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downie
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"Wir machen kein Harakiri"
Gibt auf Schalke die Richtung vor: Manager Rudi Assauer, der sich bis zum Vertragsende im Jahre 2008 mit dem ersten Titelgewinn "beschenken" möchte. WAZ-Bilder Martin Möller
Die Generalprobe ist geglückt: Schalke 04 hat sich im Ligapokal durch ein 2:1 gegen Werder Bremen fürs Finale in Leipzig gegen den VfB Stuttgart qualifiziert und sich als der große Meisterschafts-Konkurrent des FC Bayern München positioniert. Im Interview der Woche mit Hans-Josef Justen sprach Schalke-Manager Rudi Assauer über seine Erwartungen.
WAZ: Den Schalkern wird eine geradezu brutale Saison vorausgesagt, weil sie nun nach einigen vergeblichen Anläufen und einigen teuren Investitionen endlich den Titel gewinnen sollen. Wie groß ist der Druck, der auf Ihren Schultern lastet?
Assauer: Erträglich. Ich kann zwar verstehen, was die Fans wollen. Ich weiß auch, dass die 100 000 Menschen, die vor einer Woche zur Saisoneröffnung kamen gleichsam für 100 000 Hoffnungen gestanden haben, doch ich kann ihnen nichts versprechen. Es geht im Fußball doch nicht, wie bei einer Maschine auf den Knopf zu drücken und dann aufs perfekte Endprodukt zu warten.
WAZ: Von Ihrem Münchner Kollegen Uli Hoeneß ist der Satzt überliefert, dass Rudi Assauer bis zum Ende seiner Amtszeit den Titel will. Egal, um welchen Preis.
Assauer: Totaler Quatsch. Natürlich wollen wir endlich mal wieder die Meisterschale nach Schalke holen, aber deshalb machen wir doch hier kein Harakiri.
WAZ: Immerhin hat die Generalprobe für den nächsten Versuch gegen Werder Bremen ja Mut gemacht. Die Reaktionen waren überwiegend positiv - abgesehen jedoch von der des Managers. Warum hat ausgerechnet Rudi Assauer mit seinem Lob zurückgehalten?
Assauer: Weil die allgemeine Euphorie unglaublich groß ist, und weil ich nicht auch noch so richtig Gas geben wollte. Ich versuche vielmehr zu bremsen, damit die Enttäuschung nicht zu groß wird, wenn es hinterher nicht hinhaut wie erträumt. Die Mannschaft hat ein gutes Potenzial mit tollen Perspektiven für ganz oben, aber wir heben nicht ab.
WAZ: Wo sehen Sie Schalke im Vergleich mit den größten Konkurrenten der Liga?
Assauer: Im Gegensatz zum Vorjahr, als wir den fünften Platz als Saisonziel vorgegeben haben, wollen wir jetzt unter den ersten dreien sein. Aber vom Titel rede ich nicht, mit der Champions League wären wir schon sehr zufrieden.
WAZ: Ihnen wird vorgehalten, mit dem Wechsel von Mike Hanke und vor allem von Ailton die Chancen verringert zu haben. Könnten Sie sich vorstellen, diese Transfers über kurz oder lang zu bereuen?
Assauer: Nein, warum sollte ich ? Mike Hanke ist nicht weggejagt worden, sondern er wollte von sich aus gehen, weil er mit seiner persönlichen Situation nicht einverstanden war. Er hat Ansprüche gestellt, die er jedoch letztendlich nicht erfüllen konnte. Wir konnten ihm nicht auf Jahre hinaus die Nummer Neun garantieren . . .
WAZ: . . . obwohl er, gerade als Jung-Nationalspieler, doch auf einem wirklich guten Weg dahin war?
Assauer: Stimmt. Aber Hanke ist noch lange nicht ganz oben. Und ich habe meine Bedenken, ob er es jemals schafft, tatsächlich dahin zu kommen.
WAZ: Und Ailton?
Assauer: Auch er wollte von sich aus gehen, und deshalb haben wir dem Transfer nach Istanbul zugestimmt, obwohl ich einräume, dass ich seinen Wechsel aus sportlicher Sicht bedauere. Ailton ist ein kleiner Verlust für uns.
WAZ: Das sollten Sie kurz erklären.
Assauer: Für den Fußballspieler Ailton tut es mir leid, den hätte ich gern behalten. Er hat für uns in der vergangenen Saison 14 Tore gemacht, entscheidende Tore sogar, mit denen wir Vizemeister und Pokalfinalist geworden sind. So einen wie ihn, der in einer Saison zwischen zehn und 20 Tore macht, findest du nicht an jeder Ecke. Doch er hatte menschlich seine Macken, obwohl er kein falscher Fuffziger war. Und deshalb war er nicht mehr tragbar, auch für die Mannschaft nicht.
WAZ: Ist die aber nicht enorm geschwächt worden?
