22. Spieltag: Hamburger SV - 1. FC Kaiserslautern

Die Serie ist gerissen: 1. FC Kaiserslautern unterliegt in einer rassigen Partie beim Hamburger SV mit 1:2
Wenigstens hat"s Spaß gemacht

Hamburg. Die weiße Weste muss gereinigt werden: Nach sieben Spielen ohne Niederlage ist die Erfolgsserie gerissen, Fußball-Bundesligist 1. FC Kaiserslautern unterlag beim Hamburger SV nach rassigen 90 Minuten unglücklich 1:2 (0:2).


Statistik schießt keine Tore: So nützte es dem FCK auch herzlich wenig, in der Pause nach Ecken 7:1 gewonnen und nach Chancen 7:4 geführt zu haben. Unterm Strich stand eine 2:0-Pausenführung des Hamburger SV.


Naohiro Takahara, der einen Tick schneller als Timo Wenzel an der Kugel war, per Kopf nach Beinlich-Freistoß in Minute 29 aus kurzer Disztanz und Almami Moreira nach van Buytens Pfostenschuss als clever abstaubender Restposten im Niemandsland fünf Minuten vor der Pause manifestierten den Unterschied.


Tore sind Fakten, Lattentreffer Fußnoten. Der 1. FC Kaiserslautern konnte, ja musste egalisieren. So stand auch in der AOL-Arena Aluminium zunächst dem zweiten Saisontreffer Halil Altintops im Weg. Der ließ mit sattem Kracher in der 33. Minute die Torlatte beben, den Nachschuss aber setzte Stefan Blank aus kurzer Distanz am langen Eck vorbei. „Wir hätten aus diesen Chancen mehr machen müssen", haderte am Ende Thomas Riedl.


„Wir hatten Glück, dass wir nicht das 1:1 kassiert haben. Wir hatten Probleme bei den Lauterer Standards und kamen lange gar nicht ins Spiel. Es dauerte bis zur 11. Minute, ehe wir erstmals im Strafraum waren", bilanzierte HSV-Trainer Thomas Doll.


Die „Roten Teufel", auswärts wieder orange gewandet, verblüfften den HSV mit einer unerwarteten Offensive und spielerischem Glanz. Ausgangspunkt guter Angriffe der als Frühstarter schon mehrfach auffällig gewordene Jochen Seitz. Gefahr im Verzug nach seinen Standards: Nach dem ersten Eckstoß des einstigen Hamburgers meisterte Martin Pieckenhagen in der 4. Minute einen Kopfball Amanatidis" in der Manier eines Klassemannes. In der 33. Minute entschärfte Pieckenhagen nach Seitz-Freistoß einen weiteren raffinierten Kopfball. Absender: erneut Ioannis Amanatidis. Seitz" siebten Eckstoß verlängerte Hervé Lembi mit der Stirn, aber der spielintelligente Moreira stand auf der Torlinie goldrichtig und rettete.


Nach der Pause agierte der FCK trotz des mächtig aufdrehenden Antreibers Marco Engelhardt nicht mehr so konsequent. Den Angriffen fehlte es nach Altintops feinem Anschlusstreffer, mit Aufsetzer aus 14 Metern erzielt, an Präzision und an Durchsetzungsvermögen. Amanatidis kam gegen van Buyten und den nicht immer sattelfesten Khalid Boulahrouz in Hälfte zwei ebenso wie Seitz gegen den diesmal schwachen Schlicke nicht mehr zur Geltung.


Der HSV nutzte den Raum in einer sehenswerten, tempogeladenen Partie und verbuchte nun auch tolle Chancen. Nach einer der gefährlichen Beinlich-Ecken aber schlug der eifrige Riedl van Buytens Schuss in der 50. Minute von der Torlinie.


FCK-Trainer Kurt Jara versuchte mit der Mobilisierung von drei gelernten, frischen Angreifern (Jancker, Kosowski und Teber) das Blatt noch zu wenden. Es misslang, denn Carsten Jancker war mehr Bremsklotz denn Antriebsfeder. Und die HSV-Deckung mit Daniel van Buyten als Fels in der Brandung ließ die Lauterer Angreifer immer wieder routiniert abblitzen. Die mit viel Aufwand betriebene FCK-Offensive brachte es nach der Pause gerade noch zu drei Chancen. Auf der Gegenseite schuf der elanvolle David Jarolim Gefahrenmomente vor dem Lauterer Tor. Das hielt Thomas Ernst sauber, der in der 88. Minute einen Konter des eingewechselten Benjamin Lauth nach der letzten guten Engelhardt-Chance zunichte machte.


