Der Wert der Bankdrücker
Valdez: Immer da, wenn er gebraucht wird / Fahrenhorst: Bald weg, weil er nicht mehr gebraucht wird?
BREMENWenn man so will, besitzen Nelson Valdez und Frank Fahrenhorst bei Werder Bremen den gleichen Status. Beide sind Ersatzspieler. Und doch gibt es einen gravierenden Unterschied: Der eine (Valdez) ist immer da, wenn er gebraucht wird. Der andere (Fahrenhorst) ist bald vermutlich nicht mehr da, weil er nicht mehr gebraucht wird.
Zu erkennen war das beim 2:1-Sieg in Berlin deutlich. Im Sturm fiel Miroslav Klose aus, Valdez rückte nach und machte das Siegtor. In der Innenverteidigung fehlten Petri Pasanen und Leon Andreasen. Doch Fahrenhorst blieb trotzdem auf der Bank. Bitter für ihn, letztlich aber nicht mehr als ein weiteres Indiz, dass Trainer Thomas Schaaf nur noch wenige bis gar keine Verwendungszwecke für den zweimaligen Nationalspieler sieht. Schaaf sagt es durch die Blume: "Das ist eine Sache der Möglichkeiten und Alternativen, die sich bieten. Und der Möglichkeiten, die Frank Fahrenhorst selbst anbietet. Es geht um Leistung."
Fahrenhorst sucht
das Gespräch
Mit anderen Worten: "Fahne" (122 Bundesligaspiele für Bochum und Bremen) ist nicht mehr gut genug. Das klingt zwar brutal, scheint aber die Realität zu sein. Fahrenhorst selbst hat natürlich ebenfalls erkannt, was läuft, und will nun handeln. "Kein Wort" möchte er sagen, "bevor ich nicht mit dem Trainer ein Gespräch geführt habe". In dem wird es gewiss nicht nur um die Berlin-Aufstellung, sondern um Fahrenhorsts Situation insgesamt gehen. Gut möglich, dass der 28-Jährige um seine Freigabe im Winter bitten wird, wenn Schaaf für ihn keine Perspektiven in Bremen sieht.
Für Nelson Valdez sind die Perspektiven grundsätzlich glänzend. Wenn er spielt, trifft er fast immer - siehe sein Last-Minute-Siegtor gegen die Hertha. Seine Leistung stimmt, bei den meisten Bundesligisten wäre ihm deshalb ein Stammplatz sicher. Doch das Problem des Paraguayers ist, dass er in Bremen die "unüberwindliche Mauer" (Zitat Valdez) des "K&K-Sturms" vor der Nase hat. "Das kann vielleicht schon mal erdrückend sein", räumt selbst Thomas Schaaf ein.
Umso höher ist es Valdez anzurechnen, dass er nie aufsteckt, immer alles gibt - wie in Berlin, seinem ersten Saisoneinsatz von Anfang an. "Sensationell" sei sein läuferischer Einsatz gewesen, "sensationell" auch sein Kopfball, mit dem er das 2:1 erzielt hatte, meinte Sportdirektor Klaus Allofs. Doch was hat der kleine Paraguayer davon? Vermutlich nichts. Er weiß selbst, dass er im nächsten Bundesligaspiel gegen den 1. FC Nürnberg (15. Oktober) wieder auf der Bank sitzen wird: "Miro kommt dann ja zurück."
Der seit langem ersehnte Durchbruch - er ist in Bremen angesichts der übermächtigen Konkurrenz offenbar nicht möglich. Nelson Valdez hat deshalb bereits trotz des bis 2007 laufenden Vertrages öffentlich mit einem Weggang geliebäugelt. "Wenn ich es hier nicht schaffe, muss ich es woanders probieren", hatte er gesagt.
Bei manch anderem klingen solche Worte wie Drohungen. Bei Nelson Valdez nickt dagegen jeder nur mit dem Kopf und denkt: Recht hat er. Auch Thomas Schaaf kann sich einfühlen in die Sorgen des sympathischen Stürmers. "Er muss sich natürlich seine Gedanken machen. Ich sehe das auch gar nicht negativ", meint der Coach, der aber niemals freiwillig auf Valdez verzichten möchte: "Er ist ein Typ, der Fußball lebt. Wenn er auf den Platz geht, ist es ihm egal, ob er Nummer eins, drei oder 47 ist. Das macht ihn zu einem wichtigen Spieler für uns."
Für Frank Fahrenhorst gilt das offenbar nicht mehr