Assauer: Zwei Antworten dazu. Wir sind auch nach diesen Transfers gut aufgestellt, wir wissen allerdings, was wir noch verbessern könnten.
WAZ: Zum Beispiel mit einem Top-Star wie Baros, der mit Schalke in Verbindung gebracht wurde.
Assauer: Wir haben, vielen Unkenrufen zumTrotz, noch etwas finanzielle Luft in unserer Planung. Doch wir können uns keinen der sogenannten Weltklassespieler leisten.
WAZ: Was kann sich die Bundesliga im Vergleich zur internationalen Konkurrenz denn überhaupt leisten?
Assauer: Alles eine Frage der finanziellen Möglichkeiten. Wir müssen neue Geldquellen erschließen, wenn wir auf Dauer mithalten wollen.
WAZ: Aber wie?
Assauer: Zum Beispiel mit einer Flexibilisierung der Anstoßzeiten. Warum zum Beispiel nicht am Samstagmorgen um elf oder zwölf? Da könnten wir uns mit Bundesligaspitzenspielen zur besten Fernseh-Sendezeit auf dem ostasiatischen Markt positionieren.
WAZ: Die Idee ist nicht ganz neu, wurde aber am Anfang mehrheitlich verworfen.
Assauer: Ich kenne die Bedenken, ich habe sie auch geteilt. Vom Gefühl her war ich nicht unbedingt begeistert. Doch der Verstand sagt mir: Warum nicht? Wenn wir international konkurrieren wollen, müssen wir uns nach neuen Möglichkeiten umsehen, und ich denke, dass die Fans mitziehen werden.
WAZ: Auch samstags um elf oder zwölf?
Assauer: Warum denn nicht? Wir sollten nicht gegen alles sein, was neu ist, sondern wir sollten wenigstens einen Versuch unternehmen, zumal solche Anstoßzeiten auch Vorteile haben könnten. Ich halte sie jedenfalls für kundenfreundlicher als halb sechs am Sonntag Nachmittag. Doch ob es funktioniert, weißt du erst, wenn du es probierst.
29.07.2005
Der Alkauer und seine Lemminge, köstlich! Und wenn man nächstes Jahr wieder auf Rang 10 steht ist alles wieder anders. Aber hauptsache erstmal den großen Maxen gemacht. Ich bin gespannt, wie lange es noch dauert bis man sich um die Aufnahme in die G14 bewirbt und für die dezentrale Vermarktung brüllt. same procedere as in Do...
Gibt auf Schalke die Richtung vor: Manager Rudi Assauer, der sich bis zum Vertragsende im Jahre 2008 mit dem ersten Titelgewinn "beschenken" möchte. WAZ-Bilder Martin Möller
Die Generalprobe ist geglückt: Schalke 04 hat sich im Ligapokal durch ein 2:1 gegen Werder Bremen fürs Finale in Leipzig gegen den VfB Stuttgart qualifiziert und sich als der große Meisterschafts-Konkurrent des FC Bayern München positioniert. Im Interview der Woche mit Hans-Josef Justen sprach Schalke-Manager Rudi Assauer über seine Erwartungen.
WAZ: Den Schalkern wird eine geradezu brutale Saison vorausgesagt, weil sie nun nach einigen vergeblichen Anläufen und einigen teuren Investitionen endlich den Titel gewinnen sollen. Wie groß ist der Druck, der auf Ihren Schultern lastet?
Assauer: Erträglich. Ich kann zwar verstehen, was die Fans wollen. Ich weiß auch, dass die 100 000 Menschen, die vor einer Woche zur Saisoneröffnung kamen gleichsam für 100 000 Hoffnungen gestanden haben, doch ich kann ihnen nichts versprechen. Es geht im Fußball doch nicht, wie bei einer Maschine auf den Knopf zu drücken und dann aufs perfekte Endprodukt zu warten.
WAZ: Von Ihrem Münchner Kollegen Uli Hoeneß ist der Satzt überliefert, dass Rudi Assauer bis zum Ende seiner Amtszeit den Titel will. Egal, um welchen Preis.
Assauer: Totaler Quatsch. Natürlich wollen wir endlich mal wieder die Meisterschale nach Schalke holen, aber deshalb machen wir doch hier kein Harakiri.
WAZ: Immerhin hat die Generalprobe für den nächsten Versuch gegen Werder Bremen ja Mut gemacht. Die Reaktionen waren überwiegend positiv - abgesehen jedoch von der des Managers. Warum hat ausgerechnet Rudi Assauer mit seinem Lob zurückgehalten?
Assauer: Weil die allgemeine Euphorie unglaublich groß ist, und weil ich nicht auch noch so richtig Gas geben wollte. Ich versuche vielmehr zu bremsen, damit die Enttäuschung nicht zu groß wird, wenn es hinterher nicht hinhaut wie erträumt. Die Mannschaft hat ein gutes Potenzial mit tollen Perspektiven für ganz oben, aber wir heben nicht ab.
