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Ein Tag für die Geschichtsbücher[/size]
10 025 Zuschauer sehen 2:0-Erfolg von TuS Koblenz gegen die Amateure von Bayern München - "La Ola" auf dem Oberwerth
Der 4. September 2004 wird als eines der markantesten Daten in die Vereins-Chronik von TuS Koblenz aufgenommen werden müssen. Vor der kaum für möglich gehaltenen Kulisse von 10 025 Zuschauern im Stadion Oberwerth bezwang der Regionalliga-Aufsteiger die Amateure des FC Bayern München mit 2:0 (1:0) und betrieb dabei beste Werbung in eigener Sache.
KOBLENZ. An solche Szenen konnten sich wohl nur die Älteren unter den TuS-Fans erinnern. Zehn Minuten vor dem Abpfiff schwappte die "La Ola"-Welle durchs weite Rund des Stadions Oberwerth und selbst die aus der halben Republik angereisten Bayern- Anhänger wollten da keine Spielverderber mehr sein und hoben die Arme in die Höhe. Über 10 000 Zuschauer bei einem Punktspiel von TuS Koblenz, das hat es wohl zuletzt Ende der 60er Jahre gegeben, als TuS Neuendorf ans Tor zur Bundesliga geklopft hat. Dass es obendrein auch noch ein 2:0 für die Elf von TuS-Trainer Milan Sasic gab, rundete den historischen Fußball-Nachmittag ab, an dem aus Koblenzer Sicht so ziemlich alles passte.
"Ich weiß gar nicht, wem ich ein größeres Kompliment machen soll", suchte Sasic denn auch zu Beginn der Pressekonferenz nach den angemessenen Worten, "natürlich hat die Mannschaft eine taktisch außergewöhnliche Leistung erbracht, aber diese Kulisse war einfach phantastisch", genoss er den Moment, wohlwissend, dass vor allem der Name des großen FC Bayern München einige tausend Neugierige angelockt hatte: "Die Bayern machen uns das Stadion voll, sie werden uns immer willkommen sein."
Natürlich war es bei aller Bescheidenheit aber auch das Verdienst von Sasic selbst, dem in diesen Minuten durch den Kopf geschossen sein wird, dass er zusammen mit TuS-Sportwart Peter Simon vor zwei Jahren überhaupt erst unter größten Anstrengungen eine Mannschaft für die Oberliga zusammengekratzt hatte, die es nun - mit runderneuertem Personal - offenbar mit jedem Gegner in der dritten Liga aufnehmen kann. Angesichts des Lobes von Bayern-Trainer Hermann Gerland, der der TuS bereits eine rosige Zukunft in Aussicht stellte ("Wenn die so weiterspielen, werden sie bald in der 2. Liga sein"), bemühte sich Sasic aber schnell, die Jubelarien in geregelte Bahnen zu lenken: "Natürlich wollen wir alle irgendwann einmal in die 2. Liga. Wir dürfen träumen, aber man muss die Kirche im Dorf lassen."
Allerdings konnte man am Samstag bei den Darbietungen auf dem grünen Rasen zumindest aber schon mal ins Schwärmen geraten. Nicht, dass die TuS eine Fußball-Gala zelebriert hätte, aber die erfolgsorientierte Spielweise nötigte auch Bayern-Coach Gerland höchsten Respekt ab: "Die Koblenzer haben das getan, was ich von meiner Mannschaft erwartet hätte, nämlich mit Herz zu spielen." Eigentlich wäre seine Rasselbande, in der acht U-21-Spieler im Kader standen, für die technischen Feinheiten zuständig gewesen, aber dazu kam es gar nicht erst. Im Mittelfeld räumten Oliver Straube und der neben Almir Delic überragende Martin Willmann so ziemlich alles weg, den Rest erledigte die souveräne Vierer-Abwehrkette, die fast alle Zweikämpfe für sich entschied. "Das war für uns der einzige Weg. Wir konnten uns nicht in ein offenes Spiel einlassen", wirkten Sasics Worte fast entschuldigend, während der Koblenzer Jungspund Philipp Langen das Ganze auf seine Weise kommentierte: "Es gab keinen Grund zur Nervosität. Der Trainer hat uns so eingestellt, das nichts schief gehen konnte."
