ich bin wirklich ein sehr großer Freund traditioneller Dinge, gerade im Fußball, aber für meinen Geschmack hat die DFL durchaus eineng guten Spagat geschaffen. Keine Playback-mimende Rockband auf dem Rasen, kein Feuerwerk-Spektakel am Himmel, nur ein nett gemachtes Videos, ein bißchen Tanz, eine kurze Rede des Präsidenten und dann die Nationalhymne. Ich bin ja durchaus kritisch bei solchen Dingen, aber dann bitte nur Kritik konstruktiver Natur. Das Stadion besteht eben nicht nur 80.000 feiernden Menschen und am TV sitzen auch nicht nur Leute, die Gerd Müller noch im modischem Cheerleader-Höschen haben spielen sehen. Da darf es wenig "Imagewerbung" doch sein, oder etwa nicht?

Dieser FAZ-Artikel fasst die Situation in Deutschland doch wunderbar zusammen. Die Bundesliga hat eine Außendarstellung, die sich sehen lassen kann. Natürlich darf man wunderbar streiten, ob es da eine solch "drittklassige Show", wie sie Freddie Rückenhaus sah, überhaupt braucht:

Die halbe Südtribüne, das Zentrum der Dortmunder Fußballfans, drehte dem eher drittklassigen Eröffnungs-Gedröhn demonstrativ den Rücken zu. Und sang unbeirrt die eigenen Fanchöre weiter - gegen die Bombast-Beschallung aus den Lautsprecherboxen. ... Die Pfiffe gegen die DFL-Show waren, so die Fanszene, auch Ausdruck der Entfremdung zwischen der amtierenden Generation des Fußball-Establishments und einer jungen Generation von Fußball-Anhängern. Die propagieren die Rückbesinnung auf das reine, pure Spiel, ohne zu viel Einfluss von Kommerz und Sponsoren, ohne Starsysteme, mit maßvollen Eintrittspreisen und genügend Stehplätzen für jüngere Zuschauer. ... Offenbar wollten die Dortmunder (und Hamburger) Fans den DFL-Oberen Denkhilfen mit auf den Weg geben. In Lounges von Luxus-Hotels und klimatisierten Vorstands-Suiten der geldgebenden Konzerne verliert man leicht den Blick aufs einzig Wesentliche: Auf das soziale Gruppen-Erlebnis Fußball. Keine DFL-Hymne kann je so schön sein, wie echte Fan-Gesänge.

Abgesehen davon, dass niemand gepfiffen hat, sondern einfach demonstrativ laut gesungen wurde, darf aber doch mal die Frage erlaubt sein, ob man mit einem fairen Umgang gegenüber der "Inszenierung Bundesliga" nicht viel mehr erreicht?

Fakt ist doch, eine gesunde Vermarktung, ein klein wenig Show ist in der heutigen Zeit einfach unabdingbar. Das klingt für manch einen Superfan vielleicht hart, aber ich gehe lieber einen Weg, der beides ermöglicht. Der mich für unter 20€ auf die Tribüne lässt, der Fans respektiert und wo Fans durchaus mündig sind, der aber dem Rest der Welt auch die Show bietet, die sie anscheinend braucht.

Es wird die Bundesliga, wie sie in den 70er oder 80er gab, nie mehr geben. Das kann man gut finden oder nicht, aber es den Herren oben immer nur vorzuwerfen, dass früher alles besser war, macht die Gegenwart nicht lebenswerter. Sie führt nur in eine Sackgasse, aus der lediglich einer den Weg herausfindet. Dass dies die "Fans" sein werden, glaube ich nicht.

Der Status Quo der Fußball-Bundesliga ist doch das beste Beispiel dafür, das wir in Deutschland 50+1 brauchen und auf Red Bull liebend gerne verzichten können. Dass moderate Eintrittspreise für eine in Europa beispiellose Atmosphäre sorgen und wir keinen argentinischen Messi brauchen, wenn wir selber einen deutschen Götze entwickeln können.

Ich würde mir für diese Spielzeit wünschen, dass sich die DFL und auch die organisierten Fans einen Schritt aufeinander zubewegen. Dass sich auch die DFL konstruktiv mit den Anliegen der Fans auseinandersetzt. Die hüpfende Südtribüne, die dort drüben in Japan für Einschaltquoten sorgen soll funktioniert eben heut zu Tage nur dann, wenn Stehplätze Stehplätze bleiben, wenn die Karte keine 20€ kostet, Fahnen und Banner bedenkenlos ins Stadion dürfen und beide Seiten merken, was sie eigentlich aneinander haben.
 

ConJulio

Nur der BVB!!!
Joah - Nett geschrieben und ich gebe Dir auch im Großen und Ganzen Recht.

