In der Wahrnehmung des FC Bayern München ist der 1. FSV Mainz 05 auf dem Weg zur Deutschen Meisterschaft nur eine kleine Zwischenmahlzeit. Vier Spieltage vor Saisonende will sich der Deutsche Rekordmeister bei vier Punkten Vorsprung auf den Hamburger SV auf dem Weg zum 20. Titel nicht aufhalten lassen. Die 05er stellen sich ihnen dennoch in die Spur.
Es ist müßig vor einem Spiel gegen den FC Bayern über etwaige Chancen des Gegners zu spekulieren. Wenn der mit Nationalspielern überfüllte Edelkader der Münchner ins Rollen kommt, gibt es in Deutschland nur wenige Teams, die ihn stoppen können. 21 Siege haben die Bayern in 30 Partien geholt, da schwindet schon die mathematische Wahrscheinlichkeit auf ein Erfolgserlebnis des Gegners. Verloren hat der amtierende Meister in dieser Saison nur drei Mal, zwei Mal gegen den Zweiten HSV und einmal gegen den Dritten SV Werder Bremen. „Wenn die Bayern 100 Prozent bringen, wird es schwer für jeden Gegner“, sagt 05-Trainer Jürgen Klopp. Damit aber genug der Ehrerbietung. „Unsere Aufgabe ist dafür zu sorgen, dass sie die nicht bringen können.“
In den bisherigen Pflichtspielen gegen die Münchner ist den 05ern dies bereits gelungen, wenn auch ohne zählbaren Erfolg. Dem chancenlosen 2:4 im Olympiastadion folgte in der Vorsaison ein von den Bayern in Galaform erst spät heraus gespieltes 2:4 am Bruchweg. In dieser Saison waren die 05er beim 1:2 im Hinspiel in der Allianz Arena und beim 2:3 nach Verlängerung im Pokal ganz nah dran den FCB zu ärgern. Die Erlebnisse sind noch frisch. „Der FC Bayern hat viele Spiele auf unterschiedliche Arten gewonnen. Sie sind in jedem Fall immer bereit geduldig dran zu bleiben. Wir haben aber gezeigt, dass wir gegen sie bestehen können“, sagt Klopp. „Sich vor dem eigenen Tor zu verrammeln ist sicher kein guter Rat. Für uns ist es wichtig, dass wir aus unseren beiden Spielen ohne Gegentor die richtigen Schlüsse ziehen. Ein gutes Defensivspiel schließt eben nicht aus, dass wir auch offensiv ein gutes Spiel machen können.“
Da Silva und Zidan sind dabei
Die 05er werden sich mit aller Leidenschaft in diese Partie werfen. „Wir haben die Punkte nicht eingeplant, aber wir haben sie auch nicht abgeschrieben“, sagt der Mainzer Trainer. Ein positives Signal waren für ihn die Trainingseinheiten in dieser Woche. „Wir konnten zwar nicht ohne Hindernisse trainieren, wie ich es mir gewünscht hatte, aber der Eindruck war trotzdem gut“, sagte der Trainer am Donnerstagmittag in der Pressekonferenz. Drei Stunden später stieg seine Laune deutlich an. Die angeschlagenen Mohamed Zidan (Knieschmerzen) und Toni da Silva (Oberschenkelverhärtung) trainierten wieder mit der Mannschaft. Da auch Niclas Weiland (Oberschenkelzerrung) und Benjamin Auer (Patellasehenenreizung) zur Verfügung stehen, beschränkt sich das Lazarett auf die Versorgung der Langzeitverletzten Dimo Wache (derzeit Reha in Donaustauf), Dennis Weiland und Tamas Bodog.
Da trübten auch freundlich gemeinte Hinweise aus München zur vermeintlich labilen Mainzer Gemütsverfassung - Bayern-Coach Felix Magath soll erwähnt haben, die Mainzer hätten mehr Druck als sein Team, seien nervöser – nicht die gute Laune. „Wir haben immer Druck, das ist keine ungewöhnliche Situation für uns. Wir hatten in den vergangenen fünf Jahren ganze zwei Spiele, die am Ende der vergangenen Saison, in denen es für uns um nichts mehr ging“, so Klopp. „Aber ich kann mich doch nicht jede Woche damit beschäftigen, ob der Gegner mehr Druck hat oder wir. Fakt ist, wir wollen unserer Situation gerecht werden. Wir werden uns alles abverlangen, aber ich werde trotzdem jetzt keine markigen Sprüche raushauen.“
Wie sich die eigene Situation entwickelt, müssen die 05er in den ausstehenden vier Partien selbst bestimmen. Ein klein wenig dürfen sie aber auch am Samstag als Zuschauer nach der Konkurrenz schielen, denn die Gegner im Abstiegskampf müssen vorlegen. Der 1. FC Köln trifft auf den MSV Duisburg, der 1. FC Kaiserslautern auf Hannover 96, Eintracht Frankfurt tritt beim VfB Stuttgart an. Für die 05er geht es dann am Sonntag nur darum die Bayern zu schlagen.