Die flapsigen Worte Langens trafen den Kern des aktuellen Höhenfluges der TuS, in dem man bislang kein einziges Mal zu Begriffen wie "Abstiegskampf" oder "Abstiegsplätzen" greifen musste. Eine stabile Grundordnung in der Defensive, hier setzt grob gesagt Sasics Fußball-Philosophie an, aus der sich dann auch fast folgerichtig Tore entwickeln. Entsprechend gerieten nach dem 1:0 von Willmann in der 27. Minute die drei Punkte nie ernsthaft in Gefahr, stattdessen hätte das 2:0 weitaus früher als in der Nachspielzeit fallen können, als Christian Knappmann der Partie das Sahnehäubchen aufsetzte.
Spätestens nach dem Sieg gegen den Regionalliga-Meister des Vorjahres wurde auch deutlich, dass der Erfolg in der Vorwoche in Hoffenheim alles andere als Zufall, sondern "das Ergebnis von harter Arbeit war", wie es Sasic formulierte. Gleichwohl weiß auch er, dass der aktuelle dritte Tabellenplatz nicht mehr als eine Momentaufnahme in einer langen Saison ist: "Ich hoffe, in Koblenz ist man statt mit schwarz oder weiß auch mit grau zufrieden". Dieses Grau werden sich die TuS-Fans gefallen lassen...
Sven Sabock
Rhein-Zeitung - Ausgabe Koblenz, Region Nord vom 06.09.2004, Seite 21.
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"Halte nichts vom Understatement"[/size]
Er kam, sah und sorgte gleich für die Entscheidung: Christian Knappmann, Stürmer von TuS Koblenz, erzielte nur Sekunden nach seiner Einwechslung in der 89. Minute das 2:0 gegen die Amateure des FC Bayern München. Ein bleibendes Erlebnis für den 23-Jährigen, der sich über die drei Punkte ebenso freute wie über die enorme Kulisse auf dem Oberwerth - nicht aber darüber, dass er erneut nicht von Beginn an spielen durfte.
Herr Knappmann, Sie sind kurz vor Spielende eingewechselt worden und haben gleich das 2:0 geschossen. Viel besser kann es nicht laufen, oder?
Ja, klar, für die Mannschaft ist das prima und für mich persönlich natürlich auch. Dazu war diese Top-Kulisse einfach klasse. Grundsätzlich möchte ich aber schon von Anfang an spielen.
Haben Sie schon einmal vor so vielen Zuschauern gespielt?
Ja, in Offenbach waren auch mal über 10 000 Zuschauer da, gerade zu Beginn, als dort große Euphorie herrschte. Aber hier ist die Situation eine andere: Hier ist Aufbruchstimmung, während in Offenbach viele Kritiker im Publikum waren. In Koblenz erfährt man dagegen nur Unterstützung. Daher ein riesiges Kompliment an die Zuschauer.
Vergangene Woche der 3:1-Sieg bei Aufstiegskandidat Hoffenheim, nun ein 2:0 gegen den Meister - welche Gründe gibt es für den derart erfolgreichen Start, mit dem vor Saisonbeginn ja nicht unbedingt zu rechnen war?
Wir haben einfach ein hohes Niveau in der Mannschaft. Deswegen halte ich auch nichts von dem Understatement und den Aussagen, dass wir nur den Klassenerhalt erreichen wollen. Immerhin haben wir gerade zwei Top-Teams der Liga klar geschlagen. Wenn es so weiter geht, bleiben wir oben dran.
Also glauben Sie, dass sich die TuS dauerhaft in den oberen Tabellenregionen halten kann?
Zur Zeit läuft es schon optimal bei uns. In Regensburg hätten wir nicht unbedingt verlieren müssen, und dann wären wir jetzt noch immer ohne Niederlage. Ich denke, wir brauchen uns vor niemandem zu verstecken.