Die Eröffnungsshow hatte für mich persönlich so einen "Gut gewollt - Schlecht gemacht"-Stil. Die Choreo der Fans im Anschluss ein Wahnsinn.
Ne Rockband hätte ich persönlich gut gefunden, doch auch nur wenn Playback verboten ist.
Eine bessere Kommunikation zwischen Vereinen - Fans und der DFL fänd ich auch sehr gut und auch stimme ich Dir zu. Auch was Aktionen wie "Kein Zwanni Für Nen Steher" angeht. Der Fussball ist ein Inhalt in jeder Gesellschaftsschicht und sollte in der Form eines Stadionbesuches auch so weiterhin alles zugänglich sein. Es muss weiterhin Alles von Seiten der Vereine und der DFL getan werden, damit die Fans weiterhin für einzigartige Stimmung und Aktionen wie Choreos sorgen können.

Der Spagat von Kommerz und Tradition ist schwierig aber hier eigentlich ganz gut gelungen. Tradition wird schon aufrecht erhalten und Neues gewagt.
Was 50+1 betrifft - Das ist ja ein Thema ohne Ende. Generell denke ich nur, dass die Regeln für Alle gleich sein sollte. Entweder in die eine oder andere Richtung.
Die Gefahren, die manch einer Beschwört sehe ich so nicht. Aber das ist ein anderes Thema.

Generell profitiert die BuLi von den Problemen des deutschen Fußballs zu Beginn dieses Jahrtausends. Meiner Meinung nach erleben wir damit eine kleine Verjüngungskur des Vereinsfussballs in Deutschland. Davon profitieren dann Vereine und Nationalmannschaften. Nicht alle Spieler spielen dann in der deutschen NM. Doch das wird in anderen Ländern auch bald kommen, wie z.B. in Italien.
Am meisten würde der Bundesliga das Durchsetzen der Financial Fair Play Regelungen helfen. Aber daran glaube ich einfach nicht.
Mal sehen.
 

German_Ice

Bekanntes Mitglied
Die Eröffnungsshow hatte für mich persönlich so einen "Gut gewollt - Schlecht gemacht"-Stil.

Triffts ziemlich gut. Stimme Kurz in allen Punkten zu und habe auch nicht gegen ein bisschen Show, zumals ja nicht jeden Spieltag gemacht wird. Allerdings fand ich die Zeremonie am Freitag einfach lahm und imho sah das auch ziemlich schwachsinnig aus. Da find ich Choreos im Stile des Pokalendspiels besser.
 

Thommy

Gesperrt - "Fanlager-Auszeit"
Ich bin ein großer Anhänger des sogenannten modernen Fußballs und finde, dass ein bisschen Show im Fußball heutzutage einfach dazugehört. Ich gehe zwar zu 100 % wegen des Fußballs ins Stadion und nicht weil ich die Show im Stadion so gut finde, dennoch macht ein bisschen Show das Ganze noch besser, als wenn es nur um Fußball geht. Wobei klar sein muss, dass das Spiel weiterhin im Mittelpunkt stehen muss und die Show nur als Ergänzung dienen darf. Zustände wie in den USA, wo die Show wichtiger ist als der Sport, will ich auf gar keinen Fall.

Neben dem Fußball bin ich auch ein großer Eishockeyfan und ich muss sagen, mein Verein, die Mannheimer Adler, die bieten auch ne coole Show, so ähnlich könnte man das auch im Fußball machen: http://www.youtube.com/watch?v=EPx7KMcE1OU
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich bin ein großer Anhänger des sogenannten modernen Fußballs und finde, dass ein bisschen Show im Fußball heutzutage einfach dazugehört. Ich gehe zwar zu 100 % wegen des Fußballs ins Stadion und nicht weil ich die Show im Stadion so gut finde, dennoch macht ein bisschen Show das Ganze noch besser, als wenn es nur um Fußball geht. Wobei klar sein muss, dass das Spiel weiterhin im Mittelpunkt stehen muss und die Show nur als Ergänzung dienen darf. Zustände wie in den USA, wo die Show wichtiger ist als der Sport, will ich auf gar keinen Fall.
Und was genau stellst du dir so vor?
 

Wilhelm

Überfliegender Gartenzwerg
Und was genau stellst du dir so vor?
Wenn er denn etwas Wesentliches äussern würde, könnte man davon ausgehen, dass er etwas meinen würde. Und wenn wir dann etwas Wesentliches in seinen Sätzen erkennen könnten, würden wir wohl merken wollen, dass er eine Aussage hätte haben wollen.

Ansonsten will er nur für das massiv amerikanisierte Video für seinen Eishockeyverein werben. Mit Fussball hat das nix zu tun, wie überraschend.
 

