Erst die Griechen, jetzt die Iren...

atreiju

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Ich werde (hoffentlich nicht zu stark verieinfacht) skizzieren, was ich mein.

Durch die Finanz- und Wirtschaftspolitik der letzten Jahre/Jahrzehnte hat der Staat (und damit die Bevölkerung) zum einen die Möglichkeiten der demokratischen (d.h. staatlichen) Einflußnahme auf die Wirtschafts- und Finanzwelt stark reduziert und dabei gleichzeitig seinen eigenen finanziellen Spielraum durch Steuergeschenke reduziert. Damit war weniger Geld in der Kasse, was bedeutet, dass man andere Quellen finden muss oder halt Ausgaben reduzieren, wie Du richtig schreibst. Das ist für mich ein Plündern des Staates, wenn man ihn seiner Einnahmequellen beraubt.. Da diese Steuersenkungen sehr schief verteilt waren und teilweise mit anderen Steuern (Mehrwertsteuer), kamen sie nur wenigen zu Gute, für die es dann auch nicht ins Gewicht fiel, dass natürlich (Sparzwang, Konsolidierung) staatliche Leistungen gekürzt oder halt durch neue Schulden kompensiert wurden. Damit hat sich der Staat in eine Abhängigkeit begeben (meine Meinung nach wohl wissend!), die den restlichen Ablauf nur als Folge hat, insbesondere, da ja die EU-Staaten keineswegs gewillt sind gegenzusteuern, sondern ganz im Gegenteil versucht haben, diese Maßnahmen (zumindest teilweise) in Verfassungsrang zu erheben (Lissabon-Vertrag).

Das hat nichts mit gut oder böse zu tun. Ich bin mir auch nicht einmal sicher, ob das "Fehler" sind, sondern nicht nur logische Konsequenzen eines kapitalistischen Systems, das man von der Leine läßt.

Zu Irland. Gerade Irland zeigt, dass die Deregulierungspolitik Booms auslösen kann, aber irgendwann gehts dann halt schief und wenn der Boom zu Ende ist, ist halt alles abgebrannt. Und dann hat der Staat aber ärgerlicherweise seine Spielräume, darauf zu reagieren, verschenkt.

Das, was Du über Bankeninsolvenzen als Folge eine Kollapses in Irland schreibst, ist doch genau das, was ich auch geschrieben habe. Das Geld, was Irland oder auch Griechenland bekommen haben, ist eine Stützmaßnahme der Banken. Nichts anderes. Und das wird sich jetzt wiederholen. Portugal steht als nächster Kandidat für diese Rolle vor der Tür.



Vielen herzlichen Dank für den Hinweis. Ich habe den Sarkasmus bzw. die Ironie schon verstanden. Wenn man aber die sarkastische Überhöhung wegnimmt, bleiben trotzdem nur Behauptungen, Spekulationen oder Unterstellungen über Dinge, die zumindest ich weder geschrieben noch gedacht habe, übrig.

Die Probleme der heutigen Staatsfinanzen haben doch aber längst vor der Deregulierung der Finanzmärkte angefangen und ganz andere Ursachen, zumindest in Griechenland und auch in Ländern wie Portugal, Spanien, ja selbst Deutschland. Irland ist da sicher ein Sonderfall aufgrund der speziellen irischen Bankengesetze, aber für alle anderen Staaten trifft das eben nicht so zu. Deutschlands Probleme resultieren aus ganz anderen Fehlentscheidungen im hinblick auf unsere Sozialsysteme und das Eingehen von sozialen Verpflichtungen für die Zukunft, die (absehbar) aufgrund der demographischen entwicklung zwangsweise früher oder später in eine Katatstrophe führen mussten. Zudem das Thema Wiedervereinigung und Folgekosten. Griechenlands Probleme resultieren in erster linie aus einem völlig überzogenem Staatsanteil an der Beschäftigung, einer völlig verfehlten Wirtschafts- und Steuerpolitik, insbesondere das der Steuerhinterziehung und der Korruption nie Einhalt geboten wurde, sowie eben auch Fehler in der rentenpolitik angesichts der Bevölkerungsstruktur.

