Vatreni
Hrvatska u srcu!
BVB am Abgrund - "Es ist sehr ernst"
München - Der Stichtag für das Überleben von Borussia Dortmund ist offenbar der 14. März.
Dann müssen die Fondsanleger dem Stadionrückkauf und dem Sanierungskonzept zustimmen.
Jochen Rölfs, der für das Sanierungskonzept verantwortliche Wirtschaftsprüfer, spricht im Interview mit Sport1 über die Situation beim BVB und die Bedeutung der Fondszeichner- Versammlung.
Sollte es dort zu einer Zustimmung kommen, sieht Rölfs die Westfalen auf guten Wege in eine solide finanzielle Zukunft. Auch das Potenzial der Mannschaft soll nicht darunter leiden.
Sport1: Herr Rölfs, Sie haben gesagt, es ist eine Minute vor Zwölf beim BVB. Wie ernst ist denn die Situation für den Verein?
Jochen Rölfs: Es ist absolut so wie dargestellt. Es ist sehr ernst. Aber man muss unterscheiden. Wir haben einen Teil der Gläubiger schon überzeugt, dass unser Konzept schlüssig ist. Die haben zugestimmt. Das Entscheidende wird die am 14. März stattfindende Versammlung mit den Fonds-Zeichnern sein.
Sport1: Das ist die letzte Hürde?
Rölfs: Ja, das ist die letzte Hürde. Von 15 Prozent anwesenden Stimmberechtigten müssen 75 Prozent zustimmen.
Sport1: Gehen Sie von der Zustimmung aus?
Rölfs: Extrem schwierig zu sagen. Für mich ist das eine totale "Black Box", weil ich von denen überhaupt keinen kenne.
Sport1: Es steht und fällt mit der Einigung?
Rölfs: Richtig.
Sport1: Andernfalls wäre der Verein pleite?
Rölfs: Wahrscheinlich beide - Verein und Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA. Ebenso die Stadiongesellschaft.
Sport1: Und dann käme es zu einem Lizenzentzug?
Rölfs: Davon muss man ausgehen. Die Erfüllung einer neuen Lizenz würde nahezu aussichtslos.
Sport1: Haben sie denn trotzdem einen Grund zuversichtlich zu sein?
Rölfs: Die Zuversicht, die ich natürlich habe, fußt darauf, dass uns zugetragen wurde, dass ein erheblicher Anteil der Zeichner auch BVB-Fans sind. Das ist immer wichtig in so einem Fall. Zweitens lässt die wirtschaftliche Grundlage an sich nur zu, mit "Ja" zu stimmen. Es ist für die Fondszeichner in jedem Fall günstiger, das Konzept mitzutragen als es nicht mitzutragen. Sie verlieren sonst sehr viel Geld.
Sport1: Wieviel wäre das?
Rölfs: Sie verlieren ungefähr 40 Millionen Euro insgesamt.
Sport1: Warum?
Rölfs: Weil dann die Insolvenz eintritt. Dann aus dem Stadion noch irgendwie Geld herauszubekommen, ist völlig utopisch. Denn das ist eine Spezial-Immobilie, die können sie nicht morgen jemand anderem anbieten.
Sport1: Wenn die Fonds-Zeichner zustimmen, klappt es dann auch mit der Lizenz für die nächste Saison?
Rölfs: Davon gehe ich ganz fest aus. Denn die Voraussetzungen, die man für so eine Lizenzverteilung definiert, sind dann absolut erfüllt.
Sport1: Es gibt massive Vorwürfe von Frankfurter Seite, dass mit der Lizenz für die laufende Saison nicht alles in Ordnung gewesen sein soll. Wie ist da Ihr Erkenntnisstand?
Rölfs: Ich habe da gar keinen Erkenntnisstand, weil ich in der damaligen Antragsvergabe überhaupt nicht eingebunden war. Ehrlich gesagt, wir haben unseren Blick nach vorne gerichtet. Ich weiß nicht, ob da etwas vorgefallen ist.
Sport1: Ein anderes Thema ist die Verpfändung fast aller Transfersummen der Leistungsträger. War der Vorgang unumgänglich?
Rölfs: Bei einem Verein, der in wirtschaftlichen Schwierigkeiten steckt und Geld benötigt, erwarten die Gläubiger natürlich Sicherungen. Und das Einzige, was der Verein noch hatte, waren zu dem Zeitpunkt die möglichen Transfer-Erlöse. Das ist nichts Ungewöhnliches. Es ist ja mal immens viel Geld ausgegeben worden, um derart teure Spieler einzukaufen, die natürlich von ihren Werten her eine wichtige Position darstellen.
