"Der Untergang der Götter"
München - Während die Stars von Real Madrid mit gesenkten Köpfen vom Platz gingen, verließ Schiedsrichter Markus Merk das Stadion Delle Alpi erhobenen Hauptes.
Von den eigenen Fans wurden die "Königlichen" als "Scheiß-Millionäre" verunglimpft, in der Heimat von den Medien als "Deppen" beschimpft.
Die spanische Presse schrieb nach der 0:2 (0:1, 0:0)-Niederlage nach Verlängerung beim italienischen Rekordmeister Juventus Turin vom "Untergang der Götter", während sich die Kritik am deutschen Unparteiischen auf Seiten des Verlierers in Grenzen hielt.
Das Starensemble aus Madrid gab sich nach den Gegentreffern von David Trezeguet (75.) und Marcelo Zalayeta (116.) hingegen selbstkritisch.
"Da war ein Stück Dummheit dabei. Tacchinardi hielt mich fest, ich habe nach ihm getreten", beschrieb Ronaldo die hitzige Szene in der 113 Minute, in der der brasilianische Torjäger und sein Gegenspieler vom Weltschiedsrichter 2004 des Feldes verwiesen wurden.
"Die Rote Karten kann man geben", stellte auch Real-Trainer Wanderley Luxemburgo fest, der allerdings ebenso wie die Medien kritisierte, dass Merk in der Verlängerung auf eine Nachspielzeit verzichtete.
Der Zorn der Anhänger prasselte hingegen auf die Mannschaft nieder. Noch am Turiner Flughafen versammelten sich Hunderte von Real-Fans und machten ihrem Unmut nach der dürftigen Vorstellung des Tabellenzweiten der Primera Division Luft und bezeichneten das Team als "Söldner-Truppe".
Gleichzeitig forderten sie den Rücktritt des Präsidenten Florentino Perez.
Die spanische Presse stieß in das gleiche Horn. "Das war der letzte Tag der Galaxie", schrieb die Zeitung "AS", fügte aber an:
"Merk kann man keinen Vorwurf machen." "Marca" sah die "Ex-Galaktischen" und "Radio Madrid" titulierte Beckham, Zidane, Raul, Roberto Carlos und Co als "Deppen", die ihr Geld nicht verdient haben".
Erstmals seit der Saison 1996/97 findet damit ein Viertelfinale in der "Königsklasse" ohne Beteiligung des neunmaligen Titelträgers statt.
"Juve"-Coach Fabio Capello geriet hingegen trotz des mittelmäßigen, von Taktik geprägten "Duells der Giganten" ins Schwärmen.
"Es ist ein großartiges Gefühl, gegen Real zu gewinnen. Wir spielten nach der 0:1-Niederlage im Hinspiel mit Intelligenz und einer hohen Qualität", erklärte Capello nach dem Einzug in die Runde der letzten acht Mannschaften und träumt vom zweiten Champions-League-Gewinn nach 1996.
Nach dem AC Mailand erreichte damit die zweite italienische Mannschaft die nächste Runde, und mit Stadtrivale Inter, der am 15. März das Rückspiel gegen Titelverteidiger FC Porto (Hinspiel 1:1) bestreitet, kann sogar noch ein drittes Team folgen.
"Wir müssen uns daran gewöhnen, dass uns einfach andere Länder voraus sind, vor allem die Italiener", sagte Lothar Matthäus, nachdem vom Bundesliga-Trio im Achtelfinale in der Runde der letzten Acht der Königsklasse nur noch Rekordmeister Bayern München übrig geblieben ist.
Noch schlimmer erwischte es die Spanier, die nach dem Aus von Real und FC Barcelona im Achtelfinale keinen Klub in der "Königsklasse" mehr im Rennen haben.
Katerstimmung herrschte aber nicht nur in Madrid, sondern auch beim Vorjahrs-Finalisten AS Monaco, während beim PSV Eindhoven nach dem ersten Viertelfinaleinzug seit der Saison 1992/93 große Euphorie ausgebrochen war.
"Wir haben zwar nicht die großen Stars, aber jeder setzt sich für die Mannschaft ein", erklärte PSV-Nationalspieler Mark van Bommel nach dem 2:0 (1:0)-Erfolg bei den Franzosen, den Jan Vennegoor of Hesselink (27.) und Damarcus Bearsley (69.) mit ihren Toren sicherstellten.
"Das ist ein großartiger Erfolg für den Verein", sagte Trainer Guus Hiddink, der vor der Saison die Stars Mateja Kezman, Arjen Robben und Dennis Rommedahl abgeben musste.
Monacos Trainer Didier Deschamps, dessen Team schon beim Hinspiel (0:1) kein Tor zustande brachte, stellte enttäuscht fest: "Eindhoven hatte vor der Pause nur eine Chance, die haben sie genutzt."
"Wir hatten zahlreiche Möglichkeiten, aber leider hat meine Mannschaft sie alle vergeben."