Was du zum Thema Steuergeschenke etc. sschreibst, ist doch auch in sich nicht schlüssig, wir haben in Deutschland immer noch in Europa und weltweit eine der höchsten Abgabenquoten unter einbeziehung der Sozialabgaben und ohne die hinkt jedeweder Vergleich dieser Art, wir haben immer noch mit die höchsten Arbeitskosten, aber auch mit die höchste Produktivität. und völlig außer Acht lässt du, dass wir eben vor 20 Jahren mit dem Fall der Mauer und der Auflösung des Ostblocks, einhergehend mit der Öffnung dieser Länder und der technologischen Entwicklung den Fakt der Globalisierung haben und diese einfach gewisse Handlungen und Reaktionen erzwungen hat, weil eben in den letzten 20-30 Jahren, aber speziell in den letzten 20 Kapital ein viel schneller sich veränderndes Gut geworden ist und ein Wettbewerb um dieses entstanden ist. genauso wie die Länder eben heute viel stärker untereinander in Sachen Rahmenbedingungen, Steuergegebenheiten etc. im Wettbewerb stehen als früher. und das gilt ganz speziell und in erheblichem Maße auch für die Banken und die Finanzbranche.

Ob man das jetzt gut heißen will oder nicht, ändert nichts an der Tatsache, dass die Zeit nicht umkehrbar ist. Außerdem stimmt es schlicht und ergreifend nicht, dass ein Staat durch Steuersenkungen zwingend weniger Steuereinahmen und Gestaltungsspielräume hat, im gegenteil, es gibt eindeutige Untersuchungen, dass auch bezüglich des Steueraufkommen es eben einen Grenznutzen gibt. Wird dieser Gesamtsteuersatz überschritten werden die Gesamtsteuereinkünfte nicht mehr sondern weniger, weil die Menschen sich eben dann nach Alternativen umsehen und diese finden und das ist heutztage eben wesentlich einfacher als noch vor 20 Jahren.

Im übrigen möchte ich nur darauf hinweisen, dass die oft als Vorbild genannten skandinavischen Staaten einen wesentlich höheren Mehrwertsteuersatz als Deutschland haben. Und jede Regierung hat immer Steuergestaltungsmöglichkeiten, in Deutschland haben wir meines Erachtens viel mehr das Problem, dass unser System inzwischen so verkompliziert ist, dass nur eine radikale Vereinfachung unter Wegfall sämtlicher Vergünstigungen einen Befreiungsschlag bringen kann. Aber als das mal bei einer Bundestagswahl als echte Alternative vorgestellt wurde, wurde es quasi abgewählt.

Genauso kann man lang und breit diskutieren, ob die "Steuergeschenke" wirklich nur so wenigen zugute kamen und nicht am Ende doch entschieden die Allgemeinheit davon profitiert hat, aber das führt ziemlich vom Thema weg, denn Kapital ist inzwischen wie gesagt ein sehr flüchtiges Gut.

Und zu guter Letzt zum Thema entfesselter Kapitalismus - auch hierzu muss man einfach feststellen, dass weder die EU noch Deutschland noch irgend sonst ein Land eine Insel der Glückseligen in dieser Welt darstellt. Und die Hauptursache für diese Entwicklung nunmal darin zu suchen ist, dass die Staaten und Wirtschaften dieser Welt miteinander in konkurrenz stehen und nach Wegen suchen, sich marktanteile und damit Wohlstand abzuluchsen. Tatsächlich sieht es doch so aus, dass eben mit dem Fall der Mauer, der Öffnung des Ostblocks und vor allem Chinas, andere - bisher eher "unterentwickelte" Staaten sich die Chancen des Kapitalismus zunutze machten, zudem ihre persönlichen und eigenen Stärken erkannten (Rohstoffe, günstige Manpower) etc. und somit die Welt quasi aufmischten und die ursprünglichen Staaten zur Veränderung zwingen und zwangen. Dass einige dieser Länder dieses Spiel mit unlauteren Mitteln spielen, teile ihrer Bevölkerung verheizen oder ausbeuten, um diese Ziele zu erreichen, steht auf einem anderen Blatt, ändert aber nichts an der Tatsache, dass wir uns diesen neuen gegebenheiten stellen müssen.

Und gerade als Exportland profitieren wir nicht nur auch davon, sondern haben de facto keine andere Wahl.
 

duplo

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Da ich nicht näher geschrieben habe, wer "man" ist, finde ich es interessant, dass in meinem Text zu lesen ist, dass es aufgezwungen worden ist. Man kann auch seine eigene Wohnung zum Plündern freigeben. In meinem Text habe ich das bewußt offen mit "man" beschrieben, weil es für die Logik der Vorgehensweise zunächst nur eine untergeordnete Rolle spielt und ich (auch wieder bewußt) eben nicht eine Diskussion über die Verursacher hineinmengen wollte. Das ist aber ohne Zweifel eine logische nächste Fragestellung.

