Ultràs: Worüber niemand schreibt

acm

radio soulwax
Die Berichterstattung deutscher Medien nach den Zwischenfällen beim Spiel zwischen Frankfurt und Nürnberg zeigt, wie wenig sich die Öffentlichkeit ernsthaft mit Fußballfans auseinander setzen kann oder will.

"Die Gefahr aus der Kurve"
"Das waren Kriminelle"
"Fan- und Ultra-Problematik"
"Konfliktsuchende Hooligans"
"Schockierende Bilder"
"Das Skandal-Spiel der Saison"

Wer am Wochenende und auch danach die Schlagzeilen zur Deutschen Bundesliga liest, könnte meinen, es hätten gar keine Spiele stattgefunden. Resultate oder begeisternde Artikel über gelungene Spielszenen sucht man fast vergebens. Stattdessen erweckt die Berichterstattung in deutschen (und auch in österreichischen) Medien den Anschein, als hätten sich rund um den 27. Spieltag Mord und Totschlag abgespielt, als wären die berühmt-berüchtigten Chaostage vorverlegt worden, als hätte man Deutschland in Schutt und Asche gelegt.

Was war passiert?
Eintracht Frankfurt empfing den 1. FC Nürnberg. Die Franken siegten 3:1. Doch das Ergebnis geriet in den Hintergrund. Warum? Nach knapp 30 Minuten zünden eine oder mehrere Personen drei Böller im Nürnberg-Block, eine bengalische Fackel fliegt Richtung Spielfeld. Schiedsrichter Peter Gagelmann unterbricht das Spiel, die Mannschaften begeben sich für 20 Minuten in die Kabine. Die Polizei betritt in Vollmontur den Sektor und greift sich dem Vernehmen nach einige so genannte Randalierer. Die Partie wird anschließend fortgesetzt und geht ohne Störungen weiter.

Jetzt kann man natürlich argumentieren, dass das Werfen einer Fackel nicht besonders gescheit ist. In Zeiten, in denen sämtliche Stadien videoüberwacht werden, schon gar nicht. Dass es Lustigeres geben mag als Böller zu zünden, ist ebenfalls Fakt, aber wie will man dies unterbinden? Die Mitnahme der kleinen Krawallmacher ins Stadion zu verhindern, daran scheitert man seit Jahren. Plan B: Den Verkauf der Kracher verbieten. Da würde es Millionen Menschen an Silvester aber ganz schön langweilig werden.

Unpassender Vergleich mit Italien
Heribert Bruchhagen, Vorstandsvorsitzender der Frankfurter Eintracht, warnt vor "italienischen Verhältnissen". Bei allem Respekt, aber bei diesem Vergleich wird einem übel. Im Februar 2007 starb beim Derby zwischen Palermo und Catania ein Polizist, einige Tage zuvor (von der internationalen Presse größtenteils unbemerkt) ein Funktionär einer Kreisliga-Mannschaft. Im November 2007 kam Lazio-Fan Gabriele Sandri ums Leben, getötet durch den Schuss aus der Pistole eines Polizisten.

Wie in deutschen Gazetten zu lesen ist, sollen sich unter die Nürnberger Fans einige Mitglieder der Ultras Rapid gemischt haben. Die Anzahl der angeblich anwesenden Wiener schwankt je nach Medium zwischen zehn und 50 Personen. So genau weiß es keiner, berichtet wird dennoch. Der Berliner Tagesspiegel schreibt von einer "offenbar gewaltbereiten Gruppierung von Rapid Wien", "konfliktsuchende Hooligans" nennt sie der Online-Dienst des ZDF. Beide Medien bleiben bis dato den Beweis schuldig.

Ein Bruchteil des Hahnenkamm-Weekends
Dass viele Hütteldorfer Ultras eine enge Freundschaft mit ihren Glaubensbrüdern aus Nürnberg verbindet, ist keine Neuigkeit. Dass auf Bildern aus Frankfurt vor dem Block der Nürnberger eine kleine Zaunfahne der Wiener zu sehen ist, lässt die Schlussfolgerung zu, dass zumindest eine Person aus dem grün-weißen Lager anwesend war. Gemeinsame Fahrten zu den Spielen der Teams befreundeter Fanklubs sind weltweit nichts Ungewöhnliches.

Vielleicht wird man dies eines Tages auch in Deutschland verstehen und langfristig den direkten Kontakt zu den Fans suchen. Vielleicht gehören dann auch sinnentleerte Phrasen wie "So etwas hat mit Fußball nichts zu tun" der Vergangenheit an. Was wir am Wochenende gesehen haben, waren aber keine italienischen Verhältnisse. Sondern ein Bruchteil dessen, was im Rahmen eines durchschnittlichen Wochenendes am Hahnenkamm oder bei der Vierschanzentournee an Pyrotechnik abgefackelt wird. Doch darüber schreibt keiner.

http://sportnet.at/ultras_worueber_niemand_schreibt.urla
 
für den sensationsgaylen Bild-leser, ist soetwas natürlich spannender als würde man über die zahlreichen Projekte der Ultras zbs gegen Rassismus, einbindung Jugendlicher in Vereinsaktivitäten und auch dass bei Ultras Frauen nicht nur als Groupie-artiges Anhängsel sondern als vollwertige Mitaktivisten gesehen werden
schreiben, sowas will man nicht hören wo der Gedanke an Gewalttätige-Geselschaftsversager viel besser in den Kram von Sofa-experten passt
 

Kurz-de-Borussia

Dortmunder.
für den sensationsgaylen Bild-leser, ist soetwas natürlich spannender als würde man über die zahlreichen Projekte der Ultras zbs gegen Rassismus, einbindung Jugendlicher in Vereinsaktivitäten und auch dass bei Ultras Frauen nicht nur als Groupie-artiges Anhängsel sondern als vollwertige Mitaktivisten gesehen werden
schreiben, sowas will man nicht hören wo der Gedanke an Gewalttätige-Geselschaftsversager viel besser in den Kram von Sofa-experten passt

Na ja einige Gruppierungen sorgen nun mal mit ihrem asozialen Verhalten für dieses Bild. Das sind weniger die Medien in Schuld, als "ihr selber".

dass die Akzeptanz bei den normalen Fußball-Fans ebenso schwindet liegt ebenso an dem Verhalten, nicht an dem was geschrieben wird. Wenn ich schon Plakate mit der Aufschrift "Gegen den modernen Fußball" sehe - kann ich den Ultra dahinter schon nicht mehr ernst nehmen.
 
B

Braveheart99

Guest
Na ja einige Gruppierungen sorgen nun mal mit ihrem asozialen Verhalten für dieses Bild. Das sind weniger die Medien in Schuld, als "ihr selber".

dass die Akzeptanz bei den normalen Fußball-Fans ebenso schwindet liegt ebenso an dem Verhalten, nicht an dem was geschrieben wird. Wenn ich schon Plakate mit der Aufschrift "Gegen den modernen Fußball" sehe - kann ich den Ultra dahinter schon nicht mehr ernst nehmen.



Jetzt bleib aber mal auf dem Boden der Tatsachen ...



Diese armen Ultras ... sind nur missverstandene Geschöpfe, die einzig das Wohl der Gesellschaft und die Schaffung von Utopia im Sinn haben ...
 
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