„Wenn es was zu beanstanden gibt, dann unsere Chancenauswertung", sagte FCK-Trainer Kurt Jara nach der Partie, deren Niveau ihn begeisterte: „Niederlagen ärgern mich immer, aber es war ein tolles Fußballspiel. So macht Fußball Spaß." Horst Konzok


So spielten sie


Hamburger SV: Pieckenhagen - Schlicke, Boulahrouz, van Buyten, Klingbeil - Wicky - Jarolim (84. Benjamin), Moreira (75. Lauth), Beinlich - Barbarez, Takahara (89. Reinhardt)


1. FC Kaiserslautern: Ernst - Lembi, Hertzsch, Wenzel, Blank - Riedl, Engelhardt, Sforza (72. Kosowski) - Altintop, Seitz (83. Teber) - Amanatidis (60. Jancker)


Tore: 1:0 Takahara (29.), 2:0 Moreira (40.), 2:1 Altintop (52.) - Gelbe Karten: Beinlich (5/1), Jarolim (5/1) - Lembi (3), Seitz (2) - Beste Spieler: Van Buyten, Jarolim, Moreira - Altintop, Ernst, Engelhardt - Zuschauer: 50.916 - Schiedsrichter: Brych (München).

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Viel Lob geerntet, aber keine Punkte

Vor den 90 Minuten in der AOL-Arena posierte Kurt Jara - freundlich lächelnd - mit dem HSV-Maskottchen „Hermann" an alter Wirkungsstätte. Auch nach der bitteren, weil unnötigen und unglücklichen 1:2 (0:2)-Niederlage des 1. FC Kaiserslautern beim Hamburger SV gab sich der FCK-Trainer freundlich, fast gönnerhaft und nur ein „bisserl" enttäuscht: „Niederlagen tun immer weh. Hier in Hamburg nicht ganz so viel, zumal wenn ein sympathischer Trainer wie Thomas Doll der Gegner ist." Der Auftritt, die Spielweise seiner Mannschaft, hatten den Österreicher angenehm überrascht. Nur das Ergebnis war so gar nicht nach Jaras Geschmack. „Wir haben unsere Chancen nicht entsprechend ausgenutzt, ansonsten war es ein hervorragendes Spiel. Ich habe die Woche über meiner Mannschaft diese spielerische Leistung ehrlich gesagt nicht zugetraut", sagte Kurt Jara nach dem Ende der Lauterer Erfolgsserie.


Der Auftritt des FCK begeisterte - abgesehen vom Resultat - den Vereinschef. „Hervorragend gespielt, mit die beste Leistung unserer Mannschaft überhaupt", lobte René C. Jäggi. Und erntete Widerspruch. „Lieber schlecht spielen und gewinnen", grantelte Ingo Hertzsch, der Ex-Hamburger.


Eine ähnliche Fußball-Philosophie vertritt Ioannis Amanatidis. „Ich bleibe dabei, was ich immer sage: Lieber schlecht spielen und gewinnen als das! Ich hab"s nach dem Rostock-Spiel ja schon gesagt: Wir haben schlecht gespielt, aber unsere Chancen genutzt und gewonnen. Heute haben wir hervorragend gespielt, aber unsere großen Chancen ausgelassen. Wichtig gewesen wäre, dass die Null steht. Denn ein Tor machen wir immer", haderte der griechische Nationalspieler.


„Schade, Timo Wenzel war dran. Aber man kann ihm keinen Vorwurf machen, der Stürmer hatte es näher, an den Ball zu kommen", beschrieb Ingo Hertzsch die Schlüsselszene, die Takahara nutzte, um den Spielverlauf per Kopf auf den Kopf zu stellen. Unglücklich auch das zweite Hamburger Tor nach einem Pfostenkracher Daniel van Buytens. „Ich war fast noch dran", haderte Thomas Riedl, dass er die Kugel nicht getroffen, nicht mehr aus der Gefahrenzone bekommen hatte. Die Niederlage aber wird den FCK nicht umwerfen, versicherte der Dauerläufer trotz aller Enttäuschung. „Wir müssen hier einfach unsere Tore machen, unsere Chancen nutzen, in Führung gehen. Welche Chancen wir heute ausgelassen haben ...", klagte „Tommy" Riedl.


„Eine unnötige Niederlage", konstatierte Ingo Hertzsch. „Wir hätten unsere Chancen besser nutzen müssen, das war das einzige Manko in einem wirklich guten Spiel", befand der Innenverteidiger.