Sport1: Montag hat der BVB bekannt gegeben, dass der Halbjahresverlust vor Steuern 30,8 Millionen Euro beträgt. Das sind noch mal 3,6 Millionen mehr als bei der Pressekonferenz vor knapp zwei Wochen angekündigt.
Rölfs: Nein, es gibt eine Abweichung von 1,2 Millionen zu unseren Zahlen. Unser ermitteltes Ergebnis war das "operative". Das heißt: Die Zinsen müssen noch hinzugerechnet werden. Das wissen die Insider. Wir haben keine wesentliche Abweichung. Wir haben korrekt dargestellt.
Sport1: Für den Laien entsteht trotzdem der Eindruck, dass die Schulden immer weiter steigen.
Rölfs: Nein, das ist ein Trugschluss. Was wir dargestellt haben, waren zudem vorläufige Zahlen. Und jetzt sind die Halbjahreszahlen von den Wirtschaftsprüfern testiert, wobei wir da trotzdem kein Problem haben.
Sport1: Der BVB hat seine Eigenmittel in zwei Jahren auf ein Drittel reduziert. Wie konnte es dazu kommen?
Rölfs: Das Kernproblem war, dass man damals Zahlungsverpflichtungen eingegangen ist, die alle darauf beruhten, dass immer wieder im europäischen Wettbewerb mitgespielt wird. Danach sind die Verantwortlichen erstens Zahlungsverpflichtungen eingegangen wie Stadionmiete, zweitens haben sie einen Kader aufgebaut, der entsprechend viel Geld gekostet hat - in der Anschaffung und in den laufenden Gehältern - und drittens haben sich die Fernsehrechte nicht dahin entwickelt, wie man es erwartet hat. Auf der anderen Seite war es wohl nicht möglich, die Ausgaben anzupassen. So wurde das Loch immer größer.
Sport1: Jetzt gibt es sehr massive Vorwürfe gegen das frühere Geschäftsführer-Duo Niebaum/Meier. Unter anderem wird ihnen Kapitalanlagebetrug vorgeworfen. Wie stehen Sie dazu?
Rölfs: Ich kann dazu nicht viel sagen. Aber das sind Vorwürfe, die betreffen überhaupt nicht den Verein bzw. die KGaA. Wenn an diesen Vorwürfen etwas dran sein sollte, müssen sich diese beiden Herren ihnen stellen. Man muss aber sehen, dass diese Anzeigen unterstellen, dass vorsätzlich betrügerisch gehandelt worden sei. Nachzuweisen, dass ein solcher Vorsatz da war, ist unheimlich schwierig.
Sport1: Ihnen wird vorgeworfen, dass Sie als Bekannter von Professor Kütting hinter dessen Aussagen über die Schalker Verbindlichkeiten stehen.
Rölfs: Da ist überhaupt nichts dran. Ich kenne Herrn Kütting, denn er ist ein bekannter Bilanzexperte. Aber zu einer Theorie, dass wir in Richtung Schalke operieren würden, kann ich nur sagen: abenteuerlich. Ich habe mit Schalke zurzeit überhaupt keinen Berührungspunkt und mit Herrn Kütting habe ich seit einem halben Jahr nicht mehr gesprochen. Was habe ich davon, Schalke in Misskredit zu bringen?
Sport1: Also gibt es keinen Kontakt?
Rölfs: Ich kann den Verantwortlichen in Schalke zusichern: Da gibt es überhaupt keine Verbindung oder Komplott. Wir haben bei der Borussia genug damit zu tun, unseren Stall aufzuräumen und müssen nicht ablenken und auf andere zeigen. Das hielte ich für eine völlig falsche Taktik.
Sport1: Wo sehen sie wirtschaftlich und sportlich die Perspektiven für den Verein?
Rölfs: Wenn das Sanierungskonzept von allen Gläubigern bestätigt wird, und sie es konsequent umsetzen, dann wird der Verein mittel- und langfristig auf grundsolider Basis stehen und überhaupt kein finanzielles Problem mehr haben. Dabei ist ein Spielerkader eingebaut, der vom Volumen her absolut ausreicht, um im oberen Drittel der Bundesliga immer mitspielen zu können. In unserer Planung ist es nicht entscheidend, wo sie mitspielen werden. Wir haben da Puffer eingebaut in unseren Planungen. Wenn es also nicht ganz oben ist, schmeißt das unsere Planungen nicht um.
Sport1: Das heißt, die Bedenken, dass alle Leistungsträger verkauft werden müssen, muss man nicht teilen?
Rölfs: Wir wollen ein Konzept haben, das sich langfristig trägt. Dazu gehört es unabdingbar, dass wir ein Team haben, das das Potenzial hat, im oberen Drittel mitspielen zu können. Die Leute hier erwarten guten Fußball. Da können wir nicht mit zweit- oder drittklassigen Leuten auflaufen.
