Allofs: "Angriff ja - Harakiri nein"
Für Werder zählt heute Abend in der Champions League gegen Udinese Calcio nur ein Sieg
BREMEN In der Bundesliga im Takt, schlägt in der Champions League die Turmuhr fünf vor zwölf. Sekt oder Selters, Alles oder Nichts, Siegen oder Fliegen - welcher Gegensatz in diesen Tagen an der Weser auch bemüht wird, für Werder Bremen zählt heute (20.45 Uhr/live bei Premiere) gegen Udinese Calcio nur ein Sieg. Ansonsten droht nach der Gruppenphase das Aus in der Königsklasse.
Trotz des Drucks, der auf der bislang noch sieglosen Mannschaft lastet, sieht Klaus Allofs keinen Grund, jetzt in Panik zu geraten. "Wir werden mit Sicherheit nicht mit wackligen Knien ins Spiel gehen", sagt Werders Sportchef, "das Hinspiel hat gezeigt, dass Udine zwar eine starke Mannschaft hat, die aber durchaus zu schlagen ist." Dennoch gilt es, im Vergleich zum 1:1 noch einiges zu verbessern. "Wir müssen den Gegner öfter in Verlegenheit bringen", fordert Werder-Trainer Thomas Schaaf. Konkret meint er damit: Die gegnerische Offensive mehr beschäftigen (Schaaf: "Die haben wir zu sehr in Ruhe gelassen") und sich in der eigenen Offensive mehr zu behaupten. "Dort haben wir die Bälle zu schnell verloren", bemängelt der 44-Jährige.
Angesichts der Pflicht, die drei Punkte aus dem Heimspiel heute mitzunehmen, "werden wir aber kein Harakiri spielen", kündigt Allofs an: "Wir ziehen unser normales Angriffsspiel auf und setzen alles daran, die Partie zu gewinnen. Wir rennen aber nicht wild drauf los." Schließlich, so Allofs, gehe es ja noch um Platz zwei und drei. Letzterer würde noch zur Teilnahme am UEFA-Cup reichen. "Das ist zwar nicht unser erster Gedanke, doch wir müssen das auch berücksichtigen", erklärt Allofs.
Frei nach Trainer-Guru Otto Rehhagel setzt Werder heute also auf die kontrollierte Offensive. "Vorn Druck entwickeln, hinten wenig zulassen", lautet die Erfolgsformel von Trainer Schaaf, der
Hoffen auf den
"K&K"-Sturm
seine Bestbesetzung ins Rennen schicken kann.
Allen voran Johan Micoud. Die Form des Spielmachers ist ganz entscheidend, um das Abwehrbollwerk der Gäste mit "tödlichen" Pässen zu durchbrechen. Und der 32-Jährige gibt sich kämpferisch: "Wir alle wissen, was auf dem Spiel steht. Nur ein Sieg hilft uns weiter, wenn wir das Achtelfinale noch erreichen wollen. Und dafür werden wir alles tun."
Gegen die sehr defensiv eingestellten Italiener erwartet Werder zudem eine reine Geduldsprobe. "Es wird ein richtig hartes Stück Arbeit werden", vermutet der vor zwei Wochen gesperrte Stürmer Ivan Klasnic, "wir müssen einfach die Ruhe bewahren." Und Italien-Kenner Micoud fügt hinzu: "Udine ist eine typisch italienische Mannschaft, die hinten sehr kompakt steht. Wir werden sicher nicht viele Chancen bekommen. Die müssen wir aber nutzen."
Hilfreich könnte dabei eine bessere Quote im Ausnutzen von Standard-Situationen sein. Schließlich hat das Hinspiel in Udine gezeigt, dass die Norditaliener dort verwundbar sind. Auch wenn der Freistoß von Christian Schulz damals von Clacios Felipe ins eigene Tor abgefälscht worden war. Doch gerade bei Ecken und Freistößen strahlt Werder derzeit keine Torgefahr aus. "Da kommt einfach zu wenig", klagt Torhüter Andreas Reinke.
Nicht verwunderlich, dass Trainer Thomas Schaaf zuletzt verstärkt Standardsituationen trainieren ließ. "Wir können nicht damit zufrieden sein, was wir aus diesen Möglichkeiten machen. Das müssen wir verbessern, und das habe ich der Mannschaft verdeutlicht", sagt der 44-Jährige.
Das allein reicht aber nicht. Auch der in der Bundesliga mit 19 Toren brillierende Bremer "K&K"-Sturm mit Miroslav Klose und Ivan Klasnic muss jetzt auch international seine Kaltschnäuzigkeit unter Beweis stellen. Nur ein Tor erst von Klose in Athen - das ist nach drei Spielen zu wenig. Schaafs Hoffnung: "Wir wollen versuchen, dieses Missverhältnis gegen Udine zu begradigen."