Zu "grün" für die große Bühne
Doch Schaaf schützt seine Abwehr: "Wir haben kein Chaos" / Nein zu schnellem Mertesacker-Transfer
BREMENAlso eines ist mal klar: Eine Verpflichtung von Per Mertesacker schon in der Winterpause wird es nicht geben. "Das wird ganz, ganz bestimmt nicht passieren", erklärte Werder-Sportdirektor Klaus Allofs gestern, sagte aber auch: "Was im Sommer (wenn Mertesacker Hannover 96 für die festgeschriebene Ablösesumme von knapp einer Million Euro verlassen darf, Anmerkung d. Red.) sein wird, weiß ich nicht . . ." Der Sommer ist aber noch weit weg, doch Werder könnte in der Abwehr schon jetzt schnelle Hilfe gebrauchen. Was tun?
Erst mal Ruhe bewahren, meint Trainer Thomas Schaaf, der schwer bemüht ist, die Diskussionen um die Abwehr nach der 1:3-Niederlage bei Bayern München nicht ausufern zu lassen. "Wir haben schließlich kein Chaos in der Abwehr. Die Jungs haben das bisher sehr gut gemacht", behauptet er.
Man muss ihm da nicht Recht geben. Denn: Bereits 16 Gegentore in der Liga sind deutlich zu viele. Zum Vergleich: Bayern hat erst acht kassiert. Oftmals hat der Bremer Sturm die Abwehrprobleme mit sensationellen 32 Treffern (Ligaspitze) ausgebügelt. Doch in großen Spielen - wie gegen München, Udine, Athen - ist Werders Abwehr einfach zu "grün".
23,25 Jahre betrug das Durchschnittsalter der Viererkette am Samstag. 26,5 Jahre das der Bayern-Defensive. Rund drei Jahre mehr Erfahrung, die es ausmachen? Ja, sagt Klaus Allofs: "Owomoyela spielt seine erste Saison mit der Zusatzbelastung Champions League. Für Naldo und Andreasen ist es sogar das erste Jahr in der Bundesliga. Sie alle haben gute individuelle Fähigkeiten. Aber sie brauchen nochZeit, sich an die Anforderungen zu gewöhnen. Da sind Riesenschritte zu absolvieren."
Schaaf sieht das ähnlich, weist aber auch darauf hin, "dass wir schon eine hohe
Qualität erreicht haben". Was nach den jüngsten Eindrücken nur schwer nachzuvollziehen ist, versucht der Coach so zu belegen: "Wie ist es denn bei den Bayern? Da stehen Lucio und Ismael in der Innenverteidigung, die gehören zur absoluten Spitze. Trotzdem haben sie viele Chancen für uns zugelassen." Genauer: 16mal schoss Werder auf das Münchner Tor - so häufig wie in dieser Saison noch keine andere Mannschaft, die in der Allianz Arena angetreten war.
Die Bremer Abwehr ließ derweil die exakt gleiche Anzahl an Torschüssen zu. Was den Schluss zuließe, Naldo, Andreasen, Owomoyela befänden sich auf Augenhöhe mit Lucio, Ismael, Sagnol. Dem ist freilich nicht so. Denn während sich die Werder-Offensive die eigenen Chancen knallhart erarbeiten musste, half die Defensive bei den Toren der Münchner kräftig mit.
Darin sehen einige ein generelles Problem - wie zum Beispiel Torsten Frings, der sagt: "Wir kassieren zu viele dumme Tore." Für andere ist es nur eine Momentaufnahme. Thomas Schaaf gehört dazu. "Wir dürfen jetzt nicht durchdrehen und alles verteufeln", fordert er und verschwendet aktuell keinen Gedanken an die Verpflichtung eines Abwehrspielers: "Damit beschäftigen wir uns nicht."
Es gilt: Nur wenn von den Verletzten Petri Pasanen, auf dessen Rückkehr inständig gehofft wird (siehe Bericht unten), Ümit Davala und Jelle van Damme einer über die Winterpause hinaus ausfallen sollte, wird gehandelt. Und dann auch eher auf den Außenpositionen als in der Innenverteidigung. Klaus Allofs: "In der Mitte sind wir gut aufgestellt. Auf den Außen macht es uns Sorge, dass wir im Moment die Doppelbesetzungen nicht haben." Weil Davala mit 32 Jahren und immer neuen Verletzungen seinen Karrierehöhepunkt schon überschritten hat und Jelle van Damme nur für ein Jahr ausgeliehen ist, muss über neue Leute ohnehin bei Zeiten nachgedacht werden.