Mal wieder was von unserem Bert

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Interview von Bundesliga.de

Van Marwijk: 'Ich bin Realist und Idealist zugleich'


Bert van Marwijk könnte sich durchaus vorstellen, über das Jahr 2006 hinaus bei Borussia Dortmund zu arbeiten. 'Borussia ist ein Verein, bei dem ich jeden Tag mit Freude arbeite, auch in schlechten Zeiten', sagte der 52-Jährige, der die Westfalen in der Bundesliga-Rückrunde aus dem Tabellenkeller auf einen UI-Cup-Platz führte, in einem Interview.

Frage: Bert van Marwijk, wie lautet Ihr Fazit nach Ihrer ersten Saison in der Bundesliga?

Bert van Marwijk: Ich wusste ungefähr, was mich erwartet, doch wenn man die Bundesliga persönlich erlebt, ist es etwas anderes. Es ist sehr positiv. In Holland hat man nur in Spielen gegen Eindhoven und Amsterdam 40.000 oder 50.000 Zuschauer. Ich habe meinem Schwiegersohn Mark van Bommel mal gesagt: Hier in Dortmund spielen wir vergleichsweise jede Woche europäischen Fußball. Das ist schon ein großer Unterschied. Was mich besonders beeindruckt, ist, wie gegnerische Fans miteinander umgehen, dass sie nebeneinander stehen
und zusammen ins Stadion gehen - das ist in Holland unmöglich.

Frage: Und wo sehen Sie den Unterschied im fußballerischen Bereich?

van Marwijk: Mein grundsätzlicher Eindruck vom Fußball wurde bestätigt. Nur ist das technische Niveau in der Bundesliga noch höher, als ich es erwartet habe. In Holland denken wir mehr über taktische Konzepte nach und trainieren auch viel mehr auf Taktik. Für meine Begriffe sogar zu viel. In Holland ist man oft ein bisschen arrogant, weil man glaubt, dass man alles besser weiß. Dabei kann jeder noch lernen. Wir Holländer können von der deutschen Mentalität lernen, und die Deutschen können von der holländischen Fußball-Schule lernen.

Frage: Welchen Weg haben Sie bei Borussia Dortmund beschritten?

van Marwijk: Ich versuche, den Mix zu finden. Das gelingt ab und zu, aber nicht immer. Doch ich glaube, dass meine Spieler es inzwischen verstanden haben und mit Überzeugung dahinter stehen. Wichtig ist, dass sie Freude daran haben und sehen, dass man gut organisiert auch erfolgreich spielt.

Frage: Was ist in der Winterpause passiert, dass die Borussia seither 31 Punkte holte und die zweitbeste Rückrunden-Mannschaft wurde?

van Marwijk: Im Fußball ist alles möglich. Wir haben uns inzwischen an die gesamte Situation gewöhnt und es geschafft, alles hinter uns zu lassen. Dann haben wir in Wolfsburg das erste Spiel gewonnen, und dann kommt man oft in eine Phase, in der man eine Serie startet. Außerdem kamen verletzte Spieler wieder zurück, wir bekamen die Lizenz, und das Vertrauen in den Verein war wieder vorhanden. Wir haben auch eine andere Austrahlung bekommen. Keiner schreit oder schreibt mehr 'Scheiß Millionäre'. Jetzt spielt eine Mannschaft mit jungen Spielern, darunter viele deutsche aus dem eigenen Nachwuchs, erfrischend auf. Der Verein hat wieder Struktur, das gibt ein positives Gefühl für die Leute im und um den Verein.

Frage: Dabei sind Sie in den Medien in der Winterpause als erster Kandidat für einen Rausschmiss gehandelt worden...

van Marwijk: Ja, ja, und jetzt bin ich fast schon Trainer des Jahres. So ist das Geschäft. Ich lasse mich nicht verrückt machen. Wichtig ist es,in schlechten Zeiten Ruhe zu bewahren. Aber noch wichtiger ist es, in sehr guten Zeiten Ruhe zu bewahren. Viele machen da Fehler.

Frage: Die Borussia hat überraschend noch den UI-Cup erreicht. Aber das war sicher nicht das Ziel, als Sie im vergangenen Sommer ihr Amt angetreten haben...

van Marwijk: Als ich gekommen bin, habe ich gesagt: Wir wollen besser abschneiden, als die Saison davor. Ich habe dann schon bald gesehen, dass es sehr schwierig würde. Aber ich bin ein
Trainer, der sich schnell anpassen kann. Wenn ich das Gefühl habe, dass mir die Leute vertrauen, dann fühle ich mich wie ein langjähriges Mitglied des Vereins. Das habe ich in Sittard so erlebt und auch in Rotterdam, und das erlebe ich auch in Dortmund so. Ich bin auch kein Trainer, der sagt: Mein Stürmer spielt nicht gut, ich brauche einen neuen. Vielmehr verstehe ich meine Aufgabe so, dass ich mit dem Stürmer härter trainieren muss, um ihn in Form und nicht den Verein in Probleme zu bringen.

