"Wenn alle gut sind, sind wir nicht schlecht"
Der kommende VfB-Gegner in der Bundesliga heißt VfL Wolfsburg, doch über den Kontrahenten am Samstag wollte VfB-Cheftrainer Matthias Sammer bei der heutigen Pressekonferenz nicht groß sprechen. "Unsere Zielstellung ist klar. Wir sollten uns keine Gedanken über andere machen, sondern unsere eigenen Stärken demonstrieren. Spielen wir wie gegen Schalke, dann haben wir niemanden zu fürchten, auch nicht die Bayern. Spielen wir gegen Rostock, dann gewinnen wir gegen niemanden", sagte Sammer und kritisierte damit vor allem die Partie seiner Elf zuletzt im Ostseestadion. "Wir müssen anders auftreten. Das muss man schon an der Körpersprache sehen, gerade in schwierigen Phasen", forderte Sammer ein noch professionelleres Verhalten seiner Spieler ein. "Wenn ich merke, dass an einem Tag nicht viel geht, dann muss ich eben das Unentschieden heim bringen und mich mit einem Punkt zufrieden geben und nicht zuschauen wie der eine flankt und der andere zum Kopfball kommt. Es kann nicht sein, dass sich der eine auf den anderen verlässt", sagte Sammer und verlangt gerade in solchen Partien eine bessere Kommunikation untereinander. "Da müssen wir mehr Leben und Miteinander zeigen. Gegen Wolfsburg muss am Samstag in allen Phasen zu erkennen sein, dass wir gewinnen wollen", forderte der VfB-Cheftrainer Wiedergutmachung für die Pleite an der Ostsee im Duell mit den Niedersachsen. Dabei sollte jeder Spieler zuerst vor seiner eigenen Türe kehren und Leistung bringen. "Jeder muss das Optimale bringen und sich sonst keine Gedanken machen. Wenn jeder von uns seine Leistung abruft, dann sind wir auch besser als Wolfsburg", fand Sammer klare Worte.
Vor allem Einflüsse von außen, wie unnötige Diskussionen in den Medien, sind dem VfB-Trainer dabei ein Dorn im Auge, der einem 17-Jährigen zugesteht, dass sich dies in seinen Leistungen bemerkbar machen könnte. "Da kann sich jeder an Zvonimir Soldo orientieren. Der kommt hier jeden Tag her und macht seinen Job, wie es sein muss. Sicher spielt auch er mal schlechter oder einen Fehlpass, aber deshalb steckt er nicht gleich den Kopf in den Sand. Die Mannschaft muss begreifen, dass sie stark ist, wenn sie sich auf ihre eigenen Stärken besinnt. Man sollte sich weniger Gedanken darüber machen, wer schlecht war, sondern stets an den Guten orientieren", gab Sammer seinen Spielern für Samstag mit auf den Weg und ergänzte fast philosophisch: "Wenn alle gut sind, sind wir nicht schlecht!" Diesen Umstand zu begreifen entscheide letztlich auch darüber, ob der VfB in der kommenden Saison im UI-Cup, im UEFA-Cup oder in der UEFA Champions League spiele. "Jeder ist sich darüber im Klaren, dass es ein wichtiges Spiel ist. Aber wir haben fast nur noch Endspiele. Deshalb werden wir auch unserer Linie zu Hause treu bleiben und wollen kompakt aus einer guten Defensive mutig nach vorne spielen", gab Mattias Sammer die Richtung für Samstag vor, ohne dabei die Niedersachsen auf die leichte Schulter zu nehmen: "Wolfsburg hat sein letztes Auswärtsspiel gewonnen. Das wissen wir auch. Aber trotzdem darf am Ende nicht Unruhe über Ruhe siegen", wies der VfB-Chefcoach indirekt auf zuletzt turbulente Tage in Wolfsburg und die magere Ausbeute von nur zehn Zählern nach der Winterpause beim VfL hin, um sofort wieder zurück zum eigenen Team zu kehren: "Wer die gute Ausgangssituation nicht sieht, dem kann ich auch nicht helfen", erklärte Sammer und ergänzte: "Aber wir müssen auch wissen, dass wir nichts geschenkt bekommen!"
Streller oder Szabics
Diese Erkenntnis solle sich bei seinen Spielern in jedem Training zeigen, auch wenn es schwer sei, anhand der Trainingsleistungen Schlüsse für das folgende Spiel zu ziehen. So habe seine Mannschaft vor dem Sieg gegen Schalke schlechter trainiert als vor der Niederlage in Rostock. Dennoch fordert Sammer stets alles zu geben und sich in den Dienst der Mannschaft zu stellen. Als prominentes Beispiel nannte er dafür das Team des FC Chelsea: "Die haben individuell meiner Meinung nach nicht die bestbesetzte Mannschaft, treten aber immer als Einheit auf dem Platz auf." Dies erwartet der VfB-Trainer auch von seinem Team in den noch ausstehenden fünf Partien. "Wir dürfen den Konflikten und Problemen nicht aus dem Weg gehen, sondern müssen Lösungen dafür finden. Wenn ich mich recht erinnere, fehlte im letzten Jahr ein Punkt zur Champions League. Und am Ende fragst du dich, wo er liegen geblieben ist", kritisierte Sammer vermeidbare Ausrutscher wie zuletzt gegen Rostock.
Personell kann der VfB-Coach am Samstag gegen Wolfsburg aus dem Vollen schöpfen. Lediglich Kevin Kuranyi fehlt aufgrund einer Gelbsperre. Wer den Nationalspieler ersetzen wird, konnte Matthias Sammer noch nicht mit Sicherheit sagen. "Marco Streller hat gut gearbeitet und auch noch extra für sich etwas getan. Aber auch Imre Szabics hat einen guten Eindruck im Laufe der Trainingswoche gemacht", analysierte Sammer das Auftreten seiner Stürmer. Silvio Meißner und Alexander Hleb plagten sich jüngst zwar mit kleineren Wehwehchen herum, ein Einsatz der beiden Mittelfeldspieler steht aber nicht auf der Kippe. Trotzdem warnte Matthias Sammer davor zu glauben, dass die gute personelle Situation automatisch ein Vorteil für den VfB sei. "Wir haben unsere besten Spiele gemacht, wenn wir nicht komplett waren", sagte der VfB-Coach mit erhobenem Zeigefinger.