Ich hab ne neue Lieblingspartei

Aimar

Frauensportbeauftragter
Hatte mich schon gewundert wann das mit Gysi wieder hochkommt. War ja erstaunlich lange ruhig um dieses Thema. Aber was so ein Erfolg bei einer Kommunalwahl in S-H alles bewirkt. :floet:
 

jokie

Bekanntes Mitglied
Netter Kommentar zu Gysis abwehrreflex gestern heute morgen in einem Münchner Lokalsender:

"Einfach mal weniger saufen".........
 

Cashadin

Moderator
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Gell, ich dachte auch das solche Gedächtnislücken nur durch übermäßigen Drogenkonsum auftreten können und nicht durch zu viel saufen....:tztz:

Imho geht es ja nichtmal um Gedächtnisslücken. Dass Gysi mit dem Staat zusammenarbeitete hat der ja selbst gesagt. Dass die ihn später als IM prüften (und für nicht gut/vertrauenswürdig/staatsfreundlich genug befanden) steht auch in den Akten und ist schon länger klar.

Letztlich ist das ganze wohl einfach eine extreme Grauzone. Gysi hat sich mit dem System arrangiert - ob es anders gegangen wäre, wo die Infos denn nun genau herkamen...man weiss es nicht.

Ja noch nichtmal ob denn die Infos verwerflich sind. Gysi soll also vor knapp 30 Jahren der Staatssicherheit - oder zumindest irgendwem - gesagt haben er habe Havemann geraten nichts im Westen zu veröffentlichen?

Ist das tatsächlich ursächlich für die Aufregung um die Sache?
 

jokie

Bekanntes Mitglied
Imho geht es ja nichtmal um Gedächtnisslücken. Dass Gysi mit dem Staat zusammenarbeitete hat der ja selbst gesagt. Dass die ihn später als IM prüften (und für nicht gut/vertrauenswürdig/staatsfreundlich genug befanden) steht auch in den Akten und ist schon länger klar.

Letztlich ist das ganze wohl einfach eine extreme Grauzone. Gysi hat sich mit dem System arrangiert - ob es anders gegangen wäre, wo die Infos denn nun genau herkamen...man weiss es nicht.

Ja noch nichtmal ob denn die Infos verwerflich sind. Gysi soll also vor knapp 30 Jahren der Staatssicherheit - oder zumindest irgendwem - gesagt haben er habe Havemann geraten nichts im Westen zu veröffentlichen?

Ist das tatsächlich ursächlich für die Aufregung um die Sache?


Oder so,,,,,,
 

Cashadin

Moderator
Teammitglied
Letztlich ist es halt die Frage inwieweit man die generelle Zusammenarbeit mit Staatsorganen in der DDR schon als verwerflich oder in Ordnung betrachtet.
 

Aimar

Frauensportbeauftragter
Letztlich ist es halt die Frage inwieweit man die generelle Zusammenarbeit mit Staatsorganen in der DDR schon als verwerflich oder in Ordnung betrachtet.

Aber irgendwie hat man den Eindruck das es gerade im Fall Gysi darum gar nicht geht. Es geht - mein Eindruck - einzig und alleine darum die politische Person Gysi zu schädigen.
 

jokie

Bekanntes Mitglied
Letztlich ist es halt die Frage inwieweit man die generelle Zusammenarbeit mit Staatsorganen in der DDR schon als verwerflich oder in Ordnung betrachtet.

Ich persönlich betrachte eine generelle Zusammenarbeit als nicht verwerflich, allerdings geht mM nach Gysis Tätigkeit weit über eine "generelle Zusammenarbeit" hinaus. Aber auch das kommt wohl auf den Standpunkt an:floet:
 
Letztlich ist es halt die Frage inwieweit man die generelle Zusammenarbeit mit Staatsorganen in der DDR schon als verwerflich oder in Ordnung betrachtet.

Letztlich ist es halt die Frage, inwieweit man ohne die generelle Zusammenarbeit mit Staatsorganen in der DDR überhaupt irgendwas gebacken bekommen wollte. Es sei denn, man reduziert Staatsorgane auf Staatssicherheit. So soll es wohl verstanden werden, war es aber nicht.
 
So ein Unsinn. Wenn man sich ein wenig mit der Linkspartei befaßt, dann muß man ihren politischen Ansichten nicht zustimmen oder sie gar lieben, um zu erkennen, daß sie solchen Aufarbeitung durchaus gestellt hat. Eine Schlachtung dagegen lehnt sie aus verständlichen Gründen ab. Es sei denn, man ist gar nicht an einer Aufarbeitung interessiert sondern an der Demontage eines äußerst unbequemen politischen Gegners. Dazu lassen sich solche nützlichen Büttel wie beispielsweise Herr Gauck, Frau Birthler oder früher die Berufsverfolgte Frau Wollenberger/Lengsfeld ganz hervorragend benutzen. Darunter im übrigen diejenigen, die die Stasiakten eines gewissen Herrn Kohl in der Partteispendenaffäre aus Personenschutzgründen unter Verschluß gehalten haben.