Stark aufgetrumpft hat Halil Altintop. Einen Scharfschuss hätte der angehende türkische Nationalspieler vor der Pause um ein Haar in den Giebel genagelt, einen Distanzschuss hämmerte der Rackerer und Ackerer an die Torlatte, dann endlich gelang dem 22-Jährigen sein Tor. „Stürmer werden an Toren gemessen. Ich wurde in den letzten Wochen als Vorbereiter gefeiert, wir haben gewonnen, wir haben gepunktet. Heute habe ich endlich getroffen, aber wir haben leider verloren", bemerkte Altintop. Für ihn war"s ein Wechselbad der Gefühle, weil er mit leeren Händen in die Kabine stapfte: „Ich meine, wir haben ganz gut agiert. Wir hatten viel Pech, dass wir die zwei, drei Chancen am Anfang nicht genutzt haben."


„Das 2:0 hat uns Sicherheit gegeben", frohlockte Thomas Doll, der Trainer des Hamburger SV, der seinen Höhenflug fortsetzte. Dass er sich letztlich für Almami Moreira und gegen Mehdi Mahdavikia entschieden hatte, sah der Coach durch den Treffer Moreiras, vor allem aber durch dessen starke Leistung belohnt und gerechtfertigt. „Moreira hat ein Klassespiel gemacht", schwärmte Doll, hatte aber Mitgefühl mit dem aus taktischen Gründen auf der Ersatzbank schmorenden Mahdavikia. Doll: „Es ist eine lange Saison, da brauchen wir jeden. Es freut mich aber für den Kleinen, dass er solch ein tolles Spiel gemacht hat; denn Moreira hatte ja hier in Hamburg einen sehr schweren Stand." Das Positive aus dem Spiel mitnehmen, sich am spielerischen Fortschritt erfreuen, lauten Kurt Jaras Rat und Trost für seine Mannschaft. „Wir müssen den Kopf nach dieser Leistung bestimmt nicht in den Sand stecken", meinte Thomas Riedl. Ioannis Amanatidis: „Gegen Wolfsburg müssen wir versuchen, die Leistung zu wiederholen und unsere Chancen besser zu nutzen." Horst Konzok

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Der Konjunktiv schießt keine Tore
FUSSBALL: Das nackte Ergebnis raubt FCK-Profis die Freude an guten Kür-Noten - Halil Altintop trifft und trauert

HAMBURG (zkk). Die dritte Halbzeit ist die des Konjunktivs: hätte, könnte, würde. Hätte der FCK seine Chancen genutzt, wäre Altintops Kracher nicht an der Latte, sondern drei, vier Zentimeter tiefer gelandet, könnte die Erfolgsserie des 1. FC Kaiserslautern noch Bestand haben. Hat sie aber nicht! Das 1:2 (0:2) des FCK beim Hamburger SV ist eine Niederlage, die weh tut, weil bei besserer Chancenauswertung ein Punkt im Reisegepäck verstaut worden wäre.


Der Konjunktiv aber schießt keine Tore, beschert keine Punkte. „Das war Pech. Wir waren über 70 Minuten die bessere Mannschaft, auch wenn man zugeben muss, dass der HSV im Mittelfeld wirklich Klassespieler hat", bemerkte Halil Altintop traurig. Das nackte Ergebnis verhagelte dem 22-Jährigen die Freude über die besiegte Ladehemmung. Altintop bestätigte seine Top-Form, demonstrierte Klasse im Behaupten und Erkämpfen des Spielgeräts, als Ballschlepper und Schleuser.


„Die Mannschaft hat gesehen, zu was sie im Stande ist", lobte FCK-Trainer Kurt Jara seine Elf. Das Kollektiv lebte das „Alle für einen, einer für alle" vor: laufstark, engagiert, bereit für den Nebenmann zu arbeiten, auch Fehler des Kollegen wettzumachen. Da stimmen Geist, Zusammenhalt und taktische Disziplin. „Nur das Ergebnis hat nicht gepasst", formulierte Kurt Jara. Und Thomas Riedl, nach seiner Sperre wie selbstverständlich erste Wahl, grämte sich: „Der HSV hat aus einer Chance zwei Tore gemacht."


Ein bisschen Stolz sprach schon aus den Worten des vom Wesen her bescheidenen Fußball-Lehrers, als er in Hamburg über die Spielweise seiner Burschen dozierte. Die Kämpfer können auch kicken. Der neue FCK gewinnt auch spielerisch Format. „Kompliment beiden Mannschaften für ein hervorragendes Bundesligaspiel, so stellt man sich den Fußball vor", verteilte Kurt Jara nach dem sehr ansehnlichen Match gute Kür-Noten.


