DO4EVER schrieb:
Was im folgenen Video alles anhand von Wissenschaft und klarem Menschenverstand belegt wird, ist schon ziemlich beeindruckend - allerdings muss man sich für diese 90 Minuten konzentriertes Zuschauen die Zeit nehmen, evtl auf Raten gucken.
:
Eigentlich wird dort GAR NICHTS anhand von Wissenschaft belegt - Dort werden in bester Verschwörungstheoretischer Tradition frei erfundene Zahlen und Zusammenhänge so dargestellt, als seien sie wahr.
Dieser Film ist sogar nachgewiesenermassen derart absurd, dass andere Verschwörungstheoretiker meinten, Bush / das CIA / sonstjemand aus der Riege selbst stände selbst hinter diesem kleinen Filmchen - da es danach schreit, nach Strich und Faden zerlegt und widerlegt zu werden.
Aber die Dutzend Fehler in Michael Moores Werken änderten ja auch nichts daran, dass das von vielen leuten als "enthüllender Journalismus" bezeichnet wird.
Vgl. dazu :
Die Märchen der Verschwörungstheoretiker
Von Klemens Polatschek
http://www.faz.net/s/RubFC06D389EE7...F3A5A667ACD462FC2F~ATpl~Ecommon~Scontent.html
04. September 2006
Über fixe Ideen, die komplexe Ereignisse von einem einzigen Standpunkt aus vollständig erklären wollen, hat der halb vergessene Schriftsteller Carl Christian Bry 1924 in seinem Buch „Verkappte Religionen“ eigentlich schon alles gesagt. Beseitigt werden könnten sie allenfalls durch andere Religionen, meint er - „nie aber durch Logik“. Auch den Verschwörungstheorien rund um den 11. September ist mit Fakten kaum beizukommen.
Meinungsforscher befragten unlängst 1000 Amerikaner. Davon hielten es 36 Prozent für mindestens einigermaßen wahrscheinlich, daß Regierungsbehörden die Attentate aktiv oder durch Nichtstun förderten, um im Nahen Osten einen Krieg anzetteln zu können. Der Film „Loose Change“, von zwei 22 Jahre alten Amerikanern aus Fernsehschnipseln zusammengeklebt und erfolgreich im Internet plaziert, hat eine neue Welle dieser Verschwörungsdiskussion ausgelöst. (Siehe auch: Ein Internetfilm über 9/11 bricht alle Rekorde) Ganze Passagen darin sind reines Märchen. Die Autoren erfinden die Form des Einschlaglochs im Pentagon einfach neu, verwechseln mehr Flugzeugtypen als sie richtig zuordnen und begeben sich auf bizarre Recherchen über angeblich gefundene Turbinenteile, die dann naturgemäß ein Rätsel bleiben. Die Fehler des Films wurden sofort von anderen Verschwörungstheoretikern aufgedeckt, die nun wiederum vermuten, seine idiotische Machart sei ein Werk des Gegners (Regierung, CIA, Donald Rumsfeld), um die Kritiker der offiziellen Lesart zu diffamieren.
Endlose Untersuchungen
Natürlich gibt es ungeklärte Fragen. Viele Untersuchungskommissionen haben sich damit beschäftigt und sind noch nicht zu einem Ende gekommen. Die amerikanische Normenbehörde NIST (National Institute of Standards and Technology) gab in zwei Jahren 16 Millionen Dollar aus, um das Zusammenstürzen der Gebäude zu verstehen. Zweihundert Fachleute entwickelten Computermodelle, führten an die 1000 Interviews, sichteten Tausende von Videos und Fotos, analysierten Hunderte von Stahlteilen aus dem Schutt. Im vergangenen Herbst legten sie 10.000 Seiten Gutachten vor. Auch darin suchen Verschwörungstheoretiker nun nach dem, was vermeintlich vergessen oder unterdrückt wurde.
Was ist dran an den häufigsten Unterstellungen? Aussortieren kann man zunächst einmal den größten Blödsinn. Etwa, daß Raketen einschlugen und keine Flugzeuge. Oder daß die CIA (oder wer auch immer) anstelle des eigentlich harmlosen Usama Bin Ladin die Attentäter aufgehetzt hat. Der Absturz des Fluges 93 auf einen Acker in Pennsylvania ist durch den Kampf der Passagiere mit den Terroristen hinreichend zu erklären und durch Ohrenzeugen und Funkprotokolle bis zum grauenvollen Ende dokumentiert. Es ist schwer zu verstehen, warum Verschwörer es - gewissermaßen zusätzlich - mit einer Rakete abgeschossen haben sollen. Es ist auch keine Lüge oder Mutmaßung der Behörden, daß Flug 77 im Pentagon endete, sondern mit Augenzeugenberichten, Bildern und forensischen Hinweisen belegt.