Das Gespräch führte Frank Jellinek
Namhaft
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Hermann Gerland redet sich in Rage[/size]
Zunächst gab er sich noch ganz diplomatisch. "Wir haben es in 90 Minuten nicht geschafft, uns eine einzige Torchance herauszuarbeiten", resümierte Bayern-Trainer Hermann Gerland die Partie aus seiner Sicht, "deshalb geht der Erfolg der Koblenzer absolut in Ordnung." Doch ganz so einfach wollte er es sich und vor allem seinen Akteuren dann doch nicht machen. "So eine Einstellung kann ich nicht akzeptieren", gab er den Pressevertretern einen Vorgeschmack auf das, was seine Spieler später noch zu hören bekamen. "Wir haben den größten Bus, die schönsten Trainingsanzüge, die besten Bälle und wohnen im besten Hotel am Platz", schimpfte Gerland, "wer im Bayern-Trikot aufläuft, muss sich dessen bewusst sein". Vor allem die folgenden Worte ließen nichts Gutes für seine Kicker erahnen, die eigentlich am Sonntag frei gehabt hätten: "Wenn man im Spiel so wenig läuft, muss man das im Training nachholen." (sab)
Wörtlich
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"[/size] Es wird sicher irgendwann Rückschläge geben, dann wird sich zeigen, wie gut wir als Mannschaft sind.[size=+3]
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TuS-Kapitän Peter Auer warnt vor übertriebener Euphorie.
Heim-Spiel-Film
5. Minute: TuS-Abwehrspieler Joshua Grenier zieht sich bei einer Rettungsaktion an einer Werbebande eine blutende Risswunde am Knie zu, spielt die Partie aber zu Ende.
28. Minute: Nach einer Ecke prüft Oliver Straube Bayern-Torwart Michael Rensing, der den Ball um den Pfosten lenkt.
28. Minute: Die unmittelbar folgende Ecke bringt das 1:0. Straube bringt das Leder in die Mitte, Martin Willmann steigt am höchsten und nickt ein.
31. Minute: Die einzig gefährliche Situation vor dem TuS-Tor in 90 Minuten. Nach einer Flanke faustet Torwart Peter Auer den Ball vor dem einschussbereiten Erdal Kilicaslan weg.
40. Minute: TuS-Stürmer Velimir Grgic im Strafraum-Duell mit Stefan Buck. Auf Koblenzer Seite fordert man vehement einen Hand-Elfmeter.
53. Minute: Ein Schuss van Bayerns Daniel Jungwirth aus 18 Metern geht am Tor vorbei - mehr ein Ausdruck der Hilflosigkeit der Gäste.
60. Minute: Neuzugang Anel Dzaka wird eingewechselt und feiert sein Debüt im TuS-Trikot.
70. Minute: Konfusion nach einem Pfiff aus den Zuschauer-Reihen. Bayern-Verteidiger M'Bock nimmt den Ball im Strafraum in die Hand, aber Schiedsrichter Walz aus Wiesbaden belässt es bei einem Schiedsrichter-Ball.
77. Minute: Dzaka passt auf Delic, der das 2:0 auf dem Fuß hat. Rensing pariert den 14-Meter-Schuss mit einer Glanztat.
80. Minute: Delic wird im Strafraum gesperrt. Die Zuschauer fordern Elfmeter, der Schiedsrichter lässt weiterspielen.
90. Minute: Delic passt quer auf den eingewechselten Christian Knappmann, der Rensing ausspielt und zum 2:0 einschiebt. Unmittelbar darauf pfeift der Schiedsrichter ab - das Stadion gleicht einem Tollhaus.
Rhein-Zeitung - Ausgabe Koblenz, Region Nord vom 06.09.2004, Seite 21.