Frage: Im vergangenen Jahr hatten Sie keinen großen Einfluss auf die Personalplanungen. Wie sieht es derzeit aus, wo benötigen Sie noch Verstärkungen?

van Marwijk: Da uns etliche Spieler nach Auslaufen ihrer Verträge zum Saisonende verlassen, brauchen wir für jeden Mannschaftsteil neue Spieler. Für die rechte Abwehrseite haben wir ja schon Philipp Degen verpflichtet, als zweiten Torwart Bernd Meier, für den Sturm Delron Buckley. Das ist ein Spieler mit einem linken Fuß, der Flanken schlagen kann und torgefährlich ist. So
einen hatten wir bisher noch nicht. Im übrigen müssen wir sehr genau hinschauen, weil wir derzeit nicht in der Lage sind, viel zu investieren. Ich beobachte deshalb zur Zeit sehr intensiv unsere
eigenen Nachwuchsmannschaften. Im übrigen haben alle, die bleiben, das Alter und das Potenzial, um sich noch zu verbessern. Das gilt auch für Tomas Rosicky, von dem ich hoffe, dass er bleibt.

Frage: Was ist in der kommenden Saison mit diesem Kader möglich?

van Marwijk: In der letzten Zeit haben wir gesehen, was wir können und was wir nicht können. Wir haben eine junge Mannschaft, von der man noch nicht genau weiß: Kann sie auch unter hohem Druck spielen? Wir können uns noch steigern, und wir müssen ein Ziel haben. Wer mich kennt, der weiß, es ist ein hohes Ziel. Aber darüber reden wir in der Kabine. In der Öffentlichkeit muss man den Druck ein bisschen wegnehmen. Die Mannschaft ist noch so jung, man kann nicht mehr erwarten als dieses Jahr. Sie hat schon eine unglaubliche Leistung gebracht. Man muss realistisch bleiben. Denn um die Qualität einer Mannschaft wie Werder Bremen zu erreichen, braucht man noch ein bisschen Zeit.

Frage: Im vergangenen Jahr sind Sie mit dem Horror-Erlebnis einer Niederlage gegen Genk aus dem UI-Cup ausgeschieden. Was machen Sie in der nächsten Saison anders?

van Marwijk: Das ist nicht mehr zu vergleichen. Damals fehlten viele Spieler nach der EM und wegen Verletzungen, wir waren nur ein paar Tage im Training. Dieses Jahr muss ich anders planen. Deutschland spielt bis zum 29. Juni im Konföderationen-Pokal, und ich habe noch mehr Nationalspieler im Kader. Ich hoffe, dass alle Spieler vier Wochen Urlaub machen können, und dass wir alle mit frischer Kraft anfangen können, dann sehe ich zuversichtlich dem UI-Cup entgegen.

Frage: Ist es nicht auch anders, wenn man das Erreichen des UI-Cups als Erfolg sieht und dann in den Wettbewerb startet?

van Marwijk: Das ist richtig, es ist auch eine Sache des Kopfes. Wenn man das ganze Jahr Fünfter oder Sechster war und landet dann nur im UI-Cup, ist das schlechter, als wenn man diesen Wettbewerb erreicht und das als Belohnung empfindet.

Frage: Apropos Europapokal. Die Niederlande hatten mit Alkmaar und Eindhoven zwei Klubs in den Halbfinals von UEFA-Cup und Champions League, die Bundesliga keinen. War das nur ein Zufall?

van Marwijk: Das war ein Zufall und sagt nichts über die Stärke der beiden Ligen aus. Man darf Deutschland und Holland nicht vergleichen, man muss jedoch Respekt haben, dass zwei Mannschaften aus den Niederlanden im Halbfinale waren. Schließlich hat Holland nur 16 Millionen Einwohner, und die Klubs haben nicht soviel Geld wie die in Italien, Spanien, England oder auch Deutschland.

Frage: Die Saison könnten Sie am Samstag mit einem Sieg im Derby bei Schalke 04 krönen. Spüren Sie den Druck der Fans?

van Marwijk: Das müssen Sie eigentlich die Spieler fragen. Aber wir hören schon seit Tagen, wie die Fans über das Derby reden. Wir werden jede Sekunde des Tages daran erinnert. Das ist etwas
ganz Besonderes und hat nichts mit der Tabelle zu tun. Es ist jetzt ein Zufall, dass Schalke die Punkte ganz dringend benötigt und wir sie auch noch gebrauchen können. Das ist das Schöne an diesem Spiel. Im übrigen ist Dortmund gegen Schalke wie Amsterdam gegen Rotterdam. Man darf in einer Saison alle Spiele verlieren, nur das nicht.

