Straftraining und Entschuldigungen
München - Dick Advocaat zieht in Mönchengladbach offenbar andere Saiten auf. Am Montag mussten die Profis von Borussia Mönchengladbach zum Straftraining antreten.
Der ursprünglich freieTag war vom Trainer gestrichen worden, am Nachmittag folgte noch eine Laufeinheit.
Eine Konsequenz der der bitteren 0:6-Pleite bei Hertha BSC am Samstag, nach der die Gladbacher Spieler von den eigenen Fans beschimpft und mit Bierbechern beworfen worden waren.
Nur vier Punkte unter Advocaat
Der mit hohen Zielen gestartete Traditionsklub steckt nach nur vier Punkten in den fünf Spielen unter Advocaat mitten im Abstiegskampf.
Dabei wollte man eigentlich in dieser Spielzeit im neuen Borussen-Park den ersten Schritt zurück in die Bundesliga-Spitze machen. So jedenfalls lautete die Vorgabe der Vereinsführung um Präsident Rolf Königs.
Nach dem missglückten Saisonstart scheiterte zunächst Trainer Holger an diesen Erwartungen. Als Nachfolger wurde in Advocaat ein international renommierter Mann verpflichtet, der den Klub wiedernach oben führen sollte.
"So kann man nicht verlieren"
Momentan stellt sich die Situation jedoch ganz anders dar. "Man kann ein Spiel verlieren, aber nicht so, das ist nicht möglich", sagte der ratlose Advocaat nach dem Debakel in Berlin.
Bis 54. Minute hatten die Gladbacher nur mit einem Tor hinten gelegen, doch nach Nando Rafaels 2:0 brach die Elf komplett auseinander.Den Schlusspunkt zum 6:0 setzte Marcelinho, der die Borussen mit seinem Elfmeter-Heber sogar noch verhöhnte.
Ziege entschuldigt sich
"Ich kann mich nur für unseren Untergang entschuldigen", sagte Kapitän Christian Ziege, der vom "schlimmsten Erlebnis" seiner Karriere sprach und die Fohlen-Elf an diesem Spieltag als nicht bundesligatauglich einstufte.
"Wir müssen die Karre nun selbst aus dem Dreck ziehen und uns den Arsch aufreißen", meinte Ziege nach der Vorführung in seiner Heimatstadt.
Verstärkungen in der Winterpause
Spätestens zur Rückrunde wird dann ein Schnitt kommen. Es gilt als sicher, dass Advocaat Spieler aussortieren und dafür neue holen wird. Vier Zugänge hat der Ex-Bondscoach gefordert.
Gehandelt werden unter anderem Stürmer Wesley Sonck von Ajax Amsterdam, Thomas Buffel, Danko Lazovic (beide Feyenoord) und der Schalker Jörg Böhme. Darüber hinaus wird schon seit Sommer immer wieder Giovane Elber (Olympique Lyon) gehandelt.
Sportdirektor Christian Hochstätter wies allerdings bereits darauf hin, dass dem Klub wirtschaftlich Grenzen gesetzt seien.
Spekulationen um Rücktritt
So wird im Umfeld bereits über einen Rücktritt Advocaats aus seinem bis 2007 laufenden Vertrag spekuliert, wenn seine Wünsche nicht erfüllt werden und der Misserfolg anhält.
"Bilanz wird erst am Ende der Saison gezogen", sagt der 57-Jährige dazu. Derzeit aber sei das Team nicht erstligareif, das sei "eine Frage der Qualität", so Advocaat.
Eine Aussage, die der frühere Gladbacher Meistertrainer Udo Lattek im DSF "Doppelpass" kritisierte: "Mit Horst Köppel als Interimscoach haben sie Bayern geschlagen, da kann man jetzt nicht sagen: Es ist kein Potenzial da. Jetzt kommt Advocaat und es läuft nicht mehr, da würde ich mich mal hinterfragen.
Kein Kasseler für Kampa
Köppel wurde im übrigen am Samstagabend in der Gladbacher Stadthalle zum "Trainer des Jahres" gewählt. Als dann die Borussen-Profis zur "Mannschaft des Jahres" gekürt wurden, wäre es beinahe zum Eklat gekommen. Pfiffe und Buh-Rufe des Publikums begleiteten die Ehrung.
Und Darius Kampa wurde am Büffet sogar eine zweite Portion Kasseler verweigert. "Das reicht heute für dich, mein Freund", soll ein verärgerter Koch zum Torwart gesagt haben.