Schulterschluss nach Traumtor
FUSSBALL: Skelas Appell nach dem Freudenfest - Altintop lobt Kollektiv
KAISERSLAUTERN (zkk). Ein Kreis als Symbol der Geschlossenheit. So schwört sich die Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern vor den Spielen auf den Klassenkampf ein. So zeigte sie sich auch am Sonntagabend nach dem 3:0 (2:0)-Bundesligasieg gegen Borussia Mönchengladbach.
„Der Trainer hat ein paar Worte gesagt, gratuliert. Er hat uns gesagt, dass er zufrieden ist, aber dass wir noch nichts erreicht haben - und sofort an das nächste Spiel denken sollen", verriet Ervin Skela.
Nach dem Spiel ist vor dem Spiel, die nervenaufreibende Situation am Abgrund ist kein Anlass für ausschweifende Siegesfeiern. Zumal der FCK weiter auf einem Abstiegsplatz steht. Der Abstand auf den VfL Wolfsburg auf dem ersten Nicht-Abstiegsplatz und dem FSV Mainz 05 auf Rang 14 aber konnte an Sonntag durch das glatte 3:0 auf einen Punkt reduziert werden. „Wichtig war, dass wir endlich mal zu Null gespielt haben. So haben wir unser Torverhältnis etwas verbessert", kommentierte der verletzt zuschauende Fabian Schönheim. Die Tordifferenz von minus 18 ist eine zusätzliche Hypothek im sportlichen Überlebenskampf. Das Spiel zeigte, trotz des 3:0, warum der 1. FC Kaiserslautern gegen den Abstieg spielt. Das Kombinationsspiel ist zu fehlerhaft, im Spielaufbau fehlt zu oft die Präzision, die Fehlpassquote ist zu hoch. So rückte - selbst gegen schwache Gladbacher - immer wieder Florian Fromlowitz ins Schussfeld. Und der 19-Jährige hielt wieder prima, weiß mit weiten Abschlägen Konter zu initiieren.
Einer der geneigtesten Abnehmer ist Halil Altintop. „So einen Mann haben wir nicht", bekannte Gladbachs Trainer Horst Köppel mit Blick auf den Torjäger, der mit einem Doppelschlag binnen 60 Sekunden für die Vorentscheidung sorgte. 16 Saisontore hat Altintop auf dem Konto, die 20-Tore-Schallmauer will er durchbrechen. „Wir haben als Mannschaft gut gespielt", rühmte der gefeierte Torschütze die Qualität der Arbeit des Kollektivs. „Halil hat uns mit seinen Toren sehr geholfen", würdigte Ervin Skela, der mit einem Sonntagsschuss in den Winkel das erlösende 3:0 schoss. Ein Tor für Genießer, ein Glücksmoment auch, der den 29-Jährigen strahlen ließ. Skela lebt mit dem Makel, als offensiver Mittelfeldmann zu wenig Tore zu schießen, zu selten in den Strafraum einzubrechen, immer wieder einen Schnörkel zu viel zu machen, sich zu oft um sich selbst zu drehen, sich zu verdribbeln. Ergo: brotlose Kunst! Beim 3:0, Skelas viertem Saisontreffer, hat er nach Blanks Ecke alles mehr als richtig gemacht. „Ich wollte direkt schießen, dann sehe ich, dass der Gladbacher früh am Boden ist, so habe ich ihn ins Leere grätschen lassen. Zu solch einem Tor gehören Instinkt und Glück", beschrieb Skela sein Tor des Monats, das er mit den Augenzeugen in der Westkurve euphorisch feierte, wenige Augenblicke losgelöst vom Nervenkrieg des Abstiegskampfes.
Vor allen vier Tribünen sagte die Mannschaft am Ende Dank für die fantastische Unterstützung. „Keiner will absteigen, kein Fan, kein Spieler. Gute Zeiten, schlechte Zeiten, wir müssen hier alle zusammen halten", propagierte Skela, am Sonntag erneut Kapitän, den Schulterschluss. Trainer Wolfgang Wolf: „Wir brauchen die Fans. Ich hoffe, dass die Bude beim nächsten Heimspiel - unabhängig vom Ergebnis in Leverkusen - voll sein wird. Wir haben es in der eigenen Hand, es noch zu schaffen!"
Warten auf Marc Wilmots
Von Horst Konzok
Mindestens drei Siege benötigt der 1. FC Kaiserslautern aus den restlichen sieben Spielen, um erstklassig zu bleiben.
Wer nur zwölf Punkte aus 17 Vorrundenspielen holt, der bestreitet in der Bundesliga-Rückrunde gemeinhin seine Abschiedstournee. Der verbesserte 1. FC Kaiserslautern aber kann das rettende Ufer doch noch erreichen, wenn er alle Kräfte bündelt und konzentriert. Die Mannschaft, allein schon durch die sportliche Situation verunsichert, kann Unruhe nicht gebrauchen. So hat der Trainer am Sonntag den Fehler eingeräumt, die „Medizinmänner" öffentlich kritisiert zu haben. „Ich hätte das intern tun müssen", gestand Wolfgang Wolf. Aus Enttäuschung über den Ausfall des hochbegabten Fabian Schönheim hatte der temperamentvolle Trainer am Freitag verbal überzogen.
Sicher auch ein Manko, dass die Vereinsführung bei der obligatorischen Pressekonferenz vor jedem Spiel, die Pressesprecher Michael Novak leitet, nicht repräsentiert ist. Nicht durch den Vorstand, nicht durch den Teammanager. Eine weitere Aufgabe, die der neue Sportdirektor übernehmen muss. Marc Wilmots ist dafür auserkoren, auf seine Zusage warten Vorstand und Trainer sehnlichst. Denn die Saisonplanung muss forciert werden. Der FCK verliert mit Halil Altintop einen der besten Stürmer der Bundesliga. Torjäger sind rar und teuer. Aber unbedingt nötig. Auch, um im Falle eines Falles wieder aufzusteigen! Nur auf die eigene Talentschar zu bauen, wird so oder so nicht ausreichen.
ron.de