Frage: Nach den Erkenntnissen der fast abgelaufenen Saison: Wie sehen Sie Ihre Zukunft in Dortmund?

van Marwijk: In der Vergangenheit war es so, dass ich langfristig bei Vereinen gearbeitet habe. Ich war vier Jahre bei Feyenoord und damit der Trainer, der am längsten in Rotterdam war. In Sittard war ich drei Jahre, da wollten sie mich gerne noch fünf weitere Jahre behalten. Wir werden uns nach der Saison zusammensetzen und über die Zukunft sprechen. Ich kann sagen, dass ich mich in Dortmund sehr wohl fühle. Borussia ist ein Verein, bei dem ich jeden Tag mit sehr viel Freude arbeite, auch in schlechten Zeiten.

:bussi:
 

Erwin Schlipkoweit

Possierliches Tierchen
Es ist normalerweise so gar nicht meine Art, aber bei van Marwijk kriege ich Glanz auf den Augen. Selten hat ein Trainer so gut zu diesem Verein und dem eigentlichen Umfeld des BVB, abseits der NieMeierschen Traumwelten und ihren Auswirkungen auf die Selbstwahrnehmung von Spielern und Fans, gepasst wie dieser unglaublich sympathische Niederländer. :schal2:
 

Kerpinho

FL-Pate
Teammitglied
Moin Erwin,

kannst Du diese Anerkennung und die Sympathie einmal näher definieren? Würde mich einfach einmal interessieren, woher dieser Stimmungsumschwung rührt. Denn BvM war ja nicht immer so beliebt...zumindest nicht in diesem Ausmaß wie derzeit. ;-)

MFG!
 

Webchiller

Bekanntes Mitglied
Kerpinho schrieb:
Denn BvM war ja nicht immer so beliebt...zumindest nicht in diesem Ausmaß wie derzeit. ;-)

MFG!
Eigentlich ja schon...

Auf viele, auch auf mich, wirkte van Marwijk eigentlihc schon vom ersten Tag an wie ein supernetter Kerl, der zumindest Stimmungsmäßig so einiges in Dortmund ändern wollte und im Stande zu sein schien.
Mit dem sportlichen Misserfolg ging das natürlich schnell unter, aber dass der Mann sowohl sportlich, zwischenmenschlich, als auch intellektuell verdammt viel mitbringt, konnte man eigentlich zu keinem Zeitpunkt abstreiten - insofern man die Person van Marwijk näher betrachtet hat.

Jetzt kommt das Alles nur viel mehr zur Geltung, einzig und allein, weil die Medien auf ihn aufmerksam wurden (bedingt durch den sportlichen Erfolg).

Er ist halt jetzt vollends in Dortmund angekommen, die Person van Marwijk hat sich aber im Vergleich zu seinem Start in Dortmund kein bisschen verändert. Er ist einfach wie er ist - ein toller Mensch :bussi:
 

Kerpinho

FL-Pate
Teammitglied
Das mag sein, Chiller. Aber entspricht es nicht auch der Wahrheit, das BvM Ende letzten Jahres - sowohl von Seiten des Vereines, als auch bei den Fans - doch recht stark in der Kritik stand, und einige unglückliche Aussagen tätigte? (wirkte resignierend und nicht selten kam er so rüber, als hätte er mit dem Kapitel BVB bereits abgeschlossen)
Insofern wundert mich diese Trendwende dann doch ein wenig, wenngleich ich sie auch wohlwollend zur Kenntnis nehme, da ich BvM ebenfalls schätze.

MFG!
 

Webchiller

Bekanntes Mitglied
Kerpinho schrieb:
Das mag sein, Chiller. Aber entspricht es nicht auch der Wahrheit, das BvM Ende letzten Jahres - sowohl von Seiten des Vereines, als auch bei den Fans - doch recht stark in der Kritik stand, und einige unglückliche Aussagen tätigte? (wirkte resignierend und nicht selten kam er so rüber, als hätte er mit dem Kapitel BVB bereits abgeschlossen)
Insofern wundert mich diese Trendwende dann doch ein wenig, wenngleich ich sie auch wohlwollend zur Kenntnis nehme, da ich BvM ebenfalls schätze.

MFG!
ICH persönlich - kann nur von mir sprechen - habe die Aussagen sowieso nicht so verstanden, wie sie in den Medien aufgenommen wurden, aber ich bin hinsichtlich BvM ja sowieso nicht ganz objektiv :floet: .
Aber wenn ich mich nicht völlig täusche, war man unter den BVB-Fans größtenteils der Meinung, dass BvM die "ärmste Sau" von allen BVB Verantwortlichen sei. Er selbst wurde eigentlich nur von Wenigen und der Presse (aufgrund seiner unglücklichen Aussagen) kritisiert ...