Was das mit "Opferrollenperspektive" oder "Ostblock" zu tun hat, verstehe ich nicht.
Polemik, hilft wenn man nicht weiter weis. Du bist Ossi, somit hast du keine Ahnung, weil du doch die kommunistische Ideologie eingetrichtert bekommen hast.

Schlußfolgerung, ich brauch mich mit deinen Argumenten nicht auseinandersetzen, denn du bist ein Trottel, der das Tolle am Kapitalismus nicht sieht.
 
Zuletzt bearbeitet:

duplo

Bekanntes Mitglied
Nein, aber die Haushalte in den ehemaligen Ostblockstaaten waren allesamt durch die Bank kerngesund, Infrastruktur, Wohnungen, Industrieausstattung etc. überall auf dem neuesten Stand und der allgemeine Wohlstand der Bevölkerung deutlich besser als in jedem westlichen Industriestaat...

Hab ich was vergessen ??

Ach ja, spezieller Hinweis für Jörg und andere - das war Ironie/Sarkasmus

Spezieller Hinweis, war nicht lustig.
 

duplo

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@Jörg:

Mal abgesehen davon, dass dein erster Satz einfach in meinen Augen inhaltlich völlig abwegig ist, spielt es doch keine Rolle, wer "man" ist. Wenn du damit anprangerst, dass viele Staaten/gesellschaften Begriffe wie Deregulierung, Freiheit oder Wettbewerb für umsetzenswert erachtet haben und entsprechend regiert wurden und gehandelt haben, bedeutet das doch im Umkehrschluß, dass du staatliche Regulierung, Unfreiheit und fehlenden Wettbewerb also Monopolisierung für den besseren Weg hältst. Und genau dieser Weg wurde ja im ehemaligen Ostblock eindrucksvoll beschritten.

Falsche Schlußfolgerung, da auch schon am Anfang falsche Deutung (zumindestens in meinen Augen und so wie ich Jörg verstanden habe.), aber vielleicht kommst du ja selbst drauf.
 
@Jörg:

Mal abgesehen davon, dass dein erster Satz einfach in meinen Augen inhaltlich völlig abwegig ist, spielt es doch keine Rolle, wer "man" ist. Wenn du damit anprangerst, dass viele Staaten/gesellschaften Begriffe wie Deregulierung, Freiheit oder Wettbewerb für umsetzenswert erachtet haben und entsprechend regiert wurden und gehandelt haben, bedeutet das doch im Umkehrschluß, dass du staatliche Regulierung, Unfreiheit und fehlenden Wettbewerb also Monopolisierung für den besseren Weg hältst. Und genau dieser Weg wurde ja im ehemaligen Ostblock eindrucksvoll beschritten.

Nur kurz, weil die Zeit drängt: Ich wollte erst meiner Antwort den Satz voranstellen, dass wie man beim lesen meines Textes auch hätte bemerken "Deregulierung, Wettbewerb und Freiheit" als Etiketten der Veränderungen benutzt worden sind, nicht daß ich beispielsweise Unfreiheit für erstrebenswert halte. Das habe ich gelassen, weil ich davon ausgegangen bin, dass ich das nicht erklären muss, weil es ja da steht. Es wäre nett von Dir, wenn Du das kommentierst, was da auch wirklich steht.
 

atreiju

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Nur kurz, weil die Zeit drängt: Ich wollte erst meiner Antwort den Satz voranstellen, dass wie man beim lesen meines Textes auch hätte bemerken "Deregulierung, Wettbewerb und Freiheit" als Etiketten der Veränderungen benutzt worden sind, nicht daß ich beispielsweise Unfreiheit für erstrebenswert halte. Das habe ich gelassen, weil ich davon ausgegangen bin, dass ich das nicht erklären muss, weil es ja da steht. Es wäre nett von Dir, wenn Du das kommentierst, was da auch wirklich steht.

Sorry, aber für mich steht da, dass durch Deregulierung, Wettbewerb und Freiheit Staaten zur Plünderung frei gegeben wurden.. Wenn das jetzt nur "Etiketten der Veränderungen" sein sollen, dann sollte man erstens fragen , was diese Veränderungen ausgelöst hat und welche Alternativen es dazu gegeben hätte und sollte diese benennen.

