Principeazzuro schrieb:
@ baldrick letzteres wäre natürlich ein grund ^^
das recht des stärkeren lässt sich in einem funtionierenden sozialsystem schon nur teilweise eingrenzen
zwischenstaatlich ist die idee zwar fein, hat aber bisher nicht funktioniert
mangels willen einer weltgemeinschaft etwaige sanktionen auch durchzusetzen und zwar mit de obrigkeitlichen mitteln, nämlich gewalt, ist diese idee der übertragung eines gesellschaftsmodells auf zwischenstaatliche ebene nicht umsetzbar
Sehr gut. Bis hierher stimme ich Dir weitgehend zu. Das Problem ist vor allem, daß ein Gewaltmonopol der UN statuiert wird, dieses aber nicht durchgesetzt werden kann, da über die notwendigen militärischen Mittel allein die Mitgliedsstaaten verfügen.
Principeazzuro schrieb:
dieser nicht vorhandene repressionswille resultiert eben aus der scheinheileigen mentalität sowas zwar grundsätzlich gut zu finden, jedoch für alles und jeden ausnahmen zu fordern und zu blockieren, wenn man nur irgendwie nutzen daraus ziehen kann und der gleichgültigkeit, wenn man keinen nutzen ziehen kann
Durchaus ein treffende Problemanalyse.
zudem haben wir es nicht mit einer einheitlichen gesellschaft zu tun, deren zusammenleben auf den selben grundprinzipien beruht - nein wir haben es zwischenstaatlich mit einer fülle von verschiedenen ideologien zu tun, welche dieses angeblich so konsensfähige grundmodell des zwischenstaatlichen gesellschaftsmodells gar nicht so konsensfähig finden - dazu sind die mitglieder alles andere als konstant in ihren ansichten
die idee der un oder eines völkerbundes oder der festlegung des rechtes auf krieg ist immer von einem tragenden grundprinzip gestützt
Die Ideologien liegen hinsichtlich der Grundprinzipien gar nicht einmal so weit auseinander. Der weitaus größte Teil der Nationen der Welt hat sich auf die UN Charta verpflichtet und auch internationale Vereinbarungen bezüglich des Kriegsrechts (Haag bzw. Genf) akzeptiert. Demnach sollte auch im Völkerrecht der simple Grundsatz gelten pacta sunt servanda gelten, an Absprachen muß man sich halten.
eine (die eigene) ideologie zur einzig wahren zu erklären und anderen ideologien damit ihr existenzrecht zu nehmen
das kann bei den unterschiedlichen ideologischen hintergründen und den unterschiedlichen wirtschaftlichen verhältnissen in anbetracht des faktoren mensch einfach nicht funktionieren
es besteht meiner meinung nach nunmal keine übertragbarkeit von gesellschaftsmodellen auf zwischenstaatliche beziehungen
Um eine Gleichschaltung der Ideologien geht es ja auch gar nicht. In diesem Sinn ist "das" Völkerrecht grundsätzlich abstrakt. In der derzeitigen Form gibt es im wesentlichen nur ein paar abstrakt-generelle Rechtsätze, die eingehalten werden sollten. Die Einhaltung soll gerade nicht in die Beliebigkeit des einzelnen gestellt werden. Das ist ein wesentliches rechtsstaatliches Prinzip. Deswegen ist es um so trauriger, daß es gerade von Staaten gebrochen wird, die dieses sich gerade auf die Fahne schreiben. Dabei gibt es für mich keine Differenzierung national/international. Deswegen auch mein Beispiel vom Großen auf das Kleine zu schließen. Warum soll ich national Verbrechen gegen einzelne für Unrecht erklären, wenn ich sie im Großen aus reinen Nützlichkeitserwägungen toleriere.
wenn im wege der globalisierung mal ein gewisse "gleichschaltung" der lebensverhältnisse und des geistigen hintergrundes der menschen erreicht ist mag das anders werden (der nationalstaatsgedanke muss dazu ebenfalls völlig zurückgedrängt werden) - derzeit ist es ein aufoktruieren einer ideologie
Sehe ich entschieden anders. Nationalstaaten sind für mich prinzipiell nichts anderes als große Individuen. Und so wie ich die Andersartigkeit meines Nachbarn toleriere, geht um nichts anderes als um die Toleranz der andersartigkeit anderer Länder. Ein simples Prinzip des "tust du mir nichts, tue ich dir auch nichts." Deswegen ist auch das Selbstverteidigungsrecht der Völker nichts anderes als ein überdimensionierter Notwehrgedanke.
das recht im krieg ist, soweit man sich denn verpflichtet hat ein anderes, wenn auch nicht minder sensibles thema - hier hatte ich weiter oben bereits geschrieben, dass eine veruteilung dann in betrach kommt, wenn die usa sich tatsächlich zur unterlassung vertraglich verpflichtet haben - dabei hab ich möglicherweise sogar noch falsch gelegen, da es sich hier nicht um eine zwischenstaatliche auseinandersetzung handelt - spielt keine rolle ist trotzdem für mich nicht nachvollziehbar warum man sowas macht
Auch für das Recht im Krieg gilt für mich zunächst einmal sehr simple Grundsätze. "Was ich nicht will, was man mir tu', das füg' ich auch keinem andern zu." Das ist platt gesagt, das was man in den verschiedenen Konventionen findet (oder nicht ganz so platt der kategorische Imperativ). Soweit wie man seine eigene Zivilbevölkerung vor zu großem Leid weitgehend schützen will, so weit sollte man das auch in einem legitimen Kriegsfall versuchen einzuhalten. Und auch da besteht eine gewisse Wechselseitigkeit. So gerate ich in Erklärungsnöte, wenn ich etwa anderen die Waffen verbiete, die ich selber für rechtmäßig erachte. Das geht allein gut, solange ich der Stärkere bin.
hoffe ich hab dir näher bringen können, warum ich vieles scheinheilig finde
scheinheilig ist es amerika dafür zu kritisieren, das es meint seine meinung sei die einzig richtige, wo doch die meinung des kritikers die einzig richtige ist
ob etwas verwerflich ist oder nicht hängt eben vom standpunkt des betrachters ab und nicht von irgendwelchen verträgen, die man am besten nie kündigen können soll
Sagen wir so, ich verstehe Deinen Standpunkt besser, teile ihn aber nicht. Daß sich jeder im Recht fühlt, ist natürlich im naturbedingt. Deswegen versuche ich auch, jeden an seinen eigenen Prinzipien zu messen. Und diese drücken sich durchaus in eingegangenen Verträgen aus, die eine Willensäußerung darstellen. Und die Einhaltung darf eben nicht reinen Nützlichkeitserwägungen unterliegen, sondern müssen bindend sein. Das ist eine gewisse Form der Prinzipentreue. Oben habe ich ja bereits gesagt, daß ich deiner Problemanalyse durchaus zustimme. Doch die Globalisierung der Kriege im frühen 20. Jahrhunderts hat durchaus gezeigt, daß die Notwendigkeit besteht, zu versuchen verbindliche Regelungen zu finden. Die se waren natürlich inhaltlich und organisatorisch noch unterentwickelt und alles andere als perfekt. Allerdings ist es für mich enttäuschend, wenn gerade der Vorreiter dieser Prinzipen, sich diesen entzieht und auf in einen blanken Selbstnutz zurückfällt. Auch in Anbetracht der unsäglichen terroristischen Angriffen hätte ich mir etwas mehr Rationalität in den Entscheidungen gewünscht.