Mit der Mobilmachung von drei frischen Offensivkräften hatte der FCK-Coach vergebens versucht, im letzten Spieldrittel wenigstens einen Punkt einzusacken. Bei 8:8 ( ) Ecken, 10:10 ( ) Chancen wäre ein 2:2 (1:2) nur allzugerecht für die Lauterer gewesen. Der Konjunktiv ...


Der Griff zur Brechstange brachte nichts. Denn Carsten Jancker blieb wirkungsloser Fremdkörper. Allerdings war der Nachschub nach seiner Einwechslung auch längst nicht mehr so gut wie vor der Pause. Mag sein, dass Jara in dieser Phase den auf der Bank schmorenden Härtefall Ferydoon Zandi hätte bringen sollen. Der ist kreativ und torgefährlich. Kamil Kosowski, der den diesmal nicht so starken Ciriaco Sforza in den letzten 18 Minuten ablöste, versuchte vergeblich, auf eigene Faust die Wende zu erzwingen. Schließlich warf Jara auch noch Selim Teber ins Gefecht, doch der Joker kam nicht mehr zum Torschuss.


„In der zweiten Halbzeit haben wir kompakt gestanden", durfte Thomas Doll am Ende erfreut rekapitulieren. Mehr als Halil Altintops Anschlusstreffer ließ der HSV nicht zu. Dabei hatte der FCK mit hohem Aufwand versucht, die Wende zu erkämpfen. Die Abwehrkette vor dem guten Thomas Ernst funktionierte (fast immer). Bitter, dass der Freistoß, den Beinlich Takahara zum 1:0 auf die Stirn legte, eigentlich ein Eckball hätte sein müssen: Denn Hervé Lembi hatte gegen René Klingbeil geklärt, Referee Brych fälschlicherweise ein Foul gesehen.


Ein Glücksfall für den FCK 2004/2005 ist Marco Engelhardt. Den Sprung aus Liga 2 schaffte der frühere Karlsruher problemlos. Seinem Anspruch, nicht nur mitzulaufen, sondern mitzubestimmen, wird der 24-jährige Vorbild-Profi meist sehr gut gerecht. „Engel" rackert, „Engel" ackert. Er hatte in Hamburg einige Zeit Probleme, in die Zweikämpfe zu kommen. So war die Zweikampfbilanz am Samstag auch nur ausgeglichen. 42 Ballkontakte des Jung-Nationalspielers wurden in der AOL-Arena registriert. Neun lange Pässe sind angekommen, zwei lange und zwei kurze Pässe gerieten zu Fehlpässen. Acht Kurzpässe landeten am Bestimmungsort. Drei Torschüsse gab Engelhardt ab - der letzte war der beste, zischte aber knapp über das Tor des guten Martin Pieckenhagen.

ron.de
 

FCK-Fan-Simone

Lehrerin und Mutter
Teammitglied
Da_Chritsche schrieb:
schon klar, wollte sie halt ein bissel ärgern ;)
Hat nicht geklappt, weil ichs bis eben gar nicht gesehn hatte :024:
Und inzwischen hab ich das Spiel längst abgehakt, nach dem Spiel ist vor dem Spiel und am Samstag kommt Wolfsburg :spitze:
Gibst du mir denn Recht? Dass Lautern durchaus hätte gewinnen können?

@Devil: Also das Spiel gemacht haben wir nicht, haben wir gekontert und sind so zu den Chancen gekommen? Weil ohne Ballbesitz kriegt man ja keine Torchance *g*
 

Da_Chritsche

Hamburgler
FCK-Fan-Simone schrieb:
Hat nicht geklappt, weil ichs bis eben gar nicht gesehn hatte :024:
Und inzwischen hab ich das Spiel längst abgehakt, nach dem Spiel ist vor dem Spiel und am Samstag kommt Wolfsburg :spitze:
Gibst du mir denn Recht? Dass Lautern durchaus hätte gewinnen können?

@Devil: Also das Spiel gemacht haben wir nicht, haben wir gekontert und sind so zu den Chancen gekommen? Weil ohne Ballbesitz kriegt man ja keine Torchance *g*
Wie gesagt, für mich war es ein offenes Spiel, und die Siegchancen waren ziemlcih gleichmäßig verteilt. Am Ende waren wir die glücklichere Mannschaft.
 
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