Mit dem Herz in der Hand
2. BUNDESLIGA:
Torwart Jürgen Macho ist so etwas wie der heimliche Kapitän des 1. FC Kaiserslautern. Im Spiel eins nach der Ära Wolfgang Wolf heute gegen die formstarken Fürther fordert er Leidenschaft. Mit einer Entscheidung in der Trainerfrage rechnet Vorstandschef Erwin Göbel frühestens in der kommenden Woche.
VON OLIVER SPERK
KAISERSLAUTERN. Während im Hintergrund die Trainersuche läuft, erwartet der 1. FC Kaiserslautern heute (14 Uhr) die in der Rückrunde stark auftrumpfende SpVgg Greuther Fürth zum Verfolgerduell in der Zweiten Fußball-Bundesliga - das Spiel eins nach Wolfgang Wolf für den FCK.
Eine Flut von Bewerbungen für die Wolf-Nachfolge auf dem Trainerstuhl sei eingegangen, berichtet Vorstandschef Erwin Göbel. „Mal sehen, was die nächste Woche bringt. Wir wollen jetzt in der Tat eine langfristige Lösung, das muss schon passen", betont der FCK-Boss unisono mit Sportdirektor Michael Schjönberg. Einen unüberlegten Schnellschuss solle es auf keinen Fall geben. An der Gerüchtebörse werden neben Ciriaco Sforza und Thomas Dooley auch Markus Schupp, Uwe Rapolder und Franco Foda gehandelt.
Zurzeit hat Wolfgang Funkel das Sagen, der heute auf Steffen Bohl verzichten muss. Der 23-Jährige hat noch Wadenprobleme. Innenverteidiger Ismael Bouzid plagten gestern beim Abschlusstraining erneut Rückenbeschwerden, sein Einsatz ist fraglich. Mathieu Beda dagegen gab grünes Licht für heute. Verstärkt üben ließ Funkel Ecken und Freistöße, getreten von Grégory Vignal und Stefan Lexa.
Gewohnt sicher: Torwart Jürgen Macho. „Wir müssen das Herz in die Hand nehmen und drauflosspielen." Energisch kommen Macho diese Worte über die Lippen. Der 29-Jährige lebt seinen Kollegen stets Leidenschaft vor, liefert als einer der wenigen konstant starke Leistungen ab. „Wir haben noch sechs Spiele und müssen versuchen, in diesen hundertprozentigen Einsatz und Leidenschaft zu zeigen", sagt der Österreicher, der um die Bedeutung der ersten Minuten heute weiß: „Es geht primär darum, dass wir von Anfang an bei der Sache sind. Wir müssen die kleine noch vorhandene Aufstiegschance nutzen!" Diese allerdings ist nach dem Duisburger 2:1 in Augsburg wirklich nur noch ganz minimal.
Wenn er an das 0:0 vergangenen Sonntag gegen neun Burghausener denkt, das letzte Spiel unter Wolf, ärgert sich der österreichische Nationalkeeper immer noch: „Das war ganz einfach zu wenig. Wenn du gegen zwei Mann weniger spielst, muss mehr rauskommen, wir hatten viel zu wenig Chancen." Dafür, dass das heute anders wird als bei den zuletzt schwachen Darbietungen mit dem Trainer-Rauswurf als Konsequenz sieht Macho nur ein Rezept: „Da muss von jedem einzelnen mehr kommen, auch verbal." Nicht zuletzt dank seines vorbildlichen Engagements hat sich der gebürtige Wiener einen besonderen Stellenwert im Team und bei den Trainern erarbeitet, ist so etwas wie der heimliche Kapitän. Dass Wolf ihn am Abend seiner Entlassung angerufen hat, um ihn persönlich über den Rauswurf zu informieren, untermauert dies. „Der Trainer hat mich gebeten", berichtet Macho, „das der Mannschaft weiterzugeben und hat mir gesagt, dass er in den letzten Spielen in Gedanken bei uns ist."
Dass die restlichen Partien dieser Saison nicht seine letzten im FCK-Dress sein werden, davon geht Macho aus. Sein Vertrag läuft noch bis 2008, unabhängig von der Liga. 2008 - das soll ein besonderes Jahr für den 1,93-Meter-Mann werden: Für Mit-Gastgeber Österreich will er bei der Heim-EM zwischen den Pfosten stehen. Ein Lebenstraum. „Es ist noch lang hin, es kann noch viel passieren. Aber im Moment schaut"s gut aus."
ron.de