Im übrigen habe ich große Zweifel, daß es den anderen Parteien im Bundestages um eine Aufarbeitung der DDR oder gar der Stasi geht. Im Gegenteil: Es herrscht nach wie vor ein Klima, das eine ernsthafte Debatte über die DDR kaum möglich macht, weil Bereits VOR Beginn beinahe jeder Diskussion verurteilt und verteufelt wird und erwartet wird, daß dies Konsens ist. Im Gegensatz zu beispielsweise Rechtsradikalen oder gar Wirtschaftsvertretern besteht bei der Stasi seltsamerweise eine Art Kollektivschuld, die sich überhaupt nicht darum schert, was sich eine Person tatsächlich zu Schulden kommen lassen hat und was nicht. Da ist eine offene Debatte unmõglich.

Eine solche Debatte ist auch gar nicht gewollt. Insbesondere in einer Zeit, wo sich hinter dem Schönwetter- und Aufschwunggequatsche der Regierung ein gewaltiger sozialer Sprengstoff entwickelt, darf auf keinen Fall der Gedanke kommen, daß es vielleicht bei den Konzepten, die hinter der DDR standen, doch ein paar gab, die gar nicht so doof waren.

Und während die Linkspartei wegen angeblichem Verdacht der Verfassungsfeindlichkeit beobachtet wird, bekennen deutsche Minister von den Oberlehrern der freiheitlich-demokratischen Grundordnung, daß sie, wenn sie dies für richtig hielten, auf das Grundgesetz scheißen würden. Kein Verfassungsschutz kümmert sich darum, die Leute sind noch im Amt. Eine Reinigungskraft aus dem MfS dagegen ist als Reinigungskraft im õffentlichen Dienst selbstverständlich untragbar.

Es wurde das alte Zeug wieder hervorgekramt, das schon seit Jahren immer mal aufgeblasen wird.

Als das Thema Vergangenheit der PDS (bzw. deren Vorgängerpartei) großes politisches Thema war, kam von der PDS außer ein paar Lippenbekenntnisse nicht viel (und das auch nur aufgrund des öffentlichen Drucks). Keine Entschuldigungen, geschweige denn Reue.

Zu Gysi. Also wenn man den Medien glauben darf, ist die Aktenlage ganz schön belastend. Aber warten wir ab, was die nächsten Wochen ergeben.
 

Cashadin

Moderator
Teammitglied
Ich halte das ganze halt für sehr schwierig, insbesondere nachdem wohl ausser Frage steht dass Gysi Havemann wirklich geholfen hat - oder dies zumindest stets von dessen Seite aus so dargestellt wurde.

Wenn man dann zum Beispiel Sachen wie diese betrachtet:

Die erfolglose Klage richtete sich ferner gegen die Freigabe von Protokollen, ausweislich derer DDR-Staatschef Erich Honecker Gysi über dessen Vater ausrichten ließ, dieser solle im Rahmen der „juristisch konsequente[n] Verteidigung“ Havemanns als dessen Rechtsanwalt „ein Vertrauensverhältnis zu Havemann herzustellen mit dem Ziel, dass dieser seine Außenpropaganda einstellt“. Dem liegt ein Tonbandbericht in Ich-Form über ein Gespräch, das Gysi 1979 mit Havemann führte, bei. („Ich schlug ihm noch einmal vor, jegliche Veröffentlichungen im Westen zu unterlassen und sich allein auf die DDR zu beschränken.“) Die zunächst mit seiner anwaltlichen Schweigepflicht begründete Berufung zog Gysi später zurück.

Was ist dort passiert? Honecker hat also Gysis Vater gesagt er solle doch nochmal im Vertrauen mit Havemann reden dass dieser "seine Aussenpropaganda" einstellen soll (oder sehr warscheinlich dies weitergehende Konsequenzen hätte) und Gysi hat das getan. Und es anschliessend vorm ZK der SED ausgesagt.

Hat er da Havemann vor Schaden zu bewahren versucht? Hätte er davon keine Rückmeldung geben dürfen? Hätte er es Havemann nicht sagen dürfen dass dieser schlimmeren Ärger bekommt wenn er so weiter macht?

Das ganze ist zwielichtig hoch 3 - ich bin mir zu 100% sicher das Gysi genau wusste alles was er zum ZK oder irgendwelchen Staatsstellen sagt würde auch bei der Stasi landen und umgedreht - und Havemann wie auch andere Mandanten von Gysi haben tatsächlich Staatsrepressalien abbekommen. Aber es fällt mir schwer dort Gysi zu verdammen ohne damals in seiner Haut gesteckt zu haben.
 
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