Das Gespräch führte Martin Volkmar
München - Der Stichtag für das Überleben von Borussia Dortmund ist offenbar der 14. März.
Dann müssen die Fondsanleger dem Stadionrückkauf und dem Sanierungskonzept zustimmen.
Jochen Rölfs, der für das Sanierungskonzept verantwortliche Wirtschaftsprüfer, spricht im Interview mit Sport1 über die Situation beim BVB und die Bedeutung der Fondszeichner- Versammlung.
Sollte es dort zu einer Zustimmung kommen, sieht Rölfs die Westfalen auf guten Wege in eine solide finanzielle Zukunft. Auch das Potenzial der Mannschaft soll nicht darunter leiden.
Sport1: Herr Rölfs, Sie haben gesagt, es ist eine Minute vor Zwölf beim BVB. Wie ernst ist denn die Situation für den Verein?
Jochen Rölfs: Es ist absolut so wie dargestellt. Es ist sehr ernst. Aber man muss unterscheiden. Wir haben einen Teil der Gläubiger schon überzeugt, dass unser Konzept schlüssig ist. Die haben zugestimmt. Das Entscheidende wird die am 14. März stattfindende Versammlung mit den Fonds-Zeichnern sein.
Sport1: Das ist die letzte Hürde?
Rölfs: Ja, das ist die letzte Hürde. Von 15 Prozent anwesenden Stimmberechtigten müssen 75 Prozent zustimmen.
Sport1: Gehen Sie von der Zustimmung aus?
Rölfs: Extrem schwierig zu sagen. Für mich ist das eine totale "Black Box", weil ich von denen überhaupt keinen kenne.
Sport1: Es steht und fällt mit der Einigung?
Rölfs: Richtig.
Sport1: Andernfalls wäre der Verein pleite?
Rölfs: Wahrscheinlich beide - Verein und Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA. Ebenso die Stadiongesellschaft.
Sport1: Und dann käme es zu einem Lizenzentzug?
Rölfs: Davon muss man ausgehen. Die Erfüllung einer neuen Lizenz würde nahezu aussichtslos.
Sport1: Haben sie denn trotzdem einen Grund zuversichtlich zu sein?
Rölfs: Die Zuversicht, die ich natürlich habe, fußt darauf, dass uns zugetragen wurde, dass ein erheblicher Anteil der Zeichner auch BVB-Fans sind. Das ist immer wichtig in so einem Fall. Zweitens lässt die wirtschaftliche Grundlage an sich nur zu, mit "Ja" zu stimmen. Es ist für die Fondszeichner in jedem Fall günstiger, das Konzept mitzutragen als es nicht mitzutragen. Sie verlieren sonst sehr viel Geld.
Sport1: Wieviel wäre das?
Rölfs: Sie verlieren ungefähr 40 Millionen Euro insgesamt.
Sport1: Warum?
Rölfs: Weil dann die Insolvenz eintritt. Dann aus dem Stadion noch irgendwie Geld herauszubekommen, ist völlig utopisch. Denn das ist eine Spezial-Immobilie, die können sie nicht morgen jemand anderem anbieten.
Sport1: Wenn die Fonds-Zeichner zustimmen, klappt es dann auch mit der Lizenz für die nächste Saison?
Rölfs: Davon gehe ich ganz fest aus. Denn die Voraussetzungen, die man für so eine Lizenzverteilung definiert, sind dann absolut erfüllt.
Sport1: Es gibt massive Vorwürfe von Frankfurter Seite, dass mit der Lizenz für die laufende Saison nicht alles in Ordnung gewesen sein soll. Wie ist da Ihr Erkenntnisstand?
Rölfs: Ich habe da gar keinen Erkenntnisstand, weil ich in der damaligen Antragsvergabe überhaupt nicht eingebunden war. Ehrlich gesagt, wir haben unseren Blick nach vorne gerichtet. Ich weiß nicht, ob da etwas vorgefallen ist.
Sport1: Ein anderes Thema ist die Verpfändung fast aller Transfersummen der Leistungsträger. War der Vorgang unumgänglich?
Rölfs: Bei einem Verein, der in wirtschaftlichen Schwierigkeiten steckt und Geld benötigt, erwarten die Gläubiger natürlich Sicherungen. Und das Einzige, was der Verein noch hatte, waren zu dem Zeitpunkt die möglichen Transfer-Erlöse. Das ist nichts Ungewöhnliches. Es ist ja mal immens viel Geld ausgegeben worden, um derart teure Spieler einzukaufen, die natürlich von ihren Werten her eine wichtige Position darstellen.
Sport1: Montag hat der BVB bekannt gegeben, dass der Halbjahresverlust vor Steuern 30,8 Millionen Euro beträgt. Das sind noch mal 3,6 Millionen mehr als bei der Pressekonferenz vor knapp zwei Wochen angekündigt.