Ich frage daher konkret, wie hätten denn die europäischen Staaten auf die Veränderungen der globalisierten Welt aus deiner Sicht reagieren sollen, so dass sie keinen Vorwürfen ausgesetzt wären und das jetzige Szenario hätte verhindert werden können?
 

gary

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Ich glaube, gary meint damit, dass diese Banken alle mehr oder weniger stark in irland engagiert sind, die HRE alleine mit über 10 Mrd. €

Jo.
Wobei die Banken natürlich nur einen Teil neben Fonds, Versicherungen etc ausmachen.

CouchCoach schrieb:
Woher kam das Geld nochmal? Aus Spanien, Portugal, Irlan oder Griechenland oder hat Deutschland das alleine getragen?

Die verdienen ihr Geld global und verlieren ihr Geld global und vom europäischen Rettungsschirm, in den wiederum zwar zu einem großen Teil, aber nicht nur Deutschland einzahlt, profitieren sie jetzt natürlich auch.
 

atreiju

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Teammitglied
Die meinte ich mal nicht. Die sind sicher ein Thema für sich. Aber Herr Arsc ähh Ackermann weiß doch gar nicht wohin mit seinem breitem Grinsen derzeit.

Ich glaube, der gute Herr Ackermann hat von allen deutschen Banken die wenigsten Probleme in Irland, wie er auch schon die wenigsten Probleme während der Finanzkrise insgesamt hatte. Die Deutsche Bank hat insgesamt ca. 350 Mio. € in Irland investiert, nimmt man die verliehenen Kredite dazu kommt man auf ca. 800 Mio. €, das ist im vergleich zu einem Quartalsgewinn von 1,8 Mrd. e verschmerzbar. Man mag über den Menschen Ackermann denken, wie man will, als Banker und Vorstandsvorsitzender dürfte er in Europa weit an der Spitze stehen, was die Klasse betrifft.

Ich weiß, dass der gute Mann zu gerne als Feindbild (der CR7 der Banken) gesehen wird, ändert nichts daran, dass die fachlichen Angriffe zu 99% ins Leere gehen, weil der Mann einfach in seinem Job richtig gut ist, genau wie eben CR7 auf dem Fussballplatz auch.

Kleine Ergänzung:

Der Mann oder besser der Kopf des Investment-Banking Anshu Jain hat ein richtig gutes Näschen dafür, Trends zu erkennen und auf drohende Krisenszenarien zu reagieren. Die DB hat bereits Mitte 2007 begonnen ihre CDO's drastisch zu reduzieren und seit Mitte 2008 ihre Kredit- und sonstigen Engagements in Staaten wie Griechenland, Irland, Spanien und Portugal deutlich reduziert..wenn er also mit einem Grinsen durch die Welt läuft, dann einfach deswegen, weil er und seine Bank wiedre einmal klüger und schneller waren als andere.

Das macht ihn natürlich per se für manche unsympathisch.
 
Zuletzt bearbeitet:

Aimar

Frauensportbeauftragter
Ich glaube, der gute Herr Ackermann hat von allen deutschen Banken die wenigsten Probleme in Irland, wie er auch schon die wenigsten Probleme während der Finanzkrise insgesamt hatte. Die Deutsche Bank hat insgesamt ca. 350 Mio. € in Irland investiert, nimmt man die verliehenen Kredite dazu kommt man auf ca. 800 Mio. €, das ist im vergleich zu einem Quartalsgewinn von 1,8 Mrd. e verschmerzbar. Man mag über den Menschen Ackermann denken, wie man will, als Banker und Vorstandsvorsitzender dürfte er in Europa weit an der Spitze stehen, was die Klasse betrifft.

Ich weiß, dass der gute Mann zu gerne als Feindbild (der CR7 der Banken) gesehen wird, ändert nichts daran, dass die fahclichen Angriffe zu 99% ins Leere gehen, weil der Mann einfach in seinem Job richtig gut ist, genau wie eben CR7 auf dem Fussballplatz auch.

