1. FC Kaiserslautern erarbeitet sich nach Mettomos roter Karte verdienten Punkt in Stuttgart
Kunstschütze Engelhardt
Stuttgart. Der 1. FC Kaiserslautern schreibt seine Erfolgsgeschichte fort: Das 1:1 (0:1) gestern beim VfB Stuttgart ist das sechste Spiel in Serie ohne Niederlage. Und das, obwohl der FCK 33 Minuten lang in Unterzahl spielte, da Lucien Mettomo nach einem als Notbremse gewerteten Foul an Hleb die rote Karte gesehen hatte.
Dezimiert schaffte der FCK den Ausgleich, wurde für sein mutiges Spiel belohnt: Nach Markus Babbels Textilbremse an Halil Altintop versenkte Marco Engelhardt einen 20-Meter-Freistoß im Stile großer Könner zum verdienten Remis und spielte nach einer durchwachsenen ersten Halbzeit großartig auf. „Wir haben viele, die"s mit links gut können. Bei mir hat"s am Donnerstag im Training gut geklappt, also hab" ich"s versucht", erzählte Engelhardt nach seinem Kunstschuss.
VfB gegen FCK - das garantiert Kuranyi-Tore: Auch gestern hat Kevin Kuranyi gegen seinen Lieblingsgegner getroffen. Das hat schon Tradition. Gegen die Lauterer schoss er sein erstes Bundesligator, in der Vorrunde schnürte er beim 3:2-Sieg einen Dreierpack, und gestern bürgte der Nationalstürmer mit seinem neunten Saisontreffer für die Stuttgarter Pausenführung.
Nach einem Doppelpass mit Boris Zivkovic netzte Kuranyi im langen Eck ein - die Lauterer Abwehrbesatzung hatte den Angriffszug auf exklusiven Stehplätzen staunend beobachtet. Die Zuordnung hatte Hervé Lembi aufgelöst, Ingo Hertzsch in die Bredouille gebracht, mit dem die Schwaben in dieser Schlüsselszene Katz und Maus spielten. Stefan Blank schaltete zu spät, Lucien Mettomo gar nicht.
Das Tor strafte den 1. FCK ab, der das Spiel weitgehend in die Hälfte der Gastgeber verlagerte, aber zu wenig zwingend agierte. Anders in dieser Phase die Stuttgarter: Cacau nutzte seinen Raum weidlich, hatte aber kein Schussglück. Glück für Lautern in der 20. Minute, als Kevin Kuranyi leichtfüßig an Mettomo vorbei tanzte, das Leder aber am langen Eck vorbei setzte. In der 39. Minute gab Silvio Meißner nach Heldts Eckball die Riesenchance zum 2:0 vom Scheitel.
Gegen die Vierer-Abwehrkette der Schwaben kam der FCK trotz seiner optischen Vorteile, die 5:1-Ecken zur Pause belegen, in den ersten 45 Minuten nur zu zwei Chancen: In der 12. Minute griff Timo Hildebrand die Kugel vor Halil Altintop ab, den Sforza auf die Reise geschickt hatte. In der 45. Minute donnerte Altintop die Kugel aus knapp 30 Metern an den Pfosten. Künstlerpech! Nach dem Seitenwechsel wirkte der FCK in der Defensive bissiger, in der Offensive entschlossener, obwohl der Ex-Stuttgarter Ioannis Amanatidis bei der kompakten Innenverteidigung Stranzl/Babbel immer wieder auf Granit biss.
So hatten viele Zuspiele auf den schnellen Griechen Bumerang-Wirkung. Nach einem Klassepass Sforzas in der 57. Minute verstolperte Amanatidis, Hleb startete einen Konter, Mettomo foulte, Schiedsrichter Lutz Wagner sah den Mann aus Kamerun, nicht den langen Blank als letzten Mann, und zückte Rot. VfB-Trainer Matthias Sammer: „Da hätte meine Mannschaft explodieren müssen. Sie hatte Vorteile ..."
Der FCK antwortete mit großem Kampf und Laufbereitschaft auf die Dezimierung. Jetzt legte Jochen Seitz einen Zahn zu, entwickelte Druck mit seinen Soli, ließ Andreas Hinkel einige Male schlecht aussehen. Altintop ackerte nun im Mittelfeld, Amanatidis blieb die einzige echte Spitze. Lembi übernahm fortan kopfballstark im Abwehrzentrum Mettomos Part neben dem nun souveränen Ingo Hertzsch. Thomas Riedl, der zunächst gar nicht in die Zweikämpfe gegen Aliaksandr Hleb gekommen war, sich dann besser auf den Könner eingestellt hatte, spielte nach dem Platzverweis beherzt Verteidiger. Hleb sah sich nun mit Engelhardt und dem starken Ciriaco Sforza konfrontiert.
„Mit zehn Mann bleibt dir nichts anderes übrig als laufen, kämpfen und grätschen", kommentierte „Ianni" Amanatidis den Punktgewinn in seiner Heimatstadt. Zu diesem Kampfstil passt auch der neue Linksverteidiger Blank, der sich für nichts zu schade ist, sein Kämpferherz bewies. Lembi als Feuerwehrmann gegen Joker Imre Szabics (84.) und Torwart Thomas Ernst mit entschlossenem Zugriff gegen Zvonimir Soldo in der Nachspielzeit verhinderten Flurschaden, als der VfB auf der Zielgeraden mit der Brechstange den Ball gewaltsam ins Tor zu rammen versuchte. „Ich bin heute sehr zufrieden mit der Mannschaftsleistung", lobte FCK-Trainer Kurt Jara und belohnte das funktionstüchtige Kollektiv mit zwei freien Tagen. Horst Konzok
So spielten sie
VfB Stuttgart: Hildebrand - Hinkel (79. Meira), Stranzl, Babbel, Zivkovic - Meißner, Soldo, Heldt (65. Tiffert) - Hleb - Cacau (73. Szabics), Kuranyi
1. FC Kaiserslautern: Ernst - Lembi, Hertzsch, Mettomo, Blank - Riedl - Engelhardt, Sforza, Seitz (84. Kosowski) - Amanatidis (90. Jancker), Altintop (77. Teber)
Tore: 1:0 Kuranyi (15.), 1:1 Engelhardt (61.) - Gelbe Karten: Cacau (5), Hinkel (4), Babbel (3), Stranzl (2) - Riedl (5), Blank (4), Engelhardt (4), Lembi (2) - Rote Karte: Mettomo (57.) - Beste Spieler: Meißner, Hleb, Stranzl - Sforza, Engelhardt, Lembi - Zuschauer: 32.000 - Schiedsrichter: Wagner (Hofheim).
ron.de