Bayern Fans sind die Nummer Eins was Fangesänge anbelangt

Kerpinho

FL-Pate
Teammitglied
Fangesang: Kampf um Schallraum in den Stadien


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Hamburg (dpa) * «Jetzt geht's lo-hos!» * Wenn in der Bundesliga der Ball wieder rollt, ist auch für Deutschlands größte Hobbychöre die freudlose Winterzeit vorbei.
In den Arenen darf aufs Neue aus voller Brust gesungen werden: Mal freudetrunken und euphorisch, mal voller Enttäuschung oder trotzigem Stolz, und gelegentlich auch mit einschüchternder Bosheit. Der Fußball, das zeigt jedes Testspiel vor trister Kulisse, wäre nicht derselbe ohne die Gesänge von den Rängen, die ihm einen Teil seiner einzigartigen Atmosphäre verleihen.
Kein Stadionbesuch etwa ohne die Melodie von «Yellow Submarine» * so man sie überhaupt noch als solche erkennt. Der Beatles-Hit ist in deutschen Stadien in allen möglichen Varianten umgedichtet worden. «Zieht den Bayern die Lederhosen aus» singen die einen, «Deutscher Meister wird nur der FCB» die anderen. Immer öfter zu hören ist auch die Aufforderung, den Bremern die Gräten aus dem Allerwertesten zu ziehen. Mainzer und Kölner schließlich werden mit derselben Melodie als Karnevalisten herabgewürdigt * nehmen das aber mit Humor und zugleich dankend an: «Wir sind nur ein Karnevalsverein!»
Kontrafaktur heißt in der Musik das Verfahren, eine bekannte Melodie mit einem neuen Text zu unterlegen. Reinhard Kopiez ist Professor für Musikpsychologie in Hannover und hat gemeinsam mit Guido Brink ein Buch zu Fangesängen verfasst. «In der Kurve kommt so ein bisschen der Neandertaler in uns heraus», sagt er * ohne das jedoch als Beleidigung missverstanden wissen zu wollen. Im Gegenteil: Kopiez ist fasziniert von dem musikalischen Massenphänomen. «Es gibt keinen Gotthilf Fischer, der die Einsätze gibt, und kein Gesangbuch», sagt er. Und doch ist das Publikum, der «zwölfte Mann», dank seiner lautstarken Beiträge längst zu einem Hauptdarsteller des Spektakels in den Stadien geworden.
Warum singen die Fans auf den Tribünen? «Fußball ist eine Angelegenheit, bei der es um Emotionen geht - positive wie negative», sagt Kopiez. Und die ließen sich nun mal am besten durch Gesang ausdrücken. Etwas drastischer formuliert es der führende deutsche Fanforscher, der Soziologe Gunter A. Pilz. Es gehe längst nicht nur um das Freisetzen eigener Emotionen, sondern vielmehr um einen ganz eigenen Wettstreit auf den Tribünen: Die Fans, so Pilz, wollen den Schallraum in den Stadien beherrschen, sich durch Gesang selbst erhöhen, und * nicht zuletzt * den Gegner rituell vernichten: «Ihr könnt nach Hau-se fahr'n!»
Als deutschen Fangesang-Meister hat Kopiez, wenn auch schon vor einigen Jahren, den FC Bayern München ermittelt. Dort sei die Anzahl der angestimmten Lieder während des Spiels am größten. Auf 1,5 Aktionen pro Minute bringen es die Bayern-Fans demnach im Schnitt. Die Leistung auf den Tribünen hänge dabei auch mit den sportlichen Erfolgen der Bayern zusammen: Wer gewinnt, singt öfter, sagt Kopiez. Und wer international spielt, kann zudem Gesänge aus dem Ausland importieren. «Das ist ein sich selbst verstärkendes System.»
Im internationalen Vergleich aber gelten eher die englischen Fans als besonders kreativ und sangeslustig. Wie die Internetseite «Footballchants.org» dokumentiert, ist der Ton auf der Insel vor allem ein gehöriges Stück rauer als in deutschen Stadien. Unflätige Beschimpfungen mit «Four Letter Words» gehören dort zum Standard- Repertoire. Allerdings zeigen sich die englischen Fans gelegentlich auch überraschend fachkundig: Die Fans von Manchester United etwa skandierten während einer Misserfolgs-Serie im vergangenen Herbst lautstark «4-4-2» - und forderten damit die Rückkehr zum traditionellen englischen Spielsystem.
Auch die Ursprünge des Fangesangs liegen * wie die Wurzeln des Spiels selbst * auf der britischen Insel. Ende 1963, so ergaben Kopiez' Recherchen, griffen die Fans des FC Liverpool im Stadion an der Anfield Road den damaligen Hit «You'll Never Walk Alone» von Gerry & the Pacemakers auf und sangen die Refrainzeile im Chor: Die «Urhymne» des Fußballgesangs war geboren. Die BBC entsandte eigens ein Kamerateam nach Liverpool, um das ungewöhnliche Geschehen auf den Rängen zu dokumentieren. Das Lied ging fortan um die Welt.
Dabei ist «You'll Never Walk Alone» nach Kopiez' Maßstäben eigentlich zu komplex für einen erfolgreichen Fangesang. Der nämlich müsse möglichst prägnant sein, «weil er nach einem Mal singen auswendig gekannt werden muss». Auch musikalisch dürfe er die Fans nicht überfordern. «Die Formel ist eher die eines Kinderliedes», sagt Kopiez. Besonders beliebt seien Konstellationen aus gerade einmal drei Tönen. Den häufig gezogenen Vergleich zwischen Fußballstadion und Oper mag Kopiez deshalb nicht gelten lassen. In einem Experiment ließ er Fangesänge von einem Tenor vortragen. «Das zeigte die Absurdität des Vergleichs.»

