„Hey, wir sind der 1. FCK"
FUSSBALL: Lauterer schlagen schwachen FC Erzgebirge Aue mit 4:0 - Gelb-Rot für Aues Liebers
KAISERSLAUTERN (cka). Vierter Sieg im vierten Heimspiel und bis heute Abend steht der 1. FC Kaiserslautern in der Zweiten Fußball-Bundesliga auf einem Aufstiegsplatz: Gegen Erzgebirge Aue feierten die „Roten Teufel" gestern einen 4:0 (1:0)-Heimsieg. „Wir haben heute Fußball gespielt", freute sich FCK-Trainer Wolfgang Wolf.
Ein bisschen Harakiri ist es aber auch immer noch, was die Lauterer ihrem Publikum bieten. „Das Selbstvertrauen ist aber einfach da. Wir denken uns vor jedem Spiel, auch auswärts, hey, wir sind der 1. FCK", sagte Axel Bellinghausen. Der Ball läuft unheimlich gut. Das Spiel ist aber nicht nur für den Gegner zu schnell, mitunter wird das Direktspiel zum Billardspiel. „Wenn einmal ein guter Gegner kommt, wird es sicher schwierig", meinte der slowakische Nationalspieler Balázs Borbély, der nach seiner langen Verletzungspause seinen Saison-Einstand feierte, als er in der 80. Minute für den Match-Winner eingewechselt wurde. Sebastian Reinert hätte drei Tore machen können, zweimal hat er ins Schwarze getroffen (16., 70.), wobei sein erster Treffer haltbar war. „Keine Frage, ich nehm" das auf meine Kappe. Der Ball flog nach rechts, dann nach links ...", meinte Aues Keeper Tomasz Bobel, der ziemlich angefressen war nach der Klatsche. „Wir haben vier Tore gekriegt, drei waren Konter. Wir wollten eigentlich was machen in der zweiten Halbzeit, dann kriegen wir gleich die zweite Pille. Das war"s dann. Es ist schade, dass wir auswärts nichts machen. Es geht grade wieder so weiter wie letztes Jahr", sagte der Torhüter.
Die zweite Pille war die zweite Chance für den Lauterer Stürmer Noureddine Daham. Der Algerier blieb, als er steil von Hajnal geschickt allein auf Bobel zulief, cool und schloss souverän ab. Wolfgang Wolf wendete sich grinsend ab. In der Halbzeitpause hatte er den fleißigen Stürmer aufgebaut, weil er das 2:0 schon in der 36. Minute hätte machen müssen, als Aimen Demai ihn mit einem schönen Zuspiel allein auf die Reise geschickt hatte. Da wurde er aber von Aues Neuzugang Marcin Adamski, der erst am Freitag die Spielberechtigung erhalten hatte, noch abgefangen. Da wurde es laut auf den Rängen, aber es gab keine Pfiffe ...
„Es ärgert ihn doch am meisten. In der Pause haben wir dann aber darüber gesprochen und nach der Pause hat es ja ganz gut geklappt", ließ Axel Bellinghausen keinen Zweifel daran, dass der Teamgeist funktioniert und einer für den anderen da ist. „Noureddine Daham wird aufgefangen. Ich weiß ja selbst wie das ist, wenn man Fehler macht", meinte der Linksverteidiger, der vor allem auch den Applaus für den Stürmer nach seiner Auswechslung registrierte. Bellinghausen: „Das hilft ihm."
Das Tor direkt nach der Pause beflügelte den FCK. Die Moral des Gegners, der wenn überhaupt, von FCK-Fehlern lebte, war gebrochen. Die Taktik von Trainer Gerd Schädlich war nicht aufgegangen. Die Innenverteidiger als klassische Manndecker und der sehr zurückgezogene Kapitän Jörg Emmerich, der mit den Außenverteidigern eine variable Kette bildete, hielten nicht Stand. Den Vorwurf, Beton angemischt zu haben, wies er aber von sich. „Als der Spieler in der 46. Minute allein durchläuft, da hätte man sich mal Beton gewünscht", meinte der Coach, der mit der Leistung seines Teams überhaupt nicht zufrieden war.
Nach Reinerts zweitem Tor formierte Aue sich um. Emmerich ging zurück in die Viererkette, schickte Adamski auf die linke Seite und Liebers ins Mittelfeld. Da blieb der eingewechselte Verteidiger, der viele Ballkontakte hatte, aber nicht lang. Er sah nach einem Foul an Reinert (76.) Gelb-Rot. Ein Tor gab es noch. Karadas bewies ein gutes Auge, als er Joker Steffen Bohl den Ball auf den Kopf legte, der ins lange Eck traf. Und froh war, eingewechselt worden zu sein. „Es ist fast anstrengender zuzuschauen", meinte der Allrounder.
