So etwas kann man nicht üben
FUSSBALL: Hajnal sichert 1. FCK mit Traumtor zum 0:1 bei 1860 München ersten Auswärtssieg - Reinert verschießt Elfer
Von unserem Redakteur
Oliver Sperk
MÜNCHEN. Erlösendes Traumtor: Tamás Hajnal hat den 1. FC Kaiserslautern gestern mit einem Sonntagsschuss in der 84. Minute im Spitzenspiel der Zweiten Fußball-Bundesliga beim TSV 1860 München zum verdienten 1:0 (0:0)-Erfolg geschossen - der erste Auswärtssieg der „Roten Teufel" in dieser Saison.
Hätte der gestern einmal mehr überragende Hajnal nicht sechs Minuten vor Schluss dem „Löwen" Danny Schwarz im Mittelkreis bissig den Ball weggeschnappt, blitzschnell nach rechts gezogen, auch noch Fabian Lamotte ausgetanzt und den Ball trocken ins rechte Eck gesetzt - der Frust hätte alle Freude über eine starke Leistung aufgefressen. Wie in den vergangenen drei Auswärtsspielen. „Das 1:0 geht ganz klar auf meine Kappe", ärgerte sich Schwarz über seinen Fehler. Hajnal kommentierte seinen starken Auftritt beim 1:0 ganz lapidar: „So etwas kann man nicht üben. Das ergibt sich aus der Spielsituation ..."
Wie bisher in dieser Runde war Kaiserslautern, jetzt als Tabellendritter auf einem Aufstiegsplatz, auch gestern die bessere Mannschaft. Erneut aber wurden Großchancen reihenweise versemmelt; negativer Höhepunkt dabei: die riesige Doppelchance nach einer guten halben Stunde. Einen Leichtsinnsfehler des Münchner Torwarts Michael Hofmann nutzte Hajnal, passte überlegt auf Noureddine Daham, der den Ball an die Unterkante der Querlatte zimmerte. Schiedsrichter Florian Meyer entschied auf Strafstoß: Christoph Burkhard hatte Daham bei dessen Schuss umgerissen. Sebastian Reinert legte selbstbewusst den Ball auf den Punkt - und scheiterte mit seinem zu schwach geschossenen Elfmeter an Keeper Hofmann. „Ich hab" schon in den letzten Spielen gedacht, das hältst du nicht aus. Aber als Daham die Latte trifft und dann noch der Elfmeter ... Das war schon ein Nackenschlag", schilderte Trainer Wolf später erleichtert seine Gemütslage angesichts seiner mit Chancen allzu verschwenderisch umgehenden Mannschaft.
Doch die Lauterer ließen sich nicht beirren, hatten durch Fabian Schönheim, der für den verletzten Axel Bellinghausen links in der Viererkette gut spielte, auch im zweiten Abschnitt die erste Möglichkeit (49.). Die Partie wurde nun immer flotter und abwechslungsreicher, verdiente sich nach der Pause die Bezeichnung Topspiel.
Doch die „Löwen" waren im Angriff überaus zahm, erspielten sich nur wenige richtig zwingende Aktionen. Die beste Chance vermasselte Nemanja Vucicevic vor der Pause kläglich. Der Münchner Stürmer drosch einen Abpraller aus sieben Metern am Kasten Jürgen Machos vorbei (44.). Schwarz hatte abgezogen, der FCK-Keeper konnte nur abklatschen. Zwei weitere Chancen der Sechziger zur Führung machte Macho zunichte: Paul Agostino (59.) scheiterte ebenso am Österreicher wie Vucicevic mit einem schönen Freistoß (69.).
Der in der Allianz-Arena selbstbewusst auftretende FCK, bei dem der erneut glücklose Daham nach Reinert-Zuspiel nur den Pfosten traf (62.) und auch die erste Chance der Partie freistehend vergab (8.), erarbeitete sich den Sieg dank einer souveränen Abwehrleistung und der Überlegenheit im Mittelfeld. Dort ließ Wolf zunächst mit einer Viererkette vor dem defensiveren Balázs Borbély agieren und verzichtete auf den zweiten Stürmer neben Daham. „Es freut mich, wie die Mannschaft die Systemumstellung umgesetzt hat", lobte der FCK-Coach.
Ausgelassen feiern konnten die Pfälzer nur auf dem Rasen kurz. „Ab jetzt gilt die volle Konzentration dem Pokalspiel gegen Bayern am Mittwoch", betonte Schönheim.
Und der Mann des Tages hatte noch lange nicht genug Sport, wollte sich gestern Abend unbedingt das letzte Formel-1-Rennen Michael Schumachers im Fernsehen anschauen. „Dann gibt es ja noch das spanische Topspiel zwischen Real Madrid und Barcelona. Hoffentlich kriegen wir das im Hotel ...", meinte Matchwinner Hajnal.
SO SPIELTEN SIE
TSV 1860 München: Hofmann - Burkhard, Hoffmann, Lamotte (86. Di Salvo), Schäfer - Thorandt, Baier, Schwarz, Milchraum (71. Johnson) - Agostino (71. Adler), Vucicevic
1. FC Kaiserslautern: Macho - Müller, Bouzid, Beda, Schönheim - Borbély (87. Bohl) - Reinert, Demai, Hajnal, Simpson (72. Halfar) - Daham (74. Karadas)
Tor: 0:1 Hajnal (84.) - Gelbe Karten: Burkhard (2), Lamotte (2), Milchraum (4), Thorandt (2) - Demai (3), Daham (3) - Beste Spieler: Baier, Thorandt - Hajnal, Beda, Bouzid - Zuschauer: 48.800 - Schiedsrichter: Meyer (Burgdorf).
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