UEFA-Cup-Quali, die Zweite: Heimspiel gegen IB Keflavik
Busfahrer, Autoverkäufer, KFZ-Mechaniker, Student. Diesen Berufen oder Tätigkeiten gehen die Spieler von IB Keflavik, allesamt Halbprofis, unter anderen nach. Doch wenn die Isländer am Donnerstag (20.30 Uhr) in der Commerzbank Arena auf den 1. FSV Mainz 05 treffen, sind sie vor allem eines: extrem ehrgeizige Fußballer und eine wehrhafte Mannschaft.
Fußball ist auch Kopfsache. Fußball im mehrtägigen Rhythmus erst recht. Am Donnerstag treffen in der Frankfurter Commerzbank Arena vermeintlich zwei Welten aufeinander. Hier der Bundesligist mit einem Etat von 23 Millionen Euro und Vollblutprofis. Dort der Pokalsieger aus der isländischen Halbprofi-Liga mit einem Etat um die 800.000 Euro. Fakten, die zu Trugschlüssen führen können, Unterschiede, die auf dem Platz erst untermauert werden müssen.
„Niemand sollte auch nur im Ansatz den Fehler machen zu glauben, wir seien schon in der Hauptrunde“, warnt 05-Trainer Jürgen Klopp. „Wenn man ihn lässt, kann jeder Gegner Fußball spielen und die Räume nutzen.“ Die Warnungen der 05-Späher Axel Schuster und Peter Krawietz, die IB Keflavik bei einem 3:3 im letzten Ligaspiel vor der Partie in Frankfurt beobachteten, sollen nicht ungehört verhallen. „Unser Gegner hat seine herausragenden Fähigkeiten im Umschalten von Defensive auf Offensive. Und er hat eine Mannschaft, die körperlich stark ist und große Lust auf Fußball hat.“ Und viele junge Spieler, darunter drei aus der isländischen U21-Nationalmannschaft, die in den Partien gegen Mainz 05 ihre Chance sehen werden, sich vielleicht für Profiverträge im Ausland zu empfehlen.
„Wir wissen, dass wir im Normalfall keine Chance haben. Aber Fußball wäre nicht Fußball, wenn an einem guten Tag und mit ein bisschen Glück nicht auch dann etwas möglich wäre“, sagt Keflavik-Coach Kristjan Gudmundsson. „Wir wollen versuchen Mainz nicht ins Spiel kommen zu lassen. Mal sehen wie sie reagieren, wenn es am Anfang nicht so läuft wie sie sich das vorstellen.“ Der 40-jährige Trainer hat im Mai, drei Tage vor Saisonbeginn, als ehemaliger Assistenzcoach die Leitung der Mannschaft übernommen, weil ein eigentlich im Wort stehender Trainer kurzfristig absagte. Viel wusste Gudmunsson ursprünglich nicht über die Mainzer. „Bis vor einem Jahr gab es jedes Wochenende ein Spiel aus der Bundesliga live zusehen. Das gibt es aber seitdem nicht mehr, deshalb hatte ich kaum Informationen über Mainz 05.“ Eine Videokassette von der Partie in Köln brachte ihm aber die nötigen Erkenntnisse.
Das ging Jürgen Klopp ähnlich. Eine Stunde dauerte seine Videoanalyse gemeinsam mit der Mannschaft. „Weil das Spiel einfach so viel hergab“, sagt Klopp. „Viele Dinge, die ich vorher bei der Mannschaft angesprochen hatte, waren zu sehen. Uns ist nur die letzte Konsequenz abhanden gekommen. Aber ich bin froh, dass dies der große Kritikpunkt ist, denn das können wir abstellen. Wir sind insgesamt in einer guten Verfassung. Jetzt erwarte ich von der Mannschaft am Donnerstag und am Sonntag gegen Werder Bremen zwei Mal 90 Minuten Powerfußball.“
Helfen sollen dabei die Fans. „Ich will das Stadion so voll haben wie irgend möglich“, sagt Klopp. „Wir erinnern uns an die tolle Atmosphäre im Spiel gegen Ashtarak. Damals haben wir alle gedacht, das nächste Mal ist das Stadion voll.“ Und im Scherz schob er hinterher. „Urlaub als Ausrede kann ich nicht akzeptieren, die sollen zurückkommen.“ Und außerdem bietet sich in zwei Wochen ja die Möglichkeit, einen Kurzurlaub auf Island einzuschieben.
*Am Mittwochabend waren 16.000 Tickets für die Partie in der Commerzbank Arena verkauft. An der Abendkasse sind am Donnerstag ab 17.30 Uhr ausreichend Tickets vorhanden.