Sommer-Transfers 2011: Man spricht deutsch

Stan-Kowa

Leide an Islamintoleranz
Von Jonny Giovanni

Wie weit es bei den Verantwortlichen des FC Bayern her ist mit einer wirklichen Strategie, das ist seit Jahren ein Stoff für viele Debatten. Mal wird ein stärkerer Trainer angeheuert, dann ein schwächerer. Mal ein offensiver, dann ein defensiver. Mal ein alter, dann ein junger. Mal wird eine Modernisierung verkündet und immer mal wieder ein Umbruchjahr. In der ersten Linie geht es dann aber doch immer ganz simpel um den schnellen Erfolg. Langfristige Konstanten hat man bloß in Management und Vorstand.
Auch was die Aktivitäten auf dem Spielermarkt betrifft, hat der Verein in den letzten Jahren so manchen Schwenk vollzogen. Die zehn Jahre seit dem Champions-League-Sieg 2001 lassen sich im Wesentlichen in drei Phasen unterteilen. Die erste ging bis 2006, ihre Schlüsselkäufe hießen Ballack und Deisler, und Ziel war es, zur Heim-WM das Gerüst der deutschen Nationalmannschaft zu stellen. Als dieses Projekt nicht funktionierte, die WM vorbei war und 2007 sogar die Qualifikation zur Champions League verpasst wurde, richteten die Bayern ihren Fokus auf den internationalen Markt. 2007 kauften sie Toni und Ribéry, 2009 Robben – echte Weltstars, wie sie die Bundesliga seit Kevin Keegan Ende der 1970er Jahre nicht mehr verpflichtet hatte. Doch spätestens mit diesem Sommer ist die nächste Volte festzustellen: Back to the roots. Die Bayern kaufen wieder, was sie kennen.
Starke Generation deutscher Fußballer

Die drei für die Stammelf eingeplanten Neuzugänge kommen entweder direkt aus der Bundesliga (Manuel Neuer) oder haben dort die meiste Zeit ihrer Profikarriere verbracht (Rafinha, Jerome Boateng). Zwei von ihnen sind zudem aktuelle deutsche Nationalspieler. Wieder bedienen sich die Münchner im Pool einheimischer Fachkräfte, und diesmal, so glauben nicht nur sie, könnte es besser laufen als vor einigen Jahren. Anders als damals hat man es schließlich mit einer starken Generation deutscher Fußballer zu tun – den technisch erstklassig geschulten, charakterlich wohl temperierten Produkten der zu Jahrtausendbeginn gegründeten Fußball-Akademien. Wenn die guten Spieler quasi vor der Haustür gezüchtet werden – warum dann noch in die Ferne schweifen?
Was die Bayern im Großen betreiben, lässt sich daher bei vielen Bundesligaklubs im kleineren feststellen: Man kauft vor allem deutsch oder zumindest aus Deutschland. Allein Borussia Dortmund hat mit dem jungen Kroaten Ivan Perisic einen Spieler aus dem Ausland verpflichtet, der einen gewissen Namen hat – der offensive Mittelfeldmann war immerhin Belgiens Fußballer des Jahres. Was interessante neue Gesichter betrifft, folgen danach schon die beiden VfB-Einkäufe William Kvist und Francisco Pinedo („Maza“) – immerhin Nationalspieler der WM-Teilnehmer Dänemark bzw. Mexiko. Erfahrenen Europapokal-Zuschauern mag zudem vielleicht noch Itay Schechter ein Begriff sein: Der Israeli von Hapoel Tel Aviv stürmt jetzt für den 1. FC Kaiserslautern.
Mutige Projekte in Hamburg und Köln

Wie gesagt, man kann diese national orientierte Einkaufspolitik sehr gut nachvollziehen. Aber man kann sie schon auch ein bisschen langweilig finden und auch ein bisschen unglamourös. Die Transferzeit geht noch einen Monat, es kann noch viel passieren, aber Stand jetzt wird man an den ersten Spieltagen weniger Neues erleben, als das in früheren Jahren oft der Fall war. Bereits jetzt wissen Fans von 16 der 18 Vereine ungefähr, was sie erwartet.

