Ich hätte gerne noch Lucio, Xavi, Iniesta, Messi und Rooney...wenn das auch innerhalb von 3 Stunden klar geht, laufe ich nackt bis nach Tadschikistan!
Schade, ich wäre so gerne gelaufen...
Quelle: HAZ - „Ich bin kein Feuerwehrmann“
96-Trainer im Interview
Slomka: „Ich bin kein Feuerwehrmann“
Er will kein Feuerwehrmann sein und freut sich bereits auf die neue Saison: 96-Trainer Mirko Slomka spricht im Interview über kleine Brände, Wirrungen und das neue Gesicht der „Roten“.
Herr Slomka, als Sie zu 96 kamen, wurde Ihnen fehlende Erfahrung im Abstiegskampf vorgehalten. Finden Sie jetzt, nachdem Sie den Klassenerhalt geschafft haben, dass Sie die Prüfung zum Feuerwehrmann, dem Retter in höchster Not, bestanden haben?
Ich glaube, ich bin nicht der typische Feuerwehrmann. Der Feuerwehrmann kommt zum Löschen und fährt wieder weg. Ich will bleiben, wieder aufbauen, etwas Neues machen, Nachhaltigkeit reinbringen.
Brennt es denn noch bei 96, oder sind die meisten Brandnester gelöscht?
Ich habe nie den Eindruck gehabt, dass es richtig brennt. Es gab immer mal kleine Feuer, das ist in der Bundesliga normal. Aber in unserem Fall war das in den letzten Wochen nie wirklich dramatisch, also kein Buschbrand.
Platz 17 wird aber als Großbrand wahrgenommen.
Ja, natürlich. Das hat damit zu tun, dass die Saison insgesamt ziemlich brutal gelaufen ist. Ich bin angetreten mit dem Auftrag, die Klasse zu halten. Und ich bin dankbar, dass Klubchef Martin Kind und Sportdirektor Jörg Schmadtke an mir festgehalten haben. Dass sie mir und der Mannschaft das Vertrauen gegeben haben. Wir konnten es mit dem Klassenerhalt danken.
Beschreiben Sie doch mal die Gefühle, mit denen Sie nach dem geschafften Klassenerhalt und der Rückfahrt vom letzten Spiel in Bochum vor die Fans in der hannoverschen Arena getreten sind.
Das war sehr emotional, ähnlich wie schon in Bochum. Aber für mich auch ein bisschen unwirklich. Deswegen, weil ich die Mannschaft nur vier Monate begleitet habe. Aus diesem Grund habe ich mich auch nicht mit dem Mikrofon hingestellt und zu den Fans gesprochen. Eine „La Ola“ zu machen, das war angemessen. Aber keine Ansprache.
Wird die nächste Saison leichter?
Ich denke, solche Irrungen und Wirrungen wird es nicht mehr geben. Ich würde mir wünschen, dass viel von der Mannschaft abgefallen ist. Ich glaube, es werden sich charakterstarke Spieler herauskristallisieren, die wir entweder schon unter Vertrag haben oder mit denen wir in Verhandlungen stehen. Die abgelaufene Saison stärkt die Persönlichkeit jedes Spielers.
Was waren die größten Verwirrungen?
Verwirrt war ich etwa, weil die Verletzungsserie nicht aufgehört hat. Jeden Tag gab es neue Hiobsbotschaften. Dass die Mannschaft das verkraftet hat, das ist Stärke.
Sind Sie den Ursachen für diese Misere auf den Grund gegangen?
Da versucht man natürlich, mögliche Gründe zu finden. Man guckt sich Historien an von 96: Seit wann gibt es diese Verletzungen? Und man schaut sich den Trainingsplatz an, überprüft alle Kleinigkeiten. Aber es hat nicht aufgehört.
Schaut man sich mal einen Tiefpunkt der Saison wie das 0:7 gegen den FC Bayern München an: War das einfach ein rabenschwarzer Tag?
Das war einfach totale Dominanz der Bayern. Wir haben kein Mittel gefunden. Aber ich bin überzeugt, dass uns so etwas nicht noch einmal passiert. Unabhängig davon, dass ich noch nicht genau weiß, wie das neue Gesicht der Mannschaft aussehen wird. Ich freue mich diebisch darauf, mit dieser Mannschaft in die Vorbereitung zu gehen und sie dazu zu bringen, dass sie auf den Platz geht und sagt: „Hey, wir sind hier die dominante Mannschaft und bringen unser Spiel durch.“ Das geht mit Hannover 96.
Wenn die richtigen Spieler dafür da sind. Einige gehen noch weg, Neue kommen: Wie sieht das neue Gesicht von 96 aus?