RedSocks2203

Erfolgsfan seit 1980
Ich bin ein großer Anhänger des sogenannten modernen Fußballs und finde, dass ein bisschen Show im Fußball heutzutage einfach dazugehört. Ich gehe zwar zu 100 % wegen des Fußballs ins Stadion und nicht weil ich die Show im Stadion so gut finde, dennoch macht ein bisschen Show das Ganze noch besser, als wenn es nur um Fußball geht. Wobei klar sein muss, dass das Spiel weiterhin im Mittelpunkt stehen muss und die Show nur als Ergänzung dienen darf. Zustände wie in den USA, wo die Show wichtiger ist als der Sport, will ich auf gar keinen Fall.

Neben dem Fußball bin ich auch ein großer Eishockeyfan und ich muss sagen, mein Verein, die Mannheimer Adler, die bieten auch ne coole Show, so ähnlich könnte man das auch im Fußball machen: Adler Mannheim Einlauf/Intro 2009/10 HD - YouTube

Was genau mit zuviel Show im amerikanischen Profisport meinst du eigentlich? Ich schau mir, wenn es die Zeit erlaubt, Spiele der NFL an, wohl gemerkt die Regular Saison. Ich finde nicht, das es bei diesen Spielen zuviel Entertainment gibt. Das in den Viertelpausen oder den Time outs mal paar Chearleader über den Bildschirm tanzen empfinde ich nicht als störend.

Richtig Show erlebt man eigentlich nur beim Superbowl.
 

Thommy

Gesperrt - "Fanlager-Auszeit"
Ansonsten will er nur für das massiv amerikanisierte Video für seinen Eishockeyverein werben. Mit Fussball hat das nix zu tun, wie überraschend.

Warum sollte es eine solche Einlaufshow nicht auch im Fußball geben ? Was spricht denn wirklich gegen Cheerleader im Fußball ? Macht doch Spaß das Ganze.
 
Warum sollte es eine solche Einlaufshow nicht auf im Fußball geben ? Was spricht gegen Cheerleader im Fußballer ? Macht doch Spaß das Ganze.
Vielleicht weil ein Stadion viel größer ist, mehr Spieler auf das Spielfeld kommen, man es tagsüber nicht einfach mal so dunkel machen kann, Fußball Freiluftsport ist, es keiner braucht?

Cheerleader würden vielleicht keinen stören. Aber vielleicht würde es sie stören, wenn sie keiner beachtet.
 

Wilhelm

Überfliegender Gartenzwerg
Warum sollte es eine solche Einlaufshow nicht auf im Fußball geben ? Was spricht gegen Cheerleader im Fußballer ? Macht doch Spaß das Ganze.
Ach, echt? Puschels für die Spieler? Der Milliardär zahlt die Einlaufmusik? Stehplätze als Folklore für die VIPs? Fällt Dir noch mehr ein, was allen gefallen könnte?
 
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Dieser Fussball heute Kommentar fasst die Situation in Deutschland doch wunderbar zusammen. Die Bundesliga hat eine Außendarstellung, die sich sehen lassen kann. Natürlich darf man wunderbar streiten, ob es da eine solch "drittklassige Show", wie sie Freddie Rückenhaus sah, überhaupt braucht:

Die halbe Südtribüne, das Zentrum der Dortmunder Fußballfans, drehte dem eher drittklassigen Eröffnungs-Gedröhn demonstrativ den Rücken zu. Und sang unbeirrt die eigenen Fanchöre weiter - gegen die Bombast-Beschallung aus den Lautsprecherboxen. ... Die Pfiffe gegen die DFL-Show waren, so die Fanszene, auch Ausdruck der Entfremdung zwischen der amtierenden Generation des Fußball-Establishments und einer jungen Generation von Fußball-Anhängern. Die propagieren die Rückbesinnung auf das reine, pure Spiel, ohne zu viel Einfluss von Kommerz und Sponsoren, ohne Starsysteme, mit maßvollen Eintrittspreisen und genügend Stehplätzen für jüngere Zuschauer. ... Offenbar wollten die Dortmunder (und Hamburger) Fans den DFL-Oberen Denkhilfen mit auf den Weg geben. In Lounges von Luxus-Hotels und klimatisierten Vorstands-Suiten der geldgebenden Konzerne verliert man leicht den Blick aufs einzig Wesentliche: Auf das soziale Gruppen-Erlebnis Fußball. Keine DFL-Hymne kann je so schön sein, wie echte Fan-Gesänge......

Ich stimme Dir schweren Herzens zu... Es geht leider immer mehr um Geld und die Lobby, nicht um den Sport. Sieh sich doch nur einer mal die Gehälter an. Nichts gegen gut bezahlte Fußballer - bitte nicht! Wer Leistung zeigt, soll auch entlohnt werden. Aber teilweise doch etwas zu astronomisch...
 
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