Sollte BvM irgendwann einmal gehen, wäre ich zumindest sicherlich nicht dre einzige, der ihm die ein oder andere Träne nachweinen würde, dafür scheinen ihn dohc schon eine ganze Menge Fans zu sehr in ihr Herz geschlossen zu haben ...
 

Erwin Schlipkoweit

Possierliches Tierchen
Kerpinho schrieb:
Das mag sein, Chiller. Aber entspricht es nicht auch der Wahrheit, das BvM Ende letzten Jahres - sowohl von Seiten des Vereines, als auch bei den Fans - doch recht stark in der Kritik stand,

Entspricht es eigentlich nicht. Weder Fans noch Verein haben sich kritisch zu van Marwijk geäußert. Natürlich hast Du immer ein paar dumme, die bei einer schlechten Serie schnell den Kopf des Trainers fordern, aber das kennst Du als Bayern-Fan doch bestimmt zur Genüge.... :zwinker3:

Laut geäußert hatte sich damals eigentlich nur Homm, der sich ja "jemanden wie Rapolder" wünschte. Das muss man hoffentlich nicht weiter kommentieren.

und einige unglückliche Aussagen tätigte? (wirkte resignierend und nicht selten kam er so rüber, als hätte er mit dem Kapitel BVB bereits abgeschlossen)

Um es klar zu sagen: BvM ist bei Amtsantritt von Meier und Niebaum komplett verarscht worden. Angesichts dieses Umstandes muss man seine Aussagen (Du stellst bestimmt auf das ominöse "Motorschaden"-Interview ab) sogar als höflich und gemäßigt ansehen. Mehr als dieses eine Interview gab es übrigens zu diesem Thema auch nicht.

Insofern wundert mich diese Trendwende dann doch ein wenig, wenngleich ich sie auch wohlwollend zur Kenntnis nehme, da ich BvM ebenfalls schätze.

MFG!

Warum Trendwende? Das würde dann ja bedeuten ich hätte auf BvM geschimpft und dem war mit Sicherheit nicht so....
 

ce_football

Pro Simpsons
Also hier im Fanlager habe ich bisher nur mitbekommen, dass die Dortmund-Fraktion geschlossen hinter BvM steht, und das war auch vor der Winterpause auch schon so und ist völlig gerechtfertigt, was vom oben stehendem Interview bestätigt wird :spitze:
 

Kurz-de-Borussia

Dortmunder.
ich halte es da mit Erwin und Chiller. van Marwijk ist bei seinem Amtsantritt nach Strich und Faden verarscht worden. Man möge sich nur an die van Bommel Geschichte erinnern. Um so bemerkenswerter ist der Werdegang von BvM in Dortmund. Er hat hier eine Aufgabe gefunden, in die er sehr viel Herz und Leidenschaft steckt. Das merken wir Fans - der Mann verfolgt eine Linie und macht eigentlich genau das, was viele schon lange gefordert haben. Er setzt junge Spieler ein, die gewillt sind für den Verein zu kämpfen.

Aussagen, wie "Ich bin auch kein Trainer, der sagt: Mein Stürmer spielt nicht gut, ich brauche einen neuen. Vielmehr verstehe ich meine Aufgabe so, dass ich mit dem Stürmer härter trainieren muss, um ihn in Form und nicht den Verein in Probleme zu bringen." sagen eigentlich alles aus, wie dieser Trainer seine Aufgabe versteht.

Ich habe ihn ja gestern bei der PK aus nähster Nähe beobachten können: Kerlo Kiste ich habe selten einen Trainer gesehen, der so gelassen und so souverän da sitzt - noch dazu vor einem Derby. :bussi: :spitze:
 

Kerpinho

FL-Pate
Teammitglied
Entspricht es eigentlich nicht. Weder Fans noch Verein haben sich kritisch zu van Marwijk geäußert.
Dann kam dies, in der Öffentlichkeit - zumindest für Unbeteiligte - wohl etwas mißverständlich rüber.

Laut geäußert hatte sich damals eigentlich nur Homm, der sich ja "jemanden wie Rapolder" wünschte. Das muss man hoffentlich nicht weiter kommentieren.
Ich bin zwar alles andere als ein Fan von Rapolder, respektiere aber seine erstklassige Arbeit, die er in Bielefeld geleistet hat. Was genau wirfst Du ihm denn vor?