Das sind im Wesentlichen die Gesichter, die die Mannschaft am Ende der Saison geprägt haben: Auch
Steven Cherundolo und Sergio Pinto gehören dazu – ich gehe in beiden Fällen davon aus, dass wir unsere Möglichkeiten ausschöpfen werden, um diese Spieler zu halten. Wir haben es auch bei Manuel Schmiedebach geschafft. Und das war auch nicht einfach, nachdem er am Ende der Saison immer einer der Stärksten war. Natürlich gibt es da Verführungen von anderen Klubs.
Gehen wir mal alle Positionen durch.
Wir haben aktuell zwei Torhüter, und wir brauchen definitiv noch Ersatz. Ich glaube,
wir müssen noch einen Keeper holen, der schon ein paar Bundesligaspiele auf dem Buckel hat und der Florian Fromlowitz, unsere klare Nummer 1, anspornt.
Ich hoffe, dass wir Steve Cherundolo halten können, sonst müssen wir da auch noch aktiv werden. Wir müssen Jan Durica ersetzen. Da
werden wir einen neuen Spieler für die Viererkette verpflichten. Als zweiten Mann haben wir da aus dem eigenen Nachwuchs Christopher Avevor.
Und auf der „Sechs“?
Ich hoffe, wir halten Sergio Pinto, zu ihm passt die Position sehr gut. Wegen der Verletzungssituation von Altin Lala und Leon Andreasen haben wir uns aber entschieden,
noch einen weiteren Spieler zu holen.
Und Elson?
Wir sind mit dem Spieler einig. Aber wir müssen uns nun auch mit Stuttgart einig werden. Unsere Maßgabe: keine Ablöse.
Und die Knieschädigung?
Einen Spieler solcher Qualität, das gilt übrigens auch für
Arouna Koné, kriegt man meistens nicht ablösefrei. Und deshalb muss 96 ein gewisses Risiko eingehen. Aber ich schätze das sehr klein ein.
Welche Rolle kann Lars Stindl spielen?
Der kann außen spielen, aber auch als Sechser oder als Zehner. Er ist sehr flexibel einsetzbar. Gute Qualität, Torgefahr, taktisch gut geschult. Als Typ passt er zu uns.
Aber der Schnellste ist er nicht. Ein junger Bruggink?
Er hat schon eine gewisse Grundschnelligkeit. Und wir werden an ihm arbeiten.
Sind Sie eigentlich bis zum Trainingsbeginn in der letzten Juni-Woche eher 96-Trainer oder eher Fernsehmann in Südafrika?
Ich habe keine Aufträge fürs Fernsehen. Kann schon sein, dass ich mal bei einem Spiel dabei bin, wenn ich zufällig vor Ort bin, für Sky oder die ARD. Ich habe lediglich einen Auftrag der Continental AG beim Spiel Deutschland gegen Ghana. Da begleite ich eine große Gruppe aus Deutschland. Und es gibt das Reiseunternehmen Vieten Tours, offizieller FIFA-Reiseanbieter, für das ich vor den deutschen Spielen einen Talk machen werde.
Während Jörg Schmadtke hier in Hannover die neue Mannschaft aufbaut. Müssen Sie da nicht dabei sein?
Da bin ich mittendrin. Wir haben ständig Kontakt. Aber es ist ganz unproblematisch, weil wir festgelegt haben, wen wir für welche Position haben wollen. Und das sind Spieler, von den wir auch wissen, dass sie Interesse an uns haben.
Der Abstiegskampf hat einen bemerkenswerten Schulterschluss zwischen Klub und Stadt geschafft. Gelingt das auch, wenn Sie wieder nur um Platz 11 bis 14 spielen?
Wir wollen uns steigern. Und wir lassen uns auch daran messen, wie wir in den letzten beiden Saisonspielen gespielt haben. Wenn wir es schaffen, wieder begeisternden Fußball zu spielen, dann wird das Stadion voll sein. Dazu gehört es auch, interessante Gesichter zu präsentieren, damit die Leute sagen: Das ist spannend, das muss ich sehen.
Zuletzt wurde viel über das Arbeitsklima zwischen Ihnen, dem Sportdirektor und Klubchef Martin Kind spekuliert. Ist da für die neue Saison alles im grünen Bereich?
Ja, definitiv. Noch mal: Es gab kleine Feuerchen, die ausgetreten werden mussten. Es mussten ein paar Regeln aufgestellt werden. Diese Dinge haben wir alle geklärt.
Verändert sich Ihr Stab? Macht Psychologe Andreas Marlovits weiter?
Aktuell ist das nicht so. Der Bewegungswissenschaftler Prof. Jürgen Freiwald und Konditionstrainer Ingo Geisler sollen bleiben. Und ich habe Konditionstrainer Edward Kowalcuk gebeten, über das Renteneintrittsalter hinaus weiterzumachen. Wir haben ein tolles Arbeitsverhältnis und werden hart an der Leistungsgrenze arbeiten.
Interview: Christian Purbs, Volker Wiedersheim und Uwe Janssen
PS:
96 am 31. Juli gegen Valencia Hannover 96 Sport / NP - Neue Presse