Ich meinte nicht das Risiko was die deutsche Bank in irland eingegangen ist. Woher kommt denn das Geld aus dem Rettungsschirm den irland jetzt in Anspruch nimmt? Kein Wunder das der Quartalsgewinn so hoch ist. Da ist das Risiko (welches eigentlich? Ist ja alles abgesichert. Die dumme EU greift ja ein,wenn es kritisch wird) in der tat zu verkraften.
 

atreiju

Bekanntes Mitglied
Teammitglied
@Aimar:

Sorry, aber auch hier liegst du leider im wesentlichen falsch. Wie finanziert sich (stark vereinfacht und gekürzt) der Rettungsschirm bzw. ein Staat, in erster Linie wird dieses Geld nicht von Privatbanken zur Verfügung gestellt, sondern von der europäischen Zentralbank bzw. über die Ausgabe von Staatsanleihen. Natürlich werden solche Staatsanleihen auch von Banken gekauft, in erster Linie aber eher von Versicherungskonzerenen, Fondsgesellschaften oder institutionellen Anlegern, die dort ihre Kundengelder anlegen. Zur Zeit übrigens zu einer äußert mickrigen Verzinsung. Die Zentralbank übrigens stellt seit der Bankenkrise dieses Kapital in erster Linie, nämlich zu über 60% durch ein Geldmengenwachstum zur Verfügung, das bedeutet, dieses Geld gab es vorher nicht. Die Staaten finanzieren dies durch Staatsgarantien, das heißt, nur wenn Irland oder griechenland später nicht zurückzahlen, sind die Staaten einschußpflichtig, ansonsten kostet sie das ganze wenig bis nichts. Denn diese Staatsgarantien erhöhen zumindest die fiktive Gesamtschuld eines Landes und können indirekt so zu einer Gesamtzinsverteuerung führen. Da die Zentralbank parallel durch die Steuerung des Euribor diesen Zinssatz extrem niedrig hält, ist das sowohl für die Staaten als auch für die EZB eine sehr günstige Refinanzierungsquelle...

Ich empfehle dir mal einen genauen Blick in die Bilanz und die aktuellen Quartalsberichte der Deutschen Bank, dann kannst du gut erkennen, dass die Bank aktuell weniger durch Staatsanleihen oder Darlehen an Staaten verdient, sondern 70-80% aus anderen Bereichen des Investmentbanking kommen. Im Gegenteil gerade die Erträge aus dem Kreditbereich sind wegen gestiegener Wertberichtigungen eher fallend.

Genauso wie die weitverbreitete Annahme falsch ist, dass Banken in Niedrigzinsphasen besonders gut an ihren Kunden verdienen und daraus besonders hohe Erträge erzielen, das Gegenteil ist der Fall, weil bei hohen Zinsen höhere Zinsmargen durchholbar sind als in Niedrigzinsphasen. Spannend ist auch, dass Verbraucherverbände etc. ja so gerne immer wieder empfehlen, dass Kunden doch ihre Gelder bei den Anbietern parken sollen, die aktuell die besten Tagesgeldzinsen anbieten. Dabei ist jeder, der aktuell mehr als 1% aufs Tagesgeld anbietet, höchst unseriös. Seriöse Banken legen nämlich die Gelder ihrer kunden fristenkongruent wieder an, um Risiken zu vermeiden, da der Interbankensatz für sofort fällige Gelder aber aktuell bei 1,02% liegt, arbeitet jede bank unseriös, die mehr anbietet und erzielt damit zwangsläufig Verluste. Um diese auszugleichen, muss die Bank also entweder Zusatzgeschäfte auf Provisionsbasis generieren oder aber das Geld eben nicht fristenkongruent anlegen oder aber verleihen, was erhebliche Risiken beinhaltet. Genau an dieser problematik, der fehlenden Fristenkongruenz in der Finanzierung, ist die HRE kaputt gegangen.
 

jokie

Bekanntes Mitglied
@Aimar:

Sorry, aber auch hier liegst du leider im wesentlichen falsch. Wie finanziert sich (stark vereinfacht und gekürzt) der Rettungsschirm bzw. ein Staat, in erster Linie wird dieses Geld nicht von Privatbanken zur Verfügung gestellt, sondern von der europäischen Zentralbank bzw. über die Ausgabe von Staatsanleihen. Natürlich werden solche Staatsanleihen auch von Banken gekauft, in erster Linie aber eher von Versicherungskonzerenen, Fondsgesellschaften oder institutionellen Anlegern, die dort ihre Kundengelder anlegen. Zur Zeit übrigens zu einer äußert mickrigen Verzinsung. Die Zentralbank übrigens stellt seit der Bankenkrise dieses Kapital in erster Linie, nämlich zu über 60% durch ein Geldmengenwachstum zur Verfügung, das bedeutet, dieses Geld gab es vorher nicht. Die Staaten finanzieren dies durch Staatsgarantien, das heißt, nur wenn Irland oder griechenland später nicht zurückzahlen, sind die Staaten einschußpflichtig, ansonsten kostet sie das ganze wenig bis nichts. Denn diese Staatsgarantien erhöhen zumindest die fiktive Gesamtschuld eines Landes und können indirekt so zu einer Gesamtzinsverteuerung führen. Da die Zentralbank parallel durch die Steuerung des Euribor diesen Zinssatz extrem niedrig hält, ist das sowohl für die Staaten als auch für die EZB eine sehr günstige Refinanzierungsquelle...