Um es klar zu sagen: BvM ist bei Amtsantritt von Meier und Niebaum komplett verarscht worden. Angesichts dieses Umstandes muss man seine Aussagen (Du stellst bestimmt auf das ominöse "Motorschaden"-Interview ab) sogar als höflich und gemäßigt ansehen. Mehr als dieses eine Interview gab es übrigens zu diesem Thema auch nicht.
Zweifelsfrei richtig. Insofern relativieren sich wohl einige Aussagen bzw. erscheinen, rückwirkend betrachtet, halbwegs verständlich.

Warum Trendwende? Das würde dann ja bedeuten ich hätte auf BvM geschimpft und dem war mit Sicherheit nicht so....
...ich kann Dich beruhigen, Götz. Diese Aussage war nicht auf Dich bezogen. :bussi:

MFG!
 

duplo

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Ich habe nie in Frage gestellt und hatte auch immer das Gefühl, dass BvM bei den Fans nie in Frage gestellt wurde. Er ist das Beste, was dem BVB passieren konnte in der Situation. Das habe ich auch noch in der Winterpause gedacht.

Kerpinho schrieb:
Ich bin zwar alles andere als ein Fan von Rapolder, respektiere aber seine erstklassige Arbeit, die er in Bielefeld geleistet hat. Was genau wirfst Du ihm denn vor?

Ich denke Erwin bezog sich eher auf Homm, dass der Depp die Klappe zu halten hat, da er beim BVB nichts zu melden hat und nur einen falschen Eindruck erweckt, BvM stehe auf der Kippe.
 

Webchiller

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Bert van Marwijk ist davon überzeugt, dass Tomas Rosicky beim Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund bleibt. Enttäuscht zeigte sich Marwijk indes darüber, dass sein Schwiegersohn nicht zum BVB kommt. "Marc van Bommel wäre gern gekommen. Mit drei Millionen Euro war er auch preiswert gewesen", sagte Marwijk im Interview mit der Netzeitung. Van Bommel spielt zukünftig für den FC Barcelona.


Frage: Herr van Marwijk, wie groß ist bei Ihnen der Ärger über die verpasste Meisterschaft?

Bert van Marwijk: Wie meinen Sie das?

Frage: Nun ja, wenn Ihre Mannschaft eine ebenso gute Vor- wie Rückrunde gespielt hätte, dann hätten Sie am Ende 74 Punkte gehabt und wären bis zum Schluss den Bayern auf den Fersen gewesen.

Bert van Marwijk: Rechnerisch vielleicht. Aber das ist unrealistisch. Das, was wir in der zweiten Saisonhälfte geleistet haben, ist mit diesem Potenzial über eine ganze Saison nicht möglich. Ich habe nie auch nur eine Sekunde an die Meisterschaft gedacht. Ich denke, dass wir am Ende sehr gute Ergebnisse vorweisen konnten, obgleich wir in den letzten drei Spielen keine guten Leistungen abgeliefert haben.

Frage: Trotzdem hat die Mannschaft in der zweiten Saisonhälfte wirklich beeindruckende Resultate hingelegt.

Bert van Marwijk: Ja, weil sie am Ende über eine andere Überzeugung und eine festere Organisation verfügte, auf die sie immer wieder zurückgreifen konnte. Zu Beginn der Saison haben wir auch sehr gut gespielt, besser sogar. Aber zu diesem Zeitpunkt hatten wir diese internen Strukturen nicht. Fest steht, die Mannschaft hat so unglaublich viel mitgemacht. Das hat sie geprägt. Sie ist eigentlich eine ganz neue Mannschaft geworden, nicht zu vergleichen mit der aus der Hinrunde.

Frage: Hat Sie dieses ganze Durcheinander im Verein nicht anfangs ermüdet oder gar gelähmt?

Bert van Marwijk: Wenn ich ehrlich bin, dann habe ich mehr Energie, wenn die Zeiten schwerer sind. Das ist so bei mir. Ich habe im privaten Bereich schon mal Ähnliches mitgemacht, damals als ich zusammen mit einem Kollegen ein Sportgeschäft besaß. Nach vier Jahren lief unsere Geschäft nicht mehr so gut. Ich habe ihn rausgekauft und das Geschäft allein wieder aufgebaut. Ich würde sagen, ich bin ein Kämpfer, einer der nicht so schnell aufgibt. Deshalb bin ich um so glücklicher, dass wir zusammen das hier geschafft haben.

Frage: Hätten Sie damals mit dem Wissen von heute auch in Dortmund unterschrieben?

Bert van Marwijk: Diese Frage ist sehr hypothetisch. Es hat doch damals niemand von uns gewusst, wie die Situation wirklich war. Wir konnten nicht einmal erahnen, was da so alles noch auf uns zukommt. Ich jedenfalls konnte es nicht abschätzen. Diese Leute haben mir immer ein gutes Gefühl gegeben. Darauf habe ich mich stets verlassen.

Frage: Haben sie mal ans Aufhören gedacht?

