Freiheit!
Nordkorea inspiriert die französische Nationalmannschaft. Weil das französische Team manchmal wie ein Team auf Platz 105 der Weltranglisten spielt. Noch mehr aber weil ein autoritäres Regime herrscht, distanziert und paranoid. Von offizieller Seite werden Lügen und plumpe Propaganda über eine brüderliche und harmonische Atmosphäre verbreitet: die kleinen Männer in den Trikots hätten sich lieb und werden getragen vom Willen die heilige Mission zu erfüllen. Wenn man weiß, dass sich Ribéry mit Gourcuff so gut versteht wie wie zwei Cliquen-Anführer in einem Gymnasium, dann darf man diese Propaganda einfach nicht glauben.
Natürlich gibt es auch das Komplott. Der Feind von Außen, der falsche Bruder. Südkorea, das sind Sie, das sind Wir. Gleiche Sprache, gleiche Wurzeln, aber Menschen die die Sache schädigen wollen, die das Regime stürzen wollen. Agenten. Medien die Meinungen manipulieren. Es ist logisch das Domenech und seine Assistenten diese unsichtbare Grenze verteidigen. Es ist eine legitime Verteidigung.
Nein, das ist natürlich alles Unsinn. Les Bleus sind keine Nordkoreaner. Niemand da draußen verlangt von ihnen, dass sie sich verbal zurückhalten oder abweisend sein sollen. Niemand verlangt dass sie die WM wie in einem Umerziehungslager verbringen. Es ist ist ihre eigene Wahl und die Wahl ihres Stabes. Sie glauben sich vor dem “Draußen” schützen zu müssen, in dem sie in einer Blase vor sich hingrollen. Sie merken nicht, das sie selber einen Stacheldraht um sich herum aufgerichtet haben. Hinter diesem Stacheldraht gibt es aber schüchterne Liebhaber die auf nichts anderes als eine kleine Geste warten, zum Beispiel einen Sieg heute abend gegen Mexiko, um mit ihnen gemeinsam an die wiedergefundene Freiheit zu glauben. Sind sie sich dieses Durstes bewusst, sie dieses Gefängnis verlassen zu sehen? Und nicht unwichtig: die Frage ob sie dazu in der Lage sind. Und ob sie dazu willens sind.