Benzin - keine Bomben
Komplizierter ist die Frage nach den bauphysikalischen Eigenschaften des World Trade Center. Die Explosionen, die nach Ansicht der Verschwörungstheoretiker gleich beim Einschlag erfolgten, stammen offensichtlich von den Kerosinfluten, die die Fahrstuhlschächte hinunterrasten und beim richtigen Mischungsverhältnis mit Luft zündeten - nach Berichten von Augenzeugen selbst noch im vierten Kellergeschoß des Nordturms. Viele Augenzeugen dachten zwar sofort an eine Bombe. Aber genauso rochen sie das Benzin und konnten vor lauter Rauch die Zerstörungen kaum genau erkennen. Keine der verfügbaren Einzelbeobachtungen stellt das offizielle Gesamtbild in Frage. Die Türme waren Stahlskelettbauten.
Es ist richtig, daß ein Brand mit etwa 1000 Grad Celsius, wie er laut NIST-Simulation in den Stockwerken der Einschläge entstand, den Stahl nicht schmelzen kann. Stahl leitet Hitze gut ab und wird erst bei 1500 Grad flüssig. Aber die Simulation zeigt auch, wie viele Stützen der Kernkonstruktion die Flugzeuge zerschlagen oder beschädigt haben. Der Kern mit den Fahrstuhlschächten trug das gesamte Gewicht des Gebäudes. Der Einschlag zerstörte zudem die Brandisolierungen der Stahlträger und die Sprinkleranlagen. Sobald Stahl 700 Grad heiß wird, verliert er an Tragkraft; bei 1000 Grad ist er nur noch ein Zehntel so stark. Der Stahl im World Trade Center war auch nicht, wie manchmal behauptet wird, auf bessere Festigkeit zertifiziert. Die Stützen und Träger innen gaben mit der Zeit nach, das verzog das gesamte Stahlskelett.
Der Blick auf die Fotos genügt
Erste Abschätzungen von Bauingenieuren beschrieben den Einsturz bereits am Tag nach der Katastrophe weitgehend korrekt. Sobald der schwere Gebäudeteil oberhalb der Einschlagstelle ruckartig auch nur um die Höhe eines Stockwerks abgesackt war, gewann er so viel dynamische Wucht, daß selbst die maximalen Traglasten eines intakten Kerns um das Zehnfache überschritten wurden. Ein solches Todeszucken genügte, und die Baumassen stürzten fast ungebremst, in der Art einer Lawine sich und das ganze Gebäude zertrümmernd, mit neun Stockwerken pro Sekunde nach unten. So geschah es nach 56 Minuten beim Südturm, nach 102 Minuten beim Nordturm.
Die NIST-Analyse fand keine Hinweise auf Raketeneinschläge oder auf Sprengladungen. Es gibt auch keinerlei schlüssige Erklärung, wie die Sprengsätze in den Monaten vor der Attacke fachmännisch im Gebäude hätten plaziert werden können; man hätte dazu sogar die Stahlträger ansägen müssen. Die Energie, die durch den Einsturz freigesetzt wurde, entspricht etwa der einer Zehn-Tonnen-Bombe. Daß da nur kleinteiliger Schutt übrigblieb (kaum ein Teil war länger als 15 Meter), ist also kein Wunder. Die Verschwörungstheoretiker stört das aber. Sie gehen unbeirrt der Frage nach, wie der Beton der Stockwerksböden zu Staub zerbröseln konnte. Ein Blick auf die Fotos nach der Katastrophe genügt, um das zu erklären.
Auch die NIST-Experten haben bis heute nur vorläufige Hypothesen darüber, warum Stunden nach den beiden Türmen auch der benachbarte 47 Stockwerke hohe Komplex World Trade Center Nr. 7 einstürzte. Er brannte zwar heftig, und Trümmer hatten ihn getroffen, aber eben kein Flugzeug. Das Amt arbeitet an einer Ausschreibung für bessere Simulationsmodelle. Anfang 2007 soll ein erster Bericht herauskommen. Der plausibelste Hergang wird also auch hier irgendwann feststehen. Nur die Verschwörungstheorien werden nie enden. Das liegt in ihrem Wesen.
Na ja. Soll jeder das glauben, was er will. Unsere Gesellschaft bietet glücklicherweise genug Alternativen, so dass jeder fündig wird....