Bert van Marwijk: Nein. Vielleicht hat man es irgendwann aus meinem Munde hören wollen. Aber darüber nachgedacht habe ich nie. Dafür war die Beziehung zur Mannschaft viel zu gut. Ich hatte das Vertrauen des Vorstands, und auch die Fans standen hinter mir. Das sind für mich die wichtigsten drei Dinge. Wenn das nicht da gewesen wäre, wäre ich schon längst weg gewesen.

Frage: Sie haben gesagt, dass die Mannschaft erst nach der Winterpause ihr wahres Gesicht zeigen würde zeigen können, weil sie sich erst noch finden müsse. Fühlen Sie sich in Ihrer Aussage jetzt bestätigt?

Bert van Marwijk: 18 Punkte in der ersten Halbserie unter den bekannten Umständen waren so schlecht auch nicht. Ich war mir auch sicher, dass wir mindestens diese Punktzahl wiederholen würden, so dass ich auch keine Angst vor dem Abstieg hatte. Positiv kam hinzu, dass wir uns alle mehr aneinander gewöhnt haben, es gab nicht mehr ein so großes Durcheinander. Spieler wie Rosicky, Koller, Wörns oder Kehl hatten außerdem Zeit, sich zu erholen, Langzeitverletzte stießen wieder zur Mannschaft - kurzum, wir hatten das Gefühl, wir konnten nach der Winterpause einen Neuanfang starten. Für mich stand fest: Es konnte nur besser werden. Dass wir aber so viele Punkte holen würden, das habe ich natürlich auch nicht geglaubt.

Frage: Ihr Präsident Dr. Reinhard Rauball, ein glühender Verehrer Ihrer Person und Arbeit, hat nach dem Revierderby gesagt, dass die Mannschaft in der ersten Saisonhälfte nicht zusammengepasst habe. Was sagen Sie zu dieser Aussage?

Bert van Marwijk: Ich kann nicht beurteilen, was der Präsident damit sagen wollte. Ich will es auch nicht. Fest steht, dass die Atmosphäre zwischen uns immer gut war. Auch die zwischen mir und der Mannschaft. Was passiert ist, hat etwas mit der Hierarchie innerhalb des Teams zu. Es hat eine ganz neue Rollenverteilung gegeben, die für das Funktionieren einer solchen Gemeinschaft außerordentlich wichtig ist. Dass ein solches Miteinander nicht gleich von Beginn an funktionieren kann, ist doch selbstverständlich. So etwas muss wachsen.

Frage: Was kann in Dortmund sportlich noch wachsen, wenn die Sanierungsauflagen Ihnen ein so enges Korsett anlegen?

Bert van Marwijk: Das ist ein Problem. Wir können nicht investieren. Wir können auch dann keinen Spieler kaufen, wenn wir einen aus unserem Kader verkaufen. Wir können nur kreativ sein. Also: Das nächste Jahr wird nicht einfacher sein! Trotzdem, davon bin ich überzeugt, haben wir eine Mannschaft mit Zukunft, aber auch eine Mannschaft, der man Zeit geben muss. Niemand kann erwarten, dass diese Jungs 34 Spiele Topleistungen abliefern. Ich appelliere deshalb an die Geduld der Fans, vor allem im Interesse unserer jungen Leute, auf die wir im nächsten Jahr wieder bauen werden und auch müssen.

Frage: Kann diese famose Rückrunde nicht auch zum Bumerang werden. Erwarten die Fans nicht vielleicht doch ein wenig zuviel?

Bert van Marwijk: Ja, das kann durchaus passieren und hängt einzig und allein davon ab, welche Erwartungen auch von Medienseite geschürt werden. Leider hat die Öffentlichkeit nicht die Geduld, um so jungen Leiten wie Marc-Andre Kruska, Markus Brzenska oder auch einem Marc Heitmeier die nötige Zeit einzuräumen. Ich kann warten. Aber die Medien?

Frage: Franz Beckenbauer hat Sie in seiner Saisonbilanz zum Trainer des Jahres gekürt. Ehrt Sie das?

Bert van Marwijk: Das freut mich, ja. Das ist aber nur Nebensache.
Frage: Und die Hauptsache?

Bert van Marwijk: Dass wir uns weiter steigern, alle. Roman Weidenfeller zum Beispiel: Er kann mehr, wenn auch nicht viel mehr, als das was er zuletzt gezeigt hat. Das war schon absolute Klasse. Aber auch ein Philip Degen kann mehr. Er muss sich jetzt erst an die Bundesliga gewöhnen. Keine Frage, er ist ein Talent, und er kann nur noch besser werden. Für Christoph Metzelder gilt das gleiche. Auch er kann sich weiter steigern. Wichtig für ihn war es, dass er nach seiner langen Verletzung die Saison ausspielt. Dass er gleich wieder optimale Leistung bringt, konnte man nicht erwarten. Auch er kann in der kommenden Saison nur noch besser werden. Markus Brzenska kann nur besser werden. Wörns, war die ganze Saison über nicht fit. Jetzt hat er Zeit - er kann nur besser werden. Florian Kringe, Sebastian Kehl, Marc-Andre Kruska und Ebi Smolarek - sie alle können nur besser werden. Das sind sehr positive Perspektiven.