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"Nur spielerisch geht es eben nicht"[/size]
Wie Thorsten Fink das 0:2 in Koblenz erklärt
KOBLENZ. Thorsten Fink musste einen Moment lang überlegen. "Nein, vor so vielen Zuschauern habe ich in der Regionalliga noch nie gespielt", stellte der Ex-Profi und jetzige Kapitän bei den Amateuren des FC Bayern München dann fest. Freilich ist Fink als mehrfacher Deutscher Meister weitaus andere Kulissen gewöhnt als die knapp über 10 000 Zuschauer auf dem Oberwerth, aber für die junge Elf rund um den 36- Jährigen gilt dies nicht. Damit wollte Fink die 0:2-Niederlage der "kleinen" Bayern bei TuS Koblenz jedoch nicht in Verbindung bringen. Für die Abreise seiner Mannschaft ohne Punkte und Tore fielen ihm dagegen andere Gründe ein.
"Koblenz war uns im kämpferischen Bereich überlegen", meinte Fink. "Wir haben nur versucht, die Aufgabe spielerisch zu lösen, und das reicht eben nicht." Auf rund 60 Prozent schätzte er den Ballbesitz seiner Elf ein - doch was nutzte es? "Die TuS stand hinten sehr gut, und unsere Aktionen waren nicht zwingend genug", monierte Fink. Unterschätzt habe man Liga-Neuling Koblenz sicher nicht, viel mehr Probleme bereitete den Münchnern der Gegentreffer durch Martin Willmann nach 27 Minuten: "Wenn wir in Rückstand geraten, schaffen wir es momentan einfach nicht, diesen wieder umzubiegen", sagte der Ex-Profi, dessen Mannschaftskameraden mindestens zehn Jahre jünger sind als er. "Die jungen Spieler werden dann nervös."
Und hat nicht vielleicht auch die wenig ausführliche Vorbereitung auf den Kontrahenten von Trainer Hermann Gerland, der sich fast ausschließlich mit seiner Elf beschäftigen mochte, ihren Teil zum 0:2 beigetragen? "Naja, wir versuchen halt, dem Gegner unsere Stärken aufzuzwingen", sagte der 36-Jährige. "Und ein bisschen geht der Trainer schon auf den Gegner ein. Aber immerhin haben wir das beste Material." Den besten, weil kürzesten Heimweg hatte Fink indes exklusiv. Während der Rest der Mannschaft im Bus auf Trainer Gerland wartete, ließ sich der Kapitän von TuS-Spieler Samet Zorlu den Weg zum Taxi zeigen - Fink war auf dem Weg zum Flughafen. (fj)
Rhein-Zeitung - Ausgabe Koblenz, Region Nord vom 06.09.2004, Seite 21.
Und für Whity noch der FC Horchheim... Leider jetzt in der B-Klasse...
Kreisliga B Koblenz
SG Kettig/W. - SC Simmern 5:3
FC Metternich II - VfR Koblenz 0:3
Untermosel II - Ataspor Urmitz 2:5
FC Horchheim - SV Spay 0:0
TuS Neuendorf - SV Hillscheid 1:5
BSC Güls - Rot-Weiß Koblenz II 1:0
SG Kadenbach - Spfr Moselland 3:2
1. Ataspor Urmitz 4 13: 3 10
SG Kettig/W. 4 13: 3 10
3. SG Kadenbach/M. 4 5: 3 8
4. Rot-Weiß Koblenz II 4 10: 6 7
5. SC Simmern 4 12: 9 7
6. SV Hillscheid 4 10: 6 6
7. VfR Koblenz 4 9: 9 6
8. SV Spay 4 6: 5 5
9. BSC Güls 4 5: 5 5
10. FC Horchheim 4 2: 2 5
11. SG Oberfell/N. 3 11: 8 4
12. TV Winningen 3 7: 8 4
13. FC Metternich II 4 3: 9 4
14. SV Untermosel II 4 9:11 3
15. TuS Neuendorf 4 3:16 0
16. Spfr Moselland 4 4:19 0
Ich bin wahrscheinlich nicht mehr lange da... leider...
Bist Weihnachten daheim ?