Amerika sucht den Superstar?
Mir geht dieser Vorwahlkampf-Zirkus auf den Geist. Kaum einer kennt vermutlich drei Monate vor der Wahl die Kandidaten des eigenen Wahlkreises zur Bundestagswahl. Bei den US-Wahlen jedoch, die wohl gemerkt erst im November (in 10 Monaten!) stattfinden, werden wir schon seit Monaten damit beglückt.
Nach der Vor(!)wahl in Iowa, die extrem wichtig für die Kandidaten war, ist jetzt die Vor(!)wahl in New Hampshire extrem wichtig, so wie vermutlich alle anderen Vorwahlen sonst auch. Jeder Firlefanz wird zum "Event" hochstilisiert, wo hinterher die Kaffeesatzleser ganze Berge von Kaffee verbrauchen.
Daß Kandidat A in einem der vielen TV-Duelle - einem extrem wichtigen, selbstverständlich - eine bessere Figur als Kandidat B machte, weil dieser ein wenig defensiv wirkte, ist schon einen längeren Beitrag in den Hauptnachrichten wert. Genau wie richtungsweisende Reden vor johlenden Plakathaltern. Mit bahnbrechenden Aussagen, wie "I am convinced that I will be your president [frenetisches Johlen]". Beeindruckend. Und wieder schlägt die Stunde der Kaffeesatzleser, die mit ernsten Gesichtern aus New York, Washington oder was-weiß-ich-woher in die Kamera gucken, die tiefen philosophischen Sätze der Inszenierungen analysieren, feststellen, daß der Kandidat A das Schlagwort X häufiger gebraucht hat als beim letzten Mal oder als der Kandidat B und daraus wiederum alle möglichen Trende ableiten.
Kein Kabarettist könnte sich das besser ausdenken. Selbst Loriots herrlich inhaltsfreie Karikatur einer Bundestagsrede ist nur ein blasser Schatten.