Sonntagskind Teber verlängert Jaras Arbeitserlaubnis
FUSSBALL: Last-Minute-Sieg durch den Joker - Waldhof-Bub im FCK-Dress trifft gegen seinen Entdecker Rapolder doppelt
KAISERSLAUTERN (zkk). Um 19.14 Uhr war Kurt Jara de facto als Trainer schon entlassen. Um 19.15 Uhr stellte ihn Sonntagskind Selim Teber mit seinem zweiten Tor wieder ein, schoss den Fußball-Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern zum glücklichen 2:1 (0:0)-Zittersieg im Sonntags-Krimi gegen Arminia Bielefeld.
¸¸Selim hat mir den Job gerettet", wusste Jara, wem er vor allem Dank zu sagen hatte. Nach Fehlpass von Thomas Riedl, in der Bundesliga erstmals Kapitän, weil dem formschwachen Timo Wenzel nur ein Bankplatz blieb, hatte Delron Buckley die konterstarken Arminen in Führung geschossen. Hervé Lembi, lange aufmerksamer Schattenmann des Torjägers, hatte die Verfolgung des Bielefelders nach Riedls Fehler dummerweise aufgegeben. Der Abschuss Jaras schien besiegelt.
Aber eine Minute später antwortete die Lauterer Mannschaft, die engagiert, aber hektisch angerannt war: Riedl-Heber, der unglaublich kampfstarke, mit tollem körperlichen Einsatz arbeitende Carsten Jancker verlängert, und Selim Teber bugsiert das Runde ins Eckige. Es ist das erste Bundesliga-Tor des 23-Jährigen. Fünf Minuten vor dem Ende liefert der in der 73. Minute für Zandi, an dem das Spiel vorbei gelaufen ist, eingewechselte Teber eine Maßflanke, Matthias Hain aber angelt den Kopfball des agilen Ioannias Amanatidis. In der Schlussminute hämmert Teber den Ball, den der starke Zweikämpfer Petr Gabriel abfälscht, aus der Distanz ins Netz - 2:1.
¸¸Ich bin natürlich froh, dass mir endlich meine ersten Bundesligatore gelungen sind. Ich freue mich, dass ich dem Trainer helfen konnte; denn die Mannschaft, auch ich, kommen mit ihm gut aus", war Teber die Bedeutung seines Doppelschlags bewusst.
Als Joker hatte Teber unter Uwe Rapolder beim SV Waldhof für Furore gesorgt, als Joker schoss er nun Rapolders Arminen ab. ¸¸So war das nicht abgemacht, aber die Jungen hören einfach nicht mehr", witzelte Rapolder. Er weiß, dass seine Elf drei Punkte verschenkt hat, nun selbst ganz schnell in die Bredouille kommen kann: ¸¸Es war ein Spiel Skela gegen Wiese, das Wiese in grandioser Manier gewonnen hat!"
Vier Glanzparaden Wieses gegen Ervin Skela hielten den FCK im Spiel. Riedl hatte den Supertechniker im Bemühen, das eigene Spiel nach vorne zu treiben, viel Raum gelassen. Gute Chancen wurden von Zandi, Engelhardt, Amanatidis, Jancker und dem mit starker Leistung am linken Flügel endlich auf dem Betzenberg angekommenen Kamil Kosowski vergeben, was die hektischen Lauterer nur noch nervöser werden ließ. Auffällig, dass Zandi und Kollegen den sich immer wieder anbietenden ¸¸Turbo" Kosowski übersahen, ja ignorierten.
Bei Dammeiers Pfostentreffer in der 60. Minute hatte Teufelskerl Tim Wiese dann aber auch das Glück des Tüchtigen. ¸¸Der Trainer ist ein Supertyp, aber wir müssen jetzt in Bochum halt auch mal gewinnen", forderte der großartige Lauterer Schlussmann, der den Sieg festgehalten hatte.
¸¸Die Mannschaft hat eine unwahrscheinliche Moral bewiesen, die Zuschauer haben uns sensationell unterstützt, da muss man auch mal über seinen Schatten springen", begründete Kurt Jara, warum er, entgegen seiner sonstigen Haltung nach Siegen, dieses Mal mit seinen Spielern in die Fankurve ging. Gerührt bedankte er sich für die tolle Unterstützung - speziell nach dem Rückstand.
¸¸Wir haben noch nichts erreicht, die Diskussionen um meine Person werden wieder kommen, wenn wir das nächste Spiel verlieren", sagte Kurt Jara, der seinen Boss lobte: ¸¸Der Präsident hat die Ruhe bewahrt, mir den Rücken gestärkt."
Jara hatte Marco Engelhardt, sonst die zentrale Mittelfeldfigur, anstelle Wenzels in die Vierer-Abwehrkette eingegliedert. ¸¸Engel" arbeitete dort mit gewohnter Konsequenz, schoss aber im Abspiel ungewöhnte Böcke. Dass da nichts anbrannte, war auch dem sehr konsequent und konzentriert arbeitenden Ingo Hertzsch zu verdanken. Eine überragende Partie lieferte Bill Tchato ab, der kämpferisch sofort das Signal gab, seinen Anteil daran hatte, dass der Funke vom Rasen auf die Ränge übergesprungen ist.
¸¸In der 79. Minute waren wir fast tot, dann sind wir dank Selim als Mannschaft zurückgekommen", erklärte Carsten Jancker, das kämpferische Vorbild. Das Team zeigte Charakter, bewies auch nach dem Rückstand, dass die Mannschaft lebt. Und dass sie überleben will - mit Jara als Trainer!
¸¸Das war kämpferisch eine super Leistung der Mannschaft, fantastisch, wie sie das Spiel noch gedreht hat. Bewundernswert ist für mich die Haltung Kurt Jaras, der sich auch in der Vorbereitung total professionell verhalten hat", lobte FCK-Chef Jäggi.
So spielten sie:
1. FC Kaiserslautern: Wiese - Lembi, Hertzsch, Engelhardt, Tchato - Grammozis (73. Altintop), Riedl, Zandi (73. Teber), Kosowski - Jancker, Amanatidis (90. Wenzel)
Arminia Bielefeld: Hain - Owomoyela, Langkamp, Gabriel, Schuler - Duro (54. Lense), Kauf, Skela (88. Fink), Dammeier - Buckley - Vata (86. Raducanu)
Tore: 0:1 Buckley (79.), 1:1 Teber (80.), 2:1 Teber (90.) - Gelbe Karten: Jancker (2), Hertzsch - Vata (2), Duro - Beste Spieler: Wiese, Tchato, Jancker - Skela, Vata, Kauf - Zuschauer: 32.351 - Schiedsrichter: Brych (München).
ron.de