Ich empfehle dir mal einen genauen Blick in die Bilanz und die aktuellen Quartalsberichte der Deutschen Bank, dann kannst du gut erkennen, dass die Bank aktuell weniger durch Staatsanleihen oder Darlehen an Staaten verdient, sondern 70-80% aus anderen Bereichen des Investmentbanking kommen. Im Gegenteil gerade die Erträge aus dem Kreditbereich sind wegen gestiegener Wertberichtigungen eher fallend.

Genauso wie die weitverbreitete Annahme falsch ist, dass Banken in Niedrigzinsphasen besonders gut an ihren Kunden verdienen und daraus besonders hohe Erträge erzielen, das Gegenteil ist der Fall, weil bei hohen Zinsen höhere Zinsmargen durchholbar sind als in Niedrigzinsphasen. Spannend ist auch, dass Verbraucherverbände etc. ja so gerne immer wieder empfehlen, dass Kunden doch ihre Gelder bei den Anbietern parken sollen, die aktuell die besten Tagesgeldzinsen anbieten. Dabei ist jeder, der aktuell mehr als 1% aufs Tagesgeld anbietet, höchst unseriös. Seriöse Banken legen nämlich die Gelder ihrer kunden fristenkongruent wieder an, um Risiken zu vermeiden, da der Interbankensatz für sofort fällige Gelder aber aktuell bei 1,02% liegt, arbeitet jede bank unseriös, die mehr anbietet und erzielt damit zwangsläufig Verluste. Um diese auszugleichen, muss die Bank also entweder Zusatzgeschäfte auf Provisionsbasis generieren oder aber das Geld eben nicht fristenkongruent anlegen oder aber verleihen, was erhebliche Risiken beinhaltet. Genau an dieser problematik, der fehlenden Fristenkongruenz in der Finanzierung, ist die HRE kaputt gegangen.

Im großen und ganzen liegst Du richtig :hand:

Zwei Anmerkung zu den hervorgehobenen Aussagen:

1. Die Garantien kosten die Staaten nicht nur wenig bis nichts, sondern bringen Ihnen was, nämlich "Avalprovisonen" Ähnlich wie zum Bsp. die LBBW für Ihre Garantien in diesem Geschäftsjahr 350 Mio EUR an die Bürgschaftsgeber bezahlen muß.

2. Der Interbanksatz für Tagesgeld liegt derzeit aktuell und handelbar :zwinker3: bei 0,37% - 0,67% wobei nicht sicher ist ob die Geldseite "gut" ist. Die Einlagenfazilität der EZB liegt derzeit bei 0,25%, dh zu diesem Satz können Banke überschüssige Liquidität anlegen.
 

atreiju

Bekanntes Mitglied
Teammitglied
zu 2.) Das ist richtig, die meisten Tagesgelder werden aber zum Euribor für 3 Monate von den Banken angelegt und der liegt Stand heute bei 1,03%, entspricht dann auch oft dem internen Verrechnungszinssatz, der für die Marge zugrunde gelegt wird. Ist zumindest bei der Bank, bei der ich arbeite, so.
 

jokie

Bekanntes Mitglied
zu 2.) Das ist richtig, die meisten Tagesgelder werden aber zum Euribor für 3 Monate von den Banken angelegt und der liegt Stand heute bei 1,03%, entspricht dann auch oft dem internen Verrechnungszinssatz, der für die Marge zugrunde gelegt wird. Ist zumindest bei der Bank, bei der ich arbeite, so.

Ohne Korinthen kacken zu wollen: Euribor heißt European Interbank Offer Rate. Wenn Du es schafft auf eine Briefseite was zu geben wärst Du der erste dem das gelänge :zwinker3:

Das dieser Satz häufig zur Margenverrechnung verwendet wird stimmt allerdings.
 
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