Einen entspannten Eindruck machte an der Bande Trainer Wolfgang Wolf. Vor allem in der zweiten Halbzeit, „die mir sehr gut gefallen hat. Ich habe nie das Gefühl gehabt, dass das Ding noch kippt", erklärte der Coach, der in Jürgen Macho einen Top-Rückhalt sah. Gegen Heller (26.), Klinka (52.) und Siradze (69.) war der österreichische Nationaltorhüter hellwach.
so spielten sie
1. FC Kaiserslautern: Macho - Müller, Bouzid, Beda, Bellinghausen - Demai - Reinert (80. Borbély), Hajnal, Simpson (72. Bohl) - Daham (75. Halfar), Karadas
FC Erzgebirge Aue: Bobel - Ehlers, Kos, Adamski, Trehkopf (46. Liebers) - Emmerich - Brecko (73. Curri), Kurth, Heller (59. Juskowiak) - Klinka, Siradze
Tore: 1:0 Reinert (16.), 2:0 Daham (46.), 3:0 Reinert (70.), 4:0 Bohl (84.) - Gelbe Karten: Bellinghausen (2), Daham - Adamski, Klinka - Gelb-rote Karte: Liebers (76.) - Beste Spieler: Macho, Reinert, Hajnal - Kurth - Zuschauer: 32.053 - Schiedsrichter: Schalk (Augsburg).
Brennpunkt Bundesliga
Allez, les Rouges!
Von Christine Kamm
Der vierte Sieg im vierten Heimspiel war ein Schaulaufen für den 1. FC Kaiserslautern mit großer Party in der dritten Halbzeit. Toll, dass 32.000 Zuschauer gegen einen Gegner wie Aue am Sonntagmittag kommen, freute sich Daniel Halfar, der Junioren-Nationalspieler. Endlich wird in Kaiserslautern wieder Fußball gespielt. Und das honorieren die Zuschauer, die über Jahre (mit-)gelitten haben. Die Mannschaft macht Spaß. Und sie hat Spaß. Das spürt jeder im Stadion und der Funke springt auch wieder über. Den Lohn für den Offensiv-Geist holt die Mannschaft sich immer nach dem Spiel ab, wenn sie von der Westkurve gefeiert wird. Es ist noch kein Ritual, aber die kleine Party, die Fans und Spieler nach den Heimspielen trotz des Zauns zwischen Rängen und Platz feiern, ist etwas Neues: wie Verliebte in der Kennenlernphase. Dabei sind auch immer die Ersatzspieler und die Verletzten. Die Profis bilden eine Einheit. Wolfgang Wolf hat eine hungrige Truppe geformt, die bei allen Fehlern, die ihr noch unterlaufen, das Geld wert ist, das ein Zuschauer bezahlt. Angeführt von Kapitän Mathieu Beda geht es in die richtige Richtung. Unter dem Franzosen lässt sich nur sagen: Allez, les Rouges - auf geht"s, ihr Roten. Analog zum Anfeuerungsruf für das in blau spielende französische Nationalteam.
Beda führt ein spielstarkes Team an, dem vielleicht noch die ordnende Hand im Mittelfeld fehlt. Vor allem könnten die „Roten Teufel" aber einen Tempomacher brauchen, der in hektischen Momenten Ruhe reinbringt. Rückkehrer Balázs Borbély dürfte die Lücke mit seiner Übersicht und Erfahrung schließen.
Der nächste Versuch, auswärts auch einmal drei Punkte mitzunehmen, geht am Sonntag bei 1860 München über die Bühne. Die „Sechziger" haben am Freitag auswärts eine außergewöhnliche Niederlage kassiert. Beim ersten Saisonsieg von Eintracht Braunschweig in dieser Saison machte Tobias Schweinsteiger, von Kindesbeinen an 60er-Fan, die beiden Tore gegen seinen Lieblingsclub. Vielleicht haben die Lauterer ja auch einen „Löwen"-Anhänger in ihren Reihen ... Mittwochs drauf warten die Bayern im DFB-Pokal auf den FCK. Trainer Wolfgang Wolf freut sich, dass ein Fußballfest nach dem anderen auf den FCK wartet. Wer so gerne feiert!
Der Betzenberg ist wieder eine Festung. Der FCK hat in vier Heimspielen vier Siege gefeiert und ist für eine Überraschung bei den bayerischen Festspielen gut.
ron.de