Allofs nimmt sich Klasnic zur Brust
Sportdirektor lässt Trainer-Kritik nicht zu: "Ich habe Ivan klar gemacht, dass er so ‘was nicht sagen darf"
Von Björn Knips
BREMEN (Eig. Ber.) Die harsche öffentliche Kritik von Ivan Klasnic an Trainer Thomas Schaaf blieb nicht ohne Folgen. Gestern nahm sich Werder-Sportdirektor Klaus Allofs den Stürmer zur Brust. "Ich habe ihm deutlich klar gemacht, dass er so ‘was nicht sagen darf." Klasnic hatte sich in dieser Zeitung heftigst beschwert, weil er am Samstag gegen Hannover nicht in der Startelf gewesen war.
"Ich bin vom Trainer enttäuscht", hatte Klasnic gepoltert: "Er hat in den letzten zwei Wochen kein Wort mit mir oder den meisten anderen gesprochen. Wenn wir aber in einem Tief stecken, dann muss der Trainer mit allen sprechen, alle wieder aufbauen." Außerdem fühlte sich der Kroate gemeinsam mit Patrick Owomoyela, der gegen Hannover ebenfalls aus der Startelf gerutscht war, als Sündenbock für die Schwächeperiode in den letzten Wochen.
Darauf angesprochen, meinte Schaaf gestern nur: "Sie haben doch gesehen, wie wir vorher gespielt haben. Mehr muss ich dazu gar nicht sagen." Es war Schaaf deutlich anzumerken, dass ihm Klasnic’ Kritik überhaupt nicht schmeckte. Doch der Coach ist keiner, der öffentlich zurückschießt - und einen einzelnen Spieler stellt er schon mal gar nicht an den Pranger. Deshalb sprach er anschließend auch nur allgemein darüber, was er von derlei Kritik hält. "Wenn einer einige Wochen gut spielt und dann meint, das würde reichen - der hat den Schuss nicht gehört. Ich muss Woche für Woche Leistung bringen." Und zu den WM-Kandidaten merkte er nur an:
Owomoyela ist überrascht
"Ich kann keine Ansprüche stellen und zur WM wollen, wenn ich kein Bein vor das andere bekomme."
Wie gesagt, Schaaf wollte das natürlich nicht auf Klasnic bezogen wissen. Für die direkte öffentliche Schelte ist bei Werder jemand anderes zuständig: Klaus Allofs. "Ich habe das nicht gerne gelesen. Deshalb habe ich auch schon mit Ivan gesprochen", berichtete der Sportdirektor. Er könne zwar den Frust des Stürmers verstehen, das Verhalten jedoch nicht. Und schon gar nicht die Kritik, es würde bei Werder zu wenig gesprochen. "Wenn ein Spieler das Gefühl hat, er würde zu wenig Beachtung bei uns finden, dann soll er zu uns kommen. Unsere Türen stehen offen, unsere Handys sind immer an", meinte Allofs, stellte aber auch klar: "Es ist nicht zwingend erforderlich, jede Entscheidung von langer Hand anzukündigen und zu erklären."
Patrick Owomoyela hat das längst verinnerlicht. Der war gestern ziemlich überrascht, dass ihn Klasnic mit in die Schmollecke gezogen hatte. "Natürlich wäre es schöner gewesen, wenn man vorher mit uns gesprochen hätte. Aber ich fühle mich nicht hintergangen und bin deshalb auch nicht enttäuscht. Wir sind hier ja nicht im Kindergarten. Jeder kennt die Abläufe hier und merkt doch am Ende einer Woche, ob er dabei ist oder nicht", erklärte Owomoyela: "Ich bin nur enttäuscht, dass ich nicht gespielt habe. Jetzt muss ich mich eben wieder reinbeißen."
Das rät auch Miroslav Klose seinem (einstigen) Sturmpartner Ivan Klasnic: "Wenn ich mal nicht spiele, dann gebe ich im Training noch mehr Gas. Das sollte Ivan jetzt auch machen."
Vorher wird es allerdings noch ein Gespräch zwischen Klasnic und Schaaf geben. "Die Beiden werden reden und die Unklarheiten ausräumen", kündigte Allofs an. Er will diese unangenehme Sache ganz schnell vom Tisch haben. Kein Wunder! In der heißen Endphase der Saison kann sich Werder solch überflüssige Nebenkriegsschauplätze nicht erlauben.