Das Vermächtnis von Louis van Gaal

Derlei Missionarsgeist ist schon oft gescheitert, aber einen Beitrag werden Arnesen und Solbakken auf jeden Fall leisten: sie werden der Bundesliga neue Impulse geben und verhindern, dass sie komplett zur geschlossenen Gesellschaft wird. Das ist umso wichtiger, als dem deutschen Fußball seit jeher eine konservative Tendenz innewohnt: so lange die Dinge halbwegs laufen, bleibt man lieber unter sich. Mit dieser Haltung verpasste er zeitweise massiv den Anschluss an die internationale Spitze; dass er wieder an diese heran fand, hat er nicht zuletzt einem sehr missionarischen Niederländer zu verdanken, Louis van Gaal, der der Bundesliga ihr erstes Champions-League-Finale seit 2002 bescherte, aus einem No Name wie Thomas Müller einen WM-Torschützenkönig formte, aber der Bayern-Führungsriege dann doch etwas zu missionarisch und eigenständig war.

Die Bayern-Granden sehen eben gern sich als einzige Konstante. Und deshalb ist vor allem bei Deutschlands qua natur spannendstem Klub diesen Sommer vielleicht auch eine Chance verpasst worden. Denn nicht nur bei den Spielerkäufen, vor allem auf der Trainerposition ist die Chance zu einem mutigen Coup verpasst worden. Statt wie etwa der FC Chelsea auf die zeitgenössischen Impulse eines 33-Jährigen, André Villas Boas, zu setzen, halten sich die Münchner lieber an Bewährtes – es gibt kein stärkeres Symbol für ihre Restaurationspolitik als die Rückholung des 66-jährigen Jupp Heynckes. Back to the roots, oder, wie es jetzt neuerdings auf den Trikotkrägen steht: Mia san mia. Es ist allerdings genau diese Haltung, die in den letzten Jahren den Bayern immer die schlechteren Ergebnisse gebracht hat.

Transfermarkt: Sommer-Transfers 2011 - man spricht deutsch
 

BernieB

Aktives Mitglied
Geil - die Hungerhaken der Liga werden wieder mal als die Innovativsten gefeiert! Alle Jahre wieder ...
 

Blubb

Aktives Mitglied
Sich mit Neuer zu verstärken, war einzig logisch. Ansonsten geht das ganze Thema wieder mal in den Unsinn des anderen Artikels (Bundesliga zu sparsam).

Ich sehe erstmal nicht per Definition, warum der Weg, den Bayern und Dortmund gehen, jetzt der falscheste sein muss. Heynckes ist ein anderes Thema, da hätte ich gerne wieder nen Querdenker gehabt. Im nächsten Jahr könnte es wieder ganz anders aussehen, v.a. da durch die internationale Finanzkrise und das Financial Fairplay die Preise wohl wieder etwas fallen werden. Auf den absurden Niveaus, wie sie atm in England gezahlt werden, macht es eh wenig Sinn.
 

Sandmann

Europas Thron!!!
Dem letzten Abschnitt stimme ich vollumfänglich zu. Der Rest ist einigermaßen quatsch.

Und Jonny Giovanni ist nicht sein wirklicher Name, oder? :lachtot:
 

gary

Bekanntes Mitglied
Im nächsten Jahr könnte es wieder ganz anders aussehen, v.a. da durch die internationale Finanzkrise und das Financial Fairplay die Preise wohl wieder etwas fallen werden.

Denke, da werden zu hohe Erwartungen an das sog. financial fairplay geknüpft. Wenn VW mit seinem Modell durchkommt, werden auch andere Wege finden, das weiterhin ad absurdum zu führen.
 
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