Das Duell auf den Rängen ist früh entschieden
FUSSBALL: Tolle Folie der FCK-Fans - Weltmeister von 1954 lassen sich Spiel nicht entgehen - Abel hat keine Erklärung
KAISERSLAUTERN (cka). Das Spiel des Jahres wollten sich die beiden Weltmeister nicht entgehen lassen. Horst Eckel, der bis Weihnachten wegen seines Buches noch ordentlichen Terminstress haben wird, hatte sich den 5. Dezember in seinem Terminkalender vorgemerkt. Und Ottmar Walter und seine Frau Anneliese hatten gestern Morgen darauf geachtet, von einem Termin pünktlich zurück zu sein, um der erste Bundesliga-Derby gegen den FSV Mainz 05 auf keinen Fall zu versäumen.
„Wir gewinnen knapp", orakelte Horst Eckel vor dem Anpfiff. Ottmar Walter war weniger optimistisch, sein Gefühl sagte dem Kaiserslauterer, dass es ein Unentschieden geben würde „oder vielleicht einen knappen Sieg". Es wäre jedenfalls ein schönes Weihnachtsgeschenk, wenn die „Roten Teufel" gewinnen würden. Tradition verpflichtet. Als Ottmar Walter fünf Minuten vor dem Abpfiff das nach seinem Bruder Fritz Walter benannte Stadion verließ, stand es 2:0 für den FCK und der 80-Jährige strahlte übers ganze Gesicht. „Jetzt kann ich gut schlafen", sagte er und weg war er. „Fußall ist ein Mannschaftssport", schreibt Ottmar Walter nicht nur dieser sondern allen Generationen „Roter Teufel" ins Stammbuch. „Zu Saisonbeginn hat jeder zu sehr für sich gespielt. Es war eine Katastrophe."
Seit gestern Abend dürfte zwischen der Mannschaft und ihren Fans nach anfänglichen Enttäuschungen so etwas wie Frieden sein. Endlich richtig angekommen beim FCK, Marco Engelhardt? „Das hoffe ich. Der Betze muss wieder eine Festung werden", meinte der A2-Nationalspieler, der morgen Abend schon wieder mit dem Mainzer Stürmer Benjamin Abel gemeinsam auf dem Platz steht - beim Länderspiel des Perspektivteams in Mannheim. „Benni wird sich bis Dienstag wieder erholt haben", sagte „Engel", der von Druck vor dem Spiel nichts wissen wollte. „Wir hatten keine Angst, wir haben zuletzt ganz gute Spiele gemacht, wir haben nur in der zweiten Halbzeit nachgelassen, daran müssen wir noch arbeiten." Von der Choreographie der Fans in der Westkurve war der Mittelfeldspieler „beeindruckt." Kurz vor dem Anpfiff hatte der Fanclub Lucifer eine die Westtribüne überdeckende Riesen-Folie aufgezogen mit einem Teufelskopf, der durch eine Wand bricht. Am unteren Rand stand: „Mit dem Kopf durch die Wand. Für immer die Nummer 1 im Land." Damit war das Duell auf den Rängen für die Pfälzer entschieden. Die Mainzer Fans, die die Osttribüne fest im Griff hatten, waren eher weniger zu hören. Kein Wunder. So wie die Partie verlief. Dass ausgerechnet der Kaiserslauterer in Reihen der Mainzer, Mathias Abel, mit einem unglücklichen Eigentor für die Führung der „Roten Teufel" sorgte, dämpfte die Stimmung.
Als Jürgen Klopp eine Viertelstunde vor Spielende - beim Stand von 2:0 - auf die Tribüne geschickt wurde und mitten über den Platz lief, versuchte er noch einmal, den eigenen Anhang wachzurütteln, aber zu spät.
„Ich habe mich sehr auf das Spiel gefreut und wir hatten uns viel mehr vorgenommen, aber es ist irgendwie alles in die Hose gegangen", meinte Mathias Abel, der Pechvogel des Abends. Vor seiner Familie und Freunden fand er genauso wenig ins Spiel wie alle anderen „Nullfünfer". Erklärungen für die zwei Gesichter seines Teams, zuhause hui und auswärts pfui, sucht er selbst. „Mir tut es besonders leid für die Fans. Wir werden gegen Nürnberg zeigen, dass wir wirklich alles für sie geben", richtete er den Blick auf das nächste Heimspiel. Umwerfen wird die Schlappe von gestern, die ihm noch ein paar Tage gerade wegen des Gegentors nachhängen wird, die Mainzer aber nicht, glaubt der Abwehrspieler. „Wir sind super gefestigt. Und wenn man auf die Tabelle blickt, können wir ja auch zufrieden sein." Gefestigt haben dürfte mit seinem gestrigen Auftritt Kamil Kosowski seinen Anspruch auf einen Platz in der Startelf. Dass der polnische Nationalspieler ausgerechnet im Derby endlich sein erstes Tor für die „Roten Teufel" schoss, rundet aus FCK-Sicht einen perfekten Abend ab.
ron.de