Der sport.ARD.de-Kommentar
"Schleudersitz" ist eher geschmeichelt
Von Olaf Jansen
Entlassung Augenthaler, Diskussion um Rangnick, Kritik an Trapattoni, Köppel und Henke - der Schleudersitz Trainerstuhl wird in der Bundesliga immer stärker strapaziert. Eine fatale Entwicklung - meint sport.ARD.de.
Als Bayer Leverkusens Funktionär Wolfgang Holzhäuser vor wenigen Wochen davon sprach, realistisch gesehen seien Trainer bei Fußball-Bundesligisten nur noch "temporäre Erscheinungen", war das Geschrei in der Branche groß. Ausgerechnet die Boulevard-Presse, zumeist erster "Trainer-Beinhakler" in Krisensituationen, schrieb empört von "unverantwortlicher Aussage", der Verband Deutscher Fußballllehrer sah sich zu einem offiziellen Protestbrief bei der Deutschen Fußballliga genötigt. Tenor: "Gute Trainerarbeit sei nur mit konstanten, langfristigen Arbeitsverhältnissen erreichbar.
Holzhäusers Aussage mag zwar unpopulär gewesen sein, das Tempo des Trainerkarussells in der Bundesliga scheint sie aber eher noch unzureichend zu beschreiben. Vermeintliche Trainer-Idole werden innerhalb weniger Wochen zu Sündenböcken. Bevor Borussia Mönchengladbach zuletzt zweimal gewann, wurde am Stuhl von Horst Köppel gesägt, Schalkes Ralf Rangnick wurde nach einem einzigen schlechten Europapokalspiel öffentlich vom eigenen Manager angegangen, in Kaiserslautern schreien genau jene Fans jetzt "Henke raus", die den Ex-Co von Ottmar Hitzfeld noch vor drei Wochen als neuen Heilsbringer in der Pfalz gefeiert hatten.
Nach zwei Niederlagen in Frage gestellt
Das ist nicht normal und das kann vor allem überhaupt nicht gut sein. Die Gewohnheit von Journalisten, Fans und Funktionären, Bundesligatrainer nach zwei Niederlagen in Folge in Frage zu stellen, ist für die Betroffenen nicht nur ärgerlich, es macht ihre Arbeit beinahe unmöglich. Es ist nun einmal Fakt, dass die meisten Fußballmannschaften ihre Zeit brauchen, bis sie funktionieren. Je länger ein und derselbe Fußballlehrer an Taktik, Spielsystem und Charakter einer Mannschaft feilen kann, umso größer ist die Chance, dass diese auch erfolgreich ist.
Diese Wahrheit wird in Deutschlands Eliteliga mittlerweile total ignoriert. Trainerdiskussionen haben sich als scheinbares Allheilmittel gegen Krisensituationen etabliert, obwohl sie es definitiv nicht sein können. Und man muss Sorge haben, dass sogar die letzten Aufrechten der Branche bald umkippen. Wenn sie nächstens in Mainz, Hamburg oder Bremen über ihre Trainer zu reden beginnen, ist die Liga womöglich nicht mehr zu retten.
Stand: 26.09.2005, 08:38 Uhr
Eigentlich ja ganz gut gemeint aber was fangen wir jetzt damit an ? Die Journalisten spalten sich in zwei Lager. Eins das immer schreibt "der und der wird jetzt entlassen" - und eins das schreibt "der und der schreibt immer nur Mist".
Für den lesenden Fussballfan doch schon nach ein bis zwei Wochen langweilig und die Glaubwürdigkeit der Medien leidet mal wieder erheblich.
Ich für meinen Teil werde einfach versuchen jegliche Trainerdiskussionen und Gerüchte zu ignorieren, mal schauen wie lange ich das aushalte