Nur den einen Satz mal näher beleuchtet... Bretton Woods können wir dann noch abarbeiten.
Bei wem oder was nimmt denn der "deutsche Staat" sehr viel Geld auf? Beim heiligen Geist? Nein, sicher nicht. Deutschland ist zu mehr als 70% bei sich selbst verschuldet... Meint, die oberen 10% unserer ehrenwerten Gesellschaft leihen dem eigenen Staat ihr Vermögen. Deshalb ist auch das dämliche Gewäsch vom verfrühstücken des Reichtums zu Ungunsten der nächsten Generationen nur eines, ein riesen Brüller ohne Grundsubstanz!
Und was passiert, wenn die von Dir so freundlich als "ehrenwerte Gesellschaft" bezeichnete Gruppierung kein Geld mehr hat? Ich denke da gerade an so eine kleine fränkische Zuliefererfamilie mit teuren Pelzmänteln, oder an einen schwäbischen Unternehmer, der zuletzt doch lieber mit einem D-Zug gespielt hat, als dem Staat Geld zu leihen.....
Sowas soll durchaus mal vorkommen. Gerade in Krisenzeiten kann das schnell weiter um sich greifen und gerade auch die "oberen 10.000" treffen. 1929 sind zum Beispiel nicht nur zufälligerweise sehr viele, zu dem Zeitpunkt, "ehemalige Millionäre", aus dem 60 Stock eines Wolkenkratzers gesprungen?
Wer leiht unserem Staat denn dann das Kapital?
Für mich ist das eine einzige Luftnummer. Der Staat nimmt Kapital von Leuten/Banken auf, die behaupten, sie würden mit ihrem Vermögen (Liegenschaften, Devisen, Gold, Obligationen etc.) und ihrem Namen für diese Summe stehen. Wer sagt denn, das dem wirklich so ist? Wie viele Banken haben noch zwei Wochen vor ihrer Existenzkrise, ich sage nur "Lehman Brothers", behauptet, dass sie zwar leichte Schwierigkeiten hätten, aber insgesamt keinerlei Gefahr besteht.
Daher bin ich der Meinung, dass unser Wirtschaftssystem zu 95% auf dem Vertrauen der Menschen zum Wirtschaftssystem basiert und vielleicht allerhöchstens zu 5% auf dem wirklichen Volksvermögen hinter dem "Papiergeld" und den Ziffern auf unserem Kontoauszug. Verliert die Öffentlichkeit das Vertrauen in dieses System, das heißt, gibt einem z.B. der Autohändler um die Ecke kein neues Auto mehr im Gegenzug für die bedruckten Papierscheinchen mit den vielen Nullen, weil er nicht mehr "glaubt" (das hat für mich sogar schon fast einen religiösen Aspekt), dass das Papier die Nullen wert ist und nicht nur den realen Papierwert von 20g Butter darstellt, wird es erst richtig lustig. Dann haben wir eine Krise, wohingegen sich die jetzige fast lächerlich ausmacht.
Und kein Mensch kann vorhersehen, wann eine solche Vertrauenskrise einsetzt und wie man ihr dann auch begegnen soll/kann. Das ist wie bei einem tödlichen Strudel. Vielleicht befinden wir uns ja schon in seinem Fahrwasser....
Richtig ist allerdings, dass durch eklatante Fehlentwicklungen bei der Lohnquote und mit der Kappung sozialer Leistungen zu Gunsten der oberen 10% ein kleine, ähmm, nennen wir es Verteilungsproblem entstanden ist... Das gilt es als erstes (übrigens ganz im Sinne Erhardts) wieder zu begradigen.
Es kann nicht sein, dass ein mittelmäßiger Bänkster das drei und vierfache einer kompetenten Krankenschwester als "Lohn" hinterhergeschmissen bekommt, um nur mal ein Beispiel zu nennen. Auch das stetige Sinken der Lohnquote muss gestoppt und deutlich umgekehrt werden. Denn und darum sage ich das, sich jetzt hier über Italien zu echauffieren, aber gegen die einen Wirtschaftskrieg auf dem Rücken der eigenen deutschen Arbeitnehmer über Billiglöhne zu führen, ist schon extrem heuchlerisch.
Das sehe in Grundzügen ähnlich wie Du. Diese "Umverteilung", von unten nach oben, halte ich aber für systemimmanent bedingt. In Zeiten der Globalisierung ganz besonders.
Da funktioniert die Soziale Marktwirtschaft im Sinne Ludwig Erhardts leider nicht mehr. Das Kapital sucht sich schon den Weg des geringsten Widerstands. Und wenn Du ihm zu viele Widerstände entgegenbringst, wandert es eben aus. Nach Mauritius, auf die Cayman Inseln, nach oder auch ganz einfach nach Zürich, Luxemburg oder Liechtenstein (gell Herr Zumwinkel?). Daher werden die Mitglieder der "ehrenwerten Gesellschaft" immer einen größeren Einfluss auf die Politik ausüben, als wir "Normalsterblichen" dies können. Ansonsten droht man einfach mit Kapitalflucht, Abwanderung von Arbeitsplätzen oder ähnlichem. Und auch nur aus diesem Grund hat sich die neoliberale Ideologie der letzten 20 Jahre in unserem Land (und natürlich noch in einem weitaus größerem Ausmaß in der angloamerikanischen Wirtschaftskultur) so breit machen können. Keinerlei Kontrolle der Finanzströme, weltweite Transaktionen in Sekundenschnelle, Risikokapitalstreuung über alle Kontinente hinweg, so dass kein Mensch mehr wissen konnte, wer, wie, wo gerade welches Risiko trägt, das war schon eine großartige Idee unserer kapitalistischen Heroen des freien Welthandels.....
Und dann wollen die Leute FDP wählen!!