Interview mit "KIWI"

Mattlok

Comunio Legende a.D.
Wynton Rufer: "Ja, ich war ein bisschen verrückt"


Wynton Rufer mit seinen Söhnen Joshua (li.) und Caleb (re.). Foto: Becher

Von Dennis Becher

AUCKLAND (Eig. Ber.) Seine Fußball-Schule heißt WYNRS - was in der langen Version Wynton-Rufer-Soccer-School bedeutet und "winners" ausgesprochen wird. Es ist gewiss ein gewollter Zufall, dass "winners" die englische Pluralform vom schönen deutschen Wort Sieger ist. Denn ein Sieger war Wynton Rufer schon immer. Zwischen 1989 und 1995 war "Kiwi" der Star im Sturm von Werder Bremen, verhalf dem Club zur Deutschen Meisterschaft 1993, zu zwei DFB-Pokalsiegen (1991, 1994) und zum Gewinn des Europapokals der Pokalsieger 1992. Mit 59 Toren in 174 Bundesligaspielen und 30 Treffern in 50 Europapokaleinsätzen machte sich "Kiwi" in Bremen unvergesslich. Heute ist er der Chef von WYNRS, einer in Japan und Rufers Heimat Neuseeland tätigen Fußball-Schule. In Auckland traf sich unser Mitarbeiter Dennis Becher mit dem mittlerweile 43-Jährigen zum Gespräch.

Verfolgen Sie immer noch die Bundesliga?

"Ja, klar. Ich bekomme den "kicker" und verfolge natürlich auch über das Internet die aktuellen Geschehnisse. Außerdem habe ich viele Praktikanten aus Deutschland, daher bleibe ich auf dem Laufenden."

Bei Werder haben Thomas Schaaf und Klaus Allofs das Sagen: Wie fällt Ihr Urteil über die Arbeit der ehemaligen Kollegen aus?

"Ich finde es sensationell, was die beiden leisten. Ich freue mich wahnsinnig für sie. Ich bin fast jedes Jahr in Bremen. Es ist toll, dass viele alte Spieler im Verein tätig sind."

Zu welchen ehemaligen Kollegen haben Sie Kontakt?

Mit Marco Bode war ich vor 14 Tagen in Japan, habe zusammen mit ihm für die WM in Deutschland geworben. Während der WM organisiert Marco ein großes Jugendturnier in Bremen, den One-Nation-Cup - ich bin mit einer neuseeländischen Mannschaft dabei. Eine Woche später sind wir zu einem Turnier in Innsbruck eingeladen, da treffe ich mich mit Andi Herzog."

Sie haben 1982 als Spieler an der WM in Spanien teilgenommen, sind 39-facher Nationalspieler und zu Ozeaniens Fußballer des Jahrhunderts gewählt worden. Wieso sind Sie eigentlich nicht neuseeländischer Nationaltrainer?

"Ich bin nach Neuseeland zurückgekommen, um die Probleme im Jugendbereich zu bewältigen. Das ist das, was wirklich wichtig ist. Leider haben wir hier schlechte Funktionäre an der Verbandsspitze. Das macht die ganze Arbeit schwierig."

Schlechte Funktionäre? Das hört sich so an, als ob Sie einschlägige Erfahrungen gemacht haben . . .

"Der Verband will nicht mit mir arbeiten, macht aber gleichzeitig nur Mist. Im Jugend-Fußball sind wir in Ozeanien nur noch auf Platz fünf - hinter den Fidschi Inseln und den Salomon Inseln. Eine absolute Katastrophe! Auf diesen Inseln gibt es nur Strand und ein paar Bäume - und die sind besser als wir."

Sie sind im Besitz der deutschen A-Lizenz - wie wäre es denn mit einem Job in Deutschland?

"Vielleicht werde ich eines Tages Trainer in Japan, nicht unbedingt in Europa."

In der Bundesliga sind Sie nicht nur als "Kiwi" bekannt geworden, sondern auch als sehr gläubiger Mensch. In Bremen haben Sie seinerzeit einen Bibelkreis gegründet, Otto Rehhagel nannte Sie respektvoll "den Heiligen". Stimmt eigentlich die Geschichte, dass Sie vor Ihrem Bekenntnis zum Christentum ein Rauf- und Trunkenbold waren?

"Ja gut, ich war schon ein bisschen verrückt. Als Sportler hat man zu viel Energie. Ein bisschen Fischen, ein schönes Leben, man guckt den Frauen hinterher . . ."

Jetzt benötigen wir Ihren ganzen Sachverstand: Wer wird Weltmeister?

Brasilien, Deutschland, England oder Holland. Deutschland kommt wegen des Heimvorteils mindestens ins Halbfinale. Da kannst du auch die Frauenmannschaft aufstellen, die schafft das auch . . ."
Und wem drückt der weit gereiste Wynton Rufer die Daumen?

Ich liebe zwar den brasilianischen Fußball - aber ganz klar: Deutschland! Und besonders Jürgen Klinsmann."

Warum?

"Jürgen macht eine Super-Arbeit. Die Kritik an ihm ist absolut unfair. Es wird immer so getan, als gäbe es in Deutschland fünf Ronaldinhos und trotzdem würde Klinsmann verlieren. Aber die Realität ist doch eine andere: Bremen ist gut, Bayern ist gut - aber den Rest kannst du vergessen."



:spitze: :zwinker3:

Toller Typ, der war echt ein Großer :hail:
 
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