Quelle: dpa
 

Scholli

Fußballgott
Bayern-Fans sind die Nummer Eins was Fangesänge anbelangt

Das wundert mich jetzt nicht unbedingt: Man denke nur an solch geile Songs wie "Gute Freunde", usw. :zwinker3:


Absolut geil, weitermachen... :spitze:
 

Kerpinho

FL-Pate
Teammitglied
Scholli schrieb:
Das wundert mich jetzt nicht unbedingt: Man denke nur an solch geile Songs wie "Gute Freunde", usw. :zwinker3:


Absolut geil, weitermachen... :spitze:
...jetzt müsste nur noch die Stimmung an sich besser werden bzw. auch einmal diejenigen die "nur zum Fressen" da sind, auch einmal einen Teil dazu beitragen, dass ein Spiel nicht nur auf dem Rasen, sondern auch auf den Rängen zu einem, für alle, einmaligen Erlebnis wird.

RWG!
 

Flash

Bienenkönigin
Ich glaube keiner Statistik die ich nicht selober gefälscht habe. :zahn: Da ich im Gegensatz du dir schon ein paarmal in der Arena war, kann ich an diese Statistik nicht so recht glauben..... :floet:
 

gary

Bekanntes Mitglied
Kerpinho schrieb:
Dort sei die Anzahl der angestimmten Lieder während des Spiels am größten. Auf 1,5 Aktionen pro Minute bringen es die Bayern-Fans demnach im Schnitt.

Ist ja eine nette Beschäftigung, die Zeit mit dem Zählen von angestimmten Liedern zu verbringen :024:

Wie wurde denn wohl gezählt? Reicht es, wenn 10 Leute ein Lied nach dem anderen anstimmen (bzw. 55 Mal das gleiche „Lied“), ohne dem Spiel irgendwelche Beachtung zu schenken oder wurde es erst aber einer gewissen Lautstärke (mit-)gezählt…
 

der_kalich

++[EDELMÜLLPOSTER]++
Webchiller schrieb:
Bei den 'einfallsreichen und innovativen' Fangesängen aus München? Da fragst du noch?
Wir habens wissenschaftlich bestaetigt bekommen, also brauchst garnicht dumm diskutieren...

Bayern-Fans schon meisterlich
Die Heimbilanz des FC Bayern ist überragend. Zum Rückrundenauftakt feierte der Rekordmeister am Dienstag den 13. Erfolg im 13. Spiel. Gegen den FSV Mainz wurden die Münchner wieder einmal von ihren Fans zum Sieg getrieben. Denn die sind deutscher Fangesang-Meister, wie Reinhard Kopiez, Professor für Musikpsychologie, ermittelte. In keinem anderen Stadion werden während des Spiels so viele Lieder angestimmt wie beim FC Bayern. Auf 1,5 Aktionen pro Minute bringen es die FCB-Fans im Schnitt. Die Leistung auf den Tribünen hänge mit dem sportlichen Erfolgen zusammen, erklärte Kopiez. Wer gewinnt, singt öfter. Und wer international spielt, kann zudem Gesänge aus dem Ausland importieren. Beste Aussichten also, dass die Heimserie des FC Bayern noch lange hält.
 

Icke

Exil-Berliner
Kerpinho schrieb:
Mit meiner persönlichen Meinung hat das wenig zu tun. :zwinker3:

MFG!
Und wie ist dein leider/Gott sei Dank dann zu deuten? Hättest du lieber, dass dort jemand wie beim Aerobic alles vormacht und der rest machts nach oder bist du froh, dass der "Siegeszug" dieser Vorsänger bislang noch nicht den Eingang zur AA gefunden hat?
 
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