Frage: Einen Namen haben Sie dabei vergessen!

Bert van Marwijk: Ja, ich weiß. Tomas Rosicky. Ich hoffe, er bleibt. Tomas hat sich unglaublich gesteigert. Er ist wieder da und fühlt sich hier sehr wohl. Auch er kann noch besser werden. Wenn wir das alles so betrachten, dann sieht es nicht schlecht aus, wir haben eine Mannschaft mit Zukunft.

Frage: Sind sie sauer, dass der damalige Vorstand nichts für die Familienzusammenführung getan hat?

Bert van Marwijk: Sie meinen die Verpflichtung meines Schwiegersohns Marc van Bommmel. Ja. Da gab es einen Moment, gleich zu Beginn, da wollte Marc so gern nach Dortmund. Borussia konnte ihn leider nicht bezahlen. Dabei war er unglaublich preiswert: Drei Millionen, für einen Spielern wie ihn - das ist ein wirklich guter Preis. Aber nun gut. Man darf dem nicht mehr nachweinen. Danach konnte er wählen zwischen AC Mailand, Real Madrid und dem FC Barcelona. Dabei rede ich nicht einmal von Vereinen wie Schalke, Tottenham oder Liverpool. Heute wäre er zwar ablösefrei, aber Dortmund ist natürlich jetzt kein Thema mehr. Er hat mit dem FC Barcelona einen der besten Vereine der Welt.

Frage:Van Bommel war gestern - Rosicky ist heute. Wie groß ist Ihre Hoffnung, dass Tomas Ihnen erhalten bleibt.

Bert van Marwijk: Sehr groß. Tomas wird nicht für jeden Verein spielen. Da muss schon einer kommen mit einem guten Namen und auch mit gutem Geld. Denn wenn ich höre, dass unser Geschäftsführer, Hans-Joachim Watzke, Rosicky unter zehn Millionen nicht gehen lassen will, dann ist das schon eine Größe. Aber Geld ist nicht alles. Tomas hat gesehen, dass die Mannschaft in sich auch gefestigt und gewachsen ist. Wir haben immer gut zusammengearbeitet. Auch er hatte eine schwere Saison. Jetzt sieht man bei ihm, dass er den Kopf wieder frei hat. Das kann für Borussia nur gut sein.

Frage: Wenn alle "nur besser werden können", dann darf man im nächsten Jahr einiges erwarten. Was erwarten Sie denn?

Bert van Marwijk: Schwer zu sagen. Man muss jetzt einfach abwarten, was noch passiert und was ich am 28. Juni zum Trainingsbeginn zur Verfügung habe. Vorher eine Prognose abzugeben, ist nicht realistisch. Ich habe gesagt, und dazu stehe ich auch, diese Mannschaft hat Zukunft. Aber wir müssen auch Geduld haben.

Frage: Welche Bedeutung hat das neue Präsidium für Ihre aktuelle und zukünftige Arbeit?

Bert van Marwijk: Das Präsidium ist sehr wichtig, eines der entscheidenden Faktoren für den Erfolg. Von dieser Seite her kann ich nur optimistisch sein. Wir sind gleich von Beginn an sehr offen miteinander umgegangen und haben auch gut zusammengearbeitet.

Frage: Das gilt offenbar auch für Ihren ärgsten Widersacher, dem Großaktionär Florian Homm, der anfangs Ihre Ablösung gefordert hatte, jetzt aber mit dem Ergebnis Ihrer Arbeit offensichtlich doch sehr zufrieden ist.

Bert van Marwijk: Normalerweise reagiere ich auf solche Äußerungen gar nicht. Das hat nichts damit zu tun, dass ich keine Kritik vertragen kann. Es gibt aber sehr unterschiedliche Formen von Kritik, auch solche, die mich ernsthaft böse machen. Normalerweise sage ich nichts, damals musste ich mich aber äußern.

Frage: Hat Herr Homm Ihnen zu diesem sensationellen Saisonverlauf denn auch gratuliert?

Bert van Marwijk: Wenn ich die Zeitungen lese, dann kann man es so deuten. Persönlich hat er nicht mit mir gesprochen.

Frage: Jetzt haben Sie ja ein mörderisches Jahr hinter sich gebracht, ich denke, das schlimmste Ihrer bisherigen Karriere. Was war denn der deprimierendste Augenblick, welcher der Schönste?

