Mut und Schwung in Wolfs „Kindergarten"
FUSSBALL: FCK-Talente sorgen für 2:2 in Frankfurt - Nächstes Krimi-Kapitel morgen gegen Bayern
FRANKFURT (osp). Nichts für schwache Nerven: Der Kampf um den letzten noch offenen Abstiegsplatz in der Fußball-Bundesliga bleibt bei noch zwei Spieltagen ein Psycho-Thriller. Für den 1. FC Kaiserslautern war das 2:2 (1:0) bei Eintracht Frankfurt „überlebensnotwendig", stellte FCK-Trainer Wolfgang Wolf fest. Am Samstag (15.30 Uhr) will der FC Bayern München im mit 50.754 Zuschauern ausverkauften Fritz-Walter-Stadion Meister werden.
Ausgerechnet wieder seine „Jungen" haben Wolf in seinem Glauben an „unser persönliches Endspiel am 13. Mai in Wolfsburg" bestärkt. Auf die Chance, am letzten Spieltag im direkten Vergleich mit dem VfL, der nach dem 0:3 gegen Mainz zwei Punkte vor dem FCK auf dem letzten Nichtabstiegsplatz liegt, hatte der FCK-Trainer schon bei seinem Amtsantritt spekuliert. Das war im November.
Der 20-jährige Marcel Ziemer aus dem FCK-Regionalliga-Team ließ den Strohhalm für die Lauterer in Reichweite bleiben. Von seinem Trainer am Mittwoch beim Stand von 1:2 bei Eintracht Frankfurt ins kalte Bundesliga-Wasser geworfen, hielt der gelernte Industriemechaniker aus Worms die Fußball-Hoffnungen einer ganzen Region am Leben. Zehn Minuten nach seiner Einwechslung schnappte sich Bundesliga-Debütant Ziemer den Ball, lief auf das Tor von Oka Nikolov zu - und ließ dem Frankfurter mit einem trockenen 16-Meter-Schuss zum 2:2 (82.) keine Chance.
„Ich habe meinen Gegenspieler noch gesehen und gedacht, vielleicht bleibt er ja stehen. Dann hab" ich einfach mal draufgehalten ...", beschrieb der Stürmer seinen großen Auftritt vor 49.510 Zuschauern in der Commerzbank-Arena. „Ich war schon ein bisschen nervös, aber zum Schluss froh. Es ist unglaublich, das Tor bedeutet mir sehr viel. Ich bin froh, dass wir den Punkt geholt haben", sagte Wolfs „Joker", der gestochen hat und so einem anderen Lauterer Youngster Riesen-Erleichterung verschaffte; Torwart Florian Fromlowitz (19) griff beim 1:1 der Eintracht daneben. Benjamin Köhler setzte aus 28 Metern einen satten Schuss links neben den FCK-Schlussmann halbhoch ins Eck. „Das Tor geht auf meine Kappe. Ich habe den Ball lange gesehen, aber er hat geflattert. ,Marcello" hat uns am Leben gehalten", bekannte Fromlowitz selbstkritisch und dankbar.
Keine Vorwürfe des Trainers ob des Gegentreffers zu hören bekam „Flo", der ansonsten einige Male glänzend reagierte. Nach dem Lauterer 1:0 (16.) brachte das Tor Frankfurt in der 50. Minute wieder zurück ins Spiel.
Der Führungstreffer für den FCK nach überstandenem heftigem Frankfurter Angriffswirbel erzielte ebenfalls ein ganz junger Mann: der gerade erst 19 gewordene Sebastian Reinert. Wie Daniel Halfar gegen Hannover hatte auch der beste Spieler auf dem Platz am Mittwoch seinen Treffer vor der Partie angekündigt. „Ein schönes Gefühl - mein erstes Bundesligator. Auch wenn ich natürlich lieber kein Tor geschossen hätte, wenn wir dafür gewonnen hätten", sagte der blonde Mittelfeldmann, der als aggressives Schwungrad über rechts imponierte.
„Heute hat man auf beiden Seiten gesehen, dass es gute deutsche Nachwuchsspieler gibt, die auch unter Druck ein tolles Spiel machen können", sah sich Trainer Wolf in seiner Philosophie bestätigt, bei etwa gleicher Qualität lieber einen seiner „Jungen" zu bringen als einen Etablierten. So debütierte neben Ziemer auch der 22-jährige Steffen Bohl, der in der 78. Minute für Reinert kam.
Seinem „Kindergarten" traut Wolf trotz aller Qualität der Münchner auch morgen im proppenvollen Fritz-Walter-Stadion gegen den Tabellenführer etwas zu: „Wir sind nicht da, um den Bayern zum Titel zu gratulieren."
Halfar fraglich. Bundesligist 1. FC Kaiserslautern hat sich schon gestern Abend mit 20 Spielern ins Trainingslager ins Seehotel Gelterswoog zurückgezogen. Ferydoon Zandi, Balázs Borbély und Mihael Mikic, die in Frankfurt fehlten, sind wieder dabei. Am Fuß lädiert ist Daniel Halfar, offen, ob er morgen spielen kann. (zkk)
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