Das Abendblatt hat auch heute wieder einen kritischen Bericht (s.u.).
Die Lage sehe ich bekanntermaßen auch prekär, nur bin ich nicht der Meinung, dass die JHV diesbezüglich jetzt sensationelle Neuigkeiten ans Licht brachte.
Im Prinzip sind die Probleme, angefangen beim Präsidenten, alle bekannt und durchgekaut. Das macht die Sache natürlich nicht besser, sensationsgeile Untergangs-Berichte in den Zeitungen sind imho aber auch nicht angebracht.
Heute wird auch wieder verbreitet, dass eine deutliche Abspeckung des Kaders zur nächsten Saison geplant ist. Irgendwie passt das imho nicht ganz zu den vagen Aufstiegsplänen 05/06. Nur aus Sympathiegründen oder Mitleid ist bislang noch nie eine Mannschaft aufgestiegen….
Ich komme immer mehr zu er Meinung, dass mit allen verfügbaren Mitteln der Aufstieg noch in dieser Saison angestrebt werden sollte.
Außergewöhnlich stark ist die RL diese Saison nicht, so eine große Chance kommt so schnell vielleicht nicht wieder
Stanislawski: "St. Pauli muß abspecken"
Hamburg - Um 22.30 Uhr am Montag abend war Holger Stanislawski fast einstimmig gewählt. Der 35jährige wird die nächsten vier Jahre als Vizepräsident des FC St. Pauli für die sportlichen Belange verantwortlich sein. Seine Aufgabe dürfte die schwerste im dauerkrisengeschüttelten Klub sein.
Bei der Jahreshauptversammlung wurde deutlich, daß die finanzielle Lage weiter existenzgefährdend ist. "Deshalb werden wir es uns zweimal überlegen, wie wir den Kader für die nächste Saison besetzen. Fehlschüsse dürfen wir uns kaum erlauben. Klar ist aber jetzt schon, daß wir die Mannschaft abspecken. Mit 25, 27 Mann gehen wir sicher nicht in die Saison 2005/06." 13 Verträge laufen aus, und die Spieler sind gefordert: "Bis zur Winterpause hat jeder die Chance, sich nach vorne zu spielen."
Der frühere Kapitän muß helfen, den Verein aus seiner "Todesspirale" zu befreien: St. Pauli kann in der Regionalliga nicht überleben und muß aufsteigen, um finanziell nicht zu kollabieren, so Vize Marcus Schulz. Aber der schon drohende Kollaps verringert den Transfer-Spielraum dramatisch. So hofft Stanislawski darauf, daß Sponsoren einspringen, um den Weg des Klubs zu unterstützen.
Bis Januar 2006 läuft noch seine von der Berufsgenossenschaft bezahlte Umschulung zum Sportmanager. Um sich auf den ehrenamtlichen Posten konzentrieren zu können, wird Stanislawski in Zukunft nicht mehr die B-Jugend trainieren. Er sieht sich als Kontrollorgan des Präsidiums, auch für das U-23-Team und den Nachwuchsbereich. Was die Regionalliga-Elf betrifft, will sich der neue Vize bei möglichen Vertragsverlängerungen oder Verpflichtungen eng mit dem Trainerduo Andreas Bergmann und André Trulsen abstimmen: "Sie dürfen ihre Wünsche äußern, haben das letzte Wort. Aber ich habe natürlich ein Veto-Recht . . .", sagt er doppeldeutig.
Trotz aller Sorgen: Immerhin ist die Gemeinnützigkeit des FC nicht in Gefahr, obwohl Gelder aus dem gemeinnützigen Bereich in den laufenden Betrieb flossen und trotz der Mahnungen der Kassenprüfer noch nicht zurückgeführt wurden. 335 000 Euro Darlehen müssen an die Abteilungen zurückgezahlt, dazu ein Privatdarlehen von Corny Littmann (90 000 Euro) bis Jahresende beglichen werden. Wer glaubte, die Zeiten eines "Papa" Heinz Weisener seien vorbei, sah sich getäuscht.
Für Littmann selbst war es kein schöner Abend. Merklich reserviert verhielten sich die Mitglieder. Erst 15 Minuten nach Beginn seiner Rede bekam der Präsident erstmals Applaus. Und sowohl vom Aufsichtsrat als auch den Amateuren mußte sich der Theatermacher wegen mangelhafter Kommunikation und Satzungsverstößen bei zustimmungspflichtigen Verträgen harsche Kritik anhören. Aufsichtsrats-Vorsitzender Michael Burmester drohte sogar mit Amtsenthebung. Merkwürdig, hatte Littmann einst gerade die angeblich fehlende Kommunikation seines Vorgänger-Präsidiums angeprangert. lx
erschienen am 17. November 2004 in Sport