Bert van Marwijk: Am schönsten ist immer, wenn meine Mannschaft für ihre Spielweise gelobt wird. Dann weiß jeder, dass es sich gelohnt hat zu arbeiten - so wie in Wolfsburg, Hannover, in Leverkusen oder Hamburg. Das sind für mich Highlights - oder natürlich auch der Sieg auf Schalke. Das war ein Sieg für unsere Fans - so etwas freut mich.

Frage: Sicher gab es auch Tiefpunkte in dieser Saison.

Bert van Marwijk: Ja, einige. Sehr schlimm war das 0:5 in München. Ich fühlte mich völlig machtlos. Ich spürte, nichts dagegen tun zu können. Wir hatten eine Woche vorher noch gegen Mainz gewonnen. Wir waren gut drauf. Dann in der Woche die Nachricht, dass in Dortmund die Lichter ausgehen. Plötzlich sahst du in den Augen der Spieler, dass alles weg war, die ganze Spannung. Nichts war mehr da. Ich glaube, niemand und nichts auf dieser Welt konnte in diesem Augenblick diese notwendige Spannung wieder zurückholen. Nach zehn Minuten hatten wir dann auch das Spiel verloren, und wir konnten nur froh sein, nicht zehn oder mehr Tore bekommen zu haben. Das war einfach nur schlimm.

Frage: Dass die Mannschaft sich nach dem ganzen Durcheinander so wieder aufrappeln konnte, ist einfach eine Sensation.

Bert van Marwijk: Disziplin ist wichtig, ohne Disziplin geht so etwas nicht. Diese Disziplin kommt nicht von ungefähr, auch sie muss man sich erarbeiten - und zwar auf dem Platz. Du brauchst aber auch Hierarchien. Keine, die der Trainer diktiert, Hierarchien, die auf natürliche Art und Weise entstehen. Schon im November hatte ich das Gefühl, hier entsteht etwas. Deshalb war ich auch davon überzeugt, dass die Mannschaft sich nach der Winterpause weiter steigern wird.

Frage: Was wünschen Sie sich jetzt für die neue Saison?

Bert van Marwijk: Ruhe. Aber ich glaube, dass es hier schon wesentlich ruhiger geworden ist. Jetzt kommt es darauf an, dass wir alle deutlicher werden, deutlicher in unserer Ansprache, deutlicher in unserem Tun und deutlich in unserer Organisation. Wir haben dafür den Anfang gemacht. Es wird sicher auch noch schwere Momente geben. Aber, und das ist wichtig, wir haben jetzt wieder klare Strukturen. Wir wissen, wo wir sind und was jeder Einzelne zu tun hat.

Frage: Jetzt hat Ihre Mannschaft eigentlich wider Erwarten den Sprung in den internationalen Wettbewerb, den UI-Cup geschafft, mit der Option, sich für den Uefa-Cup zu qualifizieren. Welche Bedeutung hat dieser Wettbewerb für die weitere Entwicklung der Mannschaft?

Bert van Marwijk: Erfahrung bekommt man durch Spiele. Wenn man dann auch noch die Möglichkeit hat, auf hohem Niveau spielen zu können, dann ist das für die Entwicklung einer Mannschaft nur von Vorteil. Die richtige internationale Erfahrung bekommst du aber nur, wenn du wie der FC Bayern München jedes Jahr und immer wieder in allen Wettbewerben bis zum Schluss dabei bist. Damit aber muss man auch umgehen können, sonst passiert es dir, dass du im Jahr drauf - so ist es mir mit Feyenoord auch ergangen - gegen den Abstieg spielst.

Frage: Sie haben gesagt, dass Sie im kommenden Jahr besser abschneiden wollen als in diesem Jahr. Das würde in Zahlen bedeuten, dass der BVB mindestens Platz sechs erreichen muss.

Bert van Marwijk: 'Besser' heißt nicht nur eine bessere Platzierung. Auch in der Spielweise müssen wir uns verbessern. Als ich hier angefangen habe und die Presse nach sechs Spielen geschrieben hat, Dortmund spielt wieder Fußball, da war das für mich ein Riesenkompliment. Wir haben wirklich gut gespielt, wir haben nur nicht gewonnen. Das war unser Problem. Am Ende stimmte die Effektivität, nicht aber die Qualität. Wenn das zusammenkommt und passt, dann haben wir wirklich eine gute Zukunft.

Einmal mehr ein sehr angenehmes Interview, das die Lust auf den Fußball des BVB im nächsten Jahr schon wieder frühzeitig weckt.
Wäre schon schön die Mannschaft wieder so wie zu Saisonbeginn spielen zu sehen, dann aber mit der entsprechenden Punkteausbeute ... :spitze:
 
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