Rölfs: Nein, es gibt eine Abweichung von 1,2 Millionen zu unseren Zahlen. Unser ermitteltes Ergebnis war das "operative". Das heißt: Die Zinsen müssen noch hinzugerechnet werden. Das wissen die Insider. Wir haben keine wesentliche Abweichung. Wir haben korrekt dargestellt.
Sport1: Für den Laien entsteht trotzdem der Eindruck, dass die Schulden immer weiter steigen.
Rölfs: Nein, das ist ein Trugschluss. Was wir dargestellt haben, waren zudem vorläufige Zahlen. Und jetzt sind die Halbjahreszahlen von den Wirtschaftsprüfern testiert, wobei wir da trotzdem kein Problem haben.
Sport1: Der BVB hat seine Eigenmittel in zwei Jahren auf ein Drittel reduziert. Wie konnte es dazu kommen?
Rölfs: Das Kernproblem war, dass man damals Zahlungsverpflichtungen eingegangen ist, die alle darauf beruhten, dass immer wieder im europäischen Wettbewerb mitgespielt wird. Danach sind die Verantwortlichen erstens Zahlungsverpflichtungen eingegangen wie Stadionmiete, zweitens haben sie einen Kader aufgebaut, der entsprechend viel Geld gekostet hat - in der Anschaffung und in den laufenden Gehältern - und drittens haben sich die Fernsehrechte nicht dahin entwickelt, wie man es erwartet hat. Auf der anderen Seite war es wohl nicht möglich, die Ausgaben anzupassen. So wurde das Loch immer größer.
Sport1: Jetzt gibt es sehr massive Vorwürfe gegen das frühere Geschäftsführer-Duo Niebaum/Meier. Unter anderem wird ihnen Kapitalanlagebetrug vorgeworfen. Wie stehen Sie dazu?
Rölfs: Ich kann dazu nicht viel sagen. Aber das sind Vorwürfe, die betreffen überhaupt nicht den Verein bzw. die KGaA. Wenn an diesen Vorwürfen etwas dran sein sollte, müssen sich diese beiden Herren ihnen stellen. Man muss aber sehen, dass diese Anzeigen unterstellen, dass vorsätzlich betrügerisch gehandelt worden sei. Nachzuweisen, dass ein solcher Vorsatz da war, ist unheimlich schwierig.
Sport1: Ihnen wird vorgeworfen, dass Sie als Bekannter von Professor Kütting hinter dessen Aussagen über die Schalker Verbindlichkeiten stehen.
Rölfs: Da ist überhaupt nichts dran. Ich kenne Herrn Kütting, denn er ist ein bekannter Bilanzexperte. Aber zu einer Theorie, dass wir in Richtung Schalke operieren würden, kann ich nur sagen: abenteuerlich. Ich habe mit Schalke zurzeit überhaupt keinen Berührungspunkt und mit Herrn Kütting habe ich seit einem halben Jahr nicht mehr gesprochen. Was habe ich davon, Schalke in Misskredit zu bringen?
Sport1: Also gibt es keinen Kontakt?
Rölfs: Ich kann den Verantwortlichen in Schalke zusichern: Da gibt es überhaupt keine Verbindung oder Komplott. Wir haben bei der Borussia genug damit zu tun, unseren Stall aufzuräumen und müssen nicht ablenken und auf andere zeigen. Das hielte ich für eine völlig falsche Taktik.
Sport1: Wo sehen sie wirtschaftlich und sportlich die Perspektiven für den Verein?
Rölfs: Wenn das Sanierungskonzept von allen Gläubigern bestätigt wird, und sie es konsequent umsetzen, dann wird der Verein mittel- und langfristig auf grundsolider Basis stehen und überhaupt kein finanzielles Problem mehr haben. Dabei ist ein Spielerkader eingebaut, der vom Volumen her absolut ausreicht, um im oberen Drittel der Bundesliga immer mitspielen zu können. In unserer Planung ist es nicht entscheidend, wo sie mitspielen werden. Wir haben da Puffer eingebaut in unseren Planungen. Wenn es also nicht ganz oben ist, schmeißt das unsere Planungen nicht um.
Sport1: Das heißt, die Bedenken, dass alle Leistungsträger verkauft werden müssen, muss man nicht teilen?
Rölfs: Wir wollen ein Konzept haben, das sich langfristig trägt. Dazu gehört es unabdingbar, dass wir ein Team haben, das das Potenzial hat, im oberen Drittel mitspielen zu können. Die Leute hier erwarten guten Fußball. Da können wir nicht mit zweit- oder drittklassigen Leuten auflaufen.
Das Gespräch führte Martin Volkmar