WAZ: Wo sehen Sie Schalke im Vergleich mit den größten Konkurrenten der Liga?
Assauer: Im Gegensatz zum Vorjahr, als wir den fünften Platz als Saisonziel vorgegeben haben, wollen wir jetzt unter den ersten dreien sein. Aber vom Titel rede ich nicht, mit der Champions League wären wir schon sehr zufrieden.
WAZ: Ihnen wird vorgehalten, mit dem Wechsel von Mike Hanke und vor allem von Ailton die Chancen verringert zu haben. Könnten Sie sich vorstellen, diese Transfers über kurz oder lang zu bereuen?
Assauer: Nein, warum sollte ich ? Mike Hanke ist nicht weggejagt worden, sondern er wollte von sich aus gehen, weil er mit seiner persönlichen Situation nicht einverstanden war. Er hat Ansprüche gestellt, die er jedoch letztendlich nicht erfüllen konnte. Wir konnten ihm nicht auf Jahre hinaus die Nummer Neun garantieren . . .
WAZ: . . . obwohl er, gerade als Jung-Nationalspieler, doch auf einem wirklich guten Weg dahin war?
Assauer: Stimmt. Aber Hanke ist noch lange nicht ganz oben. Und ich habe meine Bedenken, ob er es jemals schafft, tatsächlich dahin zu kommen.
WAZ: Und Ailton?
Assauer: Auch er wollte von sich aus gehen, und deshalb haben wir dem Transfer nach Istanbul zugestimmt, obwohl ich einräume, dass ich seinen Wechsel aus sportlicher Sicht bedauere. Ailton ist ein kleiner Verlust für uns.
WAZ: Das sollten Sie kurz erklären.
Assauer: Für den Fußballspieler Ailton tut es mir leid, den hätte ich gern behalten. Er hat für uns in der vergangenen Saison 14 Tore gemacht, entscheidende Tore sogar, mit denen wir Vizemeister und Pokalfinalist geworden sind. So einen wie ihn, der in einer Saison zwischen zehn und 20 Tore macht, findest du nicht an jeder Ecke. Doch er hatte menschlich seine Macken, obwohl er kein falscher Fuffziger war. Und deshalb war er nicht mehr tragbar, auch für die Mannschaft nicht.
WAZ: Ist die aber nicht enorm geschwächt worden?
Assauer: Zwei Antworten dazu. Wir sind auch nach diesen Transfers gut aufgestellt, wir wissen allerdings, was wir noch verbessern könnten.
WAZ: Zum Beispiel mit einem Top-Star wie Baros, der mit Schalke in Verbindung gebracht wurde.
Assauer: Wir haben, vielen Unkenrufen zumTrotz, noch etwas finanzielle Luft in unserer Planung. Doch wir können uns keinen der sogenannten Weltklassespieler leisten.
WAZ: Was kann sich die Bundesliga im Vergleich zur internationalen Konkurrenz denn überhaupt leisten?
Assauer: Alles eine Frage der finanziellen Möglichkeiten. Wir müssen neue Geldquellen erschließen, wenn wir auf Dauer mithalten wollen.
WAZ: Aber wie?
Assauer: Zum Beispiel mit einer Flexibilisierung der Anstoßzeiten. Warum zum Beispiel nicht am Samstagmorgen um elf oder zwölf? Da könnten wir uns mit Bundesligaspitzenspielen zur besten Fernseh-Sendezeit auf dem ostasiatischen Markt positionieren.
WAZ: Die Idee ist nicht ganz neu, wurde aber am Anfang mehrheitlich verworfen.
Assauer: Ich kenne die Bedenken, ich habe sie auch geteilt. Vom Gefühl her war ich nicht unbedingt begeistert. Doch der Verstand sagt mir: Warum nicht? Wenn wir international konkurrieren wollen, müssen wir uns nach neuen Möglichkeiten umsehen, und ich denke, dass die Fans mitziehen werden.
WAZ: Auch samstags um elf oder zwölf?
Assauer: Warum denn nicht? Wir sollten nicht gegen alles sein, was neu ist, sondern wir sollten wenigstens einen Versuch unternehmen, zumal solche Anstoßzeiten auch Vorteile haben könnten. Ich halte sie jedenfalls für kundenfreundlicher als halb sechs am Sonntag Nachmittag. Doch ob es funktioniert, weißt du erst, wenn du es probierst.
29.07.2005
Der Alkauer und seine Lemminge, köstlich! Und wenn man nächstes Jahr wieder auf Rang 10 steht ist alles wieder anders. Aber hauptsache erstmal den großen Maxen gemacht. Ich bin gespannt, wie lange es noch dauert bis man sich um die Aufnahme in die G14 bewirbt und für die dezentrale Vermarktung brüllt. same procedere as in Do...