Neues Stadion, alte Wurzeln
Von Andreas Kröner, München
Der TSV 1860 ist in München derzeit der Renner. Die "Löwen" haben es verstanden, den alten Vereinsgeist wiederzubeleben. Dazu gehören Spieler aus dem Umland und ein bodenständiger Trainer. Ausgerechnet in der hochmodernen Allianz-Arena geht das regionale Konzept auf.
Junge Leute laufen mit blau-weißen Trikots durch München. Die Allianz-Arena ist ein Zuschauermagnet, bei den Spielen herrscht beste Stimmung. Und selbst die zuletzt sehr kritische Boulevardpresse der Stadt schreibt wieder wohlwollend über den Verein. München hat den TSV 1860 entdeckt. "Es bekennen sich auch immer mehr Jugendliche zu 1860, ohne von den Bayern-Fans ausgelacht zu werden", sagt Geschäftsführer Detlef Romeiko.
Nostalgiker fühlen sich sogar bereits an die Saison 1965/66 erinnert, als der TSV seine einzige Deutsche Meisterschaft feierte. Spieler von einst, wie Torwart Petar Radenkovic ("Bin i Radi, bin i König") oder Stürmer Fredi Heiß, sprechen heute von einer größeren Begeisterungswelle als vor 40 Jahren.
Am besten ablesen lässt sich die Begeisterung über die "Löwen" an den Zuschauerzahlen: Knapp 50.000 Fans kamen durchschnittlich zu den ersten drei Heimspielen. Geht das so weiter, stellen die Sechziger einen neuen Zweitliga-Rekord auf, den bisher der 1. FC Köln mit 33.901 Besuchern pro Spiel hält. Auch für die Begegnung am Freitag gegen Eintracht Braunschweig (19.30 Uhr, Liveticker, SPIEGEL ONLINE) erwartet der Verein deutlich über 40.000 Besucher.
Diese Zahlen beweisen, dass die Allianz-Arena, die ja vom FC Bayern und 1860 München gemeinsam betrieben wird, auch von den Fans des Zweitligaclubs angenommen wird. Man fühlt sich nicht nur als Gäste des ungeliebten Rivalen. An das alte Stadion an der Grünwalder Straße denken nur noch die unverbesserlichsten "Löwen"-Fundis.
Regionale Identität
Vielleicht werden die Ewiggestrigen bei aller Modernität des Clubs damit getröstet, dass ein Stück Tradition dem Verein erhalten geblieben ist. Reiner Maurer wurde Dezember 2004 vom Assistenz- zum Cheftrainer befördert und entwickelte sich von einer Notlösung zum Dauerbrenner. 35 Spiele hat der gelernte Industriekaufmann in zwei Runden Anfang der neunziger Jahre für die Sechziger bestritten; heute verkörpert der Mann etwas bayerisch Bodenständiges, und hat seinem Team eine entsprechende Identität verpasst. "Ich will eine junge Mannschaft aufbauen, mit der man sich identifizieren kann und die ehrlichen, aggressiven Offensiv-Fußball spielt", sagt er. "In unserer Region gibt es eine gute Nachwuchsarbeit. Bei 1860 können sich diese Talente weiterentwickeln."
Mittlerweile sind aus den Jungkräften Stammspieler geworden, etwa Torhüter Timo Ochs (23 Jahre), Kapitän und U21-Nationalspieler Matthias Lehmann (22), Daniel Baier (21), Patrick Milchraum (21) oder Lukas Szukala (21). Im Spiel gegen den SC Freiburg (0:1) am Dienstag lag der Altersdurchschnitt erneut unter 25 Jahren. In der Startelf standen sieben deutsche Spieler, beim Gegner waren es nur drei.
Die programmatische Veränderung mit der Besinnung auf die eigene Jugend kommt zu einem Zeitpunkt, an dem sich 1860 mit dem Umzug vom kleinen Grünwalderstadion in die protzige Allianz-Arena äußerlich von der Tradition in die Moderne bewegt. Dass die Mannschaft sich im neuen Stadion schwerer tut als auswärts und bereits zweimal verloren hat, ist vielleicht ein Zeichen dafür, dass dieser Aufbruch für den Verein zu schnell gekommen ist.
Denn in den Stadien, die noch den alten Fußballzeitgeist versprühen, fühlen sich die "Löwen" zuweilen etwas wohler, wie das grandiose 5:2 bei Kickers Offenbach in der Bruchbude auf dem Bieberer Berg beweist. Ein bisschen erinnert die aktuelle Heimschwäche der Sechziger an Schalke 04, das sich in den ersten Spielen in der neuen Arena "Auf Schalke" ebenfalls schwer tat.
Kompletter Artikel: spiegel.de
Von Andreas Kröner, München
Der TSV 1860 ist in München derzeit der Renner. Die "Löwen" haben es verstanden, den alten Vereinsgeist wiederzubeleben. Dazu gehören Spieler aus dem Umland und ein bodenständiger Trainer. Ausgerechnet in der hochmodernen Allianz-Arena geht das regionale Konzept auf.
Junge Leute laufen mit blau-weißen Trikots durch München. Die Allianz-Arena ist ein Zuschauermagnet, bei den Spielen herrscht beste Stimmung. Und selbst die zuletzt sehr kritische Boulevardpresse der Stadt schreibt wieder wohlwollend über den Verein. München hat den TSV 1860 entdeckt. "Es bekennen sich auch immer mehr Jugendliche zu 1860, ohne von den Bayern-Fans ausgelacht zu werden", sagt Geschäftsführer Detlef Romeiko.
Nostalgiker fühlen sich sogar bereits an die Saison 1965/66 erinnert, als der TSV seine einzige Deutsche Meisterschaft feierte. Spieler von einst, wie Torwart Petar Radenkovic ("Bin i Radi, bin i König") oder Stürmer Fredi Heiß, sprechen heute von einer größeren Begeisterungswelle als vor 40 Jahren.
Am besten ablesen lässt sich die Begeisterung über die "Löwen" an den Zuschauerzahlen: Knapp 50.000 Fans kamen durchschnittlich zu den ersten drei Heimspielen. Geht das so weiter, stellen die Sechziger einen neuen Zweitliga-Rekord auf, den bisher der 1. FC Köln mit 33.901 Besuchern pro Spiel hält. Auch für die Begegnung am Freitag gegen Eintracht Braunschweig (19.30 Uhr, Liveticker, SPIEGEL ONLINE) erwartet der Verein deutlich über 40.000 Besucher.
Diese Zahlen beweisen, dass die Allianz-Arena, die ja vom FC Bayern und 1860 München gemeinsam betrieben wird, auch von den Fans des Zweitligaclubs angenommen wird. Man fühlt sich nicht nur als Gäste des ungeliebten Rivalen. An das alte Stadion an der Grünwalder Straße denken nur noch die unverbesserlichsten "Löwen"-Fundis.
Regionale Identität
Vielleicht werden die Ewiggestrigen bei aller Modernität des Clubs damit getröstet, dass ein Stück Tradition dem Verein erhalten geblieben ist. Reiner Maurer wurde Dezember 2004 vom Assistenz- zum Cheftrainer befördert und entwickelte sich von einer Notlösung zum Dauerbrenner. 35 Spiele hat der gelernte Industriekaufmann in zwei Runden Anfang der neunziger Jahre für die Sechziger bestritten; heute verkörpert der Mann etwas bayerisch Bodenständiges, und hat seinem Team eine entsprechende Identität verpasst. "Ich will eine junge Mannschaft aufbauen, mit der man sich identifizieren kann und die ehrlichen, aggressiven Offensiv-Fußball spielt", sagt er. "In unserer Region gibt es eine gute Nachwuchsarbeit. Bei 1860 können sich diese Talente weiterentwickeln."
Mittlerweile sind aus den Jungkräften Stammspieler geworden, etwa Torhüter Timo Ochs (23 Jahre), Kapitän und U21-Nationalspieler Matthias Lehmann (22), Daniel Baier (21), Patrick Milchraum (21) oder Lukas Szukala (21). Im Spiel gegen den SC Freiburg (0:1) am Dienstag lag der Altersdurchschnitt erneut unter 25 Jahren. In der Startelf standen sieben deutsche Spieler, beim Gegner waren es nur drei.
Die programmatische Veränderung mit der Besinnung auf die eigene Jugend kommt zu einem Zeitpunkt, an dem sich 1860 mit dem Umzug vom kleinen Grünwalderstadion in die protzige Allianz-Arena äußerlich von der Tradition in die Moderne bewegt. Dass die Mannschaft sich im neuen Stadion schwerer tut als auswärts und bereits zweimal verloren hat, ist vielleicht ein Zeichen dafür, dass dieser Aufbruch für den Verein zu schnell gekommen ist.
Denn in den Stadien, die noch den alten Fußballzeitgeist versprühen, fühlen sich die "Löwen" zuweilen etwas wohler, wie das grandiose 5:2 bei Kickers Offenbach in der Bruchbude auf dem Bieberer Berg beweist. Ein bisschen erinnert die aktuelle Heimschwäche der Sechziger an Schalke 04, das sich in den ersten Spielen in der neuen Arena "Auf Schalke" ebenfalls schwer